tausend Thaler geben.« »No ja,« sagte Pihwitt, »so
komm heraus; aber ich sage dir, gibst du mir die tausend
Thaler nicht, so steck ich dich wieder in's Faß
und rolle dich in den Fluß hinein.« Als der Edelmann
heraus war, zahlte er dem Pihwitt das Geld. Der ging
damit zu seiner Frau: »Sieh, Frau, die tausend Thaler
habe ich für unsern Ochsen seine Haut bekommen.«
»Ei, Mann,« rief die vor Freuden, »das ist der beste
Handel, den du in deinem Leben gemacht hast;« und
das war viel gesagt, denn sonst gab sie ihm nie recht
und war niemals zufrieden, er mochte thun was er
wollte.
Bald war es im ganzen Dorfe bekannt, daß Pihwitt
seine Ochsenhaut so schrecklich gut verkauft hatte.
Sammt und sonders schlugen nun die Bauern ihre
Ochsen todt und trugen die Haut zum Gerber. Der
wies sie aber als Narren mit Spott zum Hause hinaus.
Voll Grimmes kehrten sie zurück, griffen den Pihwitt,
den Urheber ihres Unglücks, fest des Sinnes, ihn
stracks in der Weser zu ersäufen. Nun war's gerad an
einem Sonntagmorgen; und als sie unfern an einem
Kirchlein vorüber kamen, da die Leute so schön zu
der Orgel sangen, meinten sie, es sei gut, hier erst einzukehren
und den armen Sünder dann nach dem Gottesdienste
ins Wasser zu bringen. Sie steckten ihn
darum in einen Schäferkarren, der nicht weit davon im
Felde stand, schlossen die Tür und gingen zur Kirche.
Nicht lange, so trieb der Schäfer seine Heerde vorüber.
Da rief Pihwitt drinnen im Karren:
»Amtmanns Tochter will ich nicht!
Amtmanns Tochter will ich nicht!«
»Narr, nimm se doch!« sagte der Schäfer. »O nein,
o nein, es ist mir wahrhaftig nicht möglich; aber,
wenn du sie willst, so mach auf und steig nur statt
meiner hier herein.« Das ließ sich der Schäfer nicht
zweimal sagen, half dem Pihwitt heraus und stieg
dann selbst hinein. Da machte Pihwitt den Karren
rasch fest zu und trieb dann die Heerde gemächlich
dem Strome zu.
Als die Bauern endlich aus der Kirche kamen, setzten
sie bald den Karren in Bewegung; und weil der
drinnen fortwährend rief:
»Die Amtmannstochter will ich wohl!
Die Amtmannstochter will ich wohl!«
so hielten sie's für Spott, trieben den Karren eilig an
den Uferrand und stießen ihn mit Hurrah in den
Strom. Nach diesem nahmen sie den Heimweg; als sie
aber von ungefähr über eine fette Trift kamen, ging da
eine Heerde der schönsten Schafe, und der sie weidete,
das war Pihwitt. »Ei, Pihwitt,« riefen die Bauern,
»haben wir dich nicht eben in's Wasser geworfen?
Wo kommst du her?« »Ja, ja,« sagte Pihwitt, »aus
dem Wasser! aus dem Wasser! Als ich da unten
ankam, das erste was ich faßte, war jener fette Leithammel,
und als ich den nur hatte, kamen die andern
Schafe gleich hinterdrein. Ich sollt's eigentlich nicht
verrathen, aber es sind auf dem Grunde des Stromes
noch viel mehr und, ich möchte fast sagen, noch schönere
zu finden als diese hier. Darum seid so freundlich
und werft mich noch einmal ins Wasser; denn selbst
hineinzuspringen, dazu habe ich den Muth nicht.«
»Ne, ne,« riefen die Bauern alle, »das thun wir nicht;
die schönen Schafe wollen wir selber holen,« liefen
darum schnell zum Flusse zurück und stürzten sich
kopfüber hinein, daß sie versaufen mußten.
Pihwitt aber behielt die vielen Schafe und war
reich, so lange er lebte.
15. Muschetier, Grenadier und Pumpedier.
Ein König hatte drei Töchter, die machten zu ihrer
Lust einen Gang in den Wald und setzten sich unter
die Blumen in das Gras und strickten. Da kamen des
Weges her drei Riesen. Als die die schönen Königstöchter
sahen, liefen sie herbei, hoben sie auf ihre
Arme und schleppten sie tief in den Wald hinein, bis
sie zu einer Höhle kamen. In die Höhle konnte man
aber nur durch ein Seil gelangen; an dem ließen sich
die Riesen mit ihren Prinzessinnen tief in die Erde
hinab. Zuerst kamen sie in einen großen Saal; da hing
an der Wand ein gewaltig langes Schwert und auf
dem Tische stand eine Flasche Wein und lag ein Brief
dabei. Hinter dem Saale waren aber noch drei andere
Zimmer, für jeden Riesen eins; da hinein brachten sie
die Königstöchter und sagten: Hier wollen wir zusammen
wohnen. Und der erste Riese schenkte der ersten
Königstochter eine goldene Sonne, der zweite Riese
schenkte der zweiten Königstochter einen goldenen
Mond, der dritte Riese gab der dritten Königstochter
einen goldenen Stern. Aber die Prinzessinnen mochten
die häßlichen Riesen doch nicht leiden; sie wären
viel lieber wieder zu Hause an des Königs Hofe gewesen;
darum saßen sie und weinten den ganzen Tag.
Als es nun Abend wurde und die Königstöchter
noch immer nicht zurückkamen, sandte der König
seine Diener aus, daß sie im Walde nach ihnen suchen
möchten. Sie fanden aber nur die drei Strickzeuge,
welche die Prinzessinnen zurückgelassen hatten; und
als sie nun auch die Spur der Riesen im Grase sahen,
sprangen sie eilig aus dem Walde. Der König, als er
die Kunde vernommen und die drei Wahrzeichen erblickte,
fiel in große Traurigkeit, legte Trauerkleider
an mit seinem ganzen Hofe und gab Befehl, daß man
die ganze Stadt mit schwarzem Flor überziehen sollte.
Nachdem ließ er ausschreiben und bekannt machen in
seiner Stadt und seinem Reiche, daß dem viel Geld
und großer Lohn verheißen sei, der es wagen und ausführen
würde, die Königstöchter aus der Gewalt der
Riesen zu befreien.
Da traten dreie aus des Königs Heer, die nannten
sich Muschetier, Grenadier und Pumpedier, und wollten
Hals und Leben wagen, daß sie die Königstöchter
befreien und den Lohn erlangen möchten. Sie schnürten
ihre Bündel und zogen in den Wald hinein. Acht
Tage waren sie schon herumgewandert; das Reisebrod
ging zu Ende und Grenadier und Pumpedier meinten,
es sei besser umzukehren als in dem Walde zu verhungern
oder gar den schrecklichen Riesen in die
Hände zu fallen. Aber Muschetier sprach ihnen Muth
ein; daß es schimpflich sei, auf halbem Wege umzukehren,
daß sie doch nur wenig zu verlieren, aber
recht viel zu gewinnen hätten, und daß, wenn sie umkehren
wollten, er allein sein Glück versuchen wolle.
Da gingen sie mit. Es währte nicht lange, so kamen
sie vor ein Schloß, das war ganz todt und menschenleer,
die Küche jedoch mit allen Vorräthen wohl versehen.
Das freute die drei Gesellen, die nun schon so
lange nur Trockenes gegessen, daß sie endlich einmal
wieder warme Löffelkost kriegen sollten. Sie kamen
überein, daß zwei von ihnen auf die Jagd gehen sollten,
während der dritte das Essen koche; darum zogen
sie die Loose und kam die Reihe zuerst an Pumpedier.
Der zündete bald ein Feuer an, hängte einen Topf darüber
und that Erbsen und Speck hinein, denn das war
der drei Gesellen Leibgericht. Muschetier und Grenadier
gingen derweilen auf die Jagd. Als nun Pumpedier
das Erbsengericht bereitet hatte, die beiden Gesellen
aber immer noch nicht zurück waren, setzte er
sich allein zu Tische, weil er großen Hunger hatte. Da
trat zur Thür herein ein greises Männchen, das trug in
der Hand einen eisernen Stock und sprach den Gesellen
an: »Guten Tag, mein Herr!« »Schön Dank, mein
Herr!«
»Ich meint, ich wäre hier ganz allein.
Es freut mich, daß hier auch Leute sein.
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