Dietrich Plückhahn - Mein kleiner Verrat an der großen Sache

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Mein kleiner Verrat an der großen Sache …
… ist die kritisch-ironische Rückschau eines ehemals Linksradikalen auf seine kommunistische Parteivergangenheit. Der zwischenzeitlich erblindete Autor vermutet allerdings, die richtige Sicht auf die Dinge nur wegen seiner Blindheit verloren zu haben. Er erzählt seine Geschichte deshalb aus der Haltung desjenigen heraus, der für seine Abkehr von der revolutionären Sache eigentlich gar nichts kann. Man erfährt in diesem Buch viel über die selbsternannten Klassenkämpfer der Nach-68er Jahre, über ihren von Argwohn geprägten Umgang miteinander und ihre oft bis ins Lächerliche gehende Realitätsferne. Darüber hinaus gewährt der Autor Einblick in die manchmal kurios anmutende Lebenswelt eines Menschen, der sich auf seinen Gehörsinn, seinen Tastsinn und seine Intuition verlassen muss.

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Schon interessanter waren da die Flugblätter, die immer öfter morgens vor der Schule verteilt wurden und die auf irgendeinen Missstand aufmerksam machen oder einen zur Teilnahme an dieser oder jener Aktion aufrütteln sollten. Die Flugblattverteiler beeindruckten mich zunächst insbesondere dadurch, dass sie schon frühzeitig vor dem Schulbeginn aufgestanden sein mussten, um ihrer Agitationsaufgabe nachzukommen. Aber auch die Inhalte sprachen mich mit der Zeit immer mehr an. International stand der Vietnamkonflikt ganz vorn.

Bei einer Vietnamdemonstration, deren Zeuge ich im Oktober 1967 am Wittenbergplatz eher zufällig wurde, hörte ich zum ersten Mal den Sprechchor „Ho, Ho, Ho Chi Minh“. Auf von den Demonstranten hochgehaltenen Plakaten war das Konterfei des nordvietnamesischen Parteiführers zu sehen. „Amis raus aus Vietnam!“, schallte es in Sprechchören, die von einer Megaphonstimme angeheizt wurden, über den Tauentzien. „Amis raus aus Vietnam!“ – so stand es auch auf Spruchbändern und Sandwich-Plakaten, die vorn und hinten an ihren Trägern baumelten. Eine Demonstrantin hatte an den Kinderwagen, den sie mit ihrem schreienden Baby vor sich her schob, links und rechts Pappschilder mit der Aufschrift „Lieber rot und Brot als Napalm und Tod“ angeheftet. „Von Hanoi bis Saigon alle Macht dem Vietcong!“ Beeindruckend war das schon. Aber die Polizei war auch nicht schlecht. Mit ihren rot-weißen Absperrgittern, Streifen- und Mannschaftswagen (die waren damals dunkelblau) trug sie dazu bei, die Wichtigkeit der Veranstaltung zu unterstreichen. Erst recht, als eine Stunde später die Kreuzung am Kranzler-Eck von Demonstranten besetzt wurde. „Achtung, Achtung! Hier spricht die Polizei“, tönte es aus einem Lautsprecherwagen. Die umstehenden Gaffer, zu denen auch ich gehörte, wurden gebeten, sich zu entfernen, man geriete sonst in den Bereich polizeilicher Maßnahmen. Was mit polizeilichen Maßnahmen gemeint war, erschloss sich wenig später, als die Befehle „Wasserwerfer marsch!“ und „Polizeikette marsch!“ aus dem Lautsprecher kamen. Der polizeilichen Aufforderung, die Kreuzung freiwillig zu räumen, waren die Demonstranten erwartungsgemäß nicht nachgekommen. Den Polizeieinsatz quittierten sie mit dem Sprechchor „Notstandsübung! Notstandsübung!“

Ausschreitungen und Polizeieinsätze bei und im Anschluss an Demonstrationen waren in dieser Zeit nichts Ungewöhnliches und hatten fast schon rituellen Charakter. Steine und andere Wurfgeschosse auf der einen, Gummiknüppel, Wasserwerfer und, ja, das gab’s auch noch, Polizeipferde auf der anderen Seite. Zum Ritual gehörte eine allenthalben zu vernehmende redliche Empörung. APO-Anhänger verurteilten die unverhältnismäßige Polizeigewalt, APO-Gegner regten sich über zu lasches Vorgehen gegen studentische Randalierer auf. Ein vom SDS mitorganisierter internationaler Vietnamkongress im Februar 1968 ließ die Wogen richtig hochschlagen. Während im Audimax der Technischen Universität das US-amerikanische Engagement in Vietnam angeprangert wurde, blies der Berliner Senat zum Gegenangriff. Man konnte die amerikanische Schutzmacht schließlich nicht im Regen stehen lassen. Dem Vietnamkongress musste eine senatsoffizielle Großkundgebung entgegengesetzt werden. Unter dem Motto „Berlin steht für Frieden und Freiheit“ versammelten sich amerikatreue Berliner auf dem John-F.-Kennedy-Platz vor dem Rathaus Schöneberg. Der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz beschwor in seiner Ansprache die Zusammengehörigkeit mit den USA und zum Schluss wurde die Nationalhymne abgesungen. Dann ging es zur Sache. Einige Kundgebungsteilnehmer machten sich auf die Jagd und verdroschen in der Umgebung des Rathauses Schöneberg alles, was nach APO-Sympathisanten aussah. Es ging das Gerücht um, dass ein Student, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Rudi Dutschke hatte, nur mit knapper Not einem Lynchmob entging und dass ein anderer furchtbar zusammengeschlagen wurde, nur weil er eine rote Krawatte trug.

Sag mir, wo du stehst

Auf welche Seite sollte ich mich schlagen? Über das Vorgehen der Amis in Vietnam wusste ich schon zu viel, um es noch richtig finden zu können. Da machte ich mir kaum noch Illusionen. Andererseits war ich ja immer gern auf dem deutsch-amerikanischen Volksfest gewesen und hatte mit einem Gefühl brüderlicher Verbundenheit amerikanische Patronenhülsen im Grunewald aufgesammelt. Außerdem stand ich als Karl-May-Fan dem Land ganz besonders nahe, in dem die von Pierre Brice und Lex Barker gespielten Helden ihre Abenteuer erlebt hatten. Und nicht zu vergessen: „Flipper ist unser bester Freund.“ Ja, auch der kluge Delphin und seine sympathischen menschlichen Kumpels waren US-Amerikaner. Es war schon bitter. Aber irgendwie konnte ich die Schützenpanzer der Yankees jetzt nicht mehr unbefangen durch Zehlendorf-Mitte rollen sehen. Vielleicht zerschossen Fahrzeuge derselben Baureihe gerade ein vietnamesisches Dorf und machten mit ihren schweren Ketten die Hütten und ihre Einwohner platt. Aber war die Gegenseite in Vietnam unbedingt besser? Hm … Das war zwar auch nicht sicher, aber der Umstand, dass es sich bei Nordvietnam um ein kommunistisches Land handelte, fiel jetzt nicht mehr so negativ ins Gewicht, wie er das vor einiger Zeit bei mir noch getan hätte.

Mit dem Kommunismus war es ohnehin so eine Sache. Im Herbst 1967 hatte ich anlässlich ihres 50. Jahrestages einen Mehrteiler über die russische Oktoberrevolution gesehen. Im Westfernsehen, wohlbemerkt! Da wurde gezeigt, wie Lenin mit Hilfe des Deutschen Reiches von der Schweiz nach Russland geschleust, wie seine Ankunft in St. Petersburg gefeiert und wie unter seiner Regie das Winterpalais gestürmt wurde. Und Trotzki – Theoretiker und Organisator, der nicht nur Intellektualität ausstrahlte, sondern seinen Willen notfalls auch mit enormer Härte durchsetzen konnte. Ich lernte durch diese Sendung, dass es sich bei den bolschewistischen Revolutionsführern des Jahres 1917 nicht einfach um dumpfbackige Apparatschiks handelte, sondern um beeindruckende Persönlichkeiten mit einem klaren Ziel und enormer Tatkraft. Das galt vor allem für Lenin und Trotzki. Der 50. Jahrestag der Oktoberrevolution fiel genau in die Phase, in der revolutionäre Ideen auch im Westen wieder an Boden gewannen. Mich faszinierte die von Giganten wie Lenin und Trotzki verkörperte Möglichkeit, alles Bestehende in Frage zu stellen, es durch eine initiierte Massenbewegung umzustoßen und eine völlig neue Gesellschaftsform zu entwickeln. Die langfristigen Folgen der Oktoberrevolution waren mir dabei erstmal wurscht. Die revolutionäre Aktion an sich war das Faszinosum.

Die Maßstäbe für Gut und Böse, so wie ich sie bis dahin verinnerlicht hatte, verschoben sich von Monat zu Monat immer mehr. Dazu trugen ganz besonders die Ereignisse des Jahres 1968 bei. Rudi Dutschke wurde am 11. April Opfer eines Pistolenattentats, das ein junger Hilfsarbeiter, Josef Bachmann, auf ihn verübt hatte. Dutschke überlebte den Anschlag, starb aber fast 12 Jahre später infolge der dabei erlittenen Kopfverletzungen. Die APO unter maßgeblicher Führung des SDS machte die Berichterstattung des Springer-Verlags für das Attentat propagandistisch verantwortlich. In der Tat hatte die Springerpresse seit dem Aufkommen der Studentenbewegung alles daran gesetzt, die Stimmung anzuheizen. Besonders die Bild -Zeitung und die Berliner BZ taten sich dabei hervor, ihrer Leserschaft den studentischen Protest als puren Spaß an Randale und als krankhaftes Revoluzzertum zu verkaufen, dem von allen anständigen Bürgern etwas entgegengesetzt werden müsse. Dass der Osten seine Finger dabei mit im Spiel hatte, war sowieso klar. Es war also nur folgerichtig, dass der Springer-Verlag nach dem Attentat auf Dutschke zur Zielscheibe des Protests wurde. „Enteignet Springer!“ In der Kreuzberger Kochstraße, vor dem Springerhaus, in unmittelbarer Nähe der Mauer, kam es zu den gewalttätigsten Auseinandersetzungen seit Beginn der Studentenbewegung. Mit Barrikaden und Molotowcocktails wurden Fahrzeuge des Verlags an der Auslieferung von Zeitungen gehindert. Heute weiß man, dass der Berliner Verfassungsschutz einen beachtlichen Anteil an den ausufernden Gewaltaktionen hatte. Zu gern hätte ich an den Krawallen teilgenommen. Aber meine Eltern konnten mir, damals 13-jährig, so etwas gerade noch erfolgreich untersagen. Die Anti-Springer-Demonstrationen waren der Auftakt zu einer Reihe weiterer gewalttätiger Auseinandersetzungen, die in der berühmt gewordenen Schlacht am Tegeler Weg einen vorläufigen Höhepunkt fanden. 1968 war auch das Jahr der Notstandsgesetze, die im Juni vom Bundestag beschlossen wurden. Im Vorfeld gab es an allen Ecken heiße Diskussionen über die Grundrechtseinschränkungen, die durch die Notstandsgesetze zu befürchten waren. Kaum hatte der Bundestag sie verabschiedet, wurde es schlagartig ruhig um das Thema.

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