1 ...6 7 8 10 11 12 ...16 »Du tust gar nichts , solange du mit meiner Freundin zusammen bist und sie betrügst. Lass mich vorbei, Sylvian.«
»Das hat nichts mit Harper zu tun –«
»Hast du sie nicht gehört?«, fragt Zayn von hinten. Seine Tonlage ist im Vergleich zu der von Reece immer eine Spur weniger freundlich. »Geh zur Seite und fick deine Verlobte. Niemand will einen Betrüger wie dich hier haben.«
Sylvians Augen fixieren Crescent mit unverhohlener Abscheu. »Einen ›Betrüger‹ wie mich?«
Zayn hebt locker die Schultern. »Keine Zeit für Grundsatzdiskussionen, oder willst du, dass Mable sich erkältet?«
»Bitte.« Sylvian wendet sich wieder an mich, die Stimme gebrochen, die Miene voller Schatten. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass es nicht noch schlimmer werden kann. Vergiss nicht, was du über uns weißt. Alles davon ist wahr, und es ist noch so viel schlimmer, als du denkst …«
»Jeeze«, unterbricht Zayn ihn abfällig, umfasst meinen Oberarm und manövriert mich an Sylvian vorbei. »Zieh weniger Koks, Silvano.« Wir übertreten die Türschwelle, aber ich blicke mich verunsichert zu Sylvian um.
In seinen Augen steht blanker Hass, und ich weiß nicht, ob er wirklich Zayn gilt – oder mir.
Zayn
D ie anderen sehen in dir eine Trophäe. Ich sehe nur dein kleines, verdorbenes Herz. Niemand versteht, warum du dich von mir lecken lässt, obwohl gerade noch Jaxon in dir war. Niemand außer mir.
Du willst uns.
Uns alle.
Aber leider kannst du nicht jeden von uns bekommen, traurig, nicht wahr? Es scheint, als würde dieses Semester ein viel größerer Schmerz auf dich zukommen. Du musst dich entscheiden. Und, Baby, das wird verdammt noch mal nicht leicht.
Drei
Mable
Z ayn lässt mich los, sobald wir in der Eingangshalle stehen. Jaxon wartet an der Treppe auf mich.
»Hier lang, Prinzessin.« Er geht vor, ich folge und Zayn bleibt dicht an meinen Fersen.
»Das Haus ist leer. Alle waren mit uns auf der Party«, murmelt Zayn von hinten. »Wenn wir nicht solche kaltblütigen Wichser wären, würden wir uns vielleicht fragen, ob irgendjemand gestorben ist, aber wir sind leider kaltblütige Wichser.«
»Es ist nicht ganz so schlimm«, sagt Jaxon süffisant, als wir im ersten Stock ankommen. »Die meisten sind aus der Villa entkommen, bevor sie ganz zusammengeklappt ist. Das FBI wird sie befragen, bevor sie sie gehen lassen. Aber ich bin nicht umsonst Jaxon Tyrell. Es ist schwierig, wahre Freunde unter diesen verwöhnten Idioten zu finden, die nur in Kingston studieren, damit sie von Mommy und Daddy Zugriff auf ihren Treuhandfonds erhalten. Hier lang.« Jaxon führt uns in die entgegengesetzte Richtung von Sylvians Zimmer und öffnet große Flügeltüren.
Dahinter kommt ein riesiges Schlafzimmer zum Vorschein. Es ist spiegelverkehrt zu Sylvians angeordnet. Ein königliches, gewaltiges Himmelbett steht rechts. Mehrere altmodische Kommoden und Schränke links. Ein Schreibtisch, der bis auf den letzten Kugelschreiber aufgeräumt ist, und unzählig viele Bücher. Riesige, verstrebte, bodentiefe Fenster reichen auf einen Balkon hinaus. Jaxon tritt davor und zieht die schweren, roten Vorhänge zu.
Ein royaler Teppich auf dem Boden, Stuck unter der Decke und vergoldete Lampen zwischen Landschaftsbildern und Portraits lassen die Einrichtung wie das Schlafzimmer eines Königs wirken.
»Romeo wird aus deinem Zimmer Kleidung für dich holen«, erklärt Jaxon und öffnet mir die Tür zum Bad. Es ist um einiges größer als das von Sylvian und bietet neben einer luxuriösen Dusche eine Wanne, die mitten im Raum steht. Er dreht den Hahn auf, legt mir ein Handtuch auf den Waschtisch und dimmt das Licht. »Brauchst du noch etwas?«
»Nein, danke«, wispere ich.
»Lass sie allein, Crescent«, ordnet Jaxon an, als er hinausgeht.
Widerwillig wendet Zayn sich ab.
»Warte«, sage ich.
Er dreht sich wieder zu mir. In seinem Blick tanzt die Gier, und seine Erscheinung ist so ganz anders als das, was Reece mir an dieser Stelle von sich zeigen würde.
»Bist du Zayn?«, frage ich ihn geradeheraus und versuche jede einzelne Regung in seinem Gesicht richtig zu deuten.
Verblüffung wandert darüber und er grinst plötzlich. »Wie bitte?«
»Zayn. Du bist Zayn und dein Bruder ist Reece.«
Jaxon befindet sich in seinem Schlafzimmer. Vermutlich verfolgt er unser Gespräch genau mit.
»Was meinst du mit …«, fragt Zayn und strafft die Schultern, »meinem ›Bruder‹?«
»Ihr seid Zwillinge«, hauche ich.
Zayn lacht und in diesem Moment fällt meine Theorie wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Er lacht, wie Reece immer lacht. Er strahlt, wie Reece immer strahlt. »Mable …«, sagt er sanft und kommt auf mich zu. So, wie Reece immer auf mich zukommt. So, wie er mich immer ansieht. Zuvorkommend, liebevoll. »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«, fragt er besorgt und streckt eine Hand nach mir aus, doch ich weiche zurück.
»Als wir im Wasser auf das Boot zugeschwommen sind, waren zwei von euch da! Ich weiß es ganz sicher!«
»Zwei von … uns?« Reece blickt mich noch besorgter an, die Hand weiterhin nach mir ausgestreckt. »Wie kommst du denn darauf?«
»Wer sollte Zayn sonst sein? Es gibt einen fünften King! Und er ist nie zu sehen! Fünf Damen, fünf Bauern, alle wissen, dass es dazu auch fünf Könige gibt, die das Spiel spielen! Einer von euch muss ein Zwilling sein! Und du bist manchmal so ganz anders als Reece. Du bist Zayn.«
»Es tut mir leid«, sagt Reece sanft, und nichts an ihm wirkt anders, als es sonst ist, »aber diese Theorie ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Warum nimmst du nicht erst mal ein Bad und wir sprechen danach weiter?«
Entweder er imitiert seinen Bruder perfekt oder ich bin einfach dumm. Vermutlich trifft Letzteres zu, denn ich habe ja nicht einmal mitbekommen, dass mich die Kings letztes Semester verarscht haben.
Ich bekomme es jetzt nicht mit.
»Gute Idee«, murmle ich und warte, bis er das Badezimmer verlassen hat. Meine Gedanken kreisen eine ganze Weile um Reece und Zayn und darum, ob ich zu blöd bin, ihre Masche zu durchschauen, oder ob sie einfach zu perfekt ist, um dahinterzukommen. Wenn Reece Crescent eigentlich einen Zwilling hat … bedeutet das, dass beide studieren? Dass beide zu Vorlesungen gehen? Nein, oder? Denn dann wüsste jeder, wer Zayn ist. Sie müssen – wenn meine Theorie stimmt – so tun, als wären sie ein und dieselbe Person, damit es funktioniert.
Ich grüble vor mich hin, während das Wasser meine kalten, steifen Glieder langsam erwärmt. Müdigkeit überkommt mich und ich schließe die Augen. Sofort sehe ich die Wasservilla vor mir, die in sich zusammenbricht. Ich falle, aber Hände retten mich, mein Puls beschleunigt und doch bin ich in Sicherheit.
Aber dann sehe ich Rachel.
Ihr böses Lachen, als sie meinen Mund aufhält. Festhält. Auf mir hockt. Während ein fremder Schwanz in mich geschoben wird … Panik verdichtet sich in mir zu einem Anfall. Einer körperlichen Reaktion, die ich ewig schon nicht mehr hatte, und ich springe schreiend aus der Wanne.
Plötzlich ist das Grauen überall. Rachel, ihre Hände, die Männer, auf mir, in mir, mein Körper, der unter ihnen zerquetscht wird …
Die Tür knallt auf.
»Belle!« Jaxon umfasst meine Schultern, redet auf mich ein, schiebt mir schließlich ein Handtuch vors Gesicht. Ich kann schwerer atmen, aber der Schwindel vergeht und langsam werde ich wieder klar. »Was war das?«, fragt Jaxon.
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