Es gab also Figuren auf meinem Spielfeld, die noch einem längst veralteten System, einem Programm auf dem Leim gegangen sind. Und meine Dualseele stellte für mich unter anderem ein solches Programm dar. Sie stellte das einschränkende, lieblose System dar, das einen versklavt und unbewusst hält. Und ich versuchte, es bei ihr auszuschalten, es umzuprogrammieren, damit es mich nicht umbringt, damit ich es nicht ständig sehen muss. Ein unmögliches Unterfangen, wenn man bedenkt, dass meine verstandesbetonte Dualseele glaubte, dieses Programm noch zum Überleben zu brauchen (ihr Ego-Verstand war permanent im Einsatz) und mein System ihr Programm, ihr altes Ich, umbringen kann. Hier ging es also nur um mein eigenes System, das ich noch mehr in mein Leben integrieren sollte. Ich musste etwas in mir zur Heilung bringen, es ganz machen. Es ging nicht darum, das System meiner Dualseele zu eliminieren. Denn auch in mir werkte der Ego-Verstand. Verstehst du? Ich konnte mich diesem Thema nur stellen, weil die Liebe in mir für diese Frau größer war, als alles mir Bekannte. Ich musste in meinem Leben alles von hinten herum lernen. Und es gab niemanden, der es mir zeigen konnte. Ich musste alles, aber auch wirklich alles, was ich geistig und seelisch erkannte, im Körper erfahren, damit ich den Sinn als ganzheitliche Erfahrung abhaken und nach dem Festplattenvorbild erleben konnte. Daher tue ich mir sehr schwer, nur auf dreidimensionaler Ebene aufgebauten Wahrnehmungen gänzlich zu vertrauen. Es wäre auch nicht sehr klug, würde ich es tun. Ich komme mit aufgezwungenen Grenzen nur sehr schwer zurecht, denn die sind dreidimensional ausgerichtet, mit genau einem Zweck. Der Mensch soll sich nicht über den dreidimensionalen Grad hinausbewegen, soll sich seiner Versklavung nicht bewusst werden. Denn sobald er es versucht und Geschmack an der Freiheit, die darin wohnt, findet, ist er als Sklave nicht mehr zu gebrauchen. Er wird dann nicht mehr funktionieren, sondern leben. Dann hat er erkannt, dass er die Wahl hat. Immer. Und Leben, wahres Leben fühlen, bedeutet sein Herz zu spüren, es zu öffnen für Beziehung, für Friede und für die Liebe. Es bedeutet nicht, nur davon zu hören, dass man eine Wahl hat. Es bedeutet: „Du hast und nützt sie!“ Man muss allerdings wissen wie.
Wenn du das Schachspiel als Spielfeld zwischen deiner Dualseele und dir hernimmst, was genau ist da geschehen?
Meine Dualseele hatte gerade einige dieser unbewussten Figuren, die auf meinem Spielfeld standen, auf sehr beeindruckende, aber auch sehr schmerzliche Weise herausgefordert. Indem mein unbewusst agierender Bauer ihren unbewussten Turm kickte, ihre unbewusste Dame meinen unbewussten König fast Schach matt setzte und wir in diesen Momenten nicht in der Lage waren, den Spieler in uns zu erkennen, weil wir ein Macht- und Ohnmachtspiel spielten. Wir gerieten zwischen die Fronten. Wir kamen vom hundertsten ins tausendste und verloren uns in Kleinigkeiten, ohne das Thema, um das es immer schon ging, beim Namen nennen zu können. Der Spieler in uns hätte uns zurückpfeifen können, aber da unser Spieler kein Machtspiel spielt, sich an die Regel hielt, seinen Figuren den freien Willen zu lassen, geschah das, was geschehen musste. Das Schlachtfeld war bereits blutdurchtränkt. Wir hatten verdammt schlecht gespielt und hätten beide die rote Karte verdient. Auszeit! „Gehen wir mal unsere Wunden lecken“, so in der Art. Das war ein wahrer Katzenjammer. Später kam ich dann dahinter, dass es nicht meine Dualseele war, die mich herausgefordert hatte. Sie stand einfach meinem unbewussten Bauern im Weg und der steckte noch in alten verängstigten Opferstrukturen. Und da mir ihr Turm so unglaublich gut gefiel, weil er mit einer Macht spielte, die an meine Grenzen andockte, wollte ich ihn mir einverleiben. Punkt um. Ich hätte einfach nur dem Blick des Spielers folgen sollen und ihm vertrauen. Denn er wußte, ich habe selbst einen Turm bzw. gleich zwei, die ich allerdings in meinen zwei Ecken stehen ließ. Es sind die Türme, die mein System stützen. Die ihres, ihres bleiben hätten lassen können, wenn ich nicht solche Gefahr darin gesehen hätte, sie könnte mir mit ihrer unbewusst ausagierenden Macht, die sie mir zeigte, mein Herz bei lebendigem Leib heraus reißen. Meine Dualseele hatte keine Schuld daran, dass ich meine Türme nicht nutzte und mein Bauer unbewusst spielte. Mein kleiner, sehr mutiger Bauer hatte in seiner Angst die zwei stattlichen Türme einfach vergessen, weil er immer schon an vorderster Front gekämpft hat, und das immer schon so war. Sein Blickfeld war dermaßen eingeschränkt, wie hätte er je die zwei Türme hinter ihm stehend bemerken können, bei der Vergangenheitsmaschinerie, die sich hier als Jetzt getarnt in Gang gesetzt hatte? Denn im Leben hat ihm noch niemand gezeigt, dass es sie gibt und dass es einen Spieler gibt, eine Distanz in uns, die höher angelegt ist und bei weitem klügere Entscheidungen treffen kann, als alles bisher Bekannte. Er hatte vergessen, dass er die Wahl hat, seit jeher schon. Auch das hat ihm niemand gesagt. Alles, was er sah und hörte, war das Jammern der Menschen, weil sie sich nicht frei fühlten, weil sie nicht wählen konnten, weil sie sich eigentlich bloß anpassten. Eine Anpassung an die Norm, die aber keinem gefällt. Gut. Lebe ich nach dieser Norm, entscheide ich mich genau dafür. Ich entscheide mich für die Norm und beklage mich dann, dass ich dies oder jenes nicht kann oder das eine oder andere ganz einfach nicht geht. Klar ist das so. Wie sollte es anders sein, wenn diese Begrenzungen der Norm entsprechen und sich mein Ego-Verstand permanent an dieser Erinnerung festhält?
Wie hätte mein Bauer in seiner Unbewusstheit wissen können, dass sich der Spieler erst zeigen kann, wenn ihm der Bauer zuruft: „Zeig mir das Spiel!“ Das ist eines der dreidimensionalen Gesetze, an die sich selbst der Spieler halten muss. Freier Wille. Der Bauer, also ein Teil von mir, hatte zu wenig Bewusstsein, und dieses wurde mir durch meine Dualseele permanent gespiegelt. Und umgekehrt geschah das natürlich auch. Wir hatten ein typisches Systemproblem, das Machtspiel hieß. Aber zeige mir heute einen Menschen, der das nicht hat. Zeige mir einen einzigen, der beide Seiten, männlich wie weiblich, in der goldenen Mitte in sich vereint hat. Nun ja, ich glaube, dass ich etwas Wichtiges in meinem Dualseelenprozess verstanden und gelernt habe, und seitdem ich das verstehe, geht es mir wieder gut. Auch ohne meine Dualseele, die in ihrem System bleiben kann, solange es ihr dort gefällt. Auch wenn sie diesem System schon lange den Rücken kehren möchte. Ich muss sie nicht auf meine Seite ziehen. Nicht mehr! Beide Systeme (ich nenne sie Bewusstseinssysteme), die sich nur im Grad unterscheiden, haben ihre volle Daseinsberechtigung. Man verlässt ein System nur, wenn man bereits ein neues aufgebaut hat. Ansonsten läuft man Gefahr, dass gar nichts mehr geht. Und ein bewusst zugängliches, neues, liebevolleres System aufzubauen, eines, das Basis und Struktur hat, in dem man sich sicher und geborgen fühlen darf, braucht eben Zeit. Zeit, die ich auch für mich benötigte, um nach und nach beide Systeme miteinander zu verbinden.
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