Die junge Halbitalienerin strahlte ihn stolz an: „Ciao, amore mio! Na, was sagst du? Geht doch gut, oder?“
Er musterte sie zärtlich lächelnd und meinte dann mit schelmisch blitzenden Augen: „Sieht schon ganz gut aus. Dann zeig mir doch mal, was du draufhast!“
Ohne Vorwarnung schubste er Isa nach hinten um, warf sich auf sie und lag nun ebenfalls zwischen ihren Beinen.
Belustigt bis genervt verdrehte sie die Augen: „David – ich will nicht mit dir kämpfen!“
Er drückte ihre Handgelenke neben ihrem Kopf auf die Matte und grinste: „Hmm… Dann könnte ich das aber ausnutzen.“
Lächelnd senkte er seinen Kopf und gab ihr einen weiteren Kuss.
Isa seufzte leicht genervt und versuchte erfolglos, ihre Handgelenke aus seinem festen Griff zu befreien: „Außerdem haben wir das so nicht gelernt!“
Plötzlich wurde David etwas ernster und griff nun ebenfalls mit einer Hand an ihren Hals: „Dann zeig mal, was du gelernt hast!“
Sie spürte, wie er seine Hand fester schloss und sie leicht würgte.
Nun erwachte ihr Kampfgeist – na schön, dann würde sie es ihm eben zeigen!
Energisch befreite sie sich aus dem Würgegriff und spulte dann die eben geübte Technik ab. Es klappte alles gut, David kippte zur Seite. Sie rollte sich auf ihn, siegessicher grinsend – doch plötzlich, als sie auf ihm lag, sie wusste nicht genau wie, spannte er seinen ganzen Körper an und rollte weiter, bis sie wieder unter ihm lag. Sie quiekte überrascht auf, versuchte sich zu wehren, doch er erwischte ihren Arm und drehte daran, bis sie vor Schmerz aufstöhnte. Unfreiwillig rollte Isa auf den Bauch, David forcierte den Hebel – und saß auf einmal auf Isabellas Rücken, den Arm seiner Freundin im Polizeigriff fixierend.
„Au!“, jammerte sie, woraufhin David seinen Griff ein wenig lockerte.
Er beugte sich nach vorne, strich ihr eine lockige Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie sanft auf den Nacken. Sie spürte seinen warmen Atem und seine Lippen auf ihrer Haut.
„Was bekomme ich, wenn ich dich loslasse?“, hauchte er ihr lächelnd ins Ohr.
„Frag lieber, was passiert, wenn du mich jetzt nicht loslässt!“, grummelte sie halb im Ernst, halb im Scherz, und ballte die freie Hand zur Faust.
David lachte auf, ließ sie los und rollte von ihr herunter.
Als Isa sich leicht schmollend aufgesetzt hatte, lächelte er sie spitzbübisch mit schief gelegtem Kopf an: „Hey, Süße, nicht sauer sein! Du warst gut… aber ich konnte mir das einfach nicht verkneifen. Bis du dich mit mir anlegen kannst, musst du noch viel üben. Ich hatte schon den braunen Gürtel im Judo und den grünen im Kun-Tai-Ko, bevor ich zur Polizei gegangen bin.“
„Angeber!“, erwiderte Isa frech. Doch sie merkte, dass David recht hatte. Sie musste noch viel üben, wenn sie es im Ernstfall wirklich mit einem fitten Angreifer aufnehmen wollte.
„Sind wir jetzt fertig für heute?“, wandte sie sich an ihren Trainer, der zwischendurch anderen Frauen Tipps gegeben hatte.
Er sah auf die Uhr: „Ja. Schluss für heute. Nächsten Montag geht´s weiter.“
Daraufhin löste die 20-jährige ihren Pferdeschwanz und schüttelte ihre langen, schwarzen Haare.
David erhob sich geschmeidig und streckte seiner Freundin die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Sie ergriff seine Hand, ließ sich von ihm hochziehen und kuschelte sich in seine Arme.
David strich ihr eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihr zärtlich in die Augen: „Genug gekämpft. Ich wollte dich abholen, damit du noch Zeit hast, zu Hause zu duschen. Um neun treffen wir uns mit Tobi, Carina und Ben in der Tapasbar am Isartor. Und vielleicht gehen wir anschließend noch in einen Club. Lust auf Tanzen?“
Er wusste, dass Isa es liebte, zu tanzen.
Sie lachte: „Mal sehen – wenn mir bis dahin nicht mehr alles wehtut…“
„Ach, du Arme!“ spottete er. „Wie ich dich kenne, bist du sofort wieder fit, sobald du Musik hörst.“
Da hatte David wohl Recht. Isa warf ihm noch eine Kusshand zu und ging sich dann umziehen.
Auf dem Heimweg im Auto fragte David: „Und, was habt ihr heute noch trainiert?“
Isa überlegte: „Verteidigung gegen einen Messerangriff – wenn der Angreifer einem von hinten das Messer an den Hals hält.“
Ernst nickte David: „Oh ja – Messer sind saugefährlich. Musst du mir später mal zeigen, die Technik.“
Isa verdrehte die Augen: „Muss das sein?“
Sie standen gerade an einer roten Ampel. David wandte sich seiner Freundin zu und sah sie ernst an: „Isa – es ist mir wichtig, dass du dich verteidigen kannst, wenn es darauf ankommt! Du bist eine sehr attraktive Frau. Man weiß nie… Ich will dich damit nicht nerven – aber ich liebe dich, und ich möchte, dass dir nie etwas Schlimmes zustößt! Deshalb bin ich so hinterher, dass du das übst. Ich bin nun mal Polizist und habe schon so einiges gesehen… Kannst du das verstehen?“
Sie schluckte: „Ja. Okay, tut mir leid. Wenn du willst, dann zeige ich es dir später.“
Er gab ihr einen Kuss auf die Hand, bevor er rasch wieder an den Gangschalter griff, weil die Ampel inzwischen auf Grün geschaltet hatte: „Gut. Danke.“
Eine Weile fuhren sie schweigend weiter.
Als sie bei Isabellas Haus ankamen und ausstiegen, zog sie ihren Freund plötzlich zu sich heran: „Ich liebe dich auch, David! Gut, dass du dich verteidigen kannst – ich möchte nämlich auch nicht, dass dir etwas passiert. Nie! Ich habe auch Angst um dich, wenn du zur Arbeit gehst. Du hast einen gefährlichen Beruf.“
Er schluckte: „Ich passe auf mich auf. Und auf dich. Versprochen.“
Sie besiegelten dieses Versprechen mit einem langen Kuss.
Am gleichen Tag, 12 Uhr mittags
Carina hielt für einen Moment inne und genoss die Aussicht. Vor ihr erstreckte sich ein wunderbares Bergpanorama. Ein bayerisch weiß-blauer Himmel mit kleinen Schäfchenwolken und viel Sonnenschein. Dazu wehte ihr ein frischer, kühler Wind um die Nase. Glücklich atmete sie tief durch.
„Alles okay, Carina?“
Bens Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
Sie sah zu ihm auf: „Ja, alles in Ordnung. Ich komme.“
Ihr Freund stand ein paar Meter seitlich über ihr an der Felswand. Carina hängte ihren Karabiner in den nächsten Seilabschnitt um. Sie befanden sich auf dem Klettersteig an der Lamsenspitze.
Die 20-jährige Studentin konzentrierte sich nun wieder ganz auf die Felsen vor sich und auf das, was ihr Körper tat: sicheren Griff für die Hände suchen, Tritte testen, hochsteigen. Nach kurzer Zeit hatte sie zu Ben aufgeholt, der auf seine Freundin gewartet hatte. Als sie fast auf gleicher Höhe mit ihm war, lächelte sie ihm zu. Seine braunen Augen musterten sie warm und aufmerksam. Unter seinem Helm sahen ein paar zerzauste braune Haarsträhnen hervor, die der Wind leicht bewegte.
„Sollen wir eine Pause machen?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf: „Noch nicht. Weiter oben, wenn eine flache Stelle kommt.“
Ein paar Minuten später erreichten sie eine kleine Ebene, die mit etwas Gras und Flechten bewachsen war. Dort klinkten sie sich aus dem Sicherungsseil aus und setzten sich nebeneinander auf den Boden. Die schlanke, junge Frau nahm den Helm ab, öffnete ihren Zopf und strich sich mit beiden Händen durch ihre leicht gekräuselten, dunkelbraunen Haare, die ihr bis über die Schulter reichten. Zufrieden lächelnd atmete sie ein paar Mal tief durch. Dann blickte sie ihren Freund mit ihren großen, graugrünen Augen liebevoll lächelnd an.
Ben legte seinen Arm um ihre Schultern: „Schön, oder?“
„Sehr schön“, gab Carina leise zur Antwort, kuschelte sich an Bens Schulter und wusste nicht, was sie mehr genoss: Seine Nähe und Wärme oder die umwerfende Aussicht.
Читать дальше