Erst einmal wollte sie den Einkauf in die Küche bringen. Sie hatte jedoch noch keinen Schritt ins Zimmer gemacht, da ließ sie erschrocken alles fallen und starrte fassungslos auf den gutaussehenden, seltsam gekleideten Mann, der auf ihrem Bett saß und sie verwundert musterte.
„Was zum …“, Teufel hätte sie beinahe gesagt, aber der Mann erhob sich wie ein Schauspieler in einem Bühnenstück, verneigte sich leicht und sagte:
„Sehr erfreut.“
Der spinnt, dachte Zoe. Benimmt sich wie King Lear, aber er sieht unverschämt gut aus.
Eilig kam Brendas herbeigelaufen.
„Zoe, gut das du da bist. Es ist ein Notfall. Das ist Prinz Edorei. Die Weise Isbilde hat ihn hierher gebracht.“
Prinz? Vornehm geht die Welt zu Grunde, dachte Zoe. Brendas senkte die Stimme.
„Er hat fast alles vergessen. Derdoran hat ihn verhext. Einmal ist es Isbilde … der Weisen Isbilde - gelungen ihn aus dem Bann des Zauberers zu befreien, aber ohne Nieswurz …“
Zoe sah von Brendas zu Herdis und Krazug, die ihre Köpfe gerade aus der Küche herausstreckten und dann wieder zu dem Prinzen.
Er sah gar nicht so aus, als hätte er alles vergessen. Zumindest hatte er nicht vergessen, dass er ein Prinz war. Gebieterisch machte er den Wichten ein Zeichen sich zu entfernen und musterte missbilligend Zoe und den Einkauf zu ihren Füßen. Eilig klemmte sie sich alles unter den Arm und folgte Brendas in die Küche.
„Was soll ich tun?“, fragte sie leise. „Wie lange bleibt er hier?“
Die Wichte sahen sie ratlos an.
„Warum ist er hier?“, fragte Zoe weiter
„Wegen des Zaubertranks“, antwortete Herdis.
„Leute, ich verstehe überhaupt nichts. Seit ihr hier seid, höre ich immer nur Zaubertrank und Isbilde, aber aus all dem werde ich einfach nicht schlau.“
Die Wichte tauschten einen vielsagenden Blick, dann begann Herdis, zu erzählen:
„Seit Anbeginn der Zeit sind Isbilde und Derdoran verfeindet. Derdoran lebt in den nördlichen Bergen und Isbilde im Tal der Blumen neben dem Heinzelwald. Aus diesem Grund begegnen sich die beiden nicht häufig. Viele Jahrhunderte herrschte ein trügerischer Frieden. Doch nun ist Derdorans Tochter Luriella erwachsen und er wünscht, sie zu verheiraten. Sie soll sehr schön sein. Keiner von uns Wichten hat sie je gesehen, aber die menschlich aussehenden Wesen sind sich einig, dass sie das schönste Geschöpf unter der Sonne ist. Die Zwerge behaupten, sie sei schön wie ein Diamant und genau so scharfkantig. Die Schneefeen sagen, sie sei schillernd wie ein Eiskristall im Nordlicht, doch genau so kalt und alle Geschöpfe des Tales behaupten, sie sei schön wie der Himmel, doch genau so unnahbar.“
„Und wo ist das Problem?“
„Das Problem ist, dass Derdoran sie mit dem Prinzen Edorei verheiraten will.“
Zoe warf einen Blick aus der Küche und musterte den Prinzen auf ihrem Bett. Er sah selbst unnahbar aus und passte wahrscheinlich ausgezeichnet zu der Tochter dieses Zauberers. Wenn sie nur halb so schön war, wie sie ihr beschrieben worden war, gaben die beiden bestimmt ein Traumpaar ab.
Der Prinz war sehr attraktiv. Er hatte eine gerade Nase, ein markantes Kinn und wellige Haare. Groß und gut gebaut schien er auch zu sein.
Zoe verspürte nicht den geringsten Wunsch, ihn kennenzulernen. Er war offensichtlich ein Lackaffe. Der Typ Mann, der sich selbst sehr wichtig nimmt. Hochnäsig und aalglatt.
„Prinz Edorei ist ein Halbelf“, erklärte Herdis. „Sein Vater ist der König der bekannten Welt, seine Mutter ist die Tochter des Elfenfürsten. Eines Tages wird die Macht über alle Völker in seinen Händen liegen. Nach dieser Macht strebt Derdoran.“
„Ich fasse zusammen“, sagte Zoe. „Er darf auf keinen Fall die Tochter des Zauberers heiraten, weil der Zauberer dann die Macht über euer Land erhält.“
Die Wichte nickten. Gut, dachte Zoe, das ist Klatsch und Tratsch auf hohem Niveau. „Und was soll ich mit ihm anfangen?“, fragte sie.
„Die Weise Isbilde sagt, dass er hier bleiben muss, bis der Zaubertrank gebraut ist, der den Bann des Zauberers löst.“
Zum Glück. Zoe hatte schon befürchtet, dass dieser Prinz nun bei ihr einziehen würde.
„Ich habe den Nieswurz.“ Sie griff nach dem Rucksack, öffnete ihn und kippte das ganze Sortiment an Nieswurz Pflanzen auf den Boden. Doch statt der erwarteten Begeisterung sah sie nur Ratlosigkeit in den Gesichtern der Wichte.
„Das sind Ranunkeln“, flüsterte Herdis enttäuscht.
„Was?“, rief Zoe.
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