Anna Lohg - Am Rande. Eine Bemerkung

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Am Rande. Eine Bemerkung: краткое содержание, описание и аннотация

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Üppig mit überflüssigen akademischen Abschlüssen dekoriert macht sich eine Aushilfe auf den Weg, den feinen Unterschied zu suchen. Wer maßt sich eigentlich an, den zu vergeben? Und überhaupt: Was soll das?
Die Suche führt zurück zu den Großeltern, hatten die sich doch zu Herrenmenschen erklären lassen. Deren Kinder riefen anschließend die Emanzipation aus, während die Gleichberechtigung bis heute nicht verwirklicht ist. Die nachfolgende Generation ließ sich dann über den Schulhof hetzen, den besten Noten hinterher. Kein Wunder, wenn die heute gebannt auf wirklich jedes Ranking starren. So geht es stets darum, irgendwen zum besseren Menschen zu küren – als ob es sowas gäbe. Und jene, die bei diesem Wettbewerb am Rande stehen, dürfen im günstigsten Fall die Drecksarbeit erledigen.
Und am Ende hat sich mal wieder eine Aushilfe um alles gekümmert: endlich ist der feine Unterschied gefunden, den keiner haben will.
Entlang von Heimat und Fremde, Armut und Reichtum, Gastarbeitern und Eliten ist dies eine wahre Geschichte – mit all ihren erbärmlichen Wendungen.

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Zuerst ging die Rechnung mit Agnes nicht auf. Die hatte sich an einem Wochenende, vom Internat zu Besuch zu Hause, mit dem Sohn vom Klempner auf irgendeinem Heuboden vergnügt und davon einen dicken Bauch bekommen. Ihre Mutter seufzte, hatte sie doch genau das verhindern wollen. Agnes brach ihre klösterliche Ausbildung zur Haushälterin vorzeitig ab und heiratete, ausgerechnet den Sohn vom Klempner, klagte ihre Mutter, wenn schon eine Partie, dann wenigstens eine lohnende.

"Du musst nicht heiraten. Ich kann dir mit dem Kind helfen.", bot ihr die Mutter an. Ein großzügiges Angebot, galten doch Leibesfrüchte als sakramentale Angelegenheit, entsprechend kamen uneheliche Kinder einem Aussatz gleich, geduldet nur als Frucht einer unbefleckten Empfängnis. Aber Agnes lehnte ab, sie fand den Sohn vom Klempner, der später selbst einer werden sollte, vorerst ganz flott, bloß Kinder waren nicht so richtig ihre Sache, obschon sie einige davon bekommen sollte. Die Mutter schüttelte den Kopf und sollte es nicht verstehen, es würde ihr fortan zur Angewohnheit werden, verständnislos schweigend den Kopf zu schütteln. All die Mühe, all ihre Opfer und es hatte doch nichts genützt, aber Emanzipation bedeutet eben auch die Freiheit sich nicht zu emanzipieren.

Der Vater von Mia und Agnes war im Großen Krieg gefallen, wie so viele andere irgendwie gestolpert und gestorben, ungefähr als die Mutter unter höllischen Schmerzen Agnes auf die Welt brachte. Da saß sie dann mit zwei kleinen Kindern ganz alleine im Haus des verstorbenen Gatten, als hätte er sich aus der Verantwortung gezogen, viel lieber Krieg gemacht als Hausarbeit. Ab und zu kam ihr ein Zottel mit Ziege zu Hilfe, wenn er in ihrer winzigen Scheune übernachtete, reparierte er danach wortlos auch mal eine Tür oder notdürftig das kleine Dach. Jedenfalls nahm sie sich ein Kleid aus dem Schrank und zog es an, von den Füßen bis zum hoch zu geköpften Kragen ganz in schwarz. Wie einen einsamen Lichtfleck trug sie dazu eine Brosche, aus silbrigen Fäden eine ziselierte Blume. Schon bald nach dem Großen Schlachten sollte ihr der eine oder andere Heiratsantrag gemacht werden, von Heimkehrern ohne Heim, waren es Angebote der gegenseitigen Hilfe. Sie aber wimmelte stets ab, murmelte irgendwas von ewiger Treue und wahrte mit der Trauer doch nur ihre Unabhängigkeit. Eine schwarze Witwe, die für ihre Töchter ein anderes Schicksal vorgesehen hatte. Nachdem Agnes dem Kreislauf von Empfängnis, Heiraten und Gebären nicht entkommen wollte, blieb der schwarzen Witwe noch eine Tochter übrig, wie die einzig verbliebene Hoffnung: Mia.

Und tatsächlich gab die liebe Mia einen hoffnungsvollen Schimmer ab. Als sie von Agnes Absicht erfuhr, den Sohn vom Klempner zu heiraten, verdrehte sie die Augen.

"Stellt euch das vor.", sagte sie zu ihren besten, festen Freundinnen im Kloster. "Stellt euch das vor, meine Schwester will den Sohn vom Klempner heiraten!" Sie sagte das durchaus abwertend, als würde der Sohn von einem Klempner mindestens nach Kloake riechen. Mia wollte auf gar keinen Fall einen Klempner heiraten und außerdem auch sonst niemanden, davon hielt sie ihr Dünkel ab.

Ihre Ausbildung beendete Mia mit Überzeugung, denn die war ganz ihre Sache. Das Kloster bot den Mädchen zwei Lehrgänge an, ihrem Geschlecht gemäß, also naturgegeben, durften sie zwischen Hauswirtschaft und Schneidern wählen, das sei eine freie Entscheidung. Dazwischen ergab es nämlich keinen Sinn, wenn sich Frauen an Motoren ihre Fingerchen schmutzig machten oder sich selbige an Hochöfen unvermeidlich verbrennen würden, schließlich müssten alle Frauen irgendwann stillen, wickeln, putzen, kochen und eine Ausbildung sollte doch zwingend auf das wahre Leben vorbereiten. Natürlich erschien Hauswirtschaften und Schneidern als überaus simple Tätigkeiten, so erschienen zwangsläufig auch Frauen als überaus simpel, also naturgegeben dümmer. Das wiederum ergab so viel Sinn, dass noch heute reichlich davon übrig ist. Mia sollte sich damit jedoch nicht aufhalten und sich für das Handwerk des Schneiderns entscheiden, sie würde eine überzeugte Schneiderin in eigener Sache werden. Ohne Frage lernten die Mädchen im Kloster nur Schürzen nähen, rauf und runter, Gardinen abmessen, Socken stopfen, Deckchen häkeln und lauter so ein feminines Zeug, doch Mia hatte nur Fransen im Kopf, Röcke mit Schlitz, Kleider mit Ausschnitt, Unterwäsche mit Spitze.

Und auf ihrem ersten Fest führte sie es aus, dieses blaue, weiß gepunktete, unglaublich befranste Kleid, selbst zusammen geschneidert aus Resten von Schürzen und Gardinen, versehen mit einem recht langen, es hieß, gewagten Schlitz und einem tiefen Ausschnitt, damit die Spitze darunter großzügig zur Geltung käme. War das nicht herrlich? Vor allem, weil so viele hinschauten, sich mit ihr an ihrem unvergleichlichen Kleid ergötzen konnten. Das war es, was Mia Freude machte, Aufmerksamkeit erregen, Geld wollte sie mit ihrem Können nicht verdienen. Vielleicht, wenn ihre Mutter sie nicht in ein Kloster verbracht hätte, wäre Mia dem gewöhnlichen Lauf gefolgt, hätte hinter einem der Bäume einen verschämten Treueschwur ewiger Liebe abgegeben, beizeiten irgendwen geehelicht und sich an speckigen Schürzen kein bißchen gestört. So aber schien es, als hätte sich Mia an zu vielen einheitlichen Trachten förmlich satt gesehen, wäre ausgerechnet im Kloster dem schönen Schein verfallen. Und so trug sie nun mit Hingabe ausgefallene Kleider, ging mit Leidenschaft auf jedes Fest, musterte jeden stattlichen jungen Mann, um mit jedem einzelnen möglichst augenfällig zu tanzen, hätte hinter einem der Bäume ihre Garderobe wohl kaum Beachtung gefunden.

Ihr Handwerk stellte sie aber nicht nur auf den verstreuten Festen zur Schau, denn eine Frau von heute konnte sie doch jeden Tag sein. Für einen kurzen Gang zum Bäcker, zum Metzger am Rand des Dorfes, zum Friedhof, in die Kahtedrale, stets machte sich Mia zurecht. Sie tauschte ihre klobigen Holzschuhe gegen ein immer glänzend poliertes Paar ein, Prachtexemplare aus feinem schwarzen Leder und mit dürren Absätzen, die sie geschenkt bekommen hatte und die ihr nicht wirklich passten. Die speckige Schürze tauschte sie gegen eines ihrer befransten Kleider, später setzte sie noch Hüte auf, selbst gemachte, ziemlich große Hüte. Nachgerade formvollendet hergerichtet stakse sie durch das Dorf, um ein Laib Brot zu kaufen, was auch immer, eine Beinscheibe für die Suppe am Sonntag, um das Grünzeug auf den Gräbern der Gefallenen zu gießen, ein Stoßgebet gen Himmel fahren zu lassen. Mia nutzte jeden Anlass. Im Dorf hatte sie schnell den Ruf weg, ein wenig überkandidelt zu sein, wiewohl sie nicht weiter aufgefallen wäre, hätten alle ihre Lehm verkrusteten Holzschuhe und löchrigen Kittel gegen eleganten Zwirn getauscht. Aber ihr war es allemal einerlei, in farbenfroher Klamotte und von großen Hüten gekrönt konnte sie jedwedes Gerede überhören.

Ihre Mutter, die ganz in schwarz gekleidete Witwe, bekam zunehmend graue Haare, nur vom hingucken. Während Agnes im Haus des Klempners ihr erstes Junge geworfen hatte und längst wieder trächtig war, stolzierte ihre verbliebene Hoffnung wie ein Altar geschmückt durch das Dorf und tändelte zuerst mit dem einen, später mit dem anderen. Erziehung erschien der schwarzen Witwe nunmehr wie ein vergeblicher Aufwand, am Ende würde die Brut doch sowieso tun, was sie schon immer getan hatte. Nichts, aber auch wirklich gar nichts, würde sich je ändern, obschon die schwarze Witwe so gut wie alles dafür gegeben hatte. Immerhin hatte sich Mia bislang nicht auf irgendeinem Heuboden versehentlich einen dicken Bauch einfangen, vielleicht weil sowas zu keinem ihrer Kleider gepasst hätte. Darüber hinaus tändelte Mia bloß mit stattlichen jungen Burschen, schien sich die schwarze Witwe damit zu trösten, dass hoffentlich diese Tochter eines Tages eine gute Partie machen würde. Wenn Mia schon kein eigenes Einkommen erwirtschaften wollte, dann sollte wenigstens der zukünftige Gatte für den Verlust aufkommen.

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