Angel sah seinen Schöpfer grimmig an, glaubte er etwa, dass er mehr wusste als er? Sein Meister war zwar bedeutend älter als er, aber mit seinen Erfahrungen über Werwölfe konnte nur Marik mithalten.
„Wer hat dich denn gefragt. Du hast es bis jetzt kaum mit Werwölfen zu tun gehabt, hältst dich aber für einen Experten, nur weil Marik dir von seinen Erfahrungen erzählt hat.“
Salomone, der sich etwas gekränkt fühlte, sah seinen russischen Freund an, der wiederum versuchte zu schlichten. Marik wusste, dass Angel eigentlich sehr nett und umgänglich war, aber er wusste auch, dass der Junge etwas gegen seinen Erschaffer hatte. Doch lag dieser Aspekt nicht nur allein an Angel, auch Salomone tat seinen Beitrag dazu, da er es nie fertig brachte auf den damals noch jungen Vampir einzugehen.
„Bleibt ruhig, beide Vermutungen sind nicht unbedingt unglaubwürdig. Vielleicht finden wir dann auch irgendwann die Wahrheit heraus.“
Die Prinzessin mischte sich jetzt nun auch ein.
„Jungs zickt euch doch nicht immer so wie kleine Mädchen an. Ihr seit doch echte Männer. “
Der junge Mann neben ihr, hatte sich wieder etwas beruhigt und wechselte nun etwas beschämt das Thema.
„Wieso sitzt du überhaupt hier bei uns. Ich dachte, dass es gut zwischen dir und Mike läuft. Ihr habt doch geredet und euch dazu entscheiden, es wie richtige Erwachsene in einer echten Beziehung zu versuchen.“
Das Mädchen brummte verlegen, natürlich hatten sie das. Sie hatten es dann sogar stolz ihren Freunden mitgeteilt, aber so leicht war eine Beziehung dann doch nicht
„Ich weiß nicht, ob wir noch zusammen sind. Er hat sich tierisch aufgeregt und das nur, weil ich mit einer der süßen Nonnen geflirtet habe. Flirten wird doch wohl selbst in einer Beziehung noch erlaubt sein.“
Sakuya, der sich die Szene nur still angesehen hatte, lächelte: „Immer dieselbe Leier mit dir. Entscheide dich doch mal für ein Geschlecht und bleibe dann dabei und außerdem könntest du mal...“
Seine Freundin unterbrach ihn etwas rüde.
„Ich würde mich sofort für dich entscheiden, wenn du mich nur wolltest, Süßer.“
Angel mischte sich nun auch wieder lächelnd ein. „Soll ich vielleicht gehen, falls ihr allein sein wollt.“
Die Prinzessin kicherte. „Nein, oder bist du etwa eifersüchtig. Ich würde es auch mit dir nochmal versuchen oder auch mit euch beiden zusammen.“
Angel sah sie nur kurz ungläubig an.
„Tut mir leid Schatz, aber ein UNS gibt es nicht mehr, nie mehr und glaube mir. Ich werde versuchen, dass zwischen dir und Sakuya nichts zustande kommt. Verstehe mich da nicht falsch. Du bist eine gute Freundin auf Freundschaftsbasis, aber auf Beziehungsbasis bist du ein Männer abschreckendes Monster. Du bist manchmal einfach zu forsch.“
Die junge Dame warf ihm einem scharfen Blick zu und seufzte leise: „Ich habe zwar nie sonderlich viel Glück mit Männern, aber dass ihr so über mich denkt ist echt gemein.“
Die drei Vampire begannen einträchtig zu lachen und auch Mike gesellte sich nun zu ihnen. Der Junge hatte seines Erachtens genug geschmollt und wollte sich mit seiner Freundin wieder versöhnen. Er kannte sie schließlich schon lange genug und wusste wie sie war.
Der Japaner wusste auch, dass sie beide eigentlich nur eins wollten, nicht mehr allein durch diese kalte Welt wandeln. Beide Blutsauger hatten all ihre sonstigen Bedenken über Bord geworfen und sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet. In diesen einzigartigen und emotionalen Momenten erkannten sie, dass beide sich gar nicht so unähnlich waren. Sie versuchten beide ihre Einsamkeit mit denn verschiedensten Dingen zu füllen.
Die Prinzessin, indem sie einen Bettgesellen, egal ob Mann oder Frau, nach dem Anderen durch ihr Bett ließ, um wenigstens etwas Gesellschaft zu bekommen, und er, er versuchte durch seine ständige schlechte Laune und sein aggressives Verhalten jeden gegen sich aufzubringen. Er wusste, dass er das nur tat um sich niemanden wirklich öffnen zu müssen. Aber in diesem einen Tag, in dem sie nicht zusammen waren, war ihm klar geworden, dass er sie brauchte, sonst würde es ihn innerlich zerrissen und auch seine Freundin war nicht ganz sie selbst.
Er setze sich neben seine Freundin auf die Lehne des Sofas, um mit ihr ein Gespräch zu beginnen, was ihm aber nur schwer gelang, da ihm die Worte aus Nervosität im Hals stecken blieben. Er wusste in diesem Moment auch nicht, was er tun sollte, in so einer Situation wie heute hatte er sich noch nie befunden. Er hatte noch nie zuvor eine feste Freundin gehabt, außerdem war ihm immer egal gewesen, was die Mädchen von ihm hielten.
Angel musste sich ein erneutes Lachen verkneifen als er diese unbeholfene Geste des unsicheren Mike erblicke. Er stieß seinen besten Freund mit seinem Ellenbogen in die Seite und deutete mit dem Kopf auf die Beiden, die sich einander mitteilen wollten, aber nicht konnten.
Sakuya wusste, dass es an der Zeit war, die beiden allein zu lassen und stand, gefolgt von Angel, auf, aber beide begannen plötzlich zu taumelten, ein leichtes Beben ließ in den Katakomben alles erzittern.
Aber von einem Moment auf den anderen, war alles wieder vorbei und still geworden. Iris, der sich die Streitereien nur aus der Ferne ansah, erhob sich jetzt und lauschte einen Moment, auf das, was noch kommen würde, bevor er seine Gedanken ordnete.
„Was war das denn, ich bin schon so lange hier, habe aber noch selten zuvor ein so spürbares Beben erlebt. Zumindest hier im Kern von Italien nicht, ich weiß nicht ob das ein gutes Zeichen ist. Es gab 1915 das letzte starke Erdbeben, aber danach war es nie mehr so, dass alles derart in Erschütterung geraten ist.“
Angel, der sich auch wieder gesammelt hatte, merkte an: „Das wundert mich gar nicht, dass mit den ständigen Beben meine ich. Italien ist mit unterirdischen Vulkanen durchzogen, welche zwar inaktiv sind, aber trotzdem jeder Zeit wieder aktiv werden können. Desweiteren brauche ich dich ja nicht auf die Plattenbewegungen hinzuweisen.“
Iris fühlte sich plötzlich wie von einem Lehrer gerügt und antwortete: „Du weißt aber auch immer alles, du kleiner Klugscheisser.“
Nun mischte sich auch der manchmal unnahbar wirkende Tomoyuki ein. „Mach daraus nicht so ein großes Ding. Das war doch nur ein kleines Beben. In meiner alten Heimat Japan habe ich die schon seit dem frühsten Mittelalter miterlebt. Wenn die Erde dort bebte, brachte sie immer Tod und Zerstörungen mit. Ich erinnere mich noch sehr gut daran als ich noch klein war, da wurde das kleine Fischerdorf, in dem ich mit meiner Familie lebte, durch eine von einem Erdbeben ausgelöste Schlammlawine begraben. Viele verloren ihr Leben und alle Anderen, die verschont wurden, verloren all ihr Hab und Gut. Viel weiß ich leider nicht mehr von damals, ich erinnere mich nur noch an Angst und Trauer.“
Iris schluckte, er hatte noch nie erlebt, dass sein Kollege etwas Privates über sein Leben vor dem Vatikan erzählte und versuchte sich zu rechtfertigen: „So habe ich das nun auch nicht gemeint. Ich weiß, dass dieses Beben nicht schlimm war, aber es ist nun mal nicht normal, dass alles so sehr wackelt.“
Noch während sich Iris überlegte wie er sich für seine Worte entschuldigen könnte, durchfuhr eine schreckliche, starke und böse Macht den Vatikan und die Blutsauger.
Das Gebäude und der Innenraum vibrierten in Einklang, während die normalen Menschen nicht wussten, was das zu bedeuten hatte, versammelten sich aber gleichzeitig schon die Verteidigungskräfte außerhalb und innerhalb des Heiligtum. Diese stolzen Soldaten konnten nicht sagen vor wem oder was sie die Bewohner verteidigen sollten.
Die Angehörigen der Blutgarde in den Katakomben, waren derweil von dem Pulsieren wie betäubt und Angel schrie: „Der Ursprung, er kommt von hier unten, von irgendwo hier unten.“
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