Jo Thun
Club Suizid
Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jo Thun Club Suizid Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Epilog
Dank
Vorschau
Impressum neobooks
Das konnte kein Zufall sein! Ausgerechnet an meinem 33. Geburtstag – ich saß gerade beim Frühstück und dachte an meinen Schulfreund Bosse, der mir einst aufgrund meiner angeblich echt minikurzen Lebenslinie prophezeit hatte, dass ich nur halb so alt werden würde wie normale Menschen, nämlich 33 (sein Großvater war glaube ich gerade mit 66 gestorben) – da las ich in der Zeitung folgende Überschrift: „Junge Männer besonders gefährdet: Suizid ist die häufigste Todesursache für Männer im Alter von 15-35.“ Meine erste Reaktion war Befriedigung: Mit 33 zählte ich sehr wohl noch zu den jungen Männern! Das musste ich sofort Moni erzählen! Doch dann setzte die Erkenntnis und somit der Schock ein: Wenn ich wirklich mit 33 sterben würde, wie Bosse geweissagt hatte, dann würde ich demnach meinem Leben selbst ein Ende setzen. Statistisch gesehen war das auf jeden Fall wahrscheinlicher als ein Unfall, plötzlicher Herzinfarkt, oder eine heimtückische, schnell verlaufende Krebserkrankung. War das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht? Nachdenklich biss ich in mein Nutellabrötchen.
Eigentlich hatte ich für Selbstmörder nicht viel übrig. Das waren Leute mit übertriebenem Sinn für Dramatik, die sich meistens nicht darum scherten, dass andere Leute sie liebten, und die denen dann auch noch einen Riesensauhaufen zum Aufräumen hinterließen. Allerdings hatten sie Mut, und da tat sich die eigentliche Hürde auf. Ich würde niemals den Mumm aufbringen, um in die Tiefe zu springen oder mich vor einen Zug zu werfen. Um an eine Giftspritze zu kommen, musste man Arzt sein oder zumindest einen kennen. Einen Waffenschein hatte ich auch nicht. Und eine andere Möglichkeit fiel mir nicht ein. Doch, mit dem Auto gegen einen Baum fahren. Nein, nicht sicher genug. Da müsste ich erst mal herausfinden, wie man den Airbag ausschaltet, also auch ziemlich aussichtslos. Je mehr ich darüber nachdachte, umso klarer wurde mir: Selbstmord kam für mich nicht in Frage.
Ich hatte ja auch gar keinen Grund, meinem Leben ein Ende zu setzen. Gut, ich hatte keine wahre Beziehung, keine echten Freunde, und ging keiner sinnvollen oder zumindest erfüllenden Tätigkeit nach. Aber es ging doch so vielen Leuten schlechter als mir. Moni zum Beispiel. Ihr Mann hatte sie vor vier Jahren mit zwei Kindern sitzen gelassen. Die waren über alle Maße anstrengend, und dazu dermaßen fordernd, dass Moni ihre Halbtagsstelle in eine Dreiviertelstelle umwandeln musste, um die laufenden Rechnungen zahlen zu können. Oder wollte sie einfach nur mehr Zeit weg von den Kindern haben? Das wusste ich nicht genau, weil sie ja mit mir nie wirklich redete. Wie gesagt, echte Freunde hatte ich nicht.
Und wenn man an den Teufel denkt, dann ruft er an. Das Handy summte und teilte mir mit, dass gerade eine SMS eingegangen war. „Happy Birthday! Lass uns später essen gehen – du zahlst! Moni.“ Ja, genau. Für Moni war ich der Spendieronkel. Mehr nicht. Da sah ich, dass vorher schon eine SMS eingegangen war. Die war von Herrn Moosbacher. Herr Moosbacher war der Geschäftsführer meiner Firma. Eigentlich war es ja die Firma meines Vaters, aber der hatte sie mir ungewollt vererbt (wenn man plötzlich und ohne Testament stirbt, dann erbt das einzige Kind ALLES!!) und jetzt war ich also Eigentümer, oder vielmehr alleiniger Gesellschafter der Plastik und Mehr GmbH. Glücklicherweise musste ich nichts tun für die Firma, denn der liebe Herr Moosbacher führte die Geschäfte. Er hatte alles im Blick, sogar meinen Geburtstag vergaß er nie. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Kommen Sie doch gegen Mittag mal ins Büro auf einen Sekt. Ich hätte auch gerne eine kurze Unterredung. Mit freundlichem Gruß, Franz K. Moosbacher.“ Wofür stand eigentlich das K? Und wer unterschrieb heutzutage eigentlich noch mit der Initiale seines mittleren Namens?
Wahrscheinlich wollte der gute Herr Moosbacher wieder eine Gehaltserhöhung. Nee, am besten, ich tat so, als hätte ich die Nachricht gar nicht bekommen. Ob er ein Geschenk für mich hatte? Letztes Jahr hatte er mir ein sehr nett verpacktes Buch geschenkt. Irgendwas über Trends des globalen Wirtschaftsmarkts. Aber nachdem ich mein BWL-Studium im dritten Semester an den Nagel gehängt hatte, interessierte mich sowas nicht mehr. Trotzdem: ein Geschenk wäre nicht schlecht. Schließlich war ja mein Geburtstag, und ich hätte schon gerne irgendetwas ausgepackt. Vielleicht war ja etwas in der Post gekommen?
Da es schon halb 11 war (ich war heute anlässlich des besonderen Tages mal etwas früher aufgestanden), war der Postbote sicher schon da gewesen. Ich zog meinen Morgenmantel über und ging raus in den Garten. Es nieselte, ging auf die 0 Grad zu und das Laub hätte mal wieder gerecht werden müssen. Bis ich beim Briefkasten ankam, waren meine Schlappen pitschnass. Dafür hatte ich dann wirklich drei Briefe im Kasten. Einer davon sah aus wie eine Geburtstagskarte, einer war eine Rechnung, und der dritte war bestimmt Werbung. Gut, mit der Ausbeute konnte ich leben. Ich schlurfte zurück ins warme Haus, schmiss die nassen Schlappen in die Ecke, ließ die Rechnung auf das kleine Tischchen im Flur fallen, lief die Treppe zum Schlafzimmer hoch und kroch unter die Bettdecke. Die Karte hatte keinen Absender. Sah aber privat aus. Ich riss das Kuvert auf und holte den Inhalt raus. Es war tatsächlich ein Geburtstagsgruß – von meinem Steuerberater. Na ja, das war auch das mindeste, wenn man bedenkt, was ich dem jedes Jahr zahlen musste. Immerhin war der Gruß handschriftlich unterschrieben. Gut, ich würde das als persönlichen Glückwunsch werten. Blieb noch die Werbung. Der Umschlag sah ein bisschen wie eine Todesanzeige aus, nur dass der Rand rosa statt schwarz war.
Ich faltete den Prospekt auseinander und las:
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