ganz demüthig, denn Muschetier hatte den eisernen
Stock noch bei sich, den er aus dem verwünschten
Schlosse mitgebracht hatte. Das Männchen führte ihn
vor einen großen Spiegel und ließ ihn da hinein
sehen. Da wurde er zu einer Ameise, nahm die goldene
Sonne, den goldenen Mond und den goldenen
Stern, welche die Königstöchter vergessen hatten, in
seinen Ranzen und kletterte an der Wand hinauf. Als
er oben war, bekam er seine vorige Gestalt wieder,
schritt rüstig weiter und kam nach acht Tagen aus
dem Walde und in die Stadt des Königs. Da sprach er
in der Bude eines Goldschmieds vor, den fragte er, ob
er keinen Gesellen gebrauchen könne. »O ja!« sprach
der Meister, »wenn du fleißig sein willst und eine goldene
Sonne, einen goldenen Mond und einen goldenen
Stern zu schmieden verstehst, so kommst du mir
schon recht, Gesell! Denn die drei Dinge hat der
König gestern bei mir bestellt und sagte, seine Tochter
plagten ihn und ließen ihm keine Ruhe den ganzen
Tag, weil sie durchaus eine goldene Sonne, einen goldenen
Mond und einen goldenen Stern haben wollten.
Nun bin ich in Verlegenheit, weil das Ding Eile hat,
ich dergleichen aber nie gemacht habe, auch wohl nie
zu Stande bringen werde.« »Seid ohne Sorgen, Meister
«, sprach Muschetier; »darauf verstehe ich mich,
denn das ist gerade mein Fach«; und verdingte sich
also bei dem Goldschmiede. Am andern Tage ging er
die Arbeit anzugreifen, in die Werkstätte, schloß aber
die Thür hinter sich zu, »denn,« sprach er, »beim Arbeiten
muß ich ungestört sein, das ist so meine Art«.
Es währte nicht gar zu lange, so trat er wieder hervor,
trug die goldene Sonne, den goldenen Mond und den
goldenen Stern in seinen Händen, sie dem Meister zu
zeigen, der den Gesellen ob seiner Kunst höchlich
loben mußte. »Nun will ich auch selber damit zum
Könige, daß ich sehe, ob er noch etwas daran zu ändern
habe«, sprach Muschetier, zog sich sauber an
und ging auf des Königs Schloß. Als er nun vor den
König gelassen wurde, so waren des Königs drei
Töchter auch da, denen überreichte er die goldene
Sonne, den goldenen Mond und den goldenen Stern,
und als sie die drei Dinge und den Mann, der sie
brachte, genauer ansahen, erkannten sie ihn, waren
voller Freuden und sprachen zu ihrem Vater, dem Könige:
»Lieber Vater, wir können nun und nimmermehr
verschweigen, daß dies der Mann ist, der uns aus der
Gefangenschaft der Riesen erlöst hat; die andern zwei
aber haben mit Unrecht Dank und Lohn dafür genom-
men.« Da ließ der König Grenadier und Pumpedier
vor sich fordern, schalt sie tüchtig aus und befahl,
ihnen ihr Geld wieder abzunehmen und sie darnach in
den festen Thurm zu werfen. Muschetier aber wurde
ein angesehener Herr an des Königs Hofe und hundert
Jahre alt. (Das ist aber in alten Zeiten gewesen, wo
die Jahre noch kürzer waren als jetzt.)
16. Der dumme Hans.
Es ist einmal ein Junge gewesen, der war ein rechter
dummer Hans, aber sonst ganz ordentlich und fleißig.
Den schickte eines Tages seine Mutter in das nächste
Dorf, wo seine Base gerade Hochzeit hielt, und sagte,
als er wegging, zu ihm: »Hans, mein Junge,« hat sie
gesagt, »nun mach dich nur recht lustig auf der Hochzeit,
komm aber nicht zu spät wieder heim.« »Seid
ohne Sorge, Mutter,« sprach Hans, »ich will lustig
sein, daß es eine Art haben soll,« nahm seinen Hut
und ging die Straße hin dem Dorfe zu. Als er aber vor
seiner Base Haus kam, war darin eine Brunst entstanden
und schlug die helle Lohe schon zum Dache heraus,
so daß die Hochzeitsgäste hin und her rannten
vor Schrecken und in großer Verwirrung. Da lief
Hans eilig herzu, schwang lustig seinen Hut und
schrie in einem fort: »Ju! Hochzeit.« Das verdroß
aber die Leute sehr; darum riefen sie: »Stopft doch
dem Narren das Maul; er will uns hier wohl noch gar
zum besten haben.« Es waren auch gleich einige
handfeste Männer bereit, die faßten Hans am Kragen
und prügelten ihn, daß er schreiend aus dem Dorfe
lief, auch nicht eher wieder zu laufen aufhörte, bis er
bei seiner Mutter war. »Schon wieder da, Hans?« hat
die Mutter gesagt. »Hat's dir auf der Hochzeit nicht
gefallen?« »Ach ja, Mutter, das schon,« sagte Hans;
»aber als ich hinkam, da brannte meiner Base Haus,
und da habe ich in einem fort geschrien: ju! Hochzeit!
ju! Hochzeit! und da haben mich die Leute geprügelt
und da bin ich weggelaufen«. »Das war nicht recht,
Hans,« sagte die Mutter; »da hättest du rufen müssen:
He, Feuer, Feuer! Wasser her! Wasser her!« »Gut
Mutter,« sprach Hans, »wenn's wieder so kommt, will
ich's schon besser machen.« Nun schickte ihn nach einiger
Zeit die Mutter in die Stadt, beim Bäcker Brod
zu kaufen; als er da die Glut im Backofen bemerkte,
fing er gleich groß Geschrei an: »Feuer! Feuer! Wasser
her! Wasser her!« griff auch in Eile den ersten besten
Eimer und goß Wasser damit in die Flamme. Auf
den Lärm sammelte sich bald eine große Menge Menschen
mit Feuereimern, den Brand damit zu löschen;
wie die sahen, daß sie gefoppt waren und nirgends
Feuer war, außer im Backofen, prügelten sie den
Hans zur Stadt hinaus, daß er heulend zu seiner Mutter
lief. »Ei, Hans, was heulst du denn so?« fragte ihn
die; »hat der Bäcker kein Brot gehabt?« »Das schon,«
sagte Hans; »aber als ich hinkam, sah ich den Backofen,
der brannte lichterloh, da habe ich geschrien: He
Feuer! Feuer! Wasser her! Wasser her! und da sind
die Leute herzugelaufen und haben mich zur Stadt
hinaus geprügelt.« »Ich sehe wohl ein, Hans,« hat
darauf die Mutter gesagt, »es wäre für dich das beste,
wenn du eine Frau nähmest.« »Schon recht! Mutter!«
sprach Hans; »wenn nur eine käme.« Da ist Hansens
Mutter ausgegangen und hat auch bald eine gefunden,
die den Hans wohl nehmen wollte; aber vorher wollte
sie ihn erst sehen und auch die ganze Hausgelegenheit.
Wie nun der nächste Sonntag war, fegte die Mutter
das Haus und streute weißen Sand, und als die
Braut ankam, brachte die Mutter das Essen herein;
den Hans aber schickte sie mit dem Kruge in den Keller,
für die Braut einen frischen Trunk zu holen. Nun
saß vorn an im Keller eine Gans auf einem Nest voll
Eier und brütete. Wie der Hans an ihr vorbei gehen
wollte, machte die Gans den Hals lang und zischte,
wie Gänse thun. »Sieh mal!« sagte Hans, »du wolltest
wohl beißen!« drehte sich um und klapps! gab er ihr
mit dem Kruge einen auf den Kopf, daß sie auch
gleich todt war. Da freute sich Hans, daß die Gans
nicht mehr beißen konnte und sagte: »Um die alte
Gans ist es mir gar nicht zu thun; aber wer soll nun
die Eier ausbrüten!« Da fiel ihm ein, daß in der
Kellerecke ein Faß mit Honig stand; er zog darum
eilig seine Kleider aus, kletterte in das Faß und drehte
sich in dem Honig um und um; dann rupfte er die
Gans, wickelte sich in die Federn und setzte sich
schnell auf die Eier, um sie selber auszubrüten. Mit
dem, so guckt die Braut in den Keller, zu sehen,
warum Hans mit dem Bier so lange außen bleibt. Da
sah sie denn den wunderlichen Vogel auf dem Neste
sitzen, der zischte und schnatterte wie eine Gans. Als
das die Braut sah, klappte sie schnell die Thüre zu
und ist aus dem Hause gelaufen.
17. Der kluge Bauer.
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