Anna Lohg - Am Rande. Eine Bemerkung

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Üppig mit überflüssigen akademischen Abschlüssen dekoriert macht sich eine Aushilfe auf den Weg, den feinen Unterschied zu suchen. Wer maßt sich eigentlich an, den zu vergeben? Und überhaupt: Was soll das?
Die Suche führt zurück zu den Großeltern, hatten die sich doch zu Herrenmenschen erklären lassen. Deren Kinder riefen anschließend die Emanzipation aus, während die Gleichberechtigung bis heute nicht verwirklicht ist. Die nachfolgende Generation ließ sich dann über den Schulhof hetzen, den besten Noten hinterher. Kein Wunder, wenn die heute gebannt auf wirklich jedes Ranking starren. So geht es stets darum, irgendwen zum besseren Menschen zu küren – als ob es sowas gäbe. Und jene, die bei diesem Wettbewerb am Rande stehen, dürfen im günstigsten Fall die Drecksarbeit erledigen.
Und am Ende hat sich mal wieder eine Aushilfe um alles gekümmert: endlich ist der feine Unterschied gefunden, den keiner haben will.
Entlang von Heimat und Fremde, Armut und Reichtum, Gastarbeitern und Eliten ist dies eine wahre Geschichte – mit all ihren erbärmlichen Wendungen.

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Als mein Großvater seinen ersten Seufzer tat, waren das seine Aussichten, dennoch sollte er gänzlich unerwartet eine unbeschwerte Kindheit erleben, so ganz ohne Gummibärchen und Satellitenanschluß. Seine Eltern waren alt und nach etlichen Kindern wurden sie von einer gewissen Ermüdung geplagt, da hatten sie keine Lust mehr, jetzt noch so einen Spross zu striezen. Und so kümmerten sie sich einfach nicht um ihn, sie ließen ihn in Ruhe und er konnte seine kindliche Arbeitskraft leichtfertig verschwenden, in dem er auf Bäume kletterte oder wie ein Wilder über Wiesen und durch Wälder raste. Diese Art der Aufzucht war ungefähr so bahnbrechend, wie gutes Essen an die Schweine zu verfüttern oder Kinder im Vorschulalter nicht Chinesisch lernen zu lassen. Doch die Eltern meines Großvaters konnten es sich leisten, den ungewollten Nachzügler nicht zu züchtigen, schließlich waren sie dank all seiner Geschwister längst mehr oder weniger versorgt. Insofern genoss mein Großvater keine Bevorzugung, erst recht nicht, weil er so ein süßes Kindchen gewesen wäre, war er mit seiner krumm wuchtigen Nase und seiner Stöpseligkeit obendrein nicht einmal niedlich. Ihm wurde durch reine Nachlässigkeit eine unbekümmerte Kindheit geschenkt und er wuchs in der Phantasie auf, die ganze Welt meine es gut mit ihm.

Er hatte keinen Vergleich, also sollte er nicht bemerken, wie beengt er aufwuchs, mit arg viel Verwandtschaft im kleinen Haus. Nebenan der Stall mit den Ziegen, ein kleiner Garten für das Gemüse und nah an der Kathedrale gelegen, ein Beleg dafür, dass dies Haus dort schon ziemlich lange stand. Nebst all seinen namenlosen Vorfahren war er in dem Haus geboren worden, seine Sippschaft war die Nachkommenschaft von jeweils dem Zweig der Familie, der sich eisern nicht vom Fleck gerührt hatte. Komme was da wolle: im Dorf geboren, im Dorf geheiratet, Kinder ins Dorf gesetzt, beerdigt auf dem höchsten Hügel im Dorf, jahrhunderteein, jahrhunderteaus. Als hätten sie ein Hügelvolk züchten wollen, lief das letztlich auf Reinrassigkeit hinaus, gewissermaßen Zweiburger mit Pedigree. Und für gewöhnlich kommt die Reinrassigkeit nicht ohne Inzucht aus, mit all ihren verheerenden Folgen, weswegen im Dorf auch immer mal wieder manch sonderbare Exemplare geboren wurden, die allerdings nicht unbedingt von den anderen zu unterscheiden waren.

Fraglos gab es auch die eine oder andere Zuwanderung, mit all den einhergehenden Strapazen für die Zugewanderten. Da soll es tatsächlich mal vorkommen sein, dass irgendeiner aus dem Dorf mit irgendeiner aus dem Dorf nebenan anbändelte, die waren sich wohl mitten im Wald im Grenzgebiet begegnet. Wider alle guten Ratschläge musste es dann unbedingt die sein, keine andere, obwohl es doch im Dorf die Schönsten von allen gäbe, da könne kein anderes Dorf mithalten, ohnehin ist das eigene Dorf in Allem immer besser als alle anderen Dörfer. Immer und in Allem, da gibt es gar kein Vertun. Und dann sollte der aus dem Dorf die Fremde aus dem Nachbardorf auch noch heiraten, als sich zart die Konturen eines runden Bauches abzeichneten. Mitsamt ihrer Brut und deren nachfolgenden Auswürfen sollte diese Fremde im Dorf immer fremd blieben, schließlich kam die von woanders her, brachte ganz fremde Sitten und Bräuche mit. Sowas lässt sich eben nicht einfach abwaschen. Etwas anders verlief dagegen die Integration bei so einem wie dem Pfarrer, dem Lehrer, Doktor oder Apotheker, die wurden nun einmal gebraucht, so kluge Leute, weshalb von deren Fremdartigkeit abgesehen werden konnte. Zumal die nicht kamen, um ein Teil der Gemeinschaft zu werden, diese Leute bildeten ganz andere Kreise, bevölkerten irgendwie weit oberhalb ihre ganz eigene Sphäre, in der sie sich als Hüter der Ordnung sahen, Wächter der Sitten und Bewahrer der Bräuche eines archaischen Hügelvolkes mit dem sie ansonsten nichts zu tun haben wollten.

In dieser Gemeinschaft, sei es die pure Heimeligkeit, wuchs mein Großvater auf. Hier hatte jeder seinen Platz und niemand sollte aus der Reihe tanzen, als gäbe es eine geheiligte Choreographie, waren die Bewegungen eingeschränkt. Der gesamte Reigen wurde von den Wächtern der Tanzschritte und Hütern des Ringeltanzes aus dem inneren Kreis beaufsichtigt, die dörflichen Honoratioren sorgten streng für die Einhaltung des gleichen Takts. Und zu dieser Elite des Dorfes zählte der Herr Hochwürden, weil der doch nach der Beichte so viel wusste, schätzungsweise mehr als sein Gott. Und der Herr Lehrer, der eine ganze Familie zu unverbesserlichen Schwachsinnigen erklären konnte und deswegen als unanfechtbare Autorität galt, da generell Macht gerne mit Weisheit verwechselt wird. Ferner der Herr Doktor, dessen Diagnosen auch von seinen Vorlieben abhängen konnten. Und der Herr Bürgermeister, der Genehmigungen nur nach Gutdünken verlieh. Später kam noch der Herr Fabrikant dazu, der sich furchtbar gerne den Arsch bekriechen ließ, bevor er einen Arbeitsplatz vergab. All diese Herren, mitsamt Ehefrauen, galten als selbstlos wohlmeinde, sich für die Gemeinschaft aufopfernde saubere Damen und Herrschaften, mochte dieses Ansehen letztlich auf Erpressung beruhen, da sich kaum jemand eine andere Meinung leisten konnte.

Allerdings galten diese Herrschaften aus besseren Kreisen nur bis zum nächst größeren Dorf als feine Leute, bereits da galt ihre Feinheit als provinziell, wiederum bis zum nächst größeren Dorf und so weiter und so fort, bis hin zum Hauptnest eines stets glorreichen Reiches in dem meist irgendein gekröntes Haupt von Gottes Gnaden thront. Damit gleicht so ein Staatsgebilde einem übersichtlichen, wenn auch ungenießbaren Schichtkuchen: auf einem dicken zermürbten Boden ruht eine Schicht Fallobst und zu oberst gibt es ein Sahnehäupchen. Ganz zu unterst Eva, aus Adams Rippe. So bleibt alles hübsch geschichtet und jeder bekommt ein genau abgemessenes Stückchen vom Kuchen, solle da bloß nichts durcheinander geraten, damit die köstliche Ordnung gewahrt bliebe.

Und mein Großvater mittendrin, irgendwo auf den unteren Plätzen. Die Sippschaft im Haus schlug sich so durch, machte so dies und das, zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Es war der Garten, der sie allesamt am Leben hielt, für eine Zierde aus prächtigen Blumen gab es hier keinen Platz. Manchmal glaubte auch ein altes Huhn dran, zu irgendwelchen Festen ein alter Bock, Wildtiere konnten dagegen nur wenige ungestraft essen. Wenn es mal insgesamt wieder knapp wurde, noch enger als sonst, suchte der nächste an der Reihe das Weite, bis auf einen Onkel, der zog mit einer Ziege in den nahen Wald. Schon bald sah er mit seinen zottelig langen Haaren wie die Ziege aus und er roch auch so. Aus dem Wald kam er nur raus, wenn ihm zu kalt wurde, dann suchte er mit dem Tier irgendeine Scheune auf. Klar, ihm wurde eine Menge nachgesagt: er würde Brot klauen, wenn Laiber draussen im Hof auf der Bank zum abkühlen lagen oder sich heimlich was von einem heimlich gebrannten Fusel abfüllen, aber das ließ sich nie beweisen. Natürlich hielten ihn alle für verrückt, aber auch das konnte nie bewiesen werden. Doch ohnehin gelten stets jene Lebensweisen als verrückt, die sich bislang noch nicht durchgesetzt haben, aber immerhin konnten diese damals noch ungestört im Wald ausprobiert werden.

Das war die Welt meines Großvaters und sie erschien ihm groß und weit, voll mit ungeheuer vielen Sachen zum entdecken, aufregend, spannend. So kam da mal ein Automobil vorbei gefahren, so ein Fuhrwerk auf vier Rädern ohne Ochsen vorweg. Motorisiert! Davon hat er mir erzählt, seinem Enkelkind, derweil ich seine Aufregung nicht verstand, hätte ich doch gerne mal ein Fuhrwerk mit Ochsen vorweg gesehen!

Ganz abenteuerlich wurde es meinem Großvater im Großen Krieg, so wurde es genannt, wie ein fernab veranstaltetes großes Spektakel zu dem fast alle Männer aus dem Dorf geeilt waren, sogar sein alter Vater, die Onkels und die weit älteren Brüder. Sein Vater sei da gleich am ersten Tag gefallen, sagte seine Mutter, meinte mein Großvater, er wäre gestolpert. Nicht so tragisch. Zu jener Zeit waren fast nur Frauen im Dorf, wenigstens bei ihm zu Hause und das erschien ihm angenehm friedlich. Nur sein Onkel, der der nach Ziege roch, kam jetzt öfter aus dem Wald und half im Haus oder im Garten. Bevor seine Mutter ihren Schwager, diesen Waldmenschen, ins Haus gelassen hatte, musste der erst in den Zuber, sich gründlich schrubben, Haare schneiden, Bart kürzen. Danach sollte mein Großvater seinen Onkel gar nicht wieder erkennen, gekämmt sah der kein bißchen verrückt aus, doch manchmal gab er sich so, damit er nicht an die Front muss, sagte seine Mutter. Ein ganz normaler Kriegsdienstverweigerer, der den Krieg für verrückt hielt und mein Großvater mochte seinen Onkel. Eine wunderbare Zeit, ihm wollte scheinen, für alle.

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