1 ...8 9 10 12 13 14 ...30 Soweit Angel wusste, war er derzeit der einzige Werwolf der hier unten war, sie lassen sich nicht so einfach fangen, weil sie nie allein unterwegs sind.
Früher hatten sie einmal viele von ihnen in Gewahrsam, welche aber bei den grausamen Experimenten alle ihr Leben verloren hatten.
Laut den Aufzeichnungen eines der letzten Päpste hatte man ihnen zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges Teile des Gehirns entfernt, um sie ihrer Intelligenz zu berauben und es mit Silber ausgestopft, damit es nicht wieder nachwachsen konnte. Allerdings überlebten sie diese Prozedur nur einige Wochen.
Der kleine Wolf begann vor Wut und Trauer zu beben und herzzerreißend zu jaulen. Er stampfte mit den Pforten und versuchte sich loszureißen. Das war nun der Moment an dem sich auch die anderen Bewohner des Kerker sehen oder vielmehr hören ließen.
Sie versuchten sich ebenfalls loszureißen. Die Monster aller Arten begannen zu stampften und zu randalierten, sodass das Mauerwerk am äußersten Ende der Wand des Kerkers, die schon von den wütenden Wölfen etwas geborsten war und einige Verwitterungsrisse aufwies, jetzt noch weitere Risse bekam.
Angel, der den Spalt beim Bersten zusah, verspürte nun noch mehr Trauer, aber auch Angst. Jedoch waren es nicht die Wesen, vor denen er sich fürchtete, sondern vor dem was passieren würde, wenn sie frei kämen.
Er wusste, dass es nicht so weitergehen konnte, sie würden nur das ganze Mauerwerk zum brechen bringen, aber er wusste auch nicht wie er sie wieder zur Ruhe bringen konnte.
So etwas hatten sie noch nie getan, aber anscheinend hatten sie in der Zeit hier unten Sympathie füreinander entwickelt, sodass sie mit dem Werwolf mittrauerten.
Das ging allerdings nur solange bis ein Aufschrei endlich für Ruhe sorgte. Marik hatte den Gefängnistrakt betreten.
„Du weißt doch sehr genau, dass hier unten niemand allein hinein darf, wenn sie noch länger so getobt hätten, wären nicht nur Risse in der Wand entstanden. Sie hätten womöglich alles zum Einsturz gebracht. Ich bin enttäuscht, so ein rücksichtsloses Verhalten hätte ich von Mike erwartet, aber nicht von dir.“
Angel kümmerte sich nicht um die Worte und drehte sich wieder zu der geborstenen Wand um, nachdem er nach dem Aufschrei des älteren Vampirs den Blick auf ihn gerichtet hatte.
„Ihr habt nur einfach die Kreaturen getötet und das war es für euch. Aber mich interessiert wieso sie hier, in das Heiligtum, in dem sie nur den Tod finden konnten, eingedrungen sind. Ich musste einfach wissen was sie hier wollten!“
Marik, der sonst immer so besonnen war, packte Angel grob am Oberarm.
„Mir hat es auch keinen Spaß gemacht, die Werwölfe zu töten, schließlich sind wir alle genau solche Monster wie sie. Jedoch konnte ich meine Neugierde in Zaum halten. Was hilft es denn zu wissen, was sie hier wollten. Brauchst du etwa immer die Bestätigung, dass sie wirklich, wie du es immer nennst, böse waren. Sage mir bitte, hat dich das denn jetzt glücklich gemacht, zu sehen, dass sie wirklich nur ein Mitglied ihrer Familie retten wollten.“
Angel riss sich los, Marik hatte die Umstände anscheinend wohl schon vorher gewusst. Er hatte einfach eins und eins zusammengezählt. Angel wurde nun klar, dass er trotz seines hohen Alters, noch sehr viel lernen musste.
„Glaub mir, die Erkenntnis hat mich nicht glücklich gemacht. Ich sage immer, dass ich die Werwölfe hasse, weil sie den Großteil meiner Familie getötet haben, aber das ist nicht so. Bei dir ist es doch auch nicht anders, Menschen haben deine Familie vor deinen Augen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Du sagst doch auch immer, dass du sie hasst, aber wenn du das wirklich tun würdest, wärst du nicht hier. Dann würdest du auf der anderen Seite stehen und sie ausmerzen.“
Marik lächelte nur und sagte: „Verzeih, dass ich gerade so ungerecht zu dir war. Komm lass uns von hier verschwinden, in den Kerkern ist kein Platz für deine und auch meine Ideale.“
Angel drehte sich noch einmal um, um sich denn Riss in der Wand erneut anzusehen, diese Schlacht war nun wirklich beendet. Aber noch etwas anderes, weitaus Gefährlicheres regte sich in den dunklen Kerkern in denen allerlei Wesen gefangen waren.
Einen Tag, nach den Ereignisse worden die Zerstörungen, die die Werwölfe hinterlassen hatten behoben.
Die Titan- Türen waren ersetzt und auch die Kadaverreste und das Blut fortgewaschen worden. Leider wurde aber die zerstörte Wand im Kerker nicht repariert, da sich die Handwerker zu sehr vor den Kreaturen fürchteten, die immer wieder ausschlugen sobald sie Besuch bekamen.
Die Obersten des Vatikan, „Die Sechs Heiligen“, entschieden sich schließlich dazu, es so zu lassen wie es nun mal war, was sollte schon passieren. Die Wesen konnten doch von dort nicht nach draußen gelangen.
Durch diese Tatsache allein war für alle das Thema nicht nur vom Tisch, sondern auch schon vergessen. Man konnte nur hoffen, dass dieses sorglose Verhalten, keine negativen Auswirkungen mit sich bringen würde.
Einige Tage nach der Tragödie, der sechs Werwölfe und fünfundzwanzig Menschen zum Opfer gefallen waren, sollte die Feier zum einjährigen Jubiläum des neuen Papstes stattfinden.
Nachdem Tiberus, der Erste seines Namens, sehr große Anfangsschwierigkeiten gehabt hatte und „Die Sechs Heiligen“ schon damit gespielt hatten, den fünfunddreißigjährigen und somit den jüngsten Papst seit dem Mittelalter, wieder seines Amtes zu entheben, war es ihm doch gelungen, seinen Pflichten gerecht zu werden. Er sah aber trotz seines jungen Altes schon sehr verbraucht aus und wurde gerade von Angel immer als alter Mann bezeichnet. Man wusste über seine Vergangenheit, und wie er zu dieser Postion gekommen war, nicht viel. Alles, was bekannt war, war der Aspekt, dass er es früher ziemlich bunt mit harten Drogen und Alkohol getrieben hatte. Sein Gesicht hatte dadurch viele Falten und tiefe Furchen davon getragen. Seine Nase war riesig und seine Augen trüb geworden. Sogar seine Zähnen waren angegriffen und fast alle durch künstliche ersetzt wurden. Augenscheinlich wirkte er nicht wie Mitte dreißig, sondern eher wie Mitte fünfzig. So alt war er auch für die Menschen um ihn herum. Nur wenige wussten die Wahrheit.
Seine Haare, die er unter der Papsthaube versteckte, waren durch den Stress und die Aufregung mittlerweile auch schon grau geworden.
Ein Jahr war es also schon her, seitdem Tiberus durch das, was er erfahren hatte, einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.
Angel, der vom allerersten Papst, unter dem er gedient hatte, zum Stellvertreter seiner Heiligkeit ernannt worden war, musste für einige Wochen seine Aufgaben übernehmen.
Dieser etwas nervenschwache Mann war mit der Welt, in die er eingeführt worden war, und dem, was sie mit sich brachte, nicht klargekommen.
Besonders die Andersartigkeit der Vampire und ihre Dickköpfigkeit machte es ihm auch nicht immer leicht. Aber nachdem sich die Heiligen intensiv mit ihm auseinandergesetzt hatten, kam er damit doch noch irgendwie zurecht. Doch seit diesen Momenten, die der Papst mit den Heiligen verbracht hatte, war er laut Angels Meinung nur noch zu ihrem Schoßhund degeneriert.
Auf der heutigen Feier waren alle versammelt, die da sein wollten und auch die, die es mussten. Nonnen, Priester, Soldaten und einiges an alltäglichem Personals waren anwesend, doch zwischen diesen menschlichen Männer und Frauen drängten sich auch ebenfalls einige Vampire.
Natürlich waren nicht alle Vampire gekommen, aber eine Anweisung vom Papst befahl, dass wenigstens einige von ihnen zu erscheinen hatten.
Wolf, der 1.82 Meter große Werwolfmischling, hatte die Geschehnisse der Vortage noch nicht ganz verdaut. Ihm machte es immer noch enorm zu schaffen, dass alle Werwölfe sich nur wie Monster verhielten und sie dafür verständlicherweise von allen gehasst wurden.
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