Inge Elsing-Fitzinger
Ein Leben für den Wein
WACHAU, Josef, Jamek aus Joiching - JJJ
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Inhaltsverzeichnis
Titel Inge Elsing-Fitzinger Ein Leben für den Wein WACHAU, Josef, Jamek aus Joiching - JJJ Dieses ebook wurde erstellt bei
WACHAU, Josef, Jamek aus Joching – JJJ
Erinnerungen: Eis laufen, Eis hacken! Die Jochinger Lacke
Unwetter und Missernten
Die Wachau und der Wein
Kriegsbeginn 1939.
Die Landschaftsmalerei
Der Visionär Josef Jamek
Die erste Bouteille
Die neue Wachaustraße 1958
Die Donau
„Jameks Kampf“ 1971
Alte Rebsorten
Das große Erbe
Impressum neobooks
WACHAU, Josef, Jamek aus Joching – JJJ
Ökonomierat Josef Jamek, der Doyen der Wachau und brillanter Repräsentant der Wachauer Weinkultur und Gastlichkeit, sitzt versunken in einem Korbstuhl auf der Terrasse seines gediegenen Anwesens in Joching, einem früheren Lesehof des Stiftes Michelbäuern, im Salzburgischen. In seinen Augen spiegelt sich die Melancholie einer oft sehr harten doch erfüllten Vergangenheit. Ein stattlicher Mann, trotz des hohen Alters. Viel hat sich ereignet in seinem arbeitsreichen Leben. Schönes und weniger Schönes. Dennoch leuchtet Zufriedenheit auf, wenn er versonnen die Hand seiner geliebten Frau Edeltraut streichelt. Unendliche Zuneigung liegt in dieser schlichten Geste.
Die Züge des alten Mannes reflektieren ein ausgefülltes Leben. Heute weiß er, daß er sich richtig entschieden hatte. Das Schicksal wollte ihm oft einen Strich durch die Rechnung machen, doch er hat sich nie unterkriegen lassen.
„ Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst. Ich habe für meinen großen Traum tapfer gekämpft und mein Ziel erreicht. Träume dürfen nicht nur geträumt werden, Träume müssen gelebt werden. Die Welt ist voll davon.“
Josef Jamek war ein Visionär mit unerschütterlichem Glauben an sich selbst.
„ Wer Perfektion zu erlangen sucht, verfolgt den Weg der Eitelkeit. Unsere kleinen Mängel helfen uns demütiger, menschlicher und duldsamer gegenüber den Mängeln anderer zu sein.“
Der unbeugsame Mann hatte teil an entscheidenden Augenblicken in der Geschichte der Wachau, da er stets den weisen Worten des Jesuitenpaters Anthony Mello folgte: „ Charakter erkennt man daran, wie jemand mit Tiefschlägen umzugehen vermag. Wer die Welt zu ändern versucht, muss zunächst einmal sich selbst ändern.“
Sein, durch Fleiß und Ausdauer, sowie charismatische Pionierarbeit vorangetrieben, hart erarbeiteter Besitz, liegt in guten Händen. Die jüngste Tochter Jutta und Schwiegersohn Hans Altmann haben das Weingut 1996 übernommen.
„ Die neue Generation hat ein gemeinsames Dogma“, meint er ruhig und zufrieden . „Das Alte bürgt für Qualität. Revolutionäres wollen sie tunlichst meiden. Die Kinder wissen, sie sind Botschafter für eine der wichtigsten Regionen Österreichs. Ein schmales Tal, in dem auf kleinstem Raum eine Fülle von köstlichen Weinen und lukullischen Verheißungen, Labsal für Leib und Seele garantieren.“
Es ist ein besinnlicher Nachmittag. Die milde Luft streift durch die alten Bäume und Sträucher. Ich bin fasziniert von der kraftvollen Aura dieses weisen Mannes, der mir einen unvergesslichen Tag bereitet.
„ Ein wunderschönes, sagenumwobenes Tal ist es, indem wir leben und arbeiten dürfen. Im Frühling, wenn die Birken wie Erstkommunikantinnen mit wallendem Haar von den Abhängen grüßen, wenn sich die purpurne Pracht der Pfirsichblüten mit dem Blütenschnee der Marillenbäume vermischt.“ Der alte Mann lächelt, bläht die Nasenflügel, saugt die würzige Luft der Landschaft ein.
„ Im Juni, zur Weinblüte. Haben sie diesen aromatischen Duft schon einmal genossen?“ Fragt er, und bedauert mich sichtlich, als ich verneine . „Ein Erlebnis, das die Sinne verwirrt. Ein Geruch der süchtig macht, den man nie wieder missen möchte. Wenn die steil abfallenden Bergflanken im Feuer der Herbstsonne brennen! Was für ein zauberhafter Anblick.“
Unvermittelt erhebt sich Josef Jamek und breitet die Arme aus, als wolle er das ganze Donautal an seine Brust drücken. „Ich liebe meine Heimat, meine Frau, meine Familie. Ich danke Gott für jede Stunde meines erfüllten Lebens.“
Etwas später, bei einem gepflegten Glas Wein lächelt der sechsundachtzigjährige Mann verschmitz und prostete mir schalkhaft zu.
„ Das Lustigste in unserer Familiengeschichte ist die Tatsache, dass der Name Jamek nur aus einer Unachtsamkeit heraus weiterleben durfte. Eigentlich sollten wir Prager heißen.“
Stunden später wusste ich warum.
Viele Bücher über die Region Wachau geben authentisches Zeugnis über die geschichtliche und kulturelle Entwicklung dieses berauschenden Fleckens Erde.
Lassen Sie mich diese Fakten nur flüchtig streifen, um einen Übergang zu schaffen, zu den eigentlichen Geschehnissen, die dieses Buch beinhalten soll:
Die Entstehungsgeschichte und das Wirken einer der bekanntesten Familien dieser Region, der Familie JOSEF JAMEKaus JOCHING
Geschichtlicher Streifzug
Vor etwa 30 Millionen Jahren rauschte über den heutigen Gipfeln der Donauberge das Tertiärmeer. Die Bergspitzen flachten ab. Als das Meer zurückwich, grub sich die Urdonau kraftvoll in das harte Gestein des Urgebirgsmassives der böhmischen Masse ein bis hin zum Dunkelsteinerwald.
Jahrtausende schon verbindet der Donaulauf Länder und Völker. Altsteinzeitliche Menschen durchstreiften die Auen, jagten Mammute, fischten in der Donau und sammelten Wildfrüchte auf den sonnigen Terrassen. Später war der Fluss Handels- und Heerstraße für Einwanderer und Krieger.
Die Kelten bevölkerten das Land und die Römer, die regen Handel miteinander betrieben. Der römische Kaiser Prubus soll bereits im dritten Jahrhundert Reben aus seiner italienischen Heimat importiert, und den Weinanbau maßgeblich gefördert haben. Mit dem köstlichen Traubensaft vermochte er wohl seine Legionen bei Laune zu halten. Weinbaukundige Veteranen wurden entlang der Donau angesiedelt.
Der Donaustrom wurde sowohl strategisch als auch kommerziell genutzt. Auf Treppelwegen zogen Pferde die Schiffe mit römischen Soldaten und Kriegsgütern donauaufwärts. Man baute das Lager Favianis (Mautern) auf einer leicht erhöhten Flussterrasse, um vor plötzlichen einbrechenden Wassermassen geschützt zu sein. Reste alter Wachtürme in Rossatzbach und Arnsdorf geben Zeugnis davon.
Die Marille, ein Markenzeichen der Wachau, soll schon vor dieser Zeit auf dem Donauweg in die Wachau gekommen sein.
Um 430 n. Chr. zogen die Hunnen durchs Donautal. Viel Elend blieb in der Wachau zurück. Ein frommer Mönch, der heilige Severin, kam im Jahr 455 in diese Gegend und linderte die große Not. Er gründete ein Kloster und übernahm in diplomatischer Mission die Vorbereitungen für den geordneten Abzug der Römer. Bis zu seinem Tod 482 lebte er in Favianis, dem heutigen Mautern. Die „Vita Severini“ von Eugippius legt ein schriftliches Zeugnis vom Wein- und Obstbau in der Wachau dar.
Nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft zogen die Avaren raubend und plündernd durch die Lande. Auch Slawen bevölkerten diesen Landstrich. Viele Ortsnamen erinnern heute noch daran: Jauerling, Kollmütz, Seiberer usw.
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