Burkhart Franck
Diese Briefe hat mein Vater Willi Franck, Pinneberg – gefallen 28.8.1914 (SMS „ARIADNE“) – an seine Eltern geschrieben. Die Großeltern Franck schenkten sie später meiner Mutter, Ottilie Franck. Es existieren Fotos aus der Zeit in Ostasien (Album).
Meine Mutter hielt dieses Heft, von meinem Vater sorglich gebunden, sehr in Ehren.
Im Frühjahr 1945 – meine Schwester Marianne W. Franck war aus dem Osten geflohen und lebte in der Zeit in Dithmarschen – schickte Mutter dies Büchlein zu ihr, um ihr eine Freude zu bereiten. Es erreichte sie nicht – die Kriegswirren hatten es verschluckt.
Im Herbst geschah das Wunder – das Büchlein war wieder da. Es wurde in Itzehoe von einem Berliner Feuerwehrmann gefunden und abgeliefert!
Schreiben Otto Kählers zum Wiederauffinden der Briefe
Er lieferte es bei einem Oberst ab, der es meinem Onkel Otto Kähler gab. Otto Kähler – Rechtsanwalt – war der Schwager meines Vaters.
Das ist die Geschichte dieses Büchleins.
Brigitte Claussen geb. Franck
Pinneberg den 16.05.1985
Lebensstationen des Willi Franck
Georg Wilhelm (Willi) Franck – Lebensstationen
1877 – Geburt in Köln als Sohn des Hauptmanns a. D. Franz
Georg Wilhelm Franck und seiner Frau Anna geb. Wieck
1894 – Kadetteneintrittsprüfung in der Marine-Akademie Kiel
1895 – Dienstantritt, infanteristische Ausbildung an der
Marineschule Kiel
Ausbildung auf Kadettenschulschiff „STOSCH“,
Mittelmeerreise
Patent als Seekadett
1896 – Ausbildung auf Kadettenschulschiff „GNEISENAU“
1897 – Ausbildung auf Torpedoschulschiff „BLÜCHER“
Zugführerkurs auf Artillerieschulschiff „MARS“
1898 – Offizierausbildung an der Marineschule Kiel
Rekrutenausbilder beim II. Seebataillon Wilhelmshaven
2. Torpedooffizier auf dem Panzerschiff „WÖRTH“
Beförderung zum Leutnant z. S.
1899 – Kommandierung zur II. Torpedoabteilung
Einsatz auf D 2 und D 6, Probefahrten mit S.90
1900 – Bordkommando auf S.92
Transportleitung auf D. „HALLE“ in Ostasien
Bordkommando auf Gr. Kreuzer „HANSA“ in Ostasien
und Australien
Beförderung zum Oberleutnant z. S.
1901 – Bordkommando auf Kl. Kreuzer „AMAZONE“
1903 – Artillerieoffizier auf Kl. Kreuzer „FRAUENLOB“
1903 – Bordkommando auf Küstenpanzerschiff „FRITHJOF“
1906 – Patent zum Kapitänleutnant
1906 – I. Offizier auf Kanonenboot „TIGER“,
Einsatz in Ostasien
1909 – Landkommando in Wilhelmshaven,
Vermählung mit Ottilie Jessen
1913 – Navigationsoffizier auf Linienschiff „HELGOLAND“
Beförderung zum Korvettenkapitän
1914 – Verabschiedung und Stellung zur Disposition
August 1914 – Reaktivierung als I. Offizier auf dem Kleinen Kreuzer
„ARIADNE“ – gefallen im Seegefecht vor Helgoland
Direction des Bildungswesens der Marine
N° 393 I
Kiel, den 11ten März 1895
An
den Königlichen Hauptmann d. u. Aichungs-Inspektor
Herrn Franck
Hochwohlgeboren
Köln
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Die Einberufung der Kadetten-Aspiranten ist zum 2ten April d. Jrs. befohlen worden. Euer Hochwohlgeboren werden deshalb ersucht, Ihren Sohn anzuweisen, sich an diesem Tage, morgens 9 Uhr im Gebäude der Marine-Akademie einzufinden.
Die Zeit bis zur Einstellung als Kadett wird für diejenigen, welche die Prüfung zu machen haben, voraussichtlich 4 Tage betragen. Während derselben kann ein Theil der Aspiranten im Akademie-Gebäude Wohnung und Verpflegung vom 1ten nachmittags ab erhalten, während den Uebrigen die Wahl ihrer Unterkunft freigestellt ist. Diejenigen Angehörigen von Aspiranten, welche deren Einquartierung im Akademie-Gebäude wünschen, werden ersucht, dies umgehend mitzutheilen, da des beschränkten Raumes wegen nur die zuerst eingehenden Anmeldungen berücksichtigt werden können. Die Kosten für Wohnung und Verpflegung betragen für den Tag ca. 2,00 M. Alle näheren Anweisungen erhält der Aspirant nachdem er sich hier gemeldet hat.
Über die Beschaffung der ersten Ausrüstung erhalten Euer Hochwohlgeboren anbei von der Kadetten-Bekleidungskom-mission eine Abschrift.
v. Reiche (Unterschrift)
Konter-Admiral und Direktor des Bildungswesens der Marine
Willi (links) und sein Bruder Kurt Franck als Seekadetten 1895
Kiel, den 5. April 1895
N.B. Examen war am 2., 3. und 4. April ( Die Kadetten-Eintritts-Prüfung erfolgte in den Fächern Mathematik, Physik, Englisch, Französisch und Zeichnen. WF bestand mit „hinreichend“ .)
Liebe Mama!
Das Examen habe ich jetzt glücklich hinter mir, und nun kommt die Ausbildung, und zwar zunächst die körperliche. Gestern abend erfuhren wir schon das Resultat der Prüfung, als ich um ¼ 11 abends von einer Gesellschaft bei Tante Wanda zurückkam. Fuchs ist also nicht angenommen, übrigens auch Wendt nicht, letzteres wird Papa wohl interessieren; sieben sind im ganzen noch nach der Prüfung abgewiesen. Heute fing also unser Dienst an, Unteroffiziere vom Seebataillon bilden uns aus bis wir an Bord kommen, ich bin auf „STOSCH“ kommandiert, bin der zweit-, bzw. der drittlängste unter den Kadetten und habe die Offiziere Schuckmann (Kommandant) ( Kapitän z. S. Hugo v. Schuckmann (1848-1931) )und Lieutenant von Reuter ( Leutnant v. Reuter war der für die Ausbildung an Bord verantwortliche „Kadettenoffizier“ ) als unmittelbare Vorgesetzte. Unser heutiger Dienst bestand aus Marschierübungen, Marschübungen und Instruktionen (über unsere Vorgesetzten). Heute Nachmittag war hier große Anmesserei von Anzügen, Uniformen usw. Bartling ( Bartling: Uniformschneider in Kiel. ) meinte, er könne meinen Anzug, wenn er gebraucht sei, nicht zurücknehmen. Es ist allerdings noch nicht völlig bestimmt, ob mein Anzug vollständig unvorschriftsmäßig ist doch ist es sehr wahrscheinlich.
Die Post geht jetzt. Darum adieu, ich bin auch müde, nächstens mehr.
Viele Grüße an alle zu Haus Dein Willi
Kadett an Land
Zeichnung von C.M.Allers – aus „Unsere Marine“ ca. 1890
SMS „STOSCH“ war eine dreimastige, als Vollschiff getakelte und mit zusätzlichem Dampfantrieb ausgestattete Gedeckte Korvette der BISMARCK-Klasse der deutschen Kaiserlichen Marine.
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