Alexander Zeram
1981 - Richard
Eine romantische Novelle im alten Stil
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Inhaltsverzeichnis
Titel Alexander Zeram 1981 - Richard Eine romantische Novelle im alten Stil Dieses ebook wurde erstellt bei
Erweitertes Impressum Erweitertes Impressum » 1981 (Richard)« Novelle Ra F i publications, munich Als E-Book bei neobooks.de ISBN: 978-3-8476-2028-0 texte und bilder urheberrechtlich geschützt all rights reserved © a. zeram 2014 titelgrafik: a. zeram sondergenehmigungen: nur über den autor oder R aF i publications kontakt: info@alex-zeram.de 0151-20753571 bacherstraße 13/III D-81539 München Germany Titel: Siegestor, München um 1900, Fotografie aus Privatbesitz grafische Bearbeitung a. zeram … für Das Lieschen
1. Mônsieur Richard
2. Arzt und Patient
3. Das Billett Doux
4. Das Rendezvous
5. Das Erwachen
6. Die neue Gegenwart
7. Schocktherapie
Der Autor
Impressum neobooks
» 1981 (Richard)« Novelle
Ra F ipublications, munich
Als E-Book bei neobooks.de
ISBN: 978-3-8476-2028-0
texte und bilder urheberrechtlich geschützt
all rights reserved
© a. zeram 2014
titelgrafik: a. zeram
sondergenehmigungen:
nur über den autor oder RaF i publications
kontakt:
info@alex-zeram.de
0151-20753571
bacherstraße 13/III
D-81539 München
Germany
Titel: Siegestor, München um 1900, Fotografie aus Privatbesitz grafische Bearbeitung a. zeram
… für
Das Lieschen
›… sind die Geiseln nach vierhundertvierundvierzig Tagen Gefangenschaft endlich freigelassen worden. Voraussichtlich wird …‹
»Gott sei Dank!«, rief Johannes Eckstein erleichtert aus und unterbrach damit zum ersten Mal in seinem Leben den Nachrichtensprecher, dem er bisher immer –zumindest bis zur Durchgabe der Wetterprognose– aufmerksam und schweigend zugehört hatte. »Aber das wurde wirklich langsam Zeit!«, fügte er noch hinzu und bekräftigte diese Ansicht vor seiner Gattin mit heftigem Kopfnicken.
»Ja … ich hab’ schon geglaubt, dass wieder was dazwischen kommt«, bemerkte sie. »Du hast ganz recht … es ist langsam Zeit!«
Ein letztes Schlückchen Kaffee und dann erhob sie sich vom Frühstückstisch.
Johannes sah ihr enttäuscht nach. Gerade jetzt hätte er sich gerne ein wenig mit ihr über den glücklichen Ausgang der sogenannten ›Geiselaffäre‹ unterhalten. Immerhin bedachte er, dass Elise sich politisch nie engagiert hatte und da niemand anderer anwesend war, wandte er sich schließlich dem Sohn zu, der vor dem mittleren Wohnzimmerfenster in einem wuchtigen Sessel lungerte.
»Das hätten die Amerikaner früher haben können, nicht wahr?«, fragte er – ohne Antwort zu erhalten. Der junge Mann schien völlig versunken in den wunderbaren Ausblick, den man von hier aus auf den zum Haus gehörigen Park hatte. »Die eingefrorenen Milliarden sind ja jetzt doch losgelöst worden. – Man hat auf die Forderungen des Iran eingehen müssen – zum größten Teil jedenfalls. Bin gespannt, ob man diesen –vielleicht nicht ganz unzweifelhaften– Erfolg bereits dem neuen Präsidenten zuschreiben wird. Was meinst Du, Richard?«
Richard reagierte nicht. Er mochte den sanften Fall der Schneeflocken studieren oder eine Krähe beobachten, die auf dem erst vor wenigen Minuten frei geschippten Weg zur Garage nach Futter suchte.
»Hörst Du mir eigentlich zu?« Johannes hatte sich erhoben. Jetzt stand er vor seinem Sohn.
Der wandte sich etwas herum und sah den Vater verständnislos an. »Hmm? – Hattest Du etwas gesagt, Papa?«
»Ich … nicht der Rede wert.« Johannes resignierte und verließ dann ziemlich plötzlich den Raum. Richard sah ihm nicht einmal nach. Er vertiefte sich weiter in den Anblick des wunderbaren, verschneiten Parks, den er liebte und den er besser kannte als die Zimmer des Elternhauses.
Etwas später kam Elise ins Wohnzimmer zurück. Der aufgebrachte Gatte hatte ihr zu verstehen gegeben, dass er die Interessenlosigkeit Richards einfach nicht mehr länger billigen könne.
»Richard …?«
Der drehte sich nochmals träge zur Seite.
»Interessiert Dich denn eigentlich gar nichts von alle dem, was in der Welt vorgeht?«, fragte sie.
»Wie? – Was geht denn vor, Mama?«
»Die zweiundfünfzig Geiseln, die jetzt endlich freigelassen worden sind. Das ist doch ein Ereignis!«
»Ja … wahrscheinlich«, murmelte Richard. »Wahrscheinlich … ich … aber ich verstehe ja nichts von der Politik.« Und so wandte er sich wieder dem Fenster zu – dem geliebten Park im frühwinterlichen Weiß.
Elise nahm Platz am Frühstückstisch und betrachtete ihn sorgenvoll.
Richard – ihr einziges Kind … wie fernab von ihr er lebte. Da saß er in seinem Hausmantel, den er sich nach einem Katalog-Muster aus dem Jahr 1890 schneidern hatte lassen, und starrte hinaus auf die Parkanlage. Versunken, fern … fernab von allen anderen Menschen, seinen Eltern, dem Hauspersonal … allen. Wenn sie sich Mühe gab, vermochte sie das Kratzen einer Schneeschaufel zu vernehmen. Franz, der Gärtner, hatte schon zeitig damit begonnen, die Spazierwege im Park wieder freizulegen. Richard wollte es so, denn nur selten ließ er einen Tag verstreichen, ohne im Park spazieren gegangen zu sein.
»Musst Du heute noch zur Vorlesung?«, erkundigte sich Elise einige Zeit später, als man im Radio gerade ein Morgenkonzert angekündigt hatte.
»Hmm?« Auch diesmal schien Richard nicht zu wissen, was man von ihm wünschte.
»Ach … Du träumst auch den ganzen Tag lang.« Elise seufzte. »Ich weiß nicht, woran Du fortwährend denken magst, aber zumindest solltest Du Antwort geben, wenn man Dich etwas fragt! – Musst Du heute noch zur Vorlesung?«
»Ja … jetzt dann«, erwiderte Richard.
»Dann will ich Max Bescheid sagen. Vielleicht springt der Wagen nicht sofort an.«
»Es war nicht kalt heute Nacht!«
» Ich habe gefröstelt!«
»Es war … ein wenig frisch.«
»Hmm!« Elise vollführte eine hilflose Geste und wandte sich ab. Es gab noch viel zu tun an diesem Morgen. Johannes begegnete ihr im Flur – bereits im Mantel.
»Ich komm’ erst gegen fünf, mein Schatz! – Bollhorst könnte mich aber auch noch länger beanspruchen. Sollte es später werden, dann rufe ich Dich an.«
»Gut.« Sie bot ihm die Lippen zum Kuss. »Geht’s um den Verkauf dieses Grundstückes in Gauting?«
»Eben darum … und mir graut davor. Der Eigentümer ist ein störrischer Kerl. Er verlangt einen Idiotenpreis. Aber wir müssen den Grund bekommen. Das wäre das letzte Steinchen in unserem Mosaik.« Er küsste sie und eilte davon.
Elise teilte der Köchin mit, dass sie zum Mittagessen zurück sein werde, und begab sich dann hinauf in den Oberstock. Umgekleidet erschien sie kurz darauf wieder unten im Wohnzimmer. Richard hatte seinen Sessel noch nicht verlassen. Unverändert fand sie ihn – träumend, in Gedanken versunken und weltentrückt.
»Richard … sieh zu, dass Du Dich richtest. Sonst verpasst Du wieder die Vorlesung.«
»Ja … ich ziehe mich in fünf Minuten um«, murmelte der.
»Bis später.« Sie beugte sich zu ihm hinab und küsste ihn auf die Stirne. Sein zweiflerischer Blick verfolgte sie aus dem Zimmer.
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