Andrea Kretz - Tessa

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Tessa wird Königin. Wer hat sich das noch nie erträumt? Aber es ist nicht so einfach, plötzlich die Herrin über faszinierende Sagengestalten zu sein und zu merken, dass man sich verändert. Tessa muss Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen und gegen einen mächtigen Feind kämpfen. Sie muss schwere Verluste ertragen und lernt ihre große Liebe kennen.

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Andrea Kretz

Tessa

Die Wandlung

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Inhaltsverzeichnis Titel Andrea Kretz Tessa Die Wandlung Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Andrea Kretz Tessa Die Wandlung Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel 1: Der letzte Tag meines gewohnten Lebens

Kapitel 2: Die Bibliothek

Kapitel 3: Erste Kontakte

Kapitel 4: Training mit ungeahnten Folgen

Kapitel 5: Erschreckende Neuigkeiten

Kapitel 6: Stubenarrest

Kapitel 7: Meine erste Amtshandlung

Kapitel 8: Das Minivolk

Kapitel 9: Störrische Feen

Kapitel 10: Mein inneres Kind freut sich

Kapitel 11: Die Wendigos

Kapitel 12: Witzbolde

Kapitel 13: Romeo und Julia

Kapitel 14 :Das vergessene Portal

Kapitel 15: Die unbelehrbaren Völker

Kapitel 16: Kleine Ruhepause

Kapitel 17: Das Versteck

Kapitel 18: Griechenland

Kapitel 19: Wer ist es?

Kapitel 20: Rätsel über Rätsel

Personenverzeichnis

Impressum neobooks

Kapitel 1: Der letzte Tag meines gewohnten Lebens

Als ich freitags von der Arbeit heimkam, fand ich vor meiner Haustür einen Brief, der mein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Er war unfrankiert und meine Adresse war in einer edlen Handschrift fast schon darauf gemalt. Natürlich war ich neugierig und konnte es kaum erwarten, ihn zu öffnen. Obwohl mein Telefon sonst nur als Staubfänger fungierte, klingelte es, sobald ich die Haustüre hinter mir schloss. Ich legte den Brief auf das kleine Schränkchen im Flur und schlenderte zum Telefon. Als ich die Nummer des Anrufers auf dem Display erkannte, seufzte ich und überlegte, ob ich wirklich dran gehen sollte. Meine Tante war es, die sich schon ewig nicht mehr bei mir gemeldet hatte und meine Lust, ihren endlosen Monologen zu lauschen, war gegen Null. Aber dennoch hob ich ab, bevor der Anrufbeantworter anspringen konnte.

Wie gewohnt ließ ich ihre Anschuldigungen, warum ich so lange nichts habe von mir hören lassen, an mir abprallen. Sie jammerte mir den Kopf voll, dass ich doch ihre einzige verbliebene Verwandte und sie doch so einsam sei. Das ganze ging eine halbe Stunde so weiter, ich kam nicht zu Wort, mehr als ein „Hmm ja“ oder „Hmm nein“ konnte ich in ihren kurzen Atempausen nicht loswerden. Schließlich verabschiedete sie sich von mir mit den Worten „Ich bin ja echt gespannt, wann du endlich etwas Anständiges aus deinem Leben machst“. Diese Sprüche kannte ich zur Genüge. Brummelnd legte ich auf und ging in die Küche, um mir erst einmal einen Kaffee zu kochen. Ich steigerte mich so in meinen Ärger hinein, dass ich den Brief vergaß.

Tja, nüchtern betrachtet war mein Leben nicht gerade der Hit. In meinem Beruf als Büroangestellte verdiente ich gerade genug, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Freunde hatte ich keine, da ich sehr introvertiert und still war. Mir war noch nie nach Party zu mute, und mit 44 wollte ich auch nicht mehr damit anfangen. Am Abend ging ich meiner Lieblingsbeschäftigung nach. Ich war eine Leseratte, hatte jede Menge Bücher in meiner kleinen, spärlich eingerichteten Wohnung verteilt und somit lümmelte ich auf der Couch und vertiefte mich in meine Lektüre. Da das Wochenende bevorstand und danach mein 3-wöchiger Jahresurlaub, las ich bis spät in die Nacht. Urlaub war für mich immer grausam, da ich dann mit meiner Zeit nichts anzufangen wusste und dadurch in Depressionen verfiel. Die einzige Ablenkung waren tägliche Spaziergänge im nahegelegenen Stadtpark.

Als ich im Bett lag, erinnerte ich mich plötzlich an den Brief. Also sprang ich auf, holte ihn und verkroch mich wieder in den Federn. Unentschlossen drehte und wendete ich ihn in meinen Händen. Der Umschlag war aus edlem Papier und es erschien mir wie eine Sünde, dieses aufzureissen, um an den Inhalt zu kommen. Schließlich überwand ich meine Scheu und öffnete den Brief.

„Sehr geehrte Frau von Rosenthal, ich würde mich sehr freuen, Sie am morgigen Samstag in meinem Hause zu empfangen. Bitte erscheinen Sie um 15 Uhr in der Brandenburger Allee 17. Hochachtungsvoll Cenhelm von Rothenstein“

Na so was, dachte ich mir. Was soll das wohl bedeuten? Was will der denn von mir? Da ist sogar ein Familienwappen eingraviert. Das kann ja nur ein Irrtum sein, bestimmt habe ich eine Namensvetterin und dies ist alles eine Verwechslung. Zudem habe ich kein „von“.

Am nächsten Morgen galt mein erster Gedanke dem Brief. Ich las ihn immer wieder durch und schaute mir nochmals den Umschlag an. Nein, er war ganz eindeutig an mich adressiert, kein Zweifel, es stand sogar mein vollständiger Vorname drauf. Sollte ich wirklich dorthin gehen? Ich würde es kurzfristig entscheiden. Aber Moment mal, wo ist diese Allee denn? Habe noch nie etwas davon gehört und da er nur die Straße aufgeschrieben hat, wird es wohl hier in der Stadt sein. Also schaltete ich mein Navi an und gab die Daten ein. Die Fahrt würde etwa eine halbe Stunde dauern und mich an den Stadtrand führen.

Nach Frühstück und Dusche suchte ich mir bequeme Kleidung aus und machte mich auf den Weg in den Stadtpark. Vielleicht half mir ein Spaziergang durch die Frühlingssonne dabei, meine Gedanken zu ordnen. Also schlenderte ich auf meiner gewohnten Route und genoss das Vogelzwitschern und die aus dem Winterschlaf erwachende Natur. So früh am Morgen hatte ich eigentlich nicht erwartet, außer Joggern irgendjemandem zu begegnen. Jedoch war „mein“ Pavillon, in dem ich immer so gerne saß und auf den kleinen See dahinter blickte, besetzt. Eine Frau meines Alters saß dort in Begleitung eines älteren Herrn im Rollstuhl. Die beiden unterhielten sich leise, aber am Gesichtsausdruck der Frau erkannte ich, dass es wohl ein Streitgespräch war. Also ging ich am Pavillon vorbei und begann eine Runde um den See. Boah, so früh am Tag, und schon streiten. Welch ein Glück, dass ich das nicht mitmachen muss.

Als ich etwa 50 Meter gegangen war, fühlte ich mich beobachtet. Ich spürte ein Kitzeln im Nacken, nicht unangenehm, aber dennoch konnte ich nicht anders und drehte mich um. Ich sah genau in die herrlich blauen Augen des älteren Herren und konnte meinen Blick nicht abwenden. Er hatte graumeliertes kurzes Haar und ein sehr sympathisches Gesicht. Er zwinkerte mir zu und brach den Augenkontakt mit einem gütigen Lächeln ab. Ich lächelte zurück, drehte mich wieder um und ging weiter. So ein netter Mann, warum er wohl im Rollstuhl sitzt? Und wie um alles in der Welt, kann man mit ihm einen Streit anfangen? Ob das seine Tochter ist? Oder gar seine Frau? Ich würde mich gerne mal mit ihm unterhalten. Von ihm könnte ich bestimmt viel lernen. Er strahlt so eine innere Wärme, Weisheit und Güte aus. So gingen meine Gedanken weiter, bis ich plötzlich wieder vor meiner Haustür stand. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich wohl auf Autopilot geschaltet hatte.

Kopfschüttelnd ging ich in meine Wohnung. Mein Blick fiel wieder auf den Brief und ich war mir auf einmal ganz sicher, dass ich die Einladung annehmen würde. Aber was ziehe ich an? Ein Herr von und zu und ich hab nur Jeans und Pullis. Vielleicht wäre ein schickes Kleid angebrachter? Oder zumindest ein Rock mit anständiger Bluse? Aber dann bräuchte ich auch entsprechende Schuhe und eine Handtasche, Schminke und nette Frisur. All das befand sich aber nicht in meinem Besitz und ich würde mich auch nicht wohlfühlen. Ich war ja schließlich nicht Aschenputtel, die auf den Ball im Königshaus geht und sich den Prinzen angelt. Ich musste über mich selbst lachen. Schließlich entschied ich mich für eine Jeans und fand in der hintersten Ecke meines Schrankes noch eine Bluse, die ich ganz vergessen hatte. Ich bürstete sogar noch meine bequemen Treter und anstatt meines obligatorischen Rucksacks kramte ich eine Umhängetasche heraus, die als Handtaschenersatz herhalten sollte und füllte sie mit den Dingen, die eine Frau unbedingt bei sich haben sollte: Geldbeutel, Papiere, Feuerzeug, Zigaretten, Handy, Lesebrille und Navi.

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