Da wir das pompöse Innere des Doms und seine Kunstschätze schon bei unserem ersten Besuch bewundert hatten und mit unserem Gefährt sowieso keinen Parkplatz fanden, scherten wir schon bald auf die stark befahrene Ringstraßeein ,Wiens 4 km langen und 57 m breiten Prachtboulevard, der zusammen mit dem Donaukanal den zentralen I. Bezirkumschließt. Hier drängen sich in großer Zahl die repräsentativen Monumentalbauten aneinander. Dank möglichem Fotostopp konnte ich wenigstens einige aufs Bild bannen. Der älteste Prachtbau an der Ringstraßeist die 1869 eröffnete Staatsoper,zusammen mit der Met in New York und der Scala in Mailand zählt sie zu den drei führenden Opernhäusern der Welt. Ein beeindruckendes Fotomotiv das neugotische Rathausund nicht minder das gegenüberliegende Burgtheater,von den Wienern nur Die Burggenannt, mit seiner halbkreisförmigen Eingangsfront, das 1776 zum Hof- und Nationaltheater erhoben wurde. Der repräsentative neoklassizistische Bau des Parlaments(1873-83) ist heute Sitz der beiden Kammern der Legislative, während der österreichische Bundespräsident innerhalb der Hofburgam an den Ring angrenzenden Heldenplatzresidiert, auf dem je ein Reiterdenkmal an Erzherzog Karlund an Prinz Eugenerinnert, beide Pferde auf den Hinterbeinen aufgebäumt. Die kaiserliche Hofburgist ein 240.000 Quadratmeter großer Komplex aus 18 Trakten, 19 Höfen und 2.600 Räumen, entstanden im Zeitraum von mehr als sechs Jahrhunderten, der älteste Bau (Schweizerhof bzw. Alte Burg) entstand bereits um die Mitte des 13. Jh., er wurde im 16.Jh. im Renaissancestil umgestaltet. Aus der Zeit der Renaissance stammt auch die Stallburg,in der die Stallungen der berühmten Spanischen Hofreitschuleuntergebracht sind. Wir hatten seinerzeit das Glück, während der vier Tage in Wien zwei der heiß begehrten Karten für eine der exzellenten Aufführungen mit den Lipizzanern im noblen, säulengeschmückten Reitsaal der so genannten Winterreitschule auf dem Gebiet der Hofburg zu ergattern, ein ganz besonderes Erlebnis!
Zwei weitere prachtvolle Monumentalbauten ganz in der Nähe, auf der anderen Seite der Ringstraßegelegen, musste ich unbedingt meiner Fotosammlung hinzufügen, die Zwillingsbauten des Kunsthistorischenund des Naturhistorischen Museums, beide 1872-81 im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I.im Stil der Neorenaissance errichtet und äußerlich, ganz besonders mit ihren Kuppeln über dem mittleren Portal, fast völlig gleich. Sie sollten den würdigen Rahmen bilden für die umfangreichen Sammlungen der Habsburger, die im Laufe der Jahrhunderte (ab 13. Jh.) auf einen Bestand von 480.000 Einzelobjekten angewachsen sind. Die beiden genau gegenüberliegenden Museen verbindet der mit kurz geschorenen Rasenflächen und in verschiedenen Größen und Formen gestutzten Buchsbäumen und einzelnen Kiefern hübsch angelegte Maria-Theresien-Platz. In der Mitte thront die Namensgeberin auf hohem, kunstvoll gestalteten, mit Skulpturen geschmückten Sockel.
Um etliche Erinnerungsfotos reicher, mussten wir uns allmählich um einen geeigneten Stehplatz bemühen, was sich allerdings zunächst als sehr schwierig herausstellte. Am Donau-Ufer war es leider nicht möglich, also folgten wir zuletzt dem Hinweis auf eine Freizeitanlage, und dort entdeckten wir gleich beides, einen sehr schönen ruhigen Parkplatz unter hohen alten Bäumen und ein gemütliches Lokal für unser Abendessen. Die Auswahl fiel uns nicht leicht, ich jedenfalls entschied mich für Tafelspitz mit Apfelkren, und beim Dessert kam ich an Topfenknödeln (Quarkklößen) mit Kompott nicht vorbei. Was den Wein anbelangt, wählten wir einen leichten Weißen aus der nahen Wachau.Statt der feurigen Life-Musik der letzten Abende ertönten leise Walzerklänge aus der Konserve.
Schlummerten wir danach friedlich auf einsamem Parkplatz, so lagen wir 30 Jahre zuvor in den weichen Betten des Parkhotels Schönbrunn, 1907 als Gästehaus des Kaisers Franz Joseph I.errichtet, später zu modernem Hotel mit Wiener Flair umgebaut. Dadurch konnten wir uns gleich am nächsten Morgen mit einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Wiens beschäftigen, dem direkt neben dem Hotel liegenden beeindruckenden Schloss Schönbrunn.Das barocke Residenzschloss wurde 1696 - 1730 als Lustschloss errichtet, Maria Theresialieß es 1744-49 zur kaiserlichen Residenz ausbauen. Die Besichtigung der Prunkräume nahm natürlich einige Zeit in Anspruch, von den insgesamt 1.441 Räumen sind immerhin 42 für Besucher zugänglich, ihre Innenausstattung ist zum großen Teil original erhalten; größte Kostbarkeit ist jedoch das Millionenzimmer, der einstige Privatsalon Maria Theresias, dessen Wände mit Rosenholz vertäfelt und mit filigranem Goldschmuck überzogen sind, in die Täfelung sind 260 kostbare persische Pergamentminiaturen eingelassen.
Auch der das Schloss umgebende weitläufige Parkmit dekorativen Brunnenanlagen und der erhöhten Säulenhalle Glorietteist einen Besuch wert. Er ist wunderschön in geometrischem französischen Stil angelegt, weitet sich dann zu einem englischen Landschaftspark aus. Schloss und Park gehören seit 1996 zu den Welterbestättender UNESCO, 2001 wurde auch die historische Altstadt aufgenommen.
Den sich im Westen anschließenden Tierpark Schönbrunnschenkten wir uns damals jedoch, es gab in dieser faszinierenden Stadt noch so viel anderes zu besichtigen. Gern ließen wir uns bei anhaltend herrlichem Sonnenschein per Fiaker, die überall auf Kundschaft warten, gemütlich kreuz und quer durch die Straßen kutschieren. Natürlich war u .a. auch der Praterunser Ziel, ein Teil der riesigen Parkanlage zwischen Donau und Donaukanal, einstiges kaiserliches Jagdrevier, wo wir in einer der Gondeln des überdimensionalen Riesenrades,eines der vielen Wahrzeichen Wiens, 65 m in den blauen Himmel stiegen und aus Schwindel erregender Höhe einen herrlichen Ausblick genossen. Am Abend wurde dann in Grinzigbeim Heurigenauf den Traumtag angestoßen.
Doch nun zurück zu unserer Rundreise. Der Dienstagmorgen zeigte sich zunächst bedeckt, bei leichtem Regen mussten wir zum ersten Mal die Scheibenwischer betätigen, während wir Wien direkt an der Donau entlang verließen. Aber schon etwa fünfundsiebzig Kilometer weiter, als wir die ausgesprochen hübsche kleine Stadt Kremserreichten, brach die Sonne zögerlich wieder aus den Wolken hervor. So langsam es ging, kreuzten wir durch die engen Straßen der Altstadt, die zu den besterhaltenen Ensembles von Renaissance- und Barockbauten gehört, es gibt ein Renaissance-Rathaus, mehrere alte Kirchenund zahlreiche gut erhaltene Bürgerhäuser, die teils noch aus dem späten Mittelalter stammen, viele mit Lauben und Erkern, geschmückt mit historischen und biblischen Bildern. Auffallend viele dekorative Brunnen und Säulen schmücken die Straßen.
Gleich hinter Krems beginnt eine der schönsten Flusslandschaften Europas, die Wachau,seit 2000 Weltnaturerbeder UNESCO,ein etwa 32 km langes, tief eingeschnittenes Donautal zwischen den Höhen des Waldviertelsim Norden und des Dunkelsteiner Waldesim Süden. Links und rechts auf den mit Wein bestandenen, zum Teil auch von karstigen Felsen durchsetzten bewaldeten Hängen thronen Burgenund Schlösser, Klösterund Ruinen.
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