Melanie Weber-Tilse - Revenge - Amys Rache

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Zwei Namen stehen noch auf Amys Liste. Zwei von ursprünglich zwölf Namen, die dem Tod geweiht sind für das, was sie ihrer Schwester angetan haben. Zweimal noch muss sie töten, bevor der Gerechtigkeit genüge getan ist und sie ihren Racheschwur erfüllt hat. Und beide Ziele leben am gleichen Ort – im ruhigen, malerischen White Beach direkt an der Küste.
Alles sollte einfach und unkompliziert sein, so wie bereits zehn Mal zuvor. Dann wird Amy jedoch plötzlich in den Rachefeldzug eines anderen verwickelt. Diesmal jedoch auf der entgegengesetzten Seite. Und dabei lernt sie den ehemaligen FBI-Agenten Chris und die Familie Gold kennen. Plötzlich muss sie nicht nur aufpassen, dass niemand von ihrer mörderischen Vergangenheit und Zukunft erfährt, sondern auch noch, dass ihr Chris nicht zu nahe kommt. Und dass sie ihm nicht zu nahe kommt. Und das alles nur, weil sie einigen Kindern helfen wollte. Einmal zur Abwechslung etwas Richtiges tun.

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»Ich glaube nicht.«

»Chris, du weißt es aber nicht!« Ryan sein Boss klopfte ihm gutmütig auf die Schulter. Nein natürlich wusste er es nicht wirklich. »Bis die Sache geklärt ist, bist du von deiner anderen Aufgabe abgezogen. Die wird Spencer übernehmen. Du hast ein Ziel Chris: Finde heraus, wer diese Amy ist.«

»Ok, Chef.«

Die kleine Versammlung löste sich auf und Chris machte sich sofort auf den Weg zum Hotel. Jace wollte ihm alle Daten schicken, sollten die Abfragen etwas erbringen, oder seine Kontaktmänner irgendetwas über sie wissen.

Ein kleines Lächeln umspielte Chris' Lippen, als er ins Auto stieg. Mal schauen, ob er Amy nicht noch einmal so nah kam, wie vorhin. Ihren Geruch und ihren Geschmack würde er wohl so schnell nicht vergessen.

Amy Sie gefährdete ihre eigene Mission wegen ein paar verdammten Teenagern - фото 8Amy

Sie gefährdete ihre eigene Mission, wegen ein paar verdammten Teenagern. Das durfte wirklich nicht wahr sein. Kurz hielt sie beim Packen inne. Einst war ihre Schwester auch ein Teenager gewesen und wenn damals jemand für sie eingestanden hätte … sie schüttelte die Gedanken ab.

Vor allen Dingen, wie hatte sie den Fehler begehen können und ihren derzeitigen Aufenthaltsort in der Fitnesshalle angeben können? Wenn sie gesucht wurde, dann würden diejenigen natürlich erst einmal hier nachschauen. Sie wurde nachlässig. Auch wenn nur noch zwei auf ihrer Liste standen, konnte sie sich solche Fehltritte nicht leisten. Oder gerade weil es die Letzten waren. Würde man ihr auf die Schliche kommen, könnte man sie wegen zehnfachen Mordes hinter Gitter bringen. Da zählte nicht, warum sie das getan hatte.

Die Tasche war schnell gepackt, das neue Handy in Betrieb genommen und sie trat im Schutz der mittlerweile herrschenden Dunkelheit hinaus. Jetzt musste sie die Nacht entweder in einen der Parks verbringen, oder ein anderes Motel finden, was sicher nicht leicht werden würde, wenn sie auf ein Taxi verzichtete und mal wieder zu Fuß durch die Gegend streifen würde.

Aber, sie hatte es sich selbst eingebrockt, also musste sie die Suppe auch auslöffeln, wie man so schön sagte. Sie schulterte die Tasche und marschierte los. Nach einer halben Stunde hatte sie das Viertel hinter sich gelassen und bog in einen kleinen Park ein. Die ganze Zeit über hatte sie mitbekommen, wie ein Auto sie verfolgte.

Blitzschnell verschwand sie zwischen den Bäumen, warf ihre Tasche auf einen hinauf und zog sich dann selbst auf den nächsten hoch. Sie musste nicht lange warten, da hörte sie leise Schritte. Auch wenn derjenige versuchte keine Geräusche zu machen, so nahm sie jeden Schritt wahr, jeden leisen Atemzug und als er genau unter ihr stand, stieg sogar sein Geruch zu ihr nach oben.

Sie verdrehte die Augen. »Suchst du mich?«

Trotz des fahlen Lichtes der Laternen konnte sie sein belustigtes Grinsen sehen, als er zu ihr nach oben schaute. »Ich war mir nicht sicher, welcher Baum. Wobei ich sehr wahrscheinlich deine Tasche mit dir verwechselt hätte, die dort drüben hängt.«

Amy schnaufte auf und ließ sich gekonnt auf ihre Füße fallen. »Ganz so unförmig sehe ich nicht aus.«

»Ganz gewiss nicht.« Er war näher an sie herangetreten und seine Stimme klang tief und rau.

Schnell schüttelte sie das Verlangen ab, was sich gerade wieder einstellte und marschierte zu dem Baum, wo ihre Tasche festhing.

»Darf ich Mylady vielleicht helfen?«

Er schien ihr nicht von der Seite weichen zu wollen. Skeptisch schaute sie Chris an und er formte mit seinen Händen eine Feuerleiter. Kopfschüttelnd setzte sie ihren Fuß auf seine Hände und mit einem kraftvollen Stoß beförderte er sie nach oben, sodass sie die Tasche mit Leichtigkeit greifen konnte.

Danach ließ er sie langsam an seinem Körper hinabgleiten und sie war sich ganz sicher, dass es Absicht war, dass er Amy an sich zog. Kurz gestattete sie sich das Gefühl seines harten Körpers an ihrem zu genießen, doch schnell schob sie sich von ihm weg.

»Warum schnüffelst du mir hinterher?«, fragte sie ihn direkt.

»Ich schnüffle nicht.« Er stemmte seine Hände in die Hüften und das Shirt legte sich noch enger um seinen muskulösen Oberkörper.

Verdammt, dieser Mann ließ sie alles vergessen, was sie bisher verfolgt hatte. »Aber du musst zugeben, dass es schon ein Zufall ist, dass es eine Schießerei gibt, nachdem du das erste Mal in der Halle auftauchst.«

Aha, daher wehte der Wind. Er ging davon aus, dass die Schüsse nicht den Kids, sondern ihr gegolten hatten.

»Da muss ich dich leider enttäuschen. Der Schütze hatte eindeutig ein Ziel: die Jugendlichen vor der Halle.« Sie schulterte ihre Tasche und wollte sich auf den Weg machen.

»Warte, wo willst du hin?«

»Ich wüsste nicht, warum ich dir das sagen sollte«, gab sie über die Schulter zurück.

Als er sie am Arm festhielt, schaute sie erst auf seine Hand, dann ihn an. Er wollte sie hoffentlich nicht weiter festhalten, denn dann würde sie nicht zögern, ihn in seine Schranken zu weisen.

»Warte.« Er schien zu merken, dass sie gerade mit sich haderte, was sie tun sollte, denn er ließ sie augenblicklich los. »Bitte«, setzte er sofort hinterher.

Seufzend wartete sie.

»Ich weiß nicht, wer du bist, geschweige denn, was du hier willst. Aber ich weiß, dass wir deine Hilfe gebrauchen könnten.«

Fragend zog sie die Augenbraue hoch. »Wer ist wir?«

»Mein Boss, von der Sicherheitsfirma und dessen Freund. Beide werden ihre Frauen keiner Gefahr aussetzen, wenn sie sich sicher sind, dass der Anschlag wirklich der Halle galt. Das wiederum würde das Projekt mit den Straßenkindern einem großen Problem aussetzen.«

Amy war bei der Nennung der Sicherheitsfirma einen Schritt zurückgewichen. Doch bei der Erwähnung von den Straßenkindern hielt sie inne. Sie hätte sich damals gewünscht, dass man sich ihrer Schwester auf der Straße angenommen hätte …

»Ich würde gerne, aber … » Sie schüttelte frustriert den Kopf. Es passte nicht in ihren Plan. Ganz und gar nicht.

»Hast du für heute Nacht einen Schlafplatz?«

Erneut schüttelte sie den Kopf und er nickte ihr zu, ihm zu folgen. Während sie aus dem Park zu seinem Auto gingen, merkte Amy, dass sie langsam müde wurde. Nicht körperlich müde, sondern ihr Geist brauchte Ruhe. Das würde er bekommen, wenn sie die letzten zwei Männer ausgeschaltet hatte.

Doch jetzt folgte sie Chris, um nicht schon wieder eine Nacht auf der Hut verbringen zu müssen. Diese Nächte, die sie unterm freien Himmel verbracht hatte, waren ganz und gar nicht romantisch. Neben einem harten Boden und Getier, hatte sie nie in einen tiefen Schlaf gleiten dürfen, sondern war ständig auf der Hut gewesen.

Vielleicht würde es heute Nacht, obwohl sie bei einem ihr völlig fremden Mann übernachten würde, anders werden. Amy war sich sicher, dass er vor dem Job bei der Sicherheitsfirma kein simpler Streifenpolizist gewesen war. Und doch sagte ihr Gespür, dass er vertrauenswürdig war, wobei sie die letzten Jahre keinem vertraut hatte.

Galant hielt er ihr die Autotür auf und stieg dann selbst ein.

»Ich habe ein Gästezimmer und warmes Wasser.«

Sie schaute ihn von der Seite her irritiert an. Sein Lachen wehte durch den Wagen. »Schau nicht so. Meinst du, ich weiß nicht, dass der der Geizhals vom Spang Motel extra Kohle für Warmwasser nimmt? Ansonsten ist es noch nicht einmal lauwarm.«

Er hatte recht. Im Motel hätte sie für warmes Wasser extra zahlen müssen. Wobei sie nicht vorhatte, sein Angebot anzunehmen. Vorhin in der Halle hatte sie mit ihm ausgiebig geduscht und länger als eine Nacht würde sie nicht bei Chris bleiben.

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