»Es müsste eigentlich bei uns in der Garage stehen, bis es den Eltern wieder ausgehändigt wird.«
Etter sagte nichts. Er schaute wortlos in Sutters Augen. Es schien, dass Etter noch mehr wissen wollte und Sutter wurde unsicher. Verlegen suchte er nach Gesprächsstoff.
»Wie geht’s dir?«, füllte Sutter die peinliche Pause.
»Nicht nur Kellner, sondern auch noch Arzt?« Etter starrte ununterbrochen in Sutters Gesicht.
Es hatte keinen Sinn. Etter war wirklich schwer einzuschätzen. Darum löste Sutter den Blickkontakt und kam wieder aufs Thema: »Die Untersuchungen am Fahrrad sind beendet. Wenn du willst, kannst du es dir nachher ansehen.«
»Was ich kann, wann ich es möchte und ob ich es will entscheide ich!«, fauchte Etter.
Sutter schluckte. Am besten wäre es, einfach nichts mehr zu sagen. Als er noch eng mit Etter zusammengearbeitet hatte, konnte er mit solchen Situationen besser umgehen. Eigentlich hatte sich Etter im vergangenen Jahr nicht verändert. Er war noch immer der missgelaunte, zynische und verletzende Mensch wie früher. Das Einzige, was sich verändert hatte, war Sutters Umgang mit Etters Launen. Er war aus der Übung gekommen; vor einem Jahr war er noch Meister darin.
Viele Kollegen konnten nicht begreifen, dass Sutter mit einem Menschen wie Etter zusammenarbeiten konnte. Eigentlich war es nicht besonders schwer. Die Kunst bestand lediglich darin, Blitzableiter zu spielen und sich jeden Tag sagen zu lassen, dass man die größte Null im Universum sei. Und wenn man das überstanden hatte, gab’s auch oft ganz normale Tage. Etter lachte manchmal sogar – wenn Sutter stolperte, hinfiel oder mit offenem Hosenschlitz in die Chefetage marschierte. Das war Etter durchaus einen Lacher wert.
Sutter mochte und hasste Etter gleichzeitig. Beruflich machte Etter keiner etwas vor, davon konnte Sutter profitieren. Und als Mensch konnte man von Etter lernen, nämlich nie so zu werden wie er. Etter war ein Mensch, der permanent etwas leisten musste. Er machte alles bis zur letzten Konsequenz. Das konnte man auch in Etters momentaner Krise beobachten. Er schaltete sich aus, und zwar komplett. Der Mann, der früher nur Mineralwasser trank, schüttete nun literweise Alkohol in sich hinein. Der Mann, der vorher um fünf Uhr aufstand, um fünfzehn Stunden zu schuften, blieb nun tagelang zu Hause und lag im Bett. Alles oder nichts , hieß Etters Devise und wenn nichts, dann aber wirklich nichts!
Sutter und Etter saßen sich lange gegenüber und schwiegen sich an.
Plötzlich stand Etter auf und sagte vorwurfsvoll: »Was ist? Kommst du nun mit, oder muss ich wieder alles alleine machen?« Er ging zügig zum Ausgang.
Sutter war baff. Er nahm die Mappe mit den Akten vom Tisch und eilte Etter hinterher, der schon einen kleinen Vorsprung hatte. Wie früher , dachte sich Sutter und schloss langsam zu Etter auf.
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