Nach nur wenigen Kilometern weiter westlich trafen wir auf Dürnstein, eines der bekanntesten touristischen Ziele in der Wachau. Schon von weitem grüßt von hohem Fels die mächtige Ruine der Burg Dürnstein, in der 1193 Richard Löwenherzgefangen gehalten wurde. Nahe dem Donauufer überragt der markante barocke weiß-blaue Turm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrtdie Dächer des kleinen gemütlichen Städtchens.
Auf der Suche nach einem geeigneten Stehplatz wurden wir am frühen Abend in einem der nächsten malerischen kleinen Orte fündig, aber erst, nachdem wir uns durch engste Gassen an das
vorgearbeitet hatten. Mein Adrenalinspiegel stieg bedenklich an und die Stimmung drohte umzuschlagen, als ich aussteigen musste, um einige Einzelhändler zu bitten, die Werbefahnen für Eis und Sonstiges abzunehmen und teilweise ihre ausgestellte Ware beiseite zu räumen. Ein herausragender Erker war nur gaaaaanz langsam zu umfahren, und trotz meiner Einweisung war eine leichte Schramme als Erinnerung nicht zu vermeiden. Dafür wurden wir aber mit einem Superplatz entschädigt mit tollem Blick auf den Fluss und eine sich am gegenüberliegenden Ufer auf einem felsigen Hang erhebende trutzige Burg .Zu unserer größten Freude entdeckten wir auch noch in nächster Nähe ein sehr einladendes Restaurant, in dem wir wieder mit Genuss der österreichischen Küche frönen konnten. Mit einbrechender Dunkelheit wurde die Burg durch mehrere Scheinwerfer dekorativ angestrahlt, sehr romantisch.
Der erste Blick aus dem Fenster am Mittwochmorgen zeigte wieder bedeckten Himmel. Also widmeten wir uns erst einmal in aller Ruhe unserem Frühstück, köstlich angereichert mit ofenwarmen Brötchen und leckerem Kuchen aus einer nahen Bäckerei, sowie frischem Obst von dem netten Einzelhändler vom Vortag, der seine Ware wieder wie gewohnt ausgebreitet hatte. Gott sei Dank mussten wir ihn nicht wieder behelligen, da wir einen etwas breiteren Weg aus dem Labyrinth fanden. Noch etwa 70 km begleitete uns die schnell dahinfließende Donau, schneeweiße Ausflugsschiffe voller fröhlicher Menschen waren in beiden Richtungen unterwegs, die Sonne strahlte inzwischen wieder vom fast wolkenlosen Himmel.
Mit Linz,der oberösterreichischen Hauptstadt, erreichten wir die drittgrößte Stadt des Landes. Hübsch die historische Altstadtin vorwiegend barocker Gestalt, manch schöner Fachwerkgiebel fällt ins Auge. Der lebhafte Hauptplatzwird dominiert von der barocken, 20 m hohen Dreifaltigkeitssäuleaus weißem Marmor, die 1723 aus Dankbarkeit für die Rettung aus Kriegsgefahr (1704), vor Feuersbrunst (1712) und der Pest (1713) errichtet wurde.
Hinter Linz änderten wir die Richtung und folgten dem Verlauf der Traun,ein rechter Nebenfluss, bis zu seinem Austritt aus dem Traunsee(die Quelle liegt etwa 30 km weiter südwestlich), der mit seiner Länge von zwölf Kilometern und bis zu drei Kilometern Breite der zweitgrößte, mit 191 Metern Tiefe der tiefste See Österreichs ist. Genau dort an seiner Nordspitze liegt Gmunden,ein touristisches Kleinod. Zu Zeiten der Monarchie galt es als renommierte Sommerfrische, wurde 1862 zur Kurstadt ernannt; viele elegante Villen und zumeist denkmalgeschützte Bürgerhäuser zeugen noch von jener Zeit. Ein Prunkstück ist das 1574 erbaute Rathausim Renaissancestil mit seinem bekannten Glockenspielin der Loggia im 3. Stock in der Mitte der Fassade. Das Wahrzeichen des Ortes erhebt sich auf einer vorgelagerten kleinen Insel im See, das ebenso liebliche wie mächtige Seeschloss Ort(oder Orth) mit seinen hübschen Zwiebeltürmen, mit dem Ufer durch einen langen Holzsteg verbunden; um 1080 errichtet, wechselte es oft seine adligen Besitzer, heute beherbergt es ein Restaurant und eine Weinstube und wird zu Veranstaltungen jeglicher Art genutzt, auch Hochzeiten werden sehr gern dort gefeiert.
Mit Gmunden,der Bezirkshauptstadt ,waren wir in eine andere nicht minder schöne Landschaft Oberösterreichs eingetaucht, das herrliche Salzkammergut. Den Namen hat diese Gegend von den reichen Salzvorkommen, schon vor dreitausend Jahren wurde hier Salz geschürft, noch heute sind etliche Salzbergwerke und Solbäder in Betrieb, bis 1850 war Gmunden Mittelpunkt des Salzhandels.
Größter Anziehungspunkt sind aber die zahlreichen romantischen Seen, Überbleibsel aus der Eiszeit, reizvoll eingebettet in eine abwechslungsreiche Bergwelt, von heiterem Voralpenland,geprägt von ausgedehnten Wiesenlandschaften und Mittelgebirgsszenerien mit stark bis mittelmäßig bewaldeten Erhebungen von 700 bis 1.100 m bis zu schroffen, kahlen Felsen.
Nur ein kurzes Stück fuhren wir am westlichen Ufer des Traunseesentlang, sehr eindrucksvoll der gegenüber fast 1.700 Meter steil emporragende Traunstein, dann brachte uns eine kurvenreiche Straße, teilweise in Serpentinen aufsteigend, am Fuße des Höllengebirgesentlang zu unserem nächsten Ziel, dem mit zwanzig Kilometern Länge und drei Kilometern Breite größten österreichischen Alpengewässer überhaupt, dem Attersee.Wunderschön wieder die Fahrt direkt am Ostufer entlang durch malerische kleine Orte, bis wir in
genau zur rechten Zeit auf den direkt am See gelegenen einladenden Gasthof Staudingerstießen, womit wieder ein sehr genussvoller Abend begann. Geschlafen wurde allerdings auf dem zum Strandbad gehörenden ruhigeren Parkplatz mit Blick auf die große Liegewiese und den See mit großartigem Alpenpanorama, und zwar mit ausdrücklicher Genehmigung der Gendarmerie.
Da der Donnerstag wieder sonnig begann, entschlossen wir uns zunächst zu einer Spazierfahrt um den gesamten See, auf dem bei dem herrlichen Wetter reges Leben herrschte, schneeweiße Ausflugsschiffe, kreuzende Segler, Motoryachten, Ruderer, Tretboote, nicht zu vergessen die Surfer mit ihren leuchtend bunten Segeln, waren in bester Eintracht unterwegs, dazwischen suchten sich kleine schnelle Flitzer mit Wasserskiläufern ihren Weg.
Nach Beendigung unserer Rundtour entschlossen wir uns wegen des anhaltenden herrlichen Hochsommerwetters (27°C) spontan dazu, den Rest des Tages im Strandbad zu verbringen, also landeten wir wieder auf dem schönen Parkplatz vom Vortag. Es war ein Genuss, in den glasklaren Fluten des Sees zu schwimmen, man konnte bis zum Grund sehen und einige seiner mannigfaltigen Bewohner aus der Nähe bewundern. Kein Wunder, dass wir mit kurzen Zwischenaufenthalten auf der grünen Wiese fast die ganze Zeit im Wasser verbrachten.
Mit dem nötigen Appetit fanden wir uns dann fein gemacht im schon vormittags entdeckten, hoch über dem See gelegenen Gasthof Bramosenein, was wir nicht zu bereuen brauchten. Es stimmte einfach alles, die urgemütliche Atmosphäre, die wunderschön eingedeckten, mit bunten Sommerblumen geschmückten Tische, das nette Wirtsehepaar und sein nicht minder freundliches Personal und last not least die köstlich zubereiteten Zanderfilets in Weißweinsoße, dazu ein trockener Weißer aus dem Donautal, der Genuss war perfekt. Als ich mich bei der Wahl des Desserts für eine weltberühmte Spezialität entschied, nämlich die Salzburger Nockerln, machte der Kellner Gott sei Dank den Vorschlag, uns diesen Nachtisch unbedingt zu teilen. Als er dann nach einiger Zeit ein kinderkopfgroßes schaumiges Gebilde aus Eiern, Zucker und ein wenig Mehl servierte, ging ein Raunen durch das inzwischen volle Restaurant, zu zweit hatten wir schon Mühe, diese gewaltige, allerdings sehr leckere Portion zu schaffen, aber wir konnten uns ja Zeit lassen.
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