Bernhard Inderst
Mit Rad Und Zelt - immer der Nase nach
Die Neuentdeckung Westeuropas – eine Reise von München nach Lissabon und zurück
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Bernhard Inderst Mit Rad Und Zelt - immer der Nase nach Die Neuentdeckung Westeuropas – eine Reise von München nach Lissabon und zurück Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Traum
Gerüche als Duftmarken
Neugier als Motivation
Das EuroVelo Netz
Deutschland – Süd, reloaded
Durch die Schweiz – eine eigene Welt
An der Rhône – träge und schön
In Langedoc-Rousillon an der Küste,- endlich das Mittelmeer
Catalunya, das Land zwischen Pyrenäen und Meer
Illes Balears- wundervoll … voll
Communidad Valenciana, im Land… des Reises
Andalucia- ésta es mi tierra
Algarve und Alentejo – Zwischen Lagunen und Stränden
Lissabon, weißt du…?
Stadt meiner Jugend
Zwischen Gentrifizierung und Tourismus
Die Zukünfte Lissabons, die neue Saudade
Fado - Moll oder Dur?
Portugal – das andere, das Landesinnere
Auch das ist zu sehen: Waldbrände
Einschub: Schutzregeln vor Waldbrand
Mittelportugal – das Land der Baudenkmäler
Umweltschutz – ja, aber
Nordportugal- das etwas andere Portugal
Die Rückreise - leider
Der Alentejo – traumhaft und einsam
Estremadura – Eintauchen in die Welt der Weiten und der Geschichte
Castilla y León – auf dem Weg nach Burgos
Euskal Autonomia Erkidegoa – rau und schön
Die Aquitaine, wald, wälder, am wäldesten
Poitou-Charentes – historisch und einsam
Centre, der Adel und der Prunk
Erntezeit
Kommunikationsnetze
Insekten
Le Grand Est, Naturparks und Kanalwege
Deutschland – die letzten Meter
Anhang 1: Die 4 Hauptsätze des Radfahrens
Erster Hauptsatz
Zweiter Hauptsatz
Dritter Hauptsatz
Vierter Hauptsatz
Anhang 2: Strukturwandel in West-Europa
Anhang 3: Warum ist Radfahren so viel anders als Autofahren?
Anhang 4: Gängige Meinungen, die falsch sind
Anhang 5: Ängste, die man bekämpfen sollte
Anhang 6: Das Fahrradnetz
Anhang 7: Meine Wünsche an Lissabon
Blog
Impressum neobooks
Mein Dank gilt den vielen Helferinnen und Helfern, die geduldig den Text verbessert haben, vorne weg meine Frau Eva, meine Tochter Anila, Ulla Hempel, Ana Pires, meiner Familie wegen der Findung eines Buchtitels, Maria Sauheitl wegen der Zeichnungen.
Ich habe einen Blog zu diesem Buch eingerichtet. Anregungen, eigene Erlebnisse sind willkommen:
www. velovici.de/westeuropa-dchfsp
Ein Überblick über die Gesamtstrecke
Schon lange hatte ich davon geträumt, mit dem Fahrrad nach Portugal und wieder zurück zu fahren. Ich wollte die Stätte meiner Kindheit wieder entdecken. Immerhin habe ich im Alter von 6 bis 17 mit einem Jahr Unterbrechung in Lissabon gewohnt, meine Freunde dort gehabt, meine Straßen, meine Parks, später meine Tascas, jene Spelunken, in denen die Geschichten aus der Nachbarschaft ausgetauscht werden und in denen ich mich heimlich mit meinen Brüdern oder Freunden traf. Was hat sich seit 1969 geändert? Da ich in der Zwischenzeit immer wieder in Lissabon gewesen bin, meist nur tageweise, war ich natürlich etwas vorbereitet. Ich wollte aber mal wieder über längere Zeit den ´cheirinho de Lisboa´ riechen, den Geruch von Lissabon. Gibt es ihn überhaupt noch, so wie Amália Rodrigues ihn in einem ihrer berühmten Fados besungen hat? In diesem Lied werden die vielen kleinen Gerüche besungen, wie die Cafés am Rossio - dem Hauptplatz Lissabons, die Trambahn, die gerösteten Kastanien, das Basilikum und auch der Fado riecht - nach Einsamkeit.
Nun ist aber auch der Weg das Ziel. Ich will die Touren an den berühmten Flüssen machen, von denen ich so viel gehört und gelesen habe, die Aare Tour, die Rhône Tour, die Loire Tour, die Pisuerga Tour, die Thouret Tour, die Tour am Kanal Marne-Rhein, die Rhein Tour. Alle diese viel beschriebenen Strecken will ich zumindest teilweise befahren und erleben. Ich will die Länder und Landschaften erleben, die ich so oft mit dem Auto, mit dem Bus, mit dem Zug durchfahren habe und die Sprachen dieser Länder auffrischen, wieder erlernen; Sprachen, die mich seit meiner Jugend begleiten.
Insbesondere seit von der Europäischen Union 1995 das EuroVelo Netz gefördert wird, sind diese Strecken noch attraktiver geworden. Ein bislang fast 56 000 Kilometer langes Fahrradnetz ist in Europa entstanden, von Nord-Norwegen bis Süd-Portugal und Athen, von West-Frankreich bis Odessa am Schwarzen Meer. Das Fahrradnetz führt durch Europas schönste Landschaften, an den schönsten Seen vorbei, durch Naturschutzparks, in die kein Auto hineinkommt, auf speziell angelegten Wegen entlang der Étangs, marismas, rias, Sumpfmeere und Strände des Mittelmeers und des Westatlantik. Die Wege, die ich fahren will, führen auch genau an den Flussläufen entlang.
Meine Tour ist relativ schnell geplant: Ich will über die Südküste Frankreichs und Spaniens in die Algarve nach Portugal einreisen und über die Nordküste Spaniens und Westküste Frankreichs wieder zurückradeln. Da Hotels auf einer sechsmonatigen Reise zu teuer sind, will ich die Nächte auf Campingplätzen verbringen. Die Tour soll nicht zu stressig sein, daher plane ich, immer drei Tage zu fahren, mich einen Tag auszuruhen und dort, wo es besonders schön ist, einen Extra-Pausentag einzulegen.
Dabei ist es eigentlich egal, ob ich manche Gegenden schon mit dem Auto durchfahren habe oder nicht, denn für mich sind Fahrradfahren und Autofahren sehr unterschiedliche und nicht vergleichbare Reiseformen - selbst dann, wenn Autos und Fahrradfahrer auf der gleichen Straße fahren. Denn durch das Fahren auf einem Rad werden auch bereits vertraute Strecken zu einem neuen Erlebnis (siehe Anhang „Warum ist Radfahren so viel anders als Autofahren?“)
Dennoch ist der größte Teil der Strecke für mich neu, bis auf ein paar Innenstädte, die ich im Laufe meines Lebens schon einmal besucht habe. Meine Vorfreude gilt der Erwartung, frische Luft und die Düfte von Blumen und Bäumen zu riechen, ohne von lästigen Autoabgasen umgeben zu sein.
Gerüche im Allgemeinen werden zum Leitmotiv meiner Tour. Die unterschiedlichen Gerüche zwischen den Ländern Mitteleuropas und des Mittelmeers, zwischen Frühling und Herbst, die Palette der Jahreszeiten und der unterschiedlichen Flora tragen dazu bei, dass diese Reise im Nachhinein so unvergesslich und wertvoll wurde.
In der Tat macht der Geruchssinn eine erstaunliche Wandlung durch, wenn er es wieder erlernt hat, auf die feinen Unterschiede in der Natur einzugehen, wo er vorher als „Stadtnase“ eigentlich nur zwischen Benzin- und Dieselabgasen der Autos und LKWs oder den besonders stinkenden Abgasen der Mopeds unterscheiden musste.
Sie alle sind zu entdecken: die Düfte der Gräser, Blumen, Blüten oder Sträucher, einzeln auf einer Wiese, in der Steppe oder im Wald, wo durch die Vielfalt der Bäume weitere Gerüche hinzukommen.
Zuerst errieche ich Süddeutschland mit seinen vielen Laubbäumen, Fichten und Tannen. All diese Gerüche haben weitere Facetten, je nach Jahreszeit, im Frühling, wenn alles nach Entfaltung strebt oder im Herbst, wenn alle Bäume noch einmal ihr Bestes geben, in den verschiedensten Farben leuchten und ihre Früchte der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Zu diesem Herbst gehören auch die zahllosen Düfte von reifem Obst, bevor die Pflanzen langsam einen vorrübergehenden Rückzug antreten, um im nächsten Frühling wieder ihre Pracht zu entfalten.
Читать дальше