Karel Szesny
Die Blume des kleinen Prinzen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Karel Szesny Die Blume des kleinen Prinzen Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Eine merkwürdige Autopanne
2. Das Schaf, die Rose und der Maulkorb
3. Der Streit im Nachbarhaus
4. Die Klugheit der Lehrer
5. Der unglückliche Gärtner
6. Ein hastiges Telefonat
7. Der Rat des Schäfers
8. Das geheimnisvolle Laboratorium
9. Schwierige Reparatur
10. Das Schaf, die Rose und der Maschendraht
11. Die Berührung
12. Die springende Erfindung
13. Ein gemeines Diebsgesindel
14. Ein bedrohlicher Besuch
15. Hoffnung
16. Ungebremste Rücksichtslosigkeit
17. Bittere Erkenntnis
18. Die Sache mit der Wahrheit
19. Die größte Erfindung aller Zeiten
20. Die alte Schiffsglocke
21. Die schwebende Kugel
22. Ungerechte Gerechtigkeit
23. Das Traumschiff
24. In arger Bedrängnis
25. Schwerer Entschluss
26. Flucht in den Himmel
27. Böse Überraschung
28. Der verborgene Sinn
29. Die Schwerelosigkeit
30. In der Region der Asteroiden
31. Ein unangenehmer Reisebegleiter
32. Versuch eines Gespräches
33. Der Hutkrempenplanet
34. Ein unliebsamer Disput
35. Die friedliche Stachelkugel
36. Der königliche Präsident
37. Vergängliche Unvergänglichkeit
38. Ein übel riechendes Hilfsangebot
39. Der Wunschtraum des Goldgräbers
40. Das Raubtier
41. Das Versprechen
42. Das Ungeheuer in der Wasserkugel
43. Der Planet der verbotenen Wahrheit
44. Der verlorene Sinn
45. Kampfhühner
46. Die Geschichte des Fuchses
47. Nach dem Regen
48. Das Archiv der verschwundenen Menschen
49. Der Antrag
50. Kosmische Bürokratie
51. Die Beamtenbestechung
52. Der vergessene Dank
53. Der verwahrloste Asteroid
54. Die Farbe des Weizens
55. Der kalte Wüstenplanet
56. Der Sturz ins NICHTS
57. Der uralte Schnitzer
58. Ein Brunnen in der Wüste
59. Elisas bester Freund
60. Das Gift der bösen Schlange
61. Epilog
Impressum neobooks
1. Eine merkwürdige Autopanne
Es passierte, als ich wie gewöhnlich beruflich mit dem Auto unterwegs war. Und natürlich war ich wie immer in Eile. Um Zeit zu sparen, bog ich in eine schmale Landstraße ein, die ich vorher noch nie benutzt hatte. Doch leider erwies sie sich nicht als die erhoffte Abkürzung. Der Weg schlängelte sich endlos zwischen Wäldern, Wiesen und Feldern entlang. Mit zunehmender Entfernung von der Hauptstraße wurde er obendrein immer schadhafter. Weil ich viele Mulden durchqueren und Schlaglöchern ausweichen musste, kam ich nur langsam voran. Irgendwann begann ich zu ahnen, dass ich mich gründlich verfahren hatte. Ich wollte schon umkehren, da setzte plötzlich ganz aus heiterem Himmel der Motor aus.
Nanu!
Ich ließ den Wagen ausrollen und versuchte, ihn erneut zu starten. Der Anlasser jaulte wie ein Hund, der sich den Schwanz eingeklemmt hat. Der Motor wollte aber nicht wieder anspringen. Nichts zu machen.
Merkwürdig.
Ich besitze dieses Auto bereits seit dreizehn Jahren, seit ich es von meinem Großonkel Alfons geschenkt bekam, der es nicht mehr selber fahren wollte, nachdem er sich im Alter von 91 Jahren einer Augenoperation unterziehen musste, die nicht das erhoffte Ergebnis erbracht hatte. Da war das Auto schon ungefähr siebzehn Jahre alt gewesen und es war stets die Zuverlässigkeit selbst. Und wenn doch mal eine Reparatur anstand, kündigte es deren unausweichliche Notwendigkeit lange vorher durch ein deutlich hörbares Rasseln, Klappern oder Schleifen an. Dieses Auto hatte jedenfalls noch nie so unvermittelt seinen Dienst verweigert. Wirklich höchst merkwürdig.
Verflucht! Ausgerechnet jetzt musste das passieren, wo ich einen so wichtigen Termin hatte! So etwas ist natürlich alles andere als erfreulich, noch dazu auf einer derart abgelegenen Straße. Oh, dieses verdammte Auto! Diese blöde Klapperkiste!
Na schön.
Da stand ich nun am Rande eines erntereifen Kornfeldes, dessen Größe ich nicht überblicken konnte, weil es bis weit über den hügeligen Horizont hinausreichte. Ich öffnete die Motorhaube. Ratlos betrachtete ich die komplizierte Maschine, die auf einmal nicht mehr laufen wollte. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Anscheinend kam hier nur selten jemand vorbei, denn während der Fahrt auf dieser holprigen Piste war mir kein einziges Auto begegnet. Seufzend griff ich nach meinem Handy und tippte die Nummer der Auskunft ein, um mich nach dem nächsten Reparaturdienst zu erkundigen, doch - Auch das noch! Kein Empfang. Ich ballte die Fäuste und brüllte ein Wort, das ich jetzt nicht unbedingt wiederholen möchte.
Allmählich sah ich ein, dass es nichts nützen würde, noch länger untätig vor dem defekten Fahrzeug zu stehen und irgendwelche Worte zu brüllen. Also krempelte ich mir die Ärmel hoch und kramte das Werkzeug hervor. Weil ich irgendwann einmal gehört hatte, dass es in solchen Fällen ratsam sei, erst einmal die Zündkerzen zu reinigen, begann ich unverzüglich mit dieser schmutzigen Arbeit. Ich hatte meinen allerbesten Anzug an. Darum musste ich mich außerordentlich vorsehen. Das Jackett konnte ich natürlich ablegen, aber die Hose…
Tief über den Motor gebeugt mühte ich mich, die erste Zündkerze herauszuschrauben. Das Gewinde klemmte. Es war anstrengend. Ich stöhnte laut und fluchte ziemlich unanständig. Da hörte ich auf einmal dicht hinter mir eine Kinderstimme: „Hallo, guten Tag. Schön dass ich Sie hier treffe.“
Es ist wohl verständlich, dass ich tüchtig erschrak. Ich war ja der festen Überzeugung gewesen, dass ich hier der einzige Mensch auf weiter Flur wäre. Vor lauter Schreck richtete ich mich so abrupt auf, dass ich mit dem Kopf an die hochgeklappte Motorhaube bumste. Es klang fast wie ein Glockenschlag. Ich dürfte gewiss keinen besonders netten Eindruck gemacht haben, als ich mich mit meinem schmerzverkniffenen Gesicht umwandte. Vor mir stand ein Mädchen, das einen auffälligen, silberglänzenden Stirnreif trug.
„Wie kommst du denn hierher?“
„Verzeihung“, sagte sie. „Tut es sehr weh?“
Ich rieb mir mit dem Handrücken den Kopf.
„Schon gut“, winkte ich ab, obwohl es eigentlich noch ganz schön zwiebelte. „Kannst du mir sagen, wie weit es bis zur nächsten Ortschaft ist?“
„Oh, das ist weit“, antwortete sie.
„Das hätte ich mir ja wohl selber denken können“, knurrte ich misslaunig. „Mich interessiert nicht, dass es weit ist, sondern wie weit es ist. Ich will wissen, ob es sich lohnen würde, loszugehen und Hilfe zu holen.“
Die Kleine sah mich mit großen, dunkelblauen Augen an.
„Es ist sehr weit“, erwiderte sie. Und weil sie wohl bemerkte, dass mich auch diese Auskunft nicht zufriedenstellte, ergänzte sie: „Wirklich sehr, sehr weit.“
Ich wandte mich ab und verdrehte seufzend die Augen gen Himmel.
„Verzeihung“, sprach sie weiter, während ich mich erneut über den Motor beugte. „Ich muss Sie unbedingt etwas fragen: Erinnern Sie sich eigentlich noch an die Geschichten aus Ihrer Kindheit?“
„Was?“, krächzte ich. So etwas hatte mir gerade noch gefehlt! Ziemlich ungehalten wandte ich mich ihr erneut zu.
„Du erwartest doch nicht etwa, dass ich mich jetzt hier gemütlich hinsetze und dir eine Geschichte erzähle? Siehst du denn nicht, dass ich eine Panne habe? Und außerdem hab’ ich’s eilig.“
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