Veikko Päivinen - Weltenfresser

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Der Flüchtling Tyark trifft in den Bergen auf ein Dorf, das von etwas Bösem heimgesucht wurde: Alle Kinder sind über Nacht verschwunden und auch einige Bewohner verhalten sich seltsam…
Während Tyark sich auf die Spuren dieses Rätsels macht, verstrickt er sich immer tiefer in ein Gespinst aus Gut und Böse. Ist er am Ende tatsächlich nicht mehr als ein Spielball höherer Mächte?

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Veikko Päivinen

Weltenfresser

Die Tränen der Medusa

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Inhaltsverzeichnis Titel Veikko Päivinen Weltenfresser Die Tränen der Medusa - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Veikko Päivinen Weltenfresser Die Tränen der Medusa Dieses eBook wurde erstellt bei

Prolog

Gratwanderung

Liebe

Das Gesicht der Grate

Vergessene Schrecken

Legion

Von Menschen und Dämonen

Die Herrin des Zirkels

Ein Flüstern im Wind

Feuer und Schatten

Die Jagd

Götterdämmerung

Die Kinder Gaias

Entscheidungen

Fallen

Ronwe

Der Kopflose Riese

Die Geburt des Königs

Epilog

Impressum

Prolog

Die Stimme des Erhabenen ließ sich die übermenschlichen Anstrengungen der vergangenen Wochen kaum anmerken. »Den Großen Alten sei Dank, dort vorne ist es! Endlich!«

Erschöpft kniete er nieder und dankte inbrünstig seinen Göttern.

Die kleine Gruppe versammelte sich erschöpft vor einer gewaltigen Wand aus schwarzem, glattem Fels. Die leuchtenden Kristalle in ihren Händen vermochten es kaum, die riesige, unterirdische Halle vollständig zu erleuchten, durch die sie schon so lange irrten. Ihre Schatten tanzten gespenstisch auf den Wänden dieses Labyrinths, das sich im Bauch der Kristallwüste verbarg.

Anemer blickte zurück in die Dunkelheit, aus der sie gekommen waren. Dort waren nicht nur kalter Fels und der Staub von Jahrhunderten – sondern auch die glühenden Augen unzähliger Marakthan , fleischgewordene Schattengeister. Stets bereit, ihnen das Fleisch von den Knochen zu reißen.

Er zuckte beinahe zusammen, als ihn einer der Geweihten mit einer formlosen Verbeugung ansprach: »Sie folgen uns nicht mehr, Anemer! Den Großen Alten sei Dank!«

Der Erhabene nickte dem Mann wortlos zu. Er war einer der auserwählten Geweihten seines Ordens und damit einer der edelsten Männer des Glaubens, die Anemer hatte finden können. Doch nicht einmal ihr starker Glaube hatte sie vor den Klauen des Bösen beschützen können und bis auf drei waren alle getötet worden ... Dennoch waren die Geweihten ruhig – schicksalsergeben, so wie es von ihnen verlangt wurde.

Anemer murmelte ein kurzes Gebet zu Ehren der Gefallenen, dabei verharrte sein Blick bei den vier Magiern, die ihn begleiteten. Auch sie waren gezeichnet von den Opfern, die sie in den letzten Tagen hatten bringen müssen, und doch hatten sie sich bewährt. Von Anfang an waren nur diese vier dabei gewesen, denn es gab nur wenig auf dieser Welt, das sich der geballten Kraft der Spektabilitäten entgegenstellen konnte. Anemers Blick wurde unruhig, als er an die Schrecken denken musste, denen sie begegnet waren.

Doch es waren weniger allgegenwärtiger Tod und Leiden, was Anemer unruhig werden ließ – es war die furchtbare Gefahr, die in jeder Anwendung von Magie lauerte. Sein Blick wurde hart, als seine blauen Augen nach jedem noch so kleinen Anzeichen ernsthafter Erschöpfung in den Gesichtern der Magier suchten. Er misstraute der Magie von ganzem Herzen, auch wenn er wusste, dass er und seine Männer ohne sie längst verloren gewesen wären. Und doch – ein einziger, unkonzentrierter Zauber konnte bereits ausreichen, um ...

Anemer schüttelte den dunklen Gedanken rasch ab. Nein, diese Magier waren allesamt erfahren und vorsichtig genug, nicht zu viel zu riskieren. Die Spektabilitäten des Nord– und Ostreichs kannte er bereits viele Jahre und er empfand beinahe freundschaftliche Gefühle zu ihnen – soweit er so etwas bei einem Magier zulassen konnte. Die anderen beiden hatte er erst wenige Wochen vor der Abreise persönlich kennengelernt und obwohl immer ein nagender Zweifel geblieben war, hatte er sie auf seine Reise mitgenommen. Nein, nicht Reise – seine Mission!

Anemer stand entschlossen auf und nickte Aurin zu, der Spektabilität des Südreichs. Die Magierin erwiderte seinen Gruß und sprach dann mit dem Kommandanten der Soldaten. Obwohl ihre Stimme fest klang, war ihr Gesicht fahl und auf ihrer zerschlissenen Gewandung zeichneten sich dunkle Blutspritzer ab – es war nicht ihres. Anemer amtete tief ein und bedachte der guten Männer, deren Blut erst vor zwei Tagen vergossen worden war. Dann schüttelte er unmerklich den Kopf. Zwei Tage? Woher wollte er das so genau wissen! Hier unten gab es keine Sonne, nur stets gleichbleibende, undurchdringliche Dunkelheit – er hatte schon längst das Zeitgefühl verloren und das machte ihn fast verrückt.

Aber er erinnerte sich noch gut daran, wie die verdammten Biester aus einem Hinterhalt auf sie zugestürmt waren. Er konnte fast noch den dumpfen Klang ihrer schwarzen Leiber hören, als sie auf die Metallschilde der vorderen Reihen geprallt waren. Hörte, wie ihre Klauen erst an Metall und dann an Fleisch rissen. Die ersten Männer waren bereits tot gewesen, bevor sie zu Boden gefallen waren.

Die Magier hatten eine Feuersbrunst entfesselt und die Schattengeister zu Dutzenden verbrannt – und dennoch. Es war ein Hinterhalt gewesen und ein intelligenter Hinterhalt dazu! Anemer ballte seine Hand zu einer Faust, als er an die vielen Opfer denken musste, die sie in der seelenlosen Schwärze dieses Ortes hatten zurücklassen müssen.

Nein, so unheimlich klug Marakthan auch zuweilen agierten, das Verhalten gestern hatte alles in den Schatten gestellt, was Anemer jemals erlebt hatte. Selbst der halbverhungerte Dämon, den sie gleich nach Betreten des Labyrinths in einer merkwürdigen Kammer gefunden hatten, war mehr ein wildes Tier als denkendes Wesen gewesen. Nein, es waren die Marakthan gewesen, die Anemer klar gemacht hatten, dass dieser Ort wahrhaft der richtige sein musste: Denn die Schattengeister wurden befehligt , das war ihm gleich klar gewesen. Und es gab nur ein Wesen, das zu so etwas imstande war. Der Gefangene .

Wahrhaftig – dies war seine Mission, wie sie ihm prophezeit worden war! Denn dieser Ort war keine Festung oder einfach nur ein gewaltiges, unterirdisches Labyrinth – er war ein einziger, großer Kerker! Ein Kerker, der in seinem dunklen Herzen nur einen einzigen Gefangenen eingeschlossen hielt. Ein Kerker, der nur für diesen einen Zweck überhaupt erbaut worden war.

Anemer verzog die Mundwinkel, als er an den verbissenen Kampf mit dem Dämon denken musste. Wahrscheinlich war die Kreatur einst hier eingeschlossen worden, als dieser Ort vor undenkbar langer Zeit versiegelt worden war und es hatte lange gedauert, bis sie ihn endlich niedergerungen hatten. Und auch die Wogen schwarzer Leiber der Marakthan waren furchtbar gewesen und hatten einen schrecklichen Blutzoll gekostet, ebenso wie die Fallen, welche die Erbauer einst zurückgelassen hatten. Und doch war das alles geradezu unbedeutend im Vergleich zu dem, was sie noch erwartete ...

Der Erhabene blickte um sich, als fürchtete er, bereits seine Gedanken könnten von dem Übel aufgesogen werden, das tief im schwarzen Herzen dieser Festung gefangen war. Es war die große Bestimmung seines Lebens, dieses Übel ein für alle Mal vom Angesicht der Welt zu tilgen!

Anemer atmete tief ein und ließ seinen Blick weiter wandern. Ein anerkennendes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Gorim erblickte. Der Hüne war einer der erfahrensten militärischen Anführer, den Anemer kannte. Anemer wusste, dass die Soldaten ihrem Kommandanten gegenüber mehr als nur militärische Achtung empfanden.

Ein Berg von einem Mann! Ein einziger, stummer Blick genügte meist, um Disziplin herzustellen oder erloschenen Kampfesgeist wieder zu erwecken – aber nicht aus Angst, sondern aus Respekt und oft genug auch Freundschaft! Vielleicht wäre er niemals auf diese Odyssee aufgebrochen, wenn Gorim ihm die Gefolgschaft verweigert oder auch nur leise Bedenken geäußert hätte.

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