Benno Wunder
Ein zerrissenes Leben
Liebesroman
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Inhaltsverzeichnis
Titel Benno Wunder Ein zerrissenes Leben Liebesroman Dieses ebook wurde erstellt bei
Ein zerrissenes Leben Ein zerrissenes Leben Benno Wunder Liebesroman
Kapitel 1: Das Fest
Kapitel 2: Susanne und ihr Sohn Florian
Kapitel 3: Johann und seine Töchter Marion und Conny
Kapitel 4: Susanne und Johann lieben sich
Kapitel 6: Geschäfte mit der Filtermaschine Clearfilter
Kapitel 7: Das Adagio aus Mozarts Divertimento
Kapitel 8: Eine Solarmütze für Florian
Kapitel 9: Ein Teil der Donau fließt in die Nordsee
Kapitel 10: Johann ist ein einfühlsamer Friseur
Kapitel 11: Fesselspiele
Kapitel 12: Marion und Florian sind unartig
Impressum neobooks
Benno Wunder
Liebesroman
Aus dem Inhalt: An einem einsamen Winterabend grübelte Susanne über die Frage, wie viele Menschen sich in diesem Augenblick lieben. Es ist eine einfache Rechnung: Auf der Erde leben sieben Milliarden Menschen. Zieht man die Kinder, die Kranken und die Alten ab, bleiben gut zwei Milliarden sexuell Aktive übrig. Wenn die ein Tausendstel ihrer Zeit (grob gerechnet zehn Minuten in einer Woche) mit heißer Liebelei verbringen, sind ständig - jetzt, vorher, nachher, immer - zwei Millionen innig miteinander vereint. Seit ihrer Scheidung gehörte Susanne nicht mehr zu den Aktiven. Ihr Leben ändert sich, als sie bei einem Fest einer Kellnerin ausweicht und in den Rücken von Johann, einem jungen Witwer, kracht. Susanne und Johann tanzen miteinander, finden sich sympathisch, treffen sich wieder und erzählen sich aus ihrem Leben, von Indien, Goethe, New York, Mozart und Filtermaschinen, die Johann in seinem Unternehmen produziert. Verliebt lassen sie ihrer Phantasie freien Lauf. Von ihrem Glück wenig begeistert sind ihre Kinder, Johanns Töchter Marion und Conny, und Susannes Sohn Florian. Mit Liebe und kleinen Tricks gelingt es den Alten ihren Nachwuchs umzustimmen. Alles läuft gut. Die Kinder kommen miteinander zurecht und finden Gefallen an Ausflügen zu fünft und gemeinsamen Wochenenden. Johann und Susanne wollen eine Patchwork-Familie gründen, in Susannes Haus zusammenziehen und bald heiraten. Doch es kommt anders: Zwei Vierzehnjährige, durchkreuzen ihren Plan.
Personen und Namen sind frei erfunden. Jegliche Übereinstimmung mit der realen Welt ist zufällig und nicht beabsichtigt.
Benno Wunder ist ein Pseudonym. Nach Stationen in Stuttgart, Tübingen, München, Dortmund, Princeton, Basel, Bangalore und New York lebt der Autor am Bodensee. Er arbeitete als Kaufmann, Biochemiker und Technischer Berater.
Heiter gestimmt war Johann Walker nicht, als er am Samstagabend durch die Gassen der Altstadt lief. Er wollte nicht zum Theaterfest gehen, er wurde geschickt. Mit den Worten, weil sie diesen Event finanziell unterstützten, sollte sich einer von ihnen dort zeigen, hatte sein Chef ihm zwei Eintrittskarten in die Hand gedrückt und mit einem süffisanten Lächeln erklärt, leider sei er an diesem Tag noch nicht von seiner Geschäftsreise ins Baltikum zurück.
Johann kam allein, die zweite Karte hatte er gestern an der Kasse zurückgegeben. Er war einer von fünfhundertsiebzig Gästen, die in festlicher Garderobe das Jubiläum ihres Theaters feierten. Wie die meisten männlichen Besucher trug er einen dunklen Anzug über einem weißen Hemd. Individualität drückte sich nur im Muster von Krawatte oder Fliege aus - einer schwarzen Fliege mit roten Punkten in seinem Fall. Anders als die Männer traten die Frauen in einer Vielfalt von Design und Farbe auf, wobei lila, die Modefarbe dieses Frühlings, überwog.
Lautes Gebimmel lockte die Gäste in den Theatersaal zu den gepolsterten, mit graugrünem Samt bezogenen Klappsesseln. Johann fand seinen Platz in der rechten Hälfte der vierten Reihe, grüßte seine Nachbarn, links neben ihm einen älteren Herrn, den er noch nie gesehen hatte, und rechts, in einer dezenten Parfümwolke, eine Frau in seinem Alter. Auch die war ihm fremd. Ihm wurde bewusst, dass er selten ins Theater ging, lieber zuhause ein Buch las. Zuletzt war er hier vor mehr als vier Jahren, in dem Stück Die Räuber von Friedrich Schiller.
Die linke Seite der Bühne schmückte ein großes, drei Meter hohes und zwei Meter breites Ölgemälde von dem Theatergebäude aus der Gründungszeit. Die Fassade, die in einem blumigen Gelb gestrichen war, trug als Farbtupfer zwei blaue Gauklermasken gut einen Meter über der weiß lackierten Eingangstür. Am rechten Bühnenrand hing in gleicher Größe eine Fotografie des Theaters, wie es sich heute zeigte: Größer sah es aus, ein zartes Rosa hatte den gelben Anstrich ersetzt, und die Eingangstür war nicht mehr aus Holz sondern aus Metall und Glas konstruiert. An den Gauklermasken, die jetzt in einem hellen Grün die Besucher grüßten, erkannte man, dass die Gebäude auf den beiden Bildern miteinander verwandt waren.
Blumengirlanden aus roten Klettertrompeten rankten links und rechts an den Bildern hoch, zogen oben zur Mitte und vereinten sich in einem Blumenkranz, in dem die Zahl 100 in goldfarbenen Ziffern prangte. Unter dem Blumenkranz, nach vorne an den Bühnenrand gerückt, stand aus unverwüstlichem Eichenholz ein Rednerpult. Hinter dieses trat, von Beifall begleitet, Konstantin Beschle, der Bürgermeister, ein mittelgroßer, beleibter Mann mit rundem Kopf und grauen zurück gekämmten Haaren. Eine braune Hornbrille dominierte sein rötliches Gesicht. Seinem Rang entsprechend trug er über seinem schwarzblauen Anzug eine Schärpe in den Farben des Stadtwappens, grün, gelb und rot.
Konstantin Beschle war kein guter Redner. Seine Sätze, die lahm und schwerfällig aus seinem Mund heraus kamen, offenbarten eine Schwäche, die er mit einem freundlichen Lächeln zu überspielen versuchte. Nach der Begrüßung, in der er seine Freude darüber ausdrückte, dass so viele Bürgerinnen und Bürger zu diesem Fest gekommen waren, blickte er zurück: Emil Scharff, der Bruder des damaligen Bürgermeisters Heinrich Scharff, habe vor mehr als hundert Jahren mit einem beträchtlichen Teil seines Privatvermögens den Grundstein für dieses Theater gelegt. Dafür seien er und - er glaube, das dürfe er so allgemein sagen - die Einwohner dieser Stadt und des Umlandes ihm heute noch dankbar. Emil Scharff würde sich bestimmt freuen, wenn er sehen könnte, wie sein Theater sich in den zurückliegenden hundert Jahren entwickelt hatte; größer, schöner und moderner sei es geworden. Seine Worte ergänzte er durch Gesten, wies zuerst mit der rechten Hand auf das Bild aus der Gründungszeit und danach mit der linken auf das Foto des Theatergebäudes heute. Stolz ging er auf die hohe Kunst dieses Hauses ein und hob die Schauspielerin Clara Waser hervor, die von hier den Sprung nach Hollywood schaffte. Auch Gott musste erwähnt werden, mit dessen Hilfe - an dieser Stelle richtete er den Blick nach oben - unser geliebtes Theater die beiden Weltkriege unbeschädigt überstand.
Vielleicht war es Zufall, sinnierte Johann. Ist Zufall Gott?
Das Stadtoberhaupt biss sich an den Umbauten und Anbauten des Theaters fest und schilderte haarklein welcher seiner Vorgänger für welche bauliche Veränderung zu loben sei. Ungeniert gab er eine Banalität nach der anderen von sich. Johann rutschte auf seinem Sessel hin und her, blickte gelangweilt nach links und rechts, sah hier und da jemand gähnen. Leidensgenossen.
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