Danach wurden wir an einem der draußen aufgestellten Tische eines kleinen Restaurants auf dem gemütlichen historischen Marktplatz (Marienplatz), umgeben von hübsch gestalteten Giebelhäusern, die Fassaden blumengeschmückt, unserem Vorsatz, im Hinblick auf die abendlichen Genüsse grundsätzlich auf ein Mittagessen zu verzichten, bei knuspriger Pizza und köstlichem italienischen Eis untreu. Unser Blick ging über den mit von leuchtend bunten Sommerblumen überquellenden Pflanzkübeln und schneeweißen Bänken dekorierten Platz, dominiert vom 1949 neu errichteten Marienbrunnen, in dessen Mitte eine hohe Säule, auf der eine Statue der Mutter Gottesthront, hinüber zum markantesten Gebäude, dem im 15. Jh. erbauten so genannten Ballenhausmit seinem Renaissance-Treppengiebel, zunächst genutzt als Warenlager, später als Rathaus. Am anderen Ende erhebt sich eindrucksvoll die Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrtaus dem 17.-18.Jh., das steile hellrote Dach um einige Meter überragt durch den weißen, von einem auffallenden dunklen barocken Helm gekrönten Turm.
Frisch gestärkt ging es weiter durch das landschaftlich einmalige Allgäuer Voralpenlandmit seinen sanft geschwungenen Hügeln, steilen Bergen, dichten Wäldern und grünen Matten, schimmernden Seen und tosenden Bächen, die imposanten Zweitausender rückten immer näher heran. Das aus einer Bürgerstadt an der Illerund einer hoch gelegenen Stiftsstadt entstandene Kemptenist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum dieser beliebten Urlaubsregion. Das alte spätgotische Rathausaus dem 15. Jahrhundert mit seinem Renaissance-Treppengiebel, der durch Wappen geschmückten Fassade und dem barocken Zwiebelturm bildet den Mittelpunkt des Marktplatzes und ist ein beliebtes Fotomotiv, zusammen mit der auch hier reich verzierten Brunnenanlagenebst ebenfalls herausragender, mit Skulpturen geschmückter Säule. Drumherum gruppieren sich viele stattliche Bürgerhäuser; die mächtige St. Lorenz Basilikaaus dem 17. Jh .ist die erste bedeutende Barockkirche Süddeutschlands.
Barock ging es weiter auf der Oberschwäbischen Barockstraße, über idyllische altertümliche Städtchen, jedes für sich ein Kleinod mit den reich verzierten Fassaden und dem überquellenden Blumenschmuck, die Dächer überragend manch dekorativer Zwiebelturm. Noch 40 Kilometer durch weiterhin traumhafte Gegend, auch Petrus meinte es wieder gut mit uns, und wir erreichten
am Bodensee,unser Tagesziel. Diesen herrlichen See, im Volksmund auch „Schwäbisches Meer“genannt, mit 76 Kilometer Länge und fast 15 Kilometern Breite Deutschlands größtes Binnengewässer, hatten wir schon bei mehreren Besuchen mit all seinen Sehenswürdigkeiten kennen gelernt, natürlich auch die in dem im Nordwesten fördeähnlich abzweigenden Überlinger Seeliegende wunderschöne Insel Mainau, bekannt durch ihre prachtvollen Park- und Gartenanlagen, sein südöstliches österreichisches Ufermit dem Musterstädtchen Bregenz,hübsch die Altstadt, die sich um den Kornmarktgruppiert, und das lang gestreckte schweizerische Uferim Süden. Besonders schön Rorschachmit seinen Bürgerhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, hübscher barocker Pfarrkirche,einem ansehnlichen Benediktinerklosterund stattlichem alten Kornhausdirekt am Wasser.
Nicht minder pittoresk die Städte am deutschen Ufer, wie die größte und bedeutendste, das charmante und weltoffene Konstanzmit ebenfalls malerischer mittelalterlicher Altstadt und vielen anderen Sehenswürdigkeiten; Überlingen,dessen alter Stadtkern mit hoch aufragendem spätgotischen Münsternoch von einer mittelalterlichen Mauer mit Türmchen und engen Toren umgeben ist; dann das wohl bezauberndste Städtchen am Bodensee, Meersburg.Die Unterstadt liegt am Wasser, eine winkelige Fachwerk-Oberstadt auf einem Hügel darüber, daneben erhebt sich ein barockes Schlossund über allem thront, finster und mittelalterlich, die namensgebende Meersburg. Friedrichshafen,der zweitgrößte Ort, ist u. a. ein wichtiger Schiffs- und Fährhafen, auch sehr viele Yachten haben dort ihren Stammplatz. Last not least ist das viel besuchte Touristenziel Lindauein großer Anziehungspunkt.
Es teilt sich auf in eine sich weitläufig zwischen Obstkulturen erstreckende Gartenstadt mit Wohn- und Erholungsgebieten sowie Industrieanlagen auf dem Festland und eine malerische historische Altstadtauf einer über eine Seebrücke zu erreichenden Insel, die wir, um hiermit die Kurzbeschreibung der Anrainer des Sees zu beenden, gezielt anfuhren, da wir aus der Vergangenheit wussten, dass wir auf einem schön gelegenen Parkplatz am Ufer eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit finden würden. Aber zunächst ließen wir auf einer Erinnerungstour die von Gotik, Renaissance und Barock geprägten Straßenbilder auf uns wirken. Besonders stimmungsvoll ist die Maximilianstraße,die Hauptstraße der Stadt, mit ihren schmucken Patrizierhäusern, Laubengängen, Brunnen und Straßenlokalen, am Reichsplatzdas Alte Rathaus(1422-1436) mit farbenprächtiger Fassade im Renaissancestil, am nahen Schrannenplatzdie 1928 zu einer Kriegergedenkstätte umgestaltete ehemalige Peterskirche, um 1000 erbaut, war sie die älteste Kirche der Stadt, ein schlichter grauer Bau, die typische Bauweise jener Zeit; daneben der wuchtige Diebsturmvon 1380, auch Malefizturmgenannt, sehr gut erhalten mit seinen vier von Türmchen gekrönten Erkern ist er ein Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung und diente als Gefängnis, wurde aber auch als Wachturm genutzt. Das schönste Bürgerhaus Zum Cavazzenaus dem Jahr 1729, ehemals der Familie Kawatzgehörend (jetzt Städtisches Museum), findet man an dem mit einem Neptunbrunnenvon 1841 geschmückten Marktplatz,ein imposanter Barockbau, die Fassade kunstvoll bemalt. An der Ostseite des Platzes erhebt sich eindrucksvoll die ursprünglich im 12. Jh. erbaute, später mehrfach umgestaltete evangelische Stadtpfarrkirche St. Stephanim dekorativen Barockstil.
Soviel Sightseeing macht natürlich Appetit. Mit sehr viel Glück fanden wir nach einigem Warten einen geeigneten Parkplatz am Seehafenund auf der Terrasse des direkt am Hafenbecken liegenden Restaurants einen schönen Tisch mit tollem Blick auf den Alten Leuchtturmaus dem 13. Jahrhundert und die auf den beiden Molen stehenden Wahrzeichen, den auf hohem steinernen Sockel thronenden mächtigen Bayerischen Löwenund den 33 m emporragenden Neuen Leuchtturm, beide um 1856 entstanden. Im Hafenbecken reges Leben, ein- und auslaufende schneeweiße Ausflugsschiffe mit fröhlich winkenden Menschen, gepflegte Segel- und Motoryachten und vom Fang heimkehrende Fischerboote. Am gegenüberliegenden österreichischen Ufererheben sich die grünen Hügel des Bregenzer Waldes, überragt von der in kühlstem Blau schimmernden Kette der Alpen.
Frisch aus dem See der zu Filet verarbeitete Egli auf unseren Tellern, sehr appetitlich zubereitet mit leckeren Zutaten und knackigem Salat. Unseren Durst löschten wir bei der immer noch herrschenden Wärme (um 27°C) mit zwei großen erfrischenden Radlern. Da mein Herzallerliebster sich bereit erklärte, die Hälfte der von mir favorisierten Mehlspeise abzunehmen, ein köstlicher Kaiserschmarren mit Rosinen, ließen wir die übliche Riesenportion gleich auf zwei Teller verteilen.
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