Manfred Rebele - strange!
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Auf allen Karten endet im chilenischen Feuerland die Straße bei der Estancia Vicuña. Neuerdings jedoch gibt es hinter Vicuña eine neue Straße bis zum Lago Fagnano. Das Militär ist der Vater aller Straßen, genauer das CMT, das Cuerpo Militar de Trabajo, das schon die Carretera Austral bis Villa O´Higgins gebaut hat. Und wie dort geht es auch hier um die Erschließung des Südens in Konkurrenz zum argentinischen Nachbar. Die Straße soll nämlich durch die Cordillera Darwin bis an den Beagle Canal geführt werden, von wo aus dann Puerto Williams auf der Isla Navarino per Fähre erreichbar sein wird. Bislang müssen Mensch und Fracht eine sehr umständliche und langwierige Seereise von Punta Arenas durch die Fjorde und den Beaglekanal in ganzer Länge unternehmen, um diesen südlichsten Außenposten Chiles auf dem Kontinent zu erreichen, der nicht zuletzt wegen dieser schlechten Erreichbarkeit per Pkw stark im Schatten Ushuaias steht. Argentinische Straßen oder Schifffahrtswege zu benutzen, kommt natürlich nicht in Frage. Da muss doch was zu machen sein - und so sprengt sich der chilenische Nationalismus durch die Berge. Und gestattet uns damit, mit unserem Luxusgefährt in eine Gegend vorzudringen, die bis vor kurzem noch nur auf dem Pferderücken vom Seno Almirantazgo aus zu erreichen war, also so weit vom Schuss ist wie nur irgend denkbar. Es gibt hier am Ende des Lagos Fagnano eine gleichnamige Estancia, zu der riesige Ländereien gehören, die aber aus nichts als unberührtem Magellan´schem Wald bestehen. Dort fragen wir nach dem Weg, den wir morgen wandern wollen, und man zeigt uns Bilder aus gar nicht lange zurückliegenden Zeiten von Pferden, die alles, was nicht aus dem Holz der hiesigen Wälder hergestellt werden kann wie z.B. den schweren gußeisernen Herd aus Schottland, den Rio Azopardo entlang hinaufbringen mussten zum Lago Fagnano. Diesen Trail wollen wir in umgekehrter Richtung wandern, um am Ende des Seno Almirantazgo einen Blick auf die Gletscher der Cordillera Darwin zu werfen und am very end of the world, the last frontier, neben der verlassenen Farm La Paciencia unser Zelt aufzuschlagen. Am Ende der Straße, vor dem Camp des CMT, ist das Gefühl unabweisbar, am Ende der Zivilisation angelangt zu sein, wenngleich es etwas relativiert wird, wenn man sieht, wie der Dueño der Estancia für den zu erwartenden Tourismus ein nicht gerade kleines Gästehaus auf Kiel legt. Noch aber ist alles nur in Planung und wir sind - fast- die ersten.
Der Seno Almirantazgo bildet zusammen mit dem Lago Fagnano, von dem er nur durch eine ca. 10 km lange Landbrücke getrennt ist, einen etwa 180 km langen, von hohen Bergen gesäumten Schlauch, durch den jeder Wind, der nur irgendwie aus Westen kommt, gezwungen wird. Und so wandern wir durch den Sturm der roaring forties und auch die Nacht im Zelt gerät so schnell nicht in Vergessenheit: von weitem hört man die Böen durch die Bäume näherkommen, das Rauschen anschwellen, bis sie das Zelt erfassen und ordentlich durchschütteln. Aber wie es bei diesem Wetter halt so ist: man sieht nicht viel. Die ganze Cordillera im Süden ist tief hinunter in Wolken gehüllt, selbst die Gletscher gegenüber auf den Bergen sind hinter dunklen Wolken verschwunden. Daher ist hier nun für uns das Ende am fin del mundo. Dafür überrascht uns der übernächste Tag mit Schnee auf den Bergen, nicht nur auf der Cordillera Darwin, sondern auch auf den Bergen hinter uns. (Es ist hier „Hochsommer“) Die Rückfahrt über die zwei 800 m hohen Pässe wird traumhaft: die kleinblättrigen Buchen mit Schnee überzuckert -richtig weihnachtlich-, das weite Trogtal, das sich vom Lago Deseado nach Westen in die Gebirgskette hinein erstreckt, sein Boden weithin ausgefüllt mit rotem Moos, das eingefasst ist vom Grün der Buchen, die sich die Hänge der Berge hinaufziehen, dann die gewellten, von Bergen umstandenen, grasbedeckten, blumenreichen und von Wäldern durchsetzten Ebenen mit ihren Guanacos nahe der Estancia Vicuña, die knackigen Farben, nachdem der frische Wind seine Feuchtigkeit als Schnee in der Cordillera abgeladen hat: hier ist -zumindest zu dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter- eines der letzten Paradiese.
Die Subjektivität am Ende der Welt
Man stelle eine Fernsehkamera und einen Interviewer mit Mikrofon vor einen Durchschnittsbürger der Metropolen und wird häufig folgendes Verhalten beobachten: Wenn er nicht gleich in dem berauschenden Gefühl des „Ich-bin-im-Fernsehen!“ sich aufplustert, als sei er eine bedeutende Person der Zeitgeschichte (oder als Zaungast sich winkend ins Bild drängt), so wird er zumindest sich tief geschmeichelt fühlen, einmal gefragt zu werden, und er wird loslegen, die Worte werden nur so fließen; denn sein kleines, bescheidenes Leben, das sich so wenig von dem anderer unterscheidet, ist im Mittelpunkt des medialen Interesses jetzt etwas Besonderes, seine kleinen Vorlieben für dieses oder jenes nicht einfach eine Frage des Geschmacks, sondern ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Einteilung der Menschheit in in und out, hip und hop, etc. Nicht einmal das bemerkt er, wie sehr er in seinen modischen Abgrenzungen von den anderen ihnen wieder gleicht, wie wenig individuell das Resultat der Anstrengung ausfällt, ein ganz besonderes Subjekt darstellen zu wollen. Dieses Selbstbewusstsein lebt in und von der Geschwätzigkeit.
Drei Fischer der Magellanstraße vor der Kamera: Der linke, der mit dem reglosen Gesicht und den herabhängenden Augenlidern, sagt gar nichts, die Antworten gibt der in der Mitte mit der stattlichen Haarpracht, einmal nur schaltet sich der zur rechten ein. Aber auch der Chef in der Mitte ist nicht sehr mitteilsam, die Informationen müssen ihm einzeln mit immer neuen Fragen aus der Nase gezogen werden. Man erfährt von ihrem harten Leben in den gefährlichen stürmischen Gewässern, davon, wie unsicher der Ertrag ihrer Arbeit. Dasselbe bei den Goldwäschern und Campesinos: die Preise ihrer Produkte verfallen, das Auskommen durch die Arbeit wird immer unsicherer. Es ist offensichtlich: diese Männer reden nicht viel. Bei der Arbeit weiß jeder, was zu tun ist – was muss man darüber sprechen? Das Persönliche ist tief zurückgedrängt hinter undurchdringliche Gesichter. Die Männer, die tagtäglich auf engem Raum zusammenleben, haben gelernt, es an kleinen Zeichen zu erraten. Hier am Ende der Welt fehlen die Mittel, über Moden des Konsums und der Selbststilisierung sich und anderen eine exklusive Subjektivität vorzugaukeln, die am Ende doch nur von den Marketingabteilungen der Konzerne gesteuert wird; es fehlen aber auch die Mittel für Wissenserwerb und die mannigfaltigen Weisen, sich zu betätigen und sich auszudrücken, durch die man etwas über sich erfährt.
So ist das Subjektive, das Persönliche dieser Menschen wie ein Geheimnis, das sie mit sich herumtragen und das sie selbst kaum aussprechen können. Es ist umgeben von einer Scheu : sie schrecken davor zurück, ihr Herz auf der Zunge zu tragen, und dringen umgekehrt nicht in die Privatheit der anderen. Wenn Kamera und Mikrofon den Männern in ihre armselige Wohnbaracke folgen, dann wird man als Betrachter das Gefühl nicht los, als sei diese unsichtbare Grenze der Scheu verletzt: wo sie nur können, ziehen sich die Männer in ihr Schweigen zurück. Verglichen damit erscheint die Selbstdarstellungstrunkenheit in den hiesigen Breiten einfach schamlos.
Die Feuerlandindianer oder: Christliche Fernsten-Liebe am Ende der Welt
Die Zivilisation, die hier endet, ist die europäische. Mittlerweile gibt es hier keine andere Kultur mehr, sodass man vom Ende "der" Zivilisation reden kann, weil die Europäer die indianische Kultur mitsamt ihren Trägern ausgerottet haben. Wie immer ging dies gnadenlose Geschäft einher damit, dass man den Opfern jede Kultur, ja das Menschsein abspricht. Berüchtigt in unserem Zusammenhang ist die Äußerung Darwins über die Ureinwohner Feuerlands, aus der die ganze Einbildung des Bürgers einer imperialistischen Nation spricht, die der Welt Kultur zu bringen behauptet: er bezeichnet sie als "die gemeinsten und elendsten Kreaturen" und kann es kaum glauben, dass es sich um "meinesgleichen und Bewohner derselben Welt" handelt. Auch der etwas wohlwollendere Georg Forster unter Kapitän Cook ist angewidert vom Gestank ihrer halbverfaulten Seehundspeise, abgestoßen von der Nacktheit oder Ärmlichkeit der Kleidung. "Dem Tiere näher und mithin unglückseliger kann kein Mensch sein." Hier spricht sich immerhin Mitgefühl mit den elenden Lebensverhältnissen aus; und elend waren sie ohne Zweifel - ein täglicher Kampf ums Überleben in einer unwirtlichen Natur, von der sie von vorne bis hinten abhängig waren. Verständlich, dass die letzte Yamana die die Zeit des Seenomadentums als Kind noch erlebt hat, sich nicht zurücksehnt nach einem Leben in Kälte und Plackerei. Die Heirat mit einem Weißen eröffnete ihr die Möglichkeit, diesem Leben zu entkommen. Für dieses Leben gibt es einen sprachwissenschaftliche Befund, der Bände spricht: In der Sprache der Kaweshkar gibt es kein Wort für Glück, aber viele Worte für Angst: Angst vor Hunger, Angst vor Kälte, vor dem Unwetter, dem Tod. Es verwundert überhaupt nicht, dass Ureinwohner, wenn sie die Wahl hatten, gerne an den Fortschritten der Naturbeherrschung, die die Weißen ins Land brachten, Teil hatten. Aber diese Wahl hatten sie so gut wie nie. Es war ja nicht so, dass man sie in Ruhe und selbst entscheiden ließ, welche Elemente der fremden Lebensweise sie übernehmen wollten. Waren sie Guanacojäger, kam ihre Lebensweise in Konflikt mit den Profitinteressen der Schafzüchter, die Ausrottungsexpeditionen gegen sie organisierten oder Killerkommandos Kopfprämien für jeden toten Indianer zahlten. Die vergleichsweise "menschenfreundlichere" Alternative war, sie in Treibjagden einzusammeln und auf die Insel Dawson im Süden der Magellanstraße zu verfrachten, sinnigerweise dorthin, wohin die chilenische Militärdiktatur hundert Jahre später die politischen Gefangenen deportierte - wieder mit Schiffen der Marine. Dort wartete eine ganz besondere Sorte von Indianerfreunden auf sie: die katholische Kirche, speziell der Salesianerorden. Zwischen 1889 und 1898 wurden ca. 1000 Indianer den Salesianern zugeführt; bei der Schließung der Mission waren noch 25 übrig. Schon die Gründung des Indianerreservats mittels militärischer Eroberung war mit 26 toten Eingeborenen verbunden - ging es doch hauptseitig um die Gewinnung von neuem Weideland. Um Missverständnisse zu vermeiden: um ein Vernichtungslager handelte es sich nicht, alles geschah "mit den besten Absichten" und noch heute ist sich der Orden keiner Schuld bewusst, sieht sich als Retter der Indianer - und schickt seinem "segensreichen" Wirken die Unverfrorenheit einer durch nichts zu erschütternden christlichen Selbstgerechtigkeit hinterher, mit der er schon das ganze Projekt betrieben hat.
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