Wolfgang Dahlke - Jazz

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Lucius Mitchell ist verwirrt. Wenn er sich nicht gerade über irgend jemand ärgert. Vor allem: dessen unverdienten Ruhm. Und wenn er sich nicht über sein eigenes Schicksal beklagt, sich Sorgen macht, eifersüchtig ist oder einen Angstanfall hat. Dabei ist er nicht der geborene Verlierer. Er hat gute Talente. Aber es liegt ihm nicht, sich in den Vordergrung zu stellen. Er hasst die in der Musikszene typische Angeberei. Erfolg, durch Lügen erzielt, wäre nichts wert. Er hat sich ein Pseudonym zugelegt. Vielleicht war unter Zuhilfenahme eines neuen Namens ein Neuanfang möglich. Noch spielt er die Heldenrolle in der von ihm selbst inszenierten Tragödie. Wohin er auch kommt, was immer auch geschieht: seine Erwartung, dass etwas Schreckliches passieren wird, ist bereits da und wartet wie der Igel auf den Hasen

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Was Lucius nicht gesagt hat: Gute Mitmusiker lösen Konkurrenzangst aus, eine fast panische Furcht zu versagen, das Gefühl, sein Licht könne verblassen in ihrem Glanz. Er erwähnt auch nicht, dass ihn das eitle Gehabe der Solisten ärgert, dass es ihn wütend macht, wenn die Zeitungen deren genialen Ideenreichtum, ihre Stilsicherheit, ihren Geschmack, ihre atemberaubende Technik loben und seine Time-Sicherheit und gruppendienliche Zurückhaltung wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Banausen!

Was er auch nicht sagt: Schlechte Mitmusiker bedeuten für ihn schamrote, heiße Wangen; im Publikum glaubt er Kichern oder gar unverhohlenes Lachen zu beobachten, manchmal hört er Pfiffe, sieht leere Säle, ganz am Ende ein schlecht besetzter Tisch, die Leute unterhalten sich angeregt, bäumen sich hin und wieder auf vor Lachen, schlagen sich prustend auf die Schenkel, er lugt verschämt oder manchmal selbst höhnisch grinsend zum Bühnenboden. Anrempeln an der Theke in den Pausen. Lieber gar nicht erst hinsehen, wer`s war. Der Wirt sieht durch ihn hindurch, überhört seine gefistelte Bestellung. Ziehen in den Schultern, Rückenschmerzen. Hoffentlich ist es bald eins!

Schlechte Musiker werden nicht engagiert, sie engagieren, lassen spielen. Sie tauchen geschickt unter, wenn’s brenzlig wird und steigen hier und da, wo es gerade nicht passt, mit eigenartigen oder wenigstens eigenwilligen, eigentlich schlicht falschen Akkorden oder Phrasierungs-Extravaganzen wie Kometen aus dem trüben Dunst der Kacke, die vor allem sie selbst zum Dampfen gebracht haben. Spannung entsteht allein aus dem fehlenden Bezug zum harmonischen und rhythmischen Gesamtzusammenhang. Oft tauchen sie als Musiker ganz unter und erstrahlen jäh als Fronttypen, Showaffen und Hampelmänner im geklauten Glanz der Leuchten im Hintergrund. Sie beherrschen als Stage-Techniker, Best Boys und Roadies den Bühnenraum, die Bretter vorm Kopf werden in halsbrecherischen Balanceakten zu jenen, die ihre Welt bedeuten. Sie wuchten herrisch und mit selbsbewusstem Getöse Verstärker und Boxen zu wackeligen babylonischen Turmbauten übereinander und setzen die ganze Bühne unter Strom: »Weg da, lass mich mal. Nimmste mal dein’ Fuß da weg!«. Stundenlang werden Mikros getestet mit falschem Gesinge oder »eins, zwei, one, two« (die »drei« ist erst nächste Klasse dran). Man hält unbekümmert stand im nervzerreißenden Gefiepe des Feed Backs, das stolz und entschuldigend zugleich achselzuckend kommentiert wird: schließlich könnte ja auch gar kein Ton kommen. Sie stehen da, breitbeinig, grinsend, wie ein besoffener Titanic-Offizier, der gerade erfährt – »lächerlich, ha ha« –, dass sein Schiff gleich sinken wird. »Da musste durch, Alter!«. Immer sind sie laut, vorm Spielen, beim Spielen, danach an der Theke: »Ja, ich bin von der Truppe; was trinkst’n du, Kleine?«

Die Typen hat er hassen gelernt! Oder besser, er hat es nicht gelernt, sie einfach hinzunehmen wie ein Naturereignis, das man nicht verhindern kann.

Er spricht nicht viel mit den anderen. Er nehme lieber das Blattgold des Schweigens vor den Mund, sagt er einmal in einem Interview.

Während der sieben Wochen, die sie auf Tournee sind, sitzt er meist im Bus oder in Kneipen abseits an einem Tisch und liest. Oder aber er schreibt Dinge in sein schwarzes Buch, Beobachtungen, Kommentare. Auch jetzt, im Rückblick, schreibt er immer noch auf, was ihm auffiel, unangenehm war oder missfallen hat. In die freien Stellen zwischen seinen Aufzeichnungen klebt er Vorankündigungen und Konzertkritiken, die ihm die Veranstalter auf seinen Wunsch zugeschickt haben und in denen er etwas über sich wiederzufinden hoffte – meist vergeblich. Jetzt, da er beim Schreiben die Dinge noch einmal durchlebt, aber nun aus der entfernten Betrachtung, geordnet, ist sein Kopf klarer als in der wirklichen Situation.

*

Ina hat, wie er findet, ein hübsches Gesicht, bis zur Schulter sehr blond und gewellt eingerahmt, leicht slawisch vorstehende Backenknochen, offene, strahlend blaue Augen. Oder grüne. Ihre Stimme klingt meist etwas flach, über die Anlage kommt sie aber warm und geerdet. Er muss an die kleinen Drehorgeln denken, die immer die erste Phrase von »Für Elise« herunterleiern und nur auf Tischen und Regalen klingen. Manchmal singt sie haarscharf daneben. Zur Mitte hin gleicht sie einer Knetwachsfigur, die zu heftig aufgesetzt wurde. Nach unten läuft sie erstaunlich spitz zu. Wenn er Nappo zu ihr sagt, lächelt sie unsicher und holt zu einer drohenden Handbewegung aus. Er mag es aber auch, wenn sie ihm nur die Zunge herausstreckt und sich in einer beachtlich flinken Rotationsbewegung von ihm abwendet. Über sie schreibt er nichts, aus Angst, Annette könnte es lesen.

Er, ihr Mac, Jörn Pfuscher – den Namen hat er sich selbst zu verdanken, es ergab sich so, drängte sich förmlich auf, eigentlich heißt er Fischer –, Jörn also sucht die Musiker zusammen, die Ina helfen sollen, wenigstens so bekannt zu werden, dass das Jazzpodium über sie schreibt. Die besser sein müssen als er, damit sie nichts Schlechtes schreiben, andererseits wiederum nicht so irrsinnig gut sein dürfen, dass sie nichts über sie schreiben. Wenn sie gefragt ist, kann er davon leben. Das klingt schwierig, ist aber nicht so kompliziert zu bauen. Besser als er ist ohnehin jeder, und Musiker, die so gut sind, dass neben ihnen alle, vor allem sie beide, zu gesichtslosen Kupfermünzen verblassen wie die umstehenden Jünger auf einem barocken Heilands-Fresko, spielen eh nicht mit. Außer: Sie brauchen Geld.

Kain Cawfield braucht Geld. Zwar behauptet einer seiner Kollegen, er habe geerbt und müsse eigentlich gar nicht mehr auftreten, außerdem sei sein Alter ein stinkreicher Industriebonze. Jedenfalls nimmt Kain jeden Gig, den er kriegen kann. Er ist Münchner oder Kölner, keiner weiß das so genau. Vielleicht ist er auch Amerikaner. Sein Vater stammt angeblich aus Detroit, und er selbst soll in Frisco geboren sein. Jedenfalls »spRickt eRR AmeRikanischen Äkssent«. Andere wiederum, die mit ihm zur Schule gegangen sein wollen, behaupten, er sei aus Emden. In Memmingen jedenfalls hatte er sich auf einer früheren Tour einen ganzen Abend lang als Amerikaner ausgegeben und kein Wort Deutsch geredet. Das Publikum hatte sich rührend seiner angenommen: wie es ihm hier gefalle, ob er mit dem Niveau der deutschen Kollegen zufrieden sei und ob er nicht auch finde, dass die deutsche Sprache zu schwer sei, die sinnlosen Geschlechter der Substantive, das Chaos der Artikel, die Groß- und Kleinschreibung und die blödsinnig schwierige Unterscheidung zwischen »Du« und »Sie«. Yea, totally!

Kain ist groß, hat eine schlanke, etwas eckige Katalog-Figur und ein Gesicht zwischen Marlon Brando, Jean-Paul Belmondo, Paul und Randy Newman. So in etwa, findet Lucius. Seine Unterlippe hängt etwas vom Saxophonspielen, das macht sein markantes, aber glattes Dekorationspuppengesicht etwas wirklicher, lebendiger. Er wechselt täglich die Slips, lächerlich winzige Dinger, groß wie Augenklappen, und nutzt die Pausen zwischen den Stücken, in denen er, ungerührt, fast steif beginnend, immer weit hinter dem Beat spielend, wie Dexter Gordon, dann, im dritten, vierten Chorusdurchlauf sich ungeahnten emotionalen Rückfällen in die schweißnasse Raserei der Kindertage des Bebop bewusstlos überlassend, wobei er das rechte Bein leicht anzieht und den Oberkörper vorbeugt (beim Blues beugt er ihn weit zurück, solange er noch nicht zu besoffen ist) – die Pausen also, wenn er vom Klo zurück ist, nutzt er für kleine improvisierte Sketche: Er hat jahrelang mit Dizzie Gillespie gespielt und ist ihm irgendwann auf ‘ner Fete in New York aufs Horn gelatscht. Seitdem steht es vorne hoch. Er hat mit Miles Davis zehn Jahre getourt und auch mit Art Blakey, die immer sehr geschwitzt haben. Aber nach einiger Zeit habe es ihn nicht einmal mehr gestört, dass sie Schwarze waren und auch so rochen. Die umstehenden Gäste lächeln verschämt und irritiert in ihr Weizenbier. Kain wechselt abrupt die Nummer, torkelt lallend und gröhlend zur Theke, I didid mmy wayii, wo er drei, vier Weinbrand runterstürzt.

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