Karlotta Jung - Plazenta, -18°
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Trotz ihrer Befürchtungen gelingt es Sarah schließlich, ihre Schwangerschaft zu genießen, denn es erleichtert sie, dass ihr Körper genau zu wissen scheint, was er zu tun hat – trotz ihres «kranken Hirnes». Durch diese Erfahrung fühlt sich Sarah zum ersten Mal in ihrem Leben «ganz».
Die Entbindung ihres Sohnes wird jedoch zu einer traumatisierenden Erfahrung, und auch das Stillen will nicht funktionieren. Da Sarahs zunehmende Zweifel an ihrer Eignung als Mutter einen neuen Depressionsschub provozieren, kommt es schließlich zur Katastrophe…
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Schließlich werden die Nächte schlimmer. Ich kann nicht mehr einschlafen, sondern liege im Bett und verfolge wie gebannt die Wanderungen der Autoscheinwerfer auf der Wand, als müsste ich nur ihre Botschaft verstehen, um wieder schlafen zu können, oder laufe stundenlang wie ein Geist durch die dunkle Wohnung, die immer gleichen Wege - von meinem Zimmer durch den Flur in die Küche, ins Wohnzimmer, vor Jans Tür, durch die sanftes, genüssliches Röcheln dringt, ich möchte an seine Tür hämmern und vor Wut schreien, ich möchte an sein Bett gehen und ihn schütteln, warum kann er vergessen und ich nicht? Das ist eine Frage, auf die es nur Antworten gibt, die ich nicht hören möchte, deshalb setze ich mich auf den Balkon, zittere in der kühlen Nachtluft und lausche den Geräuschen der Stadt, jede Nacht das gleiche Spiel, bis ich schließlich körperlich so erschöpft bin, dass ich anfange zu weinen, ich knie vor meinem Bett und schlage mit dem Kopf auf den Boden, als wolle ich mich bewusstlos schlagen, eine Verzweiflung, die ich gut kenne. Doch der Schlaf, der kommt nicht.
Ich werde hohlwangig und immer gereizter, und sogar Jan hält es schließlich nicht mehr länger aus mit mir, du solltest zum Arzt gehen, das ist doch nicht normal, so lange nicht schlafen zu können, beginnt er vorsichtig. Fängst du jetzt auch noch an, meine Mutter nervt mich schon seit Wochen mit nichts anderem, stöhne ich und verdrehe die Augen. Normalerweise will er nichts weniger, als mit meiner Mutter gleichgesetzt zu werden, und gibt dann meistens auf, aber diesmal bleibt er hartnäckig, ich meine es ernst, sieh dich doch mal an, ich mache mir wirklich Sorgen um dich, wenn du es schon nicht für dich tust, dann tue es wenigstens für mich. Alle Achtung, er ist meiner Mutter tatsächlich ähnlicher, als er wahrhaben will, emotionale Erpressung ist ihr Steckenpferd.
Aber ich tue ihm schließlich den Gefallen und gehe zum Arzt. Der ist hager und ungefähr mein Alter, was mich kurzzeitig verunsichert, früher hat einen das Alter von Fachleuten noch irgendwie beruhigt, wenn sie älter waren als man selbst, mussten sie doch auch mehr wissen, heute sitzt man vor Gleichaltrigen oder, noch schlimmer, Jüngeren und weiß nicht, wohin man seinen Blick wenden soll. Aber vielleicht gibt er mir eine Diagnose, die mich entlastet, deshalb schildere ich ihm meine Beschwerden und sehe ihn erwartungsvoll an, ich will nicht, dass wahr ist, was ich glaube, dass sich immer alles wiederholt, dass ich wieder nicht entkomme.
Ich bekomme Blut abgenommen, pinkele in einen Becher und fülle endlose Fragebögen aus. Ob ich diese Symptome schon einmal gehabt habe? Ja, kreuze ich an, ich kenne sie seit über zwanzig Jahren, sie gehören zu mir wie der Leberfleck an meinem Kinn, sie überfallen mich immer wieder, aber meistens vergehen sie nach einigen Tagen. Diesmal ist es anders, stärker, finsterer. Ob ich einen Auslöser ausmachen könne? Nein, kann ich nicht, andere verkraften das Leben ja auch, warum ich nicht? Dann sitze ich wieder vor dem Arzt, der noch hagerer zu sein scheint als bei unserem ersten Gespräch und mich über seinen Schreibtisch hinweg ernst ansieht. Ob ich schon einmal über eine Therapie nachgedacht habe? Ich lache heiser, ich habe bereits die dritte hinter mir, die letzte liegt jedoch schon über zwei Jahre zurück. Phantastisch, jubiliert der Arzt, dann ist es einfach, nun eine neue zu beantragen, er scheint froh zu sein, mich mit einem Häkchen versehen zu können. Als ich aus der Praxis wanke, weine ich.
Alle paar Tage kommt meine Mutter vorbei, zu Zeiten, bei denen sie sicher sein kann, dass Jan nicht zuhause ist. Sie bringt mir Obst, Vitamintabletten, Zeitschriften, als mache sie einen Besuch im Krankenhaus, sie trägt wieder ihre bunten und viel zu kurzen Kleinmädchenklamotten, in denen man sie häufig für meine Schwester hält, und auch jetzt wirken wir wie Schwestern, allerdings durch eine andere Äußerlichkeit vereint, denn uns beide scheint durch einen seltsamen Zufall dieselbe Krankheit ereilt zu haben, auch sie wirkt müde und erschöpft, ihr Blick leer. Ich ertrage es nicht mehr lange, wie es dir geht, kannst du nicht endlich mal etwas dagegen tun, ich laufe nachts auch nur noch durch die Wohnung und kriege keine Luft, ich reiße die Fenster auf, aber es hilft nicht, außerdem stinkt diese Stadt so grässlich, man müsste aufs Land ziehen, vielleicht würde man dann endlich zur Ruhe kommen.
Ich sitze ihr stumm gegenüber, während sie mir die Ergebnisse ihrer nächtlichen Wanderungen präsentierte, die Ursachen für meine Schlaflosigkeit und meine angeblichen Rückenschmerzen herunter betet, du bist einfach zu ernst, das bist du immer schon gewesen, schon als kleines Mädchen warst du so ernst und nie mal richtig albern, immer wolltest du allein für dich sein, nie durfte ich dir Kinder einladen, und so bist du heute noch, alles willst du mit dir selbst abmachen, warum redest du nicht einfach mal mit mir, ich bin doch deine Mutter, verdammt noch mal. Doch ich schweige, koche frischen Tee, den ich wie einen Schutzwall zwischen uns auf den Tisch stelle, und erzähle ihr nichts von meinem Arztbesuch und der alten, neuen Diagnose, denn ich ahne, was sie darauf sagen würde: Ich weiß wirklich nicht, woher du das hast, mein Kind, du hast doch immer alles gehabt, alles bekommen, was du wolltest, vielleicht kommt das ja von der Seite deines Vaters, das ist natürlich möglich, da gibt es ja so einiges, was ich bis heute nicht verstehe.
Sie hat es sich immer ziemlich einfach gemacht, während ich lange Zeit mit großer Akribie und Hingabe in meinen Wunden herumgestochert habe. Wenn sie zu verschorfen drohten, habe ich solange weitergekratzt, bis ein hässliches Geflecht entstand, auf das ich dann starren konnte und das mir Rechtfertigung bot, warum es mir so ging. Ich habe Jahre damit verbracht, in meinen Therapien meine Kindheit aufzurollen, die Beziehung zu meinen Eltern zu durchleuchten, mich innerlich zu umarmen, doch die Zustände kamen immer wieder, keiner der Therapeuten schien den Schlüssel dazu wirklich gefunden zu haben. Irgendwann beschloss ich, dass ich nicht länger über früher reden, sondern endlich leben wollte, vielleicht war das ständige Stochern Teil des Problems, vielleicht würde ich endlich zur Ruhe kommen, wenn ich alles hinter mir ließe? Falsch gedacht. Nun sitze ich wieder zuhause, mit einem Überweisungsschein in der Hand, auf dem in dünnen Lettern die Diagnose steht: rezidivierende depressive Störung. Ich reiße das Blatt in kleine Fetzen, die der Wind vor meinem Fenster mit sich trägt.
Schuld ist etwas, das man nur bedingt abarbeiten kann, wenn jede Zelle des eigenen Körpers davon durchdrungen ist.
Kurz bevor ich in den Kindergarten komme, ziehen wir um, in ein kleines Dorf mit Einfamilienhäusern. Hessisches Hinterland mit rasierten Vorgärten, eine enge Straße, in der die inländischen Autosorten dicht an dicht stehen, mit glitzerndem Lack, sie spiegeln den moderaten Wohlstand der Siebziger Jahre, in denen für viele die Geschäfte gut laufen und man sich Dinge leisten kann. Mein Vater hat sich vor kurzem mit einer eigenen Werbeagentur selbständig gemacht und kann sich vor Aufträgen nicht retten, und da er den Mythos des deutschen Bürgertums verinnerlicht hat, ist es für ihn ein natürlicher Vorgang, nun von einer Stadtwohnung in ein Haus auf dem Land zu ziehen, während meine Mutter bei dieser Aussicht innerlich zusammen schrumpft, sich plötzlich wieder findet im Lebenstraum ihrer eigenen Eltern, in dem viel zu kleinen Glück, das sie selbst immer abgelehnt hat.
Doch eines Tages, als meine Mutter und ich zum Einkaufen gehen, wird neue Hoffnung für sie sichtbar, und gleichzeitig verändert sich plötzlich das Leben, das ich bisher kannte. Wir stehen gerade beim griechischen Gemüsehändler an der Kasse und bezahlen, als sich irgendetwas um mich herum zusammen zieht. Ich kann es selbst heute nicht besser beschreiben, was damals passierte, doch ich erinnere mich noch genau an das Gefühl, das ich damals hatte. Als habe ich mit einem Mal weniger Luft zum Atmen und sei in einem seltsamen Kokon gefangen, der durchsichtig und dennoch undurchdringlich ist, ich will mich bewegen, aber meine Arme und Beine gehorchen mir nicht, ich blicke meine Mutter an, will etwas zu ihr sagen, doch sie sieht nicht zu mir, sondern zu einem Mann, der gerade den Laden betritt und sich suchend umblickt, die bis zum Bersten gefüllten Regale mustert. Als er dabei zufällig meine Mutter ins Visier bekommt, runzelt er irritiert die Stirn, doch auf ihr Gesicht ist bereits ein Strahlen getreten, sie sieht aus, als leuchte sie von innen, mit weit aufgerissenen Augen wandert sie mit der Zungenspitze über ihre leicht geöffneten Lippen, fährt sich kurz und zielsicher mit der Hand durch die Haare und zerwühlt sie ein wenig, geht dann auf den Mann zu, während ich immer noch bewegungsunfähig neben dem alten Griechen stehe. Der glotzt irritiert auf mich herunter und fragt mich etwas, aber ich kann ihm nicht antworten, ich kann nur mit ansehen, wie meine Mutter mit diesem fremden Mann redet, sie lacht und wirft dabei den Kopf in den Nacken, ich erkenne sie nicht wieder, und doch kann ich nicht woanders hinsehen, ich kann mich, meinen Körper nicht bewegen, ich bin zu Eis erstarrt. Und unsichtbar. Ich - bin – unsichtbar, während meine Mutter und der fremde Mann verlegen umeinander herum tänzeln, nicht die anderen Kunden beachten, die sich mühsam einen Weg um sie herum bahnen müssen, sie existieren in einem anderen Universum, einer anderen Galaxie, Sternschnuppen fallen vom Himmel herab und verglühen zwischen den Orangenkisten, Welten entstehen und vergehen, erst Tausende von Lichtjahren später verabschiedet sich der Mann und verlässt den Laden wieder, ohne etwas gekauft zu haben, er hat es wohl vergessen. Meine Mutter scheint in diesem Moment ein Stück in sich zusammen zu sacken, als habe sie plötzlich den notwendigen Fixpunkt zur aufrechten Haltung verloren, ein gewöhnlicher Planet benötigt nun einmal eine Sonne, um die er sich drehen kann, dann wendet sie sich mit einem abwesenden, leicht verwirrt wirkenden Ausdruck zu mir um und nimmt mich an der Hand, zerrt mich und unsere Einkaufstüten nach draußen. Ich kann mich nun seltsamerweise wieder bewegen, stolpere hinter ihr her, frage sie, wer dieser Mann gewesen sei, aber sie zögert, will mir erst nicht antworten, dann erwidert sie ausweichend, ich solle Papa nichts davon erzählen, sie kenne den Mann von früher. Ich verstehe damals noch nicht, was das bedeutet. Erst später begreife ich, dass sie damit wohl auf die freie Phase vor ihrer Ehe angespielt hat. Und damit beginnt sie, die Zeit der Unsichtbarkeit. Und der Geheimnisse.
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