Johanna Vedral
Arbeitsscheu und bildungsfern?
Daniel Guttmanns Bekenntnisse eines AMS-Trainers
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Inhaltsverzeichnis
Titel Johanna Vedral Arbeitsscheu und bildungsfern? Daniel Guttmanns Bekenntnisse eines AMS-Trainers Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Daniel Guttmanns Bekenntnisse eines AMS-Trainers Dass ich über meine AMS-Jahre irgendwann mal ein Buch schreiben musste, das war mir klar. Warum mich gerade jetzt und hier der Hafer so gestochen hat, dass da auf einmal diese Daniel Guttmann-Persönlichkeit Texte für mich schreibt... weiß ich noch nicht! Und das ist total aufregend und geheimnisvoll... wenn der kreative Prozess so spontan passiert... ohne dass mein bewusstes Ich das jetzt im Stundenplan eingetragen hätte. Auf jeden Fall entstand dabei dieses Buch, ohne dass ich es geplant hätte. Erstmals veröffentlicht wurden Daniel Guttmanns Bekenntnisse 2014 auf der Blogger-Plattform www.fischundfleisch.com
1 Endlich Ex-AMS-Trainer! 1 Endlich Ex-AMS-Trainer! Vor drei Jahren habe ich mich von meiner "Karriere" als AMS-Trainer verabschiedet. Sechs äußerst lehrreiche Jahre habe ich in insgesamt vier Bildungsinstituten zuerst als prekär beschäftigter Selbstständiger und dann als unterm Hund bezahlter Angestellter (BABE-Kollektivvertrag) verbracht. In diesen sechs Jahren durfte ich ca. 1000 Arbeitslose in diversen Kursen und Einzelcoachings mit "Berufsorientierung" beglücken und in einem Institut neben Coachings rund um die Uhr auch selbst Maßnahmen-Konzepte für Kurse am Fließband schreiben. Ich konnte äußerst interessante Einblicke in den Sumpf des Systems des Geschäftes mit der Arbeitslosigkeit gewinnen. Manche Einblicke waren so tief, wie ich sie eigentlich nicht unbedingt gebraucht hätte... Nun, nach drei Jahren, habe ich endlich genug emotionale Distanz, um über meine Erfahrungen als Akademiker im AMS-Bereich zu schreiben: u.a. mein Bild von Arbeitslosen, Sozialschmarotzern, meine Vorurteile gegenüber bestimmten Nationalitäten, wie AMS-Gelder veruntreut werden und in den Kursen selten das passiert, was im Maßnahmenkonzept versprochen wird, die traurige Wahrheit über die schriftlichen Deutsch-Kenntnisse von Österreichern, die Realität von Einkommen in Österreich, die Illusion von gut bezahlten Akademikern, die Ware Bildung, die Einstellung von Menschen in diesem Land, die nur eine Grundschulausbildung absolviert haben, wie mit kriegstraumatisierten oder behinderten Arbeitssuchenden umgegangen wird... u.v.m.
2 Unterschied zwischen AMS-Berater und AMS-Trainer 2 Unterschied zwischen AMS-Berater und AMS-Trainer Ich fange am besten mal damit an, in groben Zügen zu erklären, wie das System der AMS-Kurse aufgebaut ist. Ihr braucht aber nicht zu glauben, dass einem AMS-Trainer dieses System so erklärt wird, wenn er in diesen Job einsteigt. In welchem Getriebe man hier welches Rädchen ist, das erschließt sich einem erst langsam. Das AMS selbst ist vielen von euch ja sattsam bekannt, die schon in der Situation waren, nach dem Verlust eines Jobs auf der Suche nach einer Anstellung zu sein. In diversen Regionalstellen, in die man pilgern muss, um einen Antrag auf Arbeitslosengeld zu stellen, lernt man sehr schnell, dass diese Leistung zwar ein Luxusgut ist, um das einen Menschen aus weniger sozialen Ländern beneiden, dass an den Bezug dieses begehrten Geldes aber einiges dranhängt, das man sich nie hätte träumen lassen. Es beginnt damit, dass man beim ersten Besuch einer AMS-Regionalstelle herausstellt, dass dieser Termin nur fürs Ausfüllen der Datenerfassungsformulare und der Anlegung eines Datensatzes im AMS-Computer dient. Der eigentliche Antrag für den Bezug des Arbeitslosengeldes ist erst in einem weiteren Termin möglich. Bei diesem zweiten Termin lernt der frischgebackene Arbeitslose seinen Betreuer oder seine Betreuerin kennen. Diese Betreuer hatten vor ein paar Jahren noch 11 Minuten Zeit pro „Kunde“, um dessen Daten und Jobsuchwünsche in den AMS-Computer zu tippen (mittlerweile wahrscheinlich noch weniger Minuten pro Person!). Dass bei geringen Deutschkenntnissen, niedrigem Verständnisniveau oder Bedürfnis nach einem Gespräch diese 11 Minuten nicht ausreichen, versteht sich von selbst. Die wenigsten AMS-KundInnen wissen auch, dass ihr Betreuer nicht ihre Ansprechperson ist und sind enttäuscht über diese Gespräche. Der Betreuer ist v.a. der Verwalter der Daten und die Schnittstelle zu Entscheidungsgremien, wenn es z.B. um Weiterbildungswünsche geht. Der Betreuer hat keine Beratungsfunktion, denn die Beratung der Arbeitssuchenden hat das AMS outgesourced an diverse Bildungsinstitute, in denen AMS-Trainer Einzelcoachings, Berufsorientierungskurse und Weiterbildungsmaßnahmen anbieten. Diese AMS-Trainer sind die Ansprechpersonen, nicht der Betreuer am AMS! Das zu wissen, erspart schon viel Frust im Kontakt mit dem AMS-Betreuer.
3 Wie wird man Berufsorientierungs-Trainer? 3 Wie wird man Berufsorientierungs-Trainer? Kaum ein AMS-Trainer übt diesen Job aus, weil er immer schon in seinem „Traumjob AMS-Trainer“ arbeiten wollte. Ich rutschte so in dieses Feld hinein: Es war 21 Uhr. Ich rechnete gerade mal wieder eine Ein-Aus-Liste durch und stellte fest, dass mir nach dem letzten katastrophal bezahlten Job mit psychiatrischen Patienten, in dem PsychologInnen zu Betreuerlöhnen arbeiteten, jetzt wohl nichts andres mehr übrig blieb, als mich selbstständig zu machen, so rot blickte mir mein Kontostand entgegen. Da rief mich ein ehemaliger Studienkollege an und fragte, ob ich ihn nicht kurzfristig morgen vertreten könnte. Er sei krank geworden und könne daher nicht seine Berufsorientierungs-Gruppe als selbstständiger AMS-Trainer betreuen. Auf meine Nachfrage, was ich inhaltlich mit seiner Arbeitslosengruppe durchnehmen sollte, meinte er, ich könnte kreativ mit ihnen arbeiten, so wie mit meinen psychiatrischen Gruppen. Gesagt, getan. Bei der telefonischen Nachbesprechung meinte mein Kollege, ich solle mich doch gleich bei dem Institut als Trainer bewerben, da sie mehr Trainer suchten. Da ich sowieso gerade frisch arbeitslos war, rief ich gleich beim Personalverantwortlichen jenes großen AMS-Bildungsinstitutes an, das später wegen Spekulationsgeschäften mit Steuergeldern bekannt wurde. Der Projektleiter für die Abteilung „Persönlichkeitstraining“ interessierte sich im Vorstellungsgespräch nicht für meine Persönlichkeit als Trainer. Nach kurzer Durchsicht meiner Qualifikationsnachweise stellte er fest, ich wäre als „10-Punkte-Trainer“ einsetzbar, freiberuflich, für 21.- brutto pro Stunde. Fragen hatte er keine an mich, außer ob ich nicht schon am Montag beginnen könnte, er bräuchte dringend einen Trainer. Das ging mir nun doch zu schnell, ich brauchte schon noch ein paar Wochen, um mich von der äußerst anstrengenden Arbeit mit psychisch Kranken zu erholen, und ein wenig Vorbereitungszeit für die Selbstständigkeit konnte auch nicht schaden. Also vereinbarte ich, in zwei Monaten als Trainer für ca. 25 Wochenstunden zu beginnen. Da stand ich also am 1.September, ohne Konzept, ohne Unterlagen, ohne Einschulung, nur mit einer Anwesenheitsliste bewaffnet, mit der vagen Job Description „Mach mit ihnen Berufsorientierung, Lebenslauf und Bewerbungen schreiben!“ vor meiner ersten Gruppe von vierzehn Arbeitslosen und tauchte ein in eine mir bis dahin unbekannte Welt – die Welt der AMS-Kurse, in der ich sechs prägende und äußerst lehrreiche Jahre verbringen sollte, bis ich wieder den Weg hinaus fand…
4 Wie kommen die Bildungsinstitute zu Aufträgen vom AMS?
5 Auf welch kreative Weise vom AMS beauftragte Bildungsinstitute die Honorare ihrer Trainer gestalten/ Teil 1
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