Margarete Hachenberg - Friedrich Wilhelm Utsch

Здесь есть возможность читать онлайн «Margarete Hachenberg - Friedrich Wilhelm Utsch» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Friedrich Wilhelm Utsch: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Friedrich Wilhelm Utsch»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Was alles geschah wohl zu der Zeit, als einer meiner Vorfahren als Förster für den Kurfürsten der damaligen Kurpfalz arbeitete? Vor sehr vielen Jahren bereits stellte ein Verwandter durch Recherche unseres Stammbaumes fest, dass Friedrich Wilhelm Utsch, der Jäger aus Kurpfalz, einer meiner Vorfahren war. Er lebte von 1732 bis 1795, zu der Zeit des Preußenkönigs Friedrich II und der Einfuhr der Kartoffel.
Zu Utsch gibt es nur ganz spärliche Informationen. Um daraus einen Roman schreiben zu können, befasste ich mich mit der Zeit in Deutschland im 18. Jahrhundert. Neben Fakten ist sehr vieles natürlich auch fiktiv, einfach aus meiner Fantasie heraus entstanden.
Mich interessierte, wie die Menschen damals in der Epoche des Absolutismus lebten, wie ihr Alltag aussah und erschreckte, als ich auf die Fakten stieß. So realistisch wie nur eben möglich fügte ich das in den Roman ein.
All das ist Teil meiner eigenen Vergangenheit und ich verfolgte den Weg zurück, erfand Lene, die Frau, den der Förster heiratete und Kinder mit ihr zeugte. Ob Friedrich Wilhelm Utsch je heiratete, weiß ich nicht.
Dieser Erbförster des Kurfürsten in der damaligen Kurpfalz erlebte in den letzten Jahren seines Lebens noch die Industrielle Revolution und die Anfänge der Französischen Revolution.
Ich hoffe, dass dieser Roman gefällt.

Friedrich Wilhelm Utsch — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Friedrich Wilhelm Utsch», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Der Kurfürst und sein Erbförster

„Also, habt Ihr Euren Helfern Anweisungen gegeben, keinen Raubbau mehr mit dem Holz zu betreiben?“ Der Kurfürst wartete auf eine Antwort. „Ja, das habe ich. Wir teilen den gesamten Wald in kleine Abschnitte, vermessen alles und setzen hauptsächlich Nadelbäume. So ist unser Vorgehen in der nächsten Zeit.“

Lene

Die Gedanken des Försters schweiften ab. Er sah Lene vor sich stehen, dieses unschuldige Mädchen mit den roten Wangen. Die weiße Haube und ihr rotes Kleid untermalten das alles. „Ich will sie wiedersehen.“ Lene rieb sich müde die Augen. Mit nackten Füßen stand sie auf dem lehmigen Boden der Hütte, in der sie mit ihrem Vater lebte. Ihr Kleid rutschte von den Schultern und die Schürze hing in Falten an ihrem Kleid aus beigem Linnen herunter. Hasso, der Hund des Bauern Franz schlawenzelte um Lene herum und beschnupperte sie ausgiebig. Mit weiten Augen sah er sie an. Wasser plätscherte aus einem Rohr in der Wand in einen Holztrog. Eine dunkelgraue Decke legte sich über das kleine Dorf. „Ach Mutter, würdet Ihr doch noch leben“, schluchzte sie. „Legt Euch schlafen, Lene! Macht Euch das Lager zurecht!“ rief ihr Vater, der vor der Hütte noch Holz hackte. Schnell legte sich Lene ein Bündel Stroh in eine Ecke der Küche, in der das Feuer noch nicht erloschen war. Darüber breitete sie ein Laken aus und legte sich zur Ruhe. Rasch schlief sie ein. Die Sichel des Mondes stand genau vor dem Eingang des Hauses am dunklen Himmelszelt. Bei der Geburt ihres zweiten Kindes starb Lenes Mutter, ihr Vater heiratete nicht mehr. Leise schichtete er das Holz zu einem Haufen, das Lene am Morgen darauf brauchen würde. Dann legte auch er sich schlafen. Bereits nach dem ersten Hahnenschrei stand Lene von ihrem Lager auf und gähnte. „Fängt das alles wieder von vorne an!“ kommentierte sie, holte das kleine Jutesäckchen vom Regal in der Küche und stellte es auf dem Tisch bereit. Darauf lief sie barfuß zu den Holzscheiten, nahm und legte diese auf die Feuerstelle. Von einem der Scheite riss sie einen Span ab, wetzte zwei Steine solange aufeinander und hielt sie ganz dicht an das Holz, bis es glühte. Dann eilte Lene zurück zum Tisch, griff nach einem Tongefäß und schüttete ein wenig Wasser hinein. Aus dem Säckchen füllte sie eine Handvoll Mehl in das Wasser und knetete das zu einem Teig. Diesen Klumpen brach die fünfzehnjährige in zwei Stücke. „Diesen Ballen mache ich fertig, wenn die Sonne im Süden steht“, sinnierte sie. Den anderen Teigklumpen warf Lene in das nun prasselnde Feuer. „Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann steht auch Vater auf“, dachte Lene. „Ich muss mich sputen!“ Das Mädchen zuckte zusammen, denn in diesem Augenblick wälzte sich Franz im Schlaf auf seinem Lager und stöhnte. Darauf schlief er weiter. Lene schaute zuerst nach ihrem Vater, dann nach dem Brot im Feuer. „Das braucht noch etwas. „Als nächstes hole ich ein wenig Milch unserer einzigen Kuh im Stall.“ Lene berührte sanft die Euter der Kuh und so ergoss sich etwas Milch in einen hohen Holzbecher. Auf diesen steckte Lene einen Deckel. Sie schüttelte kräfig. Schnell huschte Lene auf und ab und stellte den Holzbecher auf den Tisch.Auf leisen Sohlen schlich sie sich zum Kessel und goss Wasser aus einem bereitstehenden Eimer hinein. „Nun noch einige Minzblätter und gleich ist das Mahl für den Morgen fertig.“ In der Küche breitete sich ein würziger Duft aus, der den gesamten Raum erfüllte. Lene betete ganz leise vor sich hin, während sie arbeitete. „Würde Mutter doch noch leben, könnte ich schlafen. Ach Mutter!“ „Wir jagen nur Hasen, Füchse und Dachse. Mit ein wenig Glück erwischen wir vielleicht auch noch ein Reh“, säuselte Ludwig zur gleichen Zeit, als sich Lene zum Schlafen legte. „Ihr wisst ja, dass uns die Jagd verboten ist.“ „Die Hauptsache ist doch, dass wir endlich mal wieder unsere Bäuche voll bekommen“, wisperte Heinrich. „Von meinem Vater liegt noch eine alte Falle in der Ecke dort hinten“, hauchte Ludwig und zeigte auf eine kleine Holztruhe mit eisernem Riegel. „Und ich habe ein kleines Netz, mit dem wir jagen können“, redete Heinrich leise weiter. „Über andere Jagdgeräte verfüge ich leider nicht, verdammter Mist!“ fluchte Ludwig. „Wäre das gut, hätte ich noch eine Schlinge oder eine Leimrute.“ „Nutzt ja alles nichts. Nehmt Eure Falle und dann machen wir uns auf den Weg. Vergesst Euer Messer nicht, Ludwig. Das brauchen wir. Die Nacht lag über dem Tal, die brennenden Kerzenstummel in den wenigen Hütten erloschen. „Laufen wir in den Wald hinein und hinauf auf das Bergmassiv, Ludwig, schaffen wir es unter Umständen, das Wild in einen Abgrund zu treiben. Das ist zwar beschwerlich, doch wir brauchen Nahrung. Macht Euch da mal keine Gedanken. Wir können auch Vögel jagen, Falken zum Beispiel.“ Heinrich kannte sich sehr gut mit den Jagdmethoden aus. Sein Vater hatte neben der Landwirtschaft noch eine Anstellung als Jäger. Manchmal nahm er seinen Jungen mit zur Jagd. „Außerdem, was haltet Ihr davon, Ludwig, eine Grube zu graben, um Wild zu fangen? Nehmt Euch noch ein Werkzeug mit!“ Über Felder und Wiesen näherten sich die Männer dem Soonwald. Der volle Mond schien vom nachtschwarzen Himmel. Eine Eule stieß ihr „huhuu“ aus, Vögel zwitscherten und raschelten in den Blättern der Bäume. „Rehe könnten wir ganz in der Nähe des Berges finden, wo auch die Laubbäume stehen. Lass uns dort eine Grube graben, Ludwig“, sagte Heinrich. Der Ort lag weit hinter ihnen, Heinrich und Ludwig waren ungestört. Sie liefen über raschelndes Laub hin zum Bergmassiv. Der Mond stand direkt über dem Gebirge. Zuerst nahm Ludwig den Spaten und trat mit seinen Schnürstiefeln darauf und grub ein Stück Erde nach dem anderen aus und warf es in den Wald hinein. Als er nicht mehr konnte und eine Pause brauchte, übernahm Heinrich diese Arbeit. Der Boden löste sich durch den Regen der letzten Tage sehr leicht heraus, bis ihnen die Grube tief genug erschien. „Eure Falle, Ludwig, stellen wir an den Rand des Waldes in die Nähe des Feldes. An diese Stelle halten sich gerade in der Nacht Hasen auf.“ Heinrich überlegte genau. „Kommt Ludwig,verstecken wir uns im dichten Dickicht!“ Sie legten sich auf die Lauer. Lange Zeit rührte sich nichts. Plötzlich hörten sie ein scharrendes Geräusch. „Ludwig, das kann nur die Falle sein. Schauen wir einmal nach.“ Die Männer verließen ihr Versteck. Ein Hase lag in der Eisenfalle. „Durchtrennt dem Tier die Gurgel vorsichtshalber. Dann packen wir den Hasen in den Sack.“ Wies Heinrich an. „Stellt die Falle wieder auf!“ Dann horchten Ludwig und Heinrich erneut auf. Ein Fiepen, Schreien und Klagen durchdrang den Wald. „Was war das denn?“ fragte Ludwig. „Gehen wir doch den Lauten nach, Ludwig“, riet Heinrich und ging voraus. „Wir nähern uns der Grube, Heinrich, wenn mich nicht alles täuscht. Heute Nacht meint der Herrgott es wirklich gut mit uns!“ Ludwig betete inbrünstig. „Seht nur, Ludwig, hier zappeln Rehe und ich glaube, auch ein Rehbock ist dabei. „Wir machen es so, dass Ihr in die Grube steigt und dem Wild die Kehle durchschneidet, einem nach dem anderen. Ich reiche Euch von hier oben einen Strick nach unten, womit ihr die Tiere fest verknotet und ich ziehe sie nach oben. Beeilt Euch, denn wir müssen die Grube wieder verschließen.“ Noch vor dem Morgengrauen kamen die Männer in ihren Hütten an und versteckten das Wild in der Truhe Heinrichs. „Kommende Nacht kümmern wir uns um das Ausnehmen und Zerteilen. Jetzt gehen wir erst einmal schlafen.“

Das Utschhaus am Rhein

Wunderschön mit grauen Schieferplatten bedeckt ragte der Giebel hoch hinauf. Ornamente zierten den unteren Teil des Daches und die einzelnen Abschnitte des schieferbedeckten herrschaftlichen Hauses mit dem Fachwerk. Die weiß gerahmten Fenster mit den Sprossen und der vordere herausstehende Erker machten das Haus des Försters zu etwas ganz Besonderem. Die Jagd war zu Ende. Erst nach dem Wochenende würde Friedrich Wilhelm Utsch wieder in die Pfalz reiten. „Johann, sattelt mir mein Pferd!“ rief Utsch seinen Knecht. Hurtig eilte er in den Stall und hängte den schönen Sattel von einem Nagel an der Wand. Mit rosa Samt überzogen und goldenen Fransen, Nähten und Knöpfen verziert, streichelte Johann über diesen edlen Stoff, bevor er den Stall verließ und den Gaul sattelte. Danach verschwand er wieder. Utsch stieg auf sein braunes Ross. In Windeseile, angetrieben von seinem Reiter, fegte der Gaul mit seinen Hufen über das Gras der Wiesen, suchte sich einen Weg über das Getreide der Felder und durch das Laub des Waldes an den Orten Gensingen und Bingen über Lorch nach Bacharach. Dort stieg Utsch von seinem Pferd ab, den Riemen am Hals seines Pferdes band er an einem Balken fest. Im Haus selbst huschten die Mägde, sie sahen ihren Herrn kommen. „Magda, öffnet die Türe! Der Förster ist zu Hause!“ „Ich hab Kohldampf, bereitet mir ein Mahl. Ich habe einen Hasen mitgebracht, der noch am Sattel meines Pferdes hängt. Macht mir reichlich Kartoffeln dazu!“ Unterdessen machte es sich der Förster in seiner großen Wohnstube bequem. Im edlen Glanz erstrahlte eine braune Kommode auf vier Füßen mit kostbarem Gold verziert, genauso wie die mit Blumenranken bemalten Schubladen mit ihren Griffen. Vor dem Förster stand ein kleiner schmiedeeiserner Tisch auf vier schmalen grauen Beinen. Wellenförmiges Dekor lief über die Bretterdielen in der Mitte des Tischchens, unter der braunglänzenden Platte verzierte Gold die Wellen und Spitzen, die dieses Möbel prächtig ausschauen ließen. Utsch saß auf einem Kanapee, bezogen mit einem braun-beigen Stoff. Gebogen standen die äußeren Beine, gerade die mittleren. Holz umrahmte mit Rosenschnitzereien dieses schöne Stück. Weit schweiften die Gedanken des Försters ab. „Lene, ach Ihr holde Maid, ich werde Euch eine große Freude machen.“ Utsch sah das liebliche Mädchen vor sich stehen. Ihre Wangen glühten und sie lächelte sehr zaghaft und schüchtern. „Wie zart sie aussieht, wie zerbrechlich!“ lächelte der Förster verträumt vor sich hin. So oft es ihm möglich war, hielt Friedrich Wilhelm Utsch sich in seinem Haus in Bacharach auf, um gerade jetzt ausgedehnte Spaziergänge durch den Wald zu machen. Der vergangene Sommer brachte schwüle Hitze, jetzt blitzte und donnerte es, Sturzbäche fielen vom Himmel. Mit hohen Stiefeln watete Utsch durch die Pfützen. Aus der nassen Erde sprossen die saftigen Champignons mit den weißen Kappen und braunen Lamellen, die mit braunem Hut hatte er bereits auf der großen Wiese geerntet und sich in sein Jutesäckchen gesteckt. In seiner Hand trug der Jäger des Kurfürsten einen hölzernen Eimer. „Wenn ich sie von den Nadeln und dem Laub befreie, sie kühl und trocken lagere, könnte ich die Pilze sicher auch nach dem Wochenende bei Lene zu Hause abgeben.“ Buntes Laub wirbelte durch die diesige Luft von den Bäumen und bedeckte die braune Erde wie einen kostbaren Teppich. Der vergangene Sommer brachte neben der Hitze kaum Regen. Seit August regnete es unaufhörlich und so streckten die orange leuchtenden Pfifferlinge ihre Köpfe mit ihren Vertiefungen aus dem Boden. Die Lamellen wuchsen am Stiel entlang. Mit geübtem Griff drehte der Förster die Stiele vom Erdreich ab und warf die Pilze in seinen Beutel. Langsam schritt Utsch den Waldboden ab, stieß mit einen hohen Stulpenstiefeln Äste zur Seite, bahnte sich seinen Weg durch das dichte Dickicht. Noch zwitscherten Vögel in den Ästen der Bäume, dichte graue Wolken zogen über den Wanderer hinweg. Friedrich Wilhelm Utsch zog sich seine grüne Jacke fester um die Schultern, richtete seinen Dreispitz auf dem Kopf, als er unter einem Baum eine Vielzahl Steinpilze entdeckte. Die wuchtigen braunen Köpfe wuchsen auf einem Stiel, der einem Baumstamm ähnelte. „Ich muss mir diesen Pilz von unten ansehen“, überlegte er, drehte den Stiel am Boden ab. So hob er ihn. „Glück gehabt“, dachte der Mann, „ein gelber Schwamm. Hierbei handelt es sich tatsächlich um einen Steinpilz. Wäre der Schwamm rosa, hätte ich einen Gallenröhrling in meiner Hand, der nicht zu genießen ist wegen seinem bitteren Geschmack.“ Stunden hielt sich Utsch im Wald auf und sein Jutesäckchen füllte sich zusätzlich mit Hexenröhrlingen und Maronen. „Dort sind ja noch mehr Champignons“, redete der Förster zu sich selbst. Er ging zu der Stelle, nahm sich einen der Pilze und drehte ihn herum. „Nein, das ist der giftige Knollenblätterpilz. Während die Champignons braune Lamellen haben, sind diese hier weiß.“ Er warf den Pilz weg. Unter den Tannen standen Habichtpilze mit ihren riesigen Schirmen auf dünnen Stielen. „Hier brauche ich lediglich den Schirm. Ich finde den weißen Hut so schön mit seinen Mustern, die wie die Federn eines Habichts aussehen. Die ziehe ich durch ein verquirltes Ei und Mehl, brate sie mir wie das Schnitzel eines Wildschweines. Darauf freue ich mich ganz besonders.“ Fröhlich pfiff er ein Lied, als ein Sturm heraufzog und den Mann zwang, auf seinem Pferd nach Hause zu reiten. „Heinrich“, sprach Ludwig in der darauffolgenden Nacht, „holt Euer Beil, wir zerlegen das Wild. In der Zwischenzeit ziehe ich die Tiere aus der Truhe und lege sie bereit.“ Heinrich lief schnell in den Stall an seiner Hütte und holte das Beil. „Kommt, ziehen wir die Türe zu und schieben den eisernen Riegel vor. Sicher ist sicher. Wer weiß, ob die Nachbarn von den Schlägen nicht doch etwas mitbekommen. Ich habe ein langes und scharfes Messer von zu Hause mitgebracht, Ludwig. Den beiden Hasen und den Rehen trenne ich erst einmal das Fell ab. Lasst uns das trocknen und es an einem Markttag in einer fern gelegenen Stadt verkaufen. Was meint Ihr dazu, Ludwig?“ Das ist eine sehr gute Idee, Heinrich. In meiner Hütte in der kleinen Kammer hänge ich die Haut zum Trocknen auf. Wir waschen das, sonst stinken die Felle womöglich nach wenigen Tagen und verraten uns.“ „So machen wir das“, gab Heinrich zur Antwort, nahm sein Messer und schnitt. „Ludwig, spannt die Haut! Ja, genau so, dann fährt mein Messer leichter zwischen Fell und Fleisch vorbei. Dreht das Reh nun zur anderen Seite und dann geht es hier weiter!“ Die Männer kauerten auf dem mit Lehm bedeckten Boden der Hütte. Kerzenstummel verbreiteten kärgliches Licht und bei jedem Windzug, der durch die Ritzen des Hauses zog, drohten sie zu erlöschen. Die Bretter der Hütte klapperten und Regen peitschte prasselnd auf das morsche Dach. Dumpf klangen die Beilhiebe, als Heinrich die Tiere in Stücke teilte. „Hätte der gute Förster uns nicht eine große Schale Salz geschenkt, was würden wir jetzt machen?“ Ludwig strahlte, holte das Salz vom Regal in der Küche und bestrich das Wildfleisch dünn auf allen Seiten. Nach und nach legte er dann die Fleischteile in die Truhe. „Einen Teil, Heinrich, behalte ich, das andere nehmt mit nach Hause. Nun kann Weihnachten kommen, mein Lieber. Ich freue mich darauf.“ „Ja, Ludwig und noch etwas. Wenn die Kartoffel in der Glut des Feuers gart, warum dann nicht auch über dem Feuer im Kessel? Lasst uns das mal versuchen.“ Franz fuhr zu seiner Hütte. In seinen Karren, die er von den Äckern nach Hause brachte, befanden sich Weizen, Roggen, Hafer und Gerste. Seit Tagen schnitt er mit seiner Sichel das Getreide. „Lene, helft mir, das zu bündeln!“ Lene holte kurze Stricke aus der Scheune, die dort an der Wand an einem Nagel hingen. Franz bückte sich, nahm einen Arm voll des gelben Getreides und schüttelte es kräftig über dem Karren aus. „Bindet das sehr fest, Tochter“, kommandierte er. Lene nahm die Schnur und band das Getreide im Arm ihres Vaters zusammen. „Vater, wir haben kein Korn mehr in unserem Jutesäckchen. Es ist allerhöchste Zeit, dass ich es mahle. Wie gut, dass Ihr damit kommt. Hoffentlich bleibt genug für uns in den Karren zurück.“ „Schwatzt nicht so viel, kümmert Euch um die Arbeit und bringt dann dem Gesinde des Kurfürsten dieses Korn zum Schloss!“ Franz ärgerte sich darüber, dass sein Fladenbrot am Morgen so winzig ausfiel. Jetzt kannte er den Grund. „Ein Bündel dieses Korns behalte ich für mich zurück“, entschied er in diesem Moment. „Dann reicht uns der Vorrat länger.“ Sein Magen knurrte so sehr wie schon lange nicht mehr. Lenes Wangen röteten sich. „Was schnauzt Ihr Eure Tochter so an?“ Franz drehte sich um seine eigene Achse. Wem gehörte diese Stimme? Mit Besuch rechnete er nicht. Franz sah Förster Utsch vor sich stehen. „Was sucht Ihr denn auf meinem Hof? Solltet Ihr nicht längst beim Kurfürsten sein?“ Franz schnaubte vor Wut. „Was geht Euch das überhaupt an?“ erwiderte der Förster. „Lasst das mal meine Sorge sein.“ Utsch lächelte Lene an. „Kommt, ich habe Euch etwas mitgebracht.“ „Da fragt Ihr mich zu allererst einmal um Erlaubnis!“ herrschte Franz den Erbförster an. An meinem Hof könnt Ihr nicht machen, was Ihr wollt und wie ich mit Lene verfahre, ist ganz alleine meine Sache als ihr Vater und Gebieter.“ „Habt Ihr denn gar keinen Respekt vor mir als dem Erbförster des Kurfürsten?“ wollte Utsch wissen. „Wenn Ihr mich anfahrt wegen meines Umgangs mit Lene, erweist Ihr mir auch nicht den Respekt, der mir gebührt!“ Franz beruhigte sich etwas. „Ich habe mich, wenn ich so offen sein darf“, begann Friedrich Wilhelm Utsch, „in Eure Tochter verliebt, als sie vor einiger Zeit an den Hof Karl Theodors kam, um Kartoffeln zu bringen. Verzeiht aufrichtig, dass ich Stellung für Lene bezog. Wie seht Ihr die Angelegenheit, mich hin und wieder hier auf Ihrem Gehöft mit Lene zu treffen?“ Der Förster wartete gespannt auf eine Antwort. „Ihr wisst doch ganz genau so gut wie ich, dass dies nicht standesgemäß ist. Ihr seid Teil der hohen Gesellschaft, wir nur arme Bauern.“ Franz wunderte sich doch sehr über die Bitte, die Utsch ihm vortrug. „Ja, ich weiß, mein Guter. Das ist mir gleichgültig, denn meine Liebe zu ihr fragt nicht nach dem Stand. Halten wir das geheim, so lange es geht. Ich komme ja sowieso öfter in dieses Tal, um euch Bauern mit den nötigsten Mitteln zu versorgen. Auch das darf unser Kurfürst nicht wissen. Euer Schaden wird es bestimmt nicht sein, wenn Ihr zulasst, dass ich Lene sehen darf. Utsch hielt dem Bauern den Jutesack hin. Franz schnürte das Bündel auf und warf einen Blick hinein. „Oh mein Gott, Lene, wir haben wieder etwas zu essen. Macht uns eine leckere Mahlzeit von diesen Pilzen!“ Franz lachte herzlich, zwinkerte dem Förster zu. „Habt Dank und ich erlaube, dass Ihr meine Tochter in meinem Beisein sehen könnt.“ „Lene, geht äußerst sparsam mit dem Wasser um! Ihr müsst wissen, dass es die Haut aufschwemmt und ebenso die Pest verursacht!“ mahnte Franz. Er sah zu, wie Lene die Pilze vorsichtig mit dem Wasser abtupfte. Gerade erst erinnerte er sich daran, wie sein damals noch kindhaft wirkendes Weib die gemeinsame Tochter nach der Geburt mit Öl einrieb. Um den eigenen Körper zu reinigen, benutzten sie einen Puder. „Den habe ich selbst aus Blei, Arsen und Schwefel hergestellt“, pries der Apotheker seine Ware an. „Den könnt Ihr ganz bedenkenlos verwenden.“ Lene benutzte ein Parfum, so dass sie immer gut roch, Wasser nahm sie nur für den Notfall. „Der Kurfürst und sämtliche Edelleute mögen ja die Badehäuser aufsuchen. Lene, wir können uns das nicht leisten. Edgar, dieser reiche Sack, der sein Geld hortet durch die vielen Verkäufe auf den Markttagen, hat sogar ein Badezimmer in seinem Haus.“ Franz wirkte müde. Derweil schnitt Lene eine Zwiebel in kleine Würfel, während in dem Eisenkessel über dem züngelnden Feuer eine Speckschwarte dampfte. Fett bildete sich in dem großen Topf. Langsam ließ Lene die Zwiebelstücke in eine kleine Tonschale fallen, drehte sich zum Kessel um und warf sie hinein. Sie viertelte dann noch die Pilze und warf sie hinterher. Die kleinen Brotfladen aus Wasser und Mehl garten im Feuer. Lene schabte mit einem hölzernen Löffel die Pilze aus dem Kessel und füllte eine kleine Tonschüssel damit, die sie in die Mitte des Tisches stellte. Danach nahm sie noch die Brote aus dem Feuer. Vater und Tochter setzten sich mit hungrigen Mägen an den Tisch und aßen die Pilze mit dem Brot, das sie brachen. Dazu schlürften sie Wasser aus hölzernen Bechern. „Was ist das denn für ein Ungetüm?“ Franz verschluckte sich an dem Wasser und hustete tüchtig, als er vor der offenstehenden Türe ein seltsames Gefährt entdeckte. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ „Vorne kleine Räder mit Speichen, hinten hohe und dazwischen eine aufgesetzte Behausung, die von Pferden gezogen wird, das sieht sehr seltsam aus, Vater“, sprach Lene. Die Räder holperten über Lehm und Steine, ratterten weiter Richtung Schloss. „Da sitzen ja noch Leute drin und sehen aus den kleinen Fenstern!“ Erstaunt blickte Franz immer noch nach draußen. Nebelschwaden stiegen in diesen Novembertagen auf und der erste Reif bedeckte das Gras. Moos überzog die knorrigen Äste der Bäume des Soonwaldes, an deren Zweige kein einziges Blatt mehr hing. „Bezaubernd schön ist es im Frühjahr und im Sommer am Soonwaldsteig, Lene, wenn Ihr dort einen Blick auf Blickenstein auf den Donnersberg werft, doch in diesen Tagen friert es bitterlich.“ Franz schüttelte sich. „Ja, Vater, Ihr habt Recht. Wenn es die Zeit der Wärme zuließe, hielt ich mich bei den Quarziten auf und bei den Blockmeeren. Ich finde diesen Anblick sehr bizarr.“ Lene zog sich den wollenen Schal fester um ihre Schultern. „Der Winter naht, er steht bereits vor unserer Türe. Ich hole Holz und mache ein Feuer. Das wird uns wärmen. Die Ziege füttere ich und dann gehe ich noch zum Brunnen, um Wasser für unsere Kuh im Stall zu holen.“ Lene lächelte ihren Vater an und rieb sich ihre Augen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Friedrich Wilhelm Utsch»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Friedrich Wilhelm Utsch» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Friedrich Wilhelm Utsch»

Обсуждение, отзывы о книге «Friedrich Wilhelm Utsch» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x