sollst es gut haben, wenn du alle Tage meinen Hund
und meine beiden Katzen ordentlich flöhen willst; und
dann habe ich da drei Stuben; zwei davon mußt du
jeden Morgen hübsch ausfegen, aber in die dritte
darfst du bei Leibe nicht gehen, sonst geht's dir
schlecht.«
Da ist denn das Mädchen bei der alten Frau geblieben,
hat den Katzen und dem Hunde alle Tage ordentlich
den Pelz besehen und auch die beiden Stuben gefegt;
aber in die dritte Stube ist es nicht hineingegangen.
Als nun der Sonntag herankam, zog die alte Frau
ihr Sonntagskleid an und sagte zu dem Kinde: »Ich
will jetzt zur Kirche, darum geh mir derweilen nicht
weg, sondern achte gehörig auf das Haus.« Damit ist
sie fort in die Kirche gegangen. Das Mädchen aber,
während es so ganz allein im Hause war, überkam
eine große Neugierde zu wissen, was die alte Frau
wohl in dem dritten Zimmer haben möchte; es ließ ihr
auch nicht eher Ruhe, bis sie das Zimmer aufgeschlossen
hatte. O Leute! Was war da für vieles Geld!
Ein Sack stand neben dem andern; hier Kupfergeld,
hier Silbergeld, da nichts als lauter Gold. Da raffte
das Mädchen schnell einen kleinen Sack voll Gold in
seine Schürze, sprang aus dem Hause und fort.
Zuerst begegnete ihm die Ziege, der rief es zu:
»Verrath mich nicht!« »Ich verrath dich nicht,« sagte
die Ziege; »aber lauf was du kannst.« Da kam es zu
der Kuh und rief wieder: »Verrath mich nicht!« »Ich
verrath dich nicht,« sagte die Kuh; »aber lauf was du
kannst!« Da lief das Mädchen weiter, so schnell es
nur konnte.
Mittlerweile war aber auch die alte Frau aus der
Kirche wieder nach Hause gekommen; als sie sah,
daß die dritte Stube offen und das Mädchen fort war,
sprang sie schnell hinaus und hinterher. Zuerst kam
sie zu der Ziege und fragte: »Ist hier nicht eben eine
kleine Dirne vorbeigelaufen?« »Ne!« sagte die Ziege;
»ich habe hier keine Dirne gesehen.« Da lief die Alte
weiter zu der Kuh und fragte wieder: »Ist hier nicht
eben eine kleine Dirne vorbeigelaufen?« »Nein!«
sagte die Kuh; »ich habe keine Dirne laufen sehen.«
Da ist die alte Frau wieder umgekehrt, denn sie hat
gemeint, das Mädchen müßte wohl einen andern Weg
gelaufen sein.
Das Mädchen ist aber glücklich durch den Brunnen
wieder heraufgekommen, ist zu seiner Stiefmutter und
seiner Stiefschwester gelaufen und hat ihnen das viele
Gold gezeigt und gesagt: »Seht! Das habe ich alles
von einer alten Frau gekriegt, die da unten im Brunnen
wohnt.« Wie das die Stiefschwester hörte, trieb
sie der Neid, daß sie auch alsbald in den Brunnen hinabstieg,
die alte Frau zu suchen, von welcher ihre
Schwester das Gold hatte. Sie fand unten auch die
kleine Thür, und als sie hindurchging, lag da der
Klotz mit dem großen Beil und Holz daneben, das
rief: »Hau mich entzwei, hau mich entzwei!« »Ich
will dir was flöten!« sagte das Mädchen, denn es war
ganz erschrecklich faul und mochte keine Arbeit tun.
Als es eine Strecke weiter gegangen war, kam es zu
einem Backofen, darinnen rief das Brot: »Zieh mich
raus, zieh mich raus!« »Ich will dir was flöten!« sagte
das Mädchen, und ging weiter. Mit dem, so begegnete
ihr eine Kuh, die rief: »Melk mich, melk mich!« »Ich
will dir was flöten!« sagte das Mädchen, und als es
nun weiterging, kam es zu einer Ziege, die rief auch:
»Melk mich, melk mich!« »Ich will dir was flöten!«
sagte das Mädchen wieder und ging ihres Weges. Zu-
letzt kam sie auch an das Haus, wo die Alte saß und
spann. »Du mußt nun bei mir bleiben,« sprach die
Alte, »und sollst es gut haben; aber jeden Tag mußt
du meinen Hund und meine beiden Katzen ordentlich
flöhen; und dann habe ich drei Stuben, davon mußt du
zwei jeden Morgen hübsch ausfegen, aber die dritte
darfst du ja nicht aufmachen, sonst geht es dir
schlecht.« Da ist denn das Mädchen bei der alten Frau
geblieben.
Den nächsten Sonntagmorgen, als es Zeit war in
die Kirche zu gehen, zog sich die Frau hübsch an,
nahm ihr Gesangbuch und sagte, als sie wegging:
»Ich will jetzt mal in die Kirche; darum so achte mir
ordentlich auf das Haus, bis ich wiederkomme.«
Damit ist sie fortgegangen. »Jetzt ist's Zeit!« dachte
das Mädchen; »nun sollst du doch mal zusehen, was
in der dritten Stube ist!« Und als es die aufmachte,
stand da ein Goldsack neben dem andern. Schnell
raffte es sich die Schürze voll Goldstücke und lief fort
aus dem Hause.
Mittlerweile war aber auch die alte Frau aus der
Kirche zurückgekommen. Als sie sah, daß die dritte
Stube offen und das Mädchen fort war, sprang sie
schnell hinaus und hinterher. Zuerst kam sie zu der
Ziege und fragte: »Ist hier nicht eben eine kleine
Dirne vorbeigelaufen?« »Ja wohl!« sagte die Ziege;
»da ist sie hingelaufen.« Dann kam die Frau zu der
Kuh und fragte wieder: »Ist hier nicht eben eine kleine
Dirne vorbeigelaufen?« »Ja wohl!« sagte die Kuh;
»dort hinten läuft sie noch.« Da hat sich die alte Frau
getummelt, was sie nur konnte, und gerade, als das
Mädchen durch die Brunnenthüre entspringen wollte,
faßte es die Alte bei den Haaren, nahm das große
Beil, was da lag, und hackte ihm damit den Kopf ab.
8. Die Zwerghütchen.
Mi is fär wisse un wohr vertellt, et härre sick täo edrägen,
ans en scheper des abends bi sinen schapen up'n
feele lag, dat dar dichte bi öhne herüm fine stimmen
wach wören, däi räipen äin na'n ander: »Smiet häutken
herut, smiet häutken herut!« »I!« dachte de scheper,
»dat schost du doch ok äis räopen«, un räip ok:
»Smiet häutken herut, smiet häutken herut!« Do antwore'ne
stimme ut der ere: »Is näine mehr, ans den
grotevaar sin häot?« »Is ok all gäot!« säe de scheper,
un kuum dat häi dat woord esegt harre, säo satt ok all
en häot up sinen koppe, un häi sach nu, dat rund
ümme öhne herüm viäle lütke twarge wören, de danzen,
süngen un sprüngen. »Juchhe, hochtit! Scheper
ga mee! wi willt üsch äis en recht lustigen abend maoken.
« Un do vertellen säi den scheper, dat säi in't
dörp na'r hochtit wollen un spreuken öhne täo, dat häi
ok mee gaen schölle, denn säo lange ans en jeder
sinen häot up'n koppe behäile, säo lange könne säi
näin minsche täo säin kriegen.
De scheper läit sick bekören un gung mee; un up
der hochtit dar wören säi alle recht lustig, drünken
win un äiten braen un dicken ries, säo viäl ans säi
man jümmer möchten. Ans de twarge nu genäog
egiäten un edrunken harren un weer na hus mössten,
häilen säi rat ünder sick, wo säi't wol up'n besten
anföngen, dat säi den scheper den häot weer afnäimen,
denn öhren grotevaar sinen häot dröften säi doch
nich in stiche laten. Nu was awerst de scheper säo
lang un groot tiägen de twarge, dat säi öhne gar nich
afrecken können, un mit goen den häot weer hergiäben
dat wolle häi ok nich. »Teuf! dachten do de
twarge; di will wi anföhren!« un bekören den scheper,
de ok all en lütken täo viäl harre, häi schölle sick spaosses
halber äis dä böxen los maoken un sick baben
den grooten riesnapp setten, de dar vär brut un
bröejam up'n dische stund. De scheper, de sick up
sine unsichtbarkeit verläit, döe dat ok; säo bolle
awerst, ans häi sick nu lütk un krumm maoke, sleugen
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