Barbara E. Euler - Der Krieg

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Mittelalter. Als ein glamouröser Strippenzieher ihr Land in einen sinnlosen Religionskrieg treibt, stellt sich für Militärchirurg Cornelis und seine Freunde die Frage: Mitmachen oder aufstehen? In einer Zeit, in der sich des Weihrauchs Wohlgeruch mit dem Qualm der Scheiterhaufen mischt, ringen sie mit der Erkenntnis, dass es auf die Frage nach Gut und Böse keine einfachen Antworten mehr gibt.

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Barbara E. Euler

Der Krieg

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Inhaltsverzeichnis Titel Barbara E Euler Der Krieg Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Barbara E. Euler Der Krieg Dieses ebook wurde erstellt bei

Der Krieg Der Krieg For Wolf, always

ERSTES BUCH Barbara E. Euler Der Krieg Dieses ebook wurde erstellt bei

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

ZWEITES BUCH

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreiunddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Fünfunddreißigstes Kapitel

Sechsunddreißigstes Kapitel

Siebenunddreißigstes Kapitel

Achtunddreißigstes Kapitel

Neununddreißigstes Kapitel

Vierzigstes Kapitel

Epilog

Impressum neobooks

Der Krieg

For Wolf, always

Erstes Kapitel

Er erreichte die Kathedrale, als die ersten schweren Tropfen fielen. Wie in Trance drückte er das hohe Portal auf, taumelte über den marmorbelegten Mittelgang und sank auf eine durch langen Gebrauch blank gewetzte eichene Chorbank, während draußen grüngraue Wolken wuchtige Wasserströme entließen.

Das himmelhohe Dämmerdunkel der Klosterkirche umfing Gabriel und barg ihn sanft. Er schloss die Augen und überließ sich den Liebkosungen der silbrigen Orgelklänge, die von ferne an sein Ohr drangen. So würde es sein… vielleicht… vielleicht…

Als ein Schatten auf ihn fiel, erwachte er. Ein Priester stand vor ihm. Gabriel sah ihn an. „Ich sterbe, Vater“, sagte er leise und ohne Bedauern. Die Schlacht war siegreich gewesen und seine Königin hatte ihn in Ehren entlassen. Er hatte einen guten Anteil am Töten und Verwunden gehabt und nun war er selbst an der Reihe. Es würde nicht mehr lange dauern – ein paar Stunden, ein paar Tage. Wenn nur der Schmerz ein wenig nachließe.

Wenn nur der Schmerz ein wenig nachließe.

Erschrocken beugte der Priester sich zu ihm herab und wollte ihm aufhelfen. Gabriel schüttelte sanft den Kopf. Berührt oder gar bewegt zu werden, bereitete ihm mehr Schmerzen, als er noch ertragen konnte.

Aber da war noch etwas, das er sagen musste. Gabriel schloss die Augen. Von Stunde zu Stunde wurde es schwerer, klar zu denken. In seinem Kopf stürzte alles durcheinander, wahllos, haltlos. Es wäre leichter, jetzt zu gehen. Aber er durfte nicht.

Schließlich befreite ein gnädiger Engel ihn von dem verworrenen Geflecht seiner Gedanken und legte mit zarten Händen den reinen Kern dessen bloß, was von ihm geblieben war, das, weshalb er es bis hierher geschafft hatte trotz allem. Ja, das war es. Gabriel richtete seinen Blick auf den Priester und sagte: „Holt Schwester Agnes.“

Die Verrückte.

Der Priester zuckte zusammen. Keine der Schwestern durfte das nahe gelegene Kloster je verlassen außer der Schwester Oberin, und die Verrückte schon gar nicht. Agnes. Schwester Agnes. Jede andere wäre längst dem Scheiterhaufen zum Opfer gefallen, doch über diese hier hatte die Obrigkeit ihre schützende Hand gehalten, Gott weiß, warum. Und jetzt wollte dieser wappengeschmückte Kämpfer, dass sie herauskäme. „Nein“, sagte der Priester rundweg und wandte sich zum Gehen. Er würde später nach ihm sehen. Vielleicht wäre er dann schon... Und kein Wort von Agnes. Zu niemandem.

„Das ist ein Befehl“, sagte der Ritter unerwartet scharf. Der Priester fuhr herum und sah in das fahle Gesicht des Verwundeten. „Oder… der letzte Wunsch… eines Sterbenden“, ergänzte dieser matt, aber lakonisch. Sucht es Euch aus, hätte er hinzugefügt, wenn er noch die Kraft dazu gehabt hätte, doch der Priester verstand ihn auch so.

Klopfenden Herzens warf der Priester seinen Mantel über und durchschritt den prasselnden Wolkenbruch, um zum Kloster hinüberzugehen. Schwester Oberin ließ ihn ein. Er schluckte und versuchte, die Worte „Bringt Schwester Agnes zu mir“ hervorzubringen, doch da hörte er sie schon schreien. „Schwester Agnes“, sagte Schwester Oberin entschuldigend. „Bringt sie zu mir“, würgte der Priester hervor. „Das ist unmöglich, Hochwürden“, wollte Schwester Oberin wahrheitsgemäß und mit der gebotenen Höflichkeit antworten, doch das war nicht nötig, denn da kam sie schon, kreischend und um sich schlagend und die zwei kräftigen Schwestern, die sie an den Armen halten wollten, entschlossen abschüttelnd. Jetzt stand sie vor ihm, wilden Blickes, außer Atem, stumm und zum Gehen bereit, als sei dies das Selbstverständlichste auf der Welt. „Wir sind gleich zurück“, keuchte der Priester, packte Agnes bei der Schulter und eilte mit ihr hinaus und war schon von den dunklen Regenmassen verschluckt, ehe Schwester Oberin ihre Stimme wiedergefunden hatte.

Sie war da. Mühsam richtete Gabriel seinen Blick auf die Frau. Sie war da. Jetzt würde alles viel leichter werden und viel schwerer. Gerne hätte er seine Tränen niedergekämpft, doch er musste sich auf andere Dinge konzentrieren. Im tropfnassen Habit stand sie vor ihm. „Habt… keine…“, er atmete hastig. „Ich habe keine Angst, Herr“, versicherte ihn das Mädchen. Entschieden löste es sich aus dem Griff des neben ihm stehenden atemlosen Priesters. „Bitte lasst uns alleine, Hochwürden“, sagte es bescheiden, aber fest. „Ich komme dann zu Euch… in die Sakristei…“. Da war etwas in ihrer beider Blicke, das Gabriel irritierte, aber er wusste, dass er keine Zeit mehr haben würde, es zu ergründen. Der Priester nickte und zog sich zurück.

„Guten Tag… Goedele“, flüsterte Gabriel (sprich: chúddele) . Wehrlos brach da die Frau in die Knie, ohne ihren Blick von dem Mann zu lösen. Goedele. Keiner hatte sie so genannt, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Auf einmal begriff sie. Das war er. Er, nach dem sie sich verzehrt hatte, er, nach dem sie gefragt und geschrien hatte, solange sie zurückdenken konnte. Ihr Bruder. Sie hatte wirklich einen Bruder. Alle hatten sie gelogen. Es war alles wahr, alles, was sie gedacht und gefühlt hatte.

Plötzlich war auch sein Name wieder da.

„Lelle“, hauchte sie.

Gabriel nickte. „Oh, du mein Gott…“, wisperte Agnes und berührte den Mann an der Wange, sehr sachte nur. Zum Kloster gehörte ein Hospital und sie hatte genug Elende gepflegt, um zu wissen, dass sie einen Sterbenden vor sich hatte, der Qualen litt. Lelle. Mein Gott, Lelle… „Ich hole Hilfe“, stammelte sie. Gabriel schüttelte den Kopf. Jetzt musste er es sagen. „Wir sind Zwillinge, Goedele“, flüsterte er. Agnes erstarrte und schlug die Hände vor den Mund.

Zwillinge waren Teufelszeug, von Müttern geboren, die es mit zwei Männern zugleich getrieben hatten. Sie mussten getötet werden oder zumindest einer von ihnen. Und ihre Mütter… wurden als Hexen verbrannt. Die seltsamen Blicke, das Getuschel, die hämischen Gesichter, die vielen Verbote, plötzlich bekam alles einen Sinn. Aber ihre Mutter war nicht tot. Ab und zu brachte jemand Kunde von ihr.

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