Thomas Schlüßel
2 – Wunderkinder
1. Auflage
2 – Wunderkinder
Nach einer wahren Begebenheit
Thomas Schlüßel
Impressum
Es handelt sich in diesem Buch um eine wahre Begebenheit. Die Ortsangaben sowie wie Namen der handelnden Personen – außer den Namen der Familie Schlüßel - wurden aus rechtlichen Gründen verändert.
Das persönliche Erleben und die schriftlichen Ausführungen des Autors sind subjektiv. Das Buch versteht sich nicht als medizinischer Ratgeber. Der Autor besitzt keine medizinischen Fachkenntnisse und berichtet über Ereignisse, die sich in seiner Erinnerung so zugetragen haben.
Die durch den Buchverkauf erzielten Gewinne werden der Intensivstation des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße in Köln durch den Autor gespendet.
© 2015 Thomas Schlüßel
Kontakt/Feedback: wunderkinder_buch@t-online.de
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-2787-3
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar
Für Marie, Lara & Ela
Ich liebe Euch über Alles.
Es war nicht leicht für mich dieses Buch zu verfassen. Meine Frau ist heute noch nicht in der Lage weder das Tagebuch, welches ich seit Beginn der Schwangerschaft schreibe, noch dieses Buch zu lesen. Zu sehr kämpfen wir mit den Folgen des Erlebten. Die Zeit die wir durchgemacht haben, hat unser Leben verändert und wir blicken mit Ehrfurcht auf die Arbeit der Ärzte und Schwestern, die bereit sind, sich dem täglichen Leid der kleinen Kinder anzunehmen und darüber hinaus auch noch die Eltern und Angehörigen bei der Bewältigung schlimmer Untersuchungsergebnisse beizustehen. Ela und ich haben uns damals so oft Eltern gewünscht, die uns erzählt hätten was sie alles durchmachen mussten um letzten Endes doch ihre Kinder mit nach Hause nehmen zu können. Aus diesem Anlass heraus habe ich mich entschieden dieses Buch zu schreiben. Es soll genauso betroffenen Eltern durch ihre schwere Zeit helfen und einen Lichtblick auf das Mögliche bieten. Allen anderen Eltern soll es die Sorgen und Ängste derer Eltern näher bringen, die eine Frühgeburt hatten. Ich wünsche keinen Eltern dieser Welt diese Sorgen, aber wie Ela und ich bewiesen haben, ist man viel stärker als man es sich selbst zutrauen würde.
Die Sonne brannte bereits den ganzen Tag unaufhörlich auf die Domstadt und das obwohl es schon Herbst war. Es war der 09. Oktober 2012 und ich saß mal wieder in einer dieser Programmierschulungen in einem luxuriösen Herrenhaus am Ufer des Rheins etwas außerhalb der Innenstadt und war froh, dass man es irgendwie geschafft hatte, die Räume mit einer Klimaanlage auszustatten. Ohne diese hätte ich längst aufgegeben, wäre an den Rhein gegangen und hätte meine Füße im Wasser abgekühlt. Seit meinem Jobwechsel war ich schon sehr oft hier gewesen und es half mir in eine sehr komplexe Welt der Programmierung einzusteigen um damit den Anforderungen meines Jobs gerecht zu werden. Bei meinem Vorstellungsgespräch hatte ich großspurig erklärt, dass ich affin in der Analyse von Zahlen war und mich gerne in Zukunft in diese Richtung entwickeln würde. Ich war allerdings nicht darauf vorbereitet, dass ich dafür gefühlt ein Informatikstudium absolvieren musste und auch sonst in eine ganz neue berufliche Welt eintauchen würde. Aber ich wollte ja unbedingt eine berufliche Veränderung und Ela hatte mich bei diesem Vorhaben unterstützt und mich darin bestärkt, diesen Weg zu gehen, auch wenn er in der Anfangszeit sehr steinig werden sollte.
Ich blickte aus dem Fenster und machte mir Gedanken, was Ela und ich nach der Schulung am Nachmittag mit dem wunderschönen Tag noch anstellen könnten. Bis ich wieder zu Hause sein würde, wird es schon früher Abend sein, die Temperaturen aber bis dahin auf ein Niveau gesunken sein, die einen schönen Spaziergang ermöglichen sollten. Vielleicht gingen wir im Anschluss daran in einer der Biergärten in der Nähe eine Kleinigkeit essen. Gerade an so sonnigen Tagen hatte man aber eher das Gefühl, dass der Schulungsleiter besondere Freude daran hatte, die Teilnehmer bis an ihre Grenzen zu bringen und so machte er überhaupt keine Anstalten so langsam aber sicher den heutigen Schulungstag beenden zu wollen.
Mir fiel das Treffen mit unseren Freunden am vergangenen Wochenende ein. Seitdem Jennifer und Mark eine Tochter hatten, waren unsere Treffen verständlicherweise seltener geworden und die Male wo wir uns trafen, versuchten wir immer etwas Besonderes zu unternehmen. Dieses Mal waren wir in einem mongolischen Restaurant verabredet, wo man sich sämtliche Zutaten an einem Buffet zusammenstellen konnte. Man stellte die fertigen Teller dann an eine große Kochplatte, auf der von einem Koch die Auswahl frisch zubereitet und von einem Kellner an die Tische verteilt wurde. Ela und ich waren schon öfters dort gewesen und immer wieder von der Vielfältigkeit der Speisen beeindruckt gewesen. Auch Jennifer und Mark fühlten sich sehr wohl und wir verbrachten einen sehr lustigen Abend.
Kurz bevor wir völlig übersättigt auf den Heimweg aufgebrochen waren, hatte Ela offensichtlich anhand der Speisenwahl von Jennifer bemerkt, dass sie rohen Fisch, wie Sushi, außen vor gelassen hatte.
„Sagt mal. Ihr wollt uns ja nicht zufällig irgendetwas sagen?“ fragte Ela direkt heraus. Ela gehörte nicht zu den Menschen, die große Umwege bei der Formulierung von Fragen machte, wollte sich aber bei so einem heiklen Thema auch nicht genauer fassen.
Kurz blickten sich Jennifer und Mark an. „Ja wir sind zum zweiten Mal schwanger.“ teilte uns Jennifer mit. Die Freude darüber war riesig und wir drückten beiden die Daumen, dass mit der Schwangerschaft alles so verläuft wie man es sich wünscht. Vor kurzem hatten die beiden ein Haus gekauft und aufwändig renoviert, sodass ein zweites Kind auch von den Räumlichkeiten ohne weiteres möglich war und ihre Tochter sich über ein Geschwisterchen sicherlich freuen würde.
In unserer schönen Dachgeschosswohnung, die zwar nicht klein aber aufgrund der vielen Schrägen doch räumliche Einschränkungen mit sich brachte, wären zwei Kinder undenkbar gewesen, nicht zuletzt weil es zum Erreichen der Wohnung gefühlt unendlich viele Treppenstufen zu bezwingen galt. Ela und ich hatten in der Vergangenheit zwar schon darüber nachgedacht in etwas Eigenes zu investieren, aber da kamen dann die beruflichen Veränderungen von Ela und mir dazwischen, sodass wir diesen Plan erstmal auf Eis gelegt hatten.
„Herr Schlüßel? Herr Schlüßel, möchten Sie die Aufgabe vielleicht übernehmen?“ Ich wurde schonungslos in die Realität und in den Schulungsraum zurückgeholt, als mich unser Kursleiter darum bat eine Aufgabe vor der Klasse zu programmieren und dann gemeinsam verschiedene Lösungsansätze zu diskutieren. Verdammt, sowas passierte mir normalerweise nie, aber ich sammelte meine Gedanken wieder zu diesem Thema und versuchte so gut es ging die Aufgabe vor der gesamten Runde zu bearbeiten. Die anderen Teilnehmer dieser Schulung waren ebenfalls von meinem Arbeitgeber entsendet worden und ich wollte mich auf keinen Fall vor den anderen blamieren. Die Aufgabe verlief so wie ich es mir gewünscht hatte und ich kehrte stolz wieder an meinen Platz zurück und verschwand erneut in Gedanken aus dem Fenster.
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