Stockholm, die wunderschöne Hauptstadt Schwedens mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten, schon des Öfteren von uns besucht, durchstreiften wir trotzdem noch einmal kreuz und quer mit dem Mobi, so langsam es der Verkehr zuließ. Sie liegt idyllisch am Ausfluss des Sees Mälarenin die Ostseeauf mehrere Inseln verteilt und trägt zu Recht den Beinamen Venedig des Nordens.Am schönsten ist immer wieder der Ausblick über die Wasserfläche hinweg auf die Skyline der Altstadt, die Dächer überragt von den schlanken Türmen der Kirchen.
Bevor wir in die Natur zurückkehrten, machten wir einen nordwestlichen Schwenk ins Landesinnere nach Uppsala, Sitz der ältesten noch existierenden Universität Skandinaviens, gegründet 1477. Wird das Stadtbild geprägt von modernen Kastenbauten im rechtwinkligen Straßennetz, so stößt man im Süden auf ein imposantes Schloss, das idyllisch auf einer Anhöhe über dem die ganze Stadt durchlaufenden Flüsschen Fyrisanthront. Begonnen wurde es im Jahre 1549 unter Gustav Wasa (schwedischer König von 1523 bis 1560) als Festung, die seine Söhne dann später zum Schloss ausbauten. Seit Beginn des 20. Jh. dient es hauptsächlich als Regierungs- und Verwaltungssitz des Bezirks UPPSALA.Neben dem lang gestreckten leicht orangefarbenen Bau mit den vorgesetzten wuchtigen runden Ecktürmen, gekrönt von dunklen Kupferkuppeln, wirkt der nur einige Häuserblocks entfernte, tiefer liegende mächtige Dom St. Erik, eine gotische Backsteinbasilika, die schlanken spitzen Türme weit in den blauen Himmel streckend, fast zierlich, obwohl er mit seinen 118,7 Metern als höchstes Kirchengebäude Skandinaviens gilt.
Zwischen den beiden, etwas nordwestlich, dehnt sich das weite Unigeländeaus, sehr repräsentativ das sich am Ende eines gepflegten Parks erhebende zweigeschossige Hauptgebäude; eine großzügige Freitreppe führt über eine von einer steinernen Brüstung eingefasste Terrasse hinweg empor zum breiten stuckverzierten Portal aus Sandstein mit seinen drei hohen bogenförmigen Eingangstüren, das über das ebenfalls mit Stuck gestaltete Sims hinwegragt; auf einer vorgesetzten Brüstung im ersten Stock bilden vier bronzene Statuen einen zusätzlichen Schmuck; viel dekorativer Stuck auch um die langen Fensterreihen in der braunroten Backsteinfassade. Die auf der Brüstung der Terrasse und der Mauer zu beiden Seiten der oberen Freitreppe angebrachten hohen dreiarmigen schmiedeeisernen Laternen runden das schöne Bild ab.
Natürlich zog es uns nach diesem Abstecher schnellstens wieder zurück ans Wasser, inzwischen hatten wir mit Gävle,einer pittoresken Kleinstadt, den Bottnischen Meerbusen, erreicht, der sich weit zwischen SCHWEDENund FINNLANDhinzieht. Jeden Tag ein Stückchen weiter „arbeiteten“ wir uns auch diese herrliche Küste in nordöstlicher Richtung voran, immer wieder malerische Örtchen passierend, wie Söderhamn, Hudiksvall, Sundsvallusw., usw.; an den schönsten Plätzen wurde übernachtet, sich nach Herzenslust in die klaren Fluten gestürzt und hemmungslos in urigen Restaurants geschlemmt, Petrus war uns unentwegt wohlgesinnt, so muss Urlaub sein!
Nach einer in vollen Zügen genossenen Woche erreichten wir mit der hübschen Stadt Umeaunser vorläufig letztes Ziel in Schweden; von der nahen Station Holmsundbrachte uns ein schneeweißes Fährschiff in etwa sechs Stunden hinüber nach Vaasain
eine gemütliche Hafenstadt mit sehr schönem Stehplatz direkt am weißen Sandstrand eines Fjordes, so dass wir auch hier auf das morgendliche Bad in den Fluten nicht verzichten mussten.
Über pittoreske Fischerdörfer wie Kasköund Kristinestadging es in südlicher Richtung an der auch hier äußerst romantischen Schärenküste weiter, bis wir landeinwärts in unendliche dichte Nadelwälder eintauchten, etwa 60% des Landes sind bewaldet. Aber nicht umsonst wird Finnland auch „Land der tausend Seen“ genannt, über 55.000 Gewässer bestimmen das Bild der Landschaft. Hinter Tampere, der zweitgrößten Stadt, geprägt von modernen Bauten, erreichten wir eine herrliche Seenplatte, zwei Tage lang genossen wir einmalige Natur pur, erfrischten uns in glasklaren Fluten, übernachteten einmal einsam am Ufer eines kleinen idyllischen Sees, dann etwas erhöht in lichtem Tannenwald, unter uns, vom Mond in silbrig glänzendes Licht getaucht eine unübersehbare Wasserfläche; am frühen Morgen aus den Federn gerissen durch einen spektakulären glutroten Sonnenaufgang.
Mit Helsinki,der quirligen Hauptstadt, sehr schön am Finnischen Meerbusen, der südlichen Begrenzung des Landes liegend, hatte die Zivilisation uns wieder. Auf einer ausgedehnten Stadtrundfahrt lernten wir bei nach wie vor bestem Sommerwetter nach altbewährtem Muster die sich in großer Zahl bietenden Sehenswürdigkeiten kennen, ganz besonders eindrucksvoll die monumentalen klassizistischen Baudenkmäler im Gebiet um den das Zentrum bildenden Hafen herum; das schneeweiße Wahrzeichen, der 1852 fertig gestellte mächtige Dom,ragt, etwas erhöht stehend, ganz besonders imposant über die Dächer und grüne Baumwipfel hinweg; rundherum tragen schlanke Säulen die vorspringenden, spitz zulaufenden Portale, eine hohe, von Sprossenfenstern durchbrochene runde Mittelkuppel, das grün leuchtende Kupferdach gekrönt von einem goldenen Kreuz, wird umgeben von vier kleinen quadratischen Ecktürmen mit ebensolchen kuppelförmigen Dächern, ein wunderschönes Fotomotiv.
Ein Abstecher nach Hangö, einem am Ende einer Landzunge an der südwestlichsten Spitze Finnlands gelegenen hübschen Seebad, verführte uns wegen des idyllischen Stehplatzes direkt am kilometerweiten weißen Sandstrand mit in unübersehbarer Zahl vorgelagerten Schäreninseln dazu, noch einen weiteren Faulenzertag ausgiebig Sonne und Meer zu genießen. Strömender Regen am folgenden Morgen machte uns den Abschied leicht. Unser nächstes Ziel war die etwas nordwestlich gelegene bekannte moderne Hafenstadt Turku,wo wir bei der Viking Linefür den nächsten Vormittag einen Platz auf dem Fährschiff Rosellabuchten, das uns dann bei wieder strahlendem Sonnenschein in über fünfstündiger herrlicher Fahrt sicher durch das Gewirr der
(eine Gruppe von über 6.500 Inseln, davon etwa 80 bewohnt, weitgehend autonom verwaltet) am Eingang des Bottnischen Meerbusensbis zum sehr idyllisch auf der größten Insel gelegenen Hauptort Mariehamnbrachte, zum Teil sich über einen grünen Hügel hinziehend, schon von weitem grüßten die hohen Masten der Viermastbark Pommern,die im dortigen Hafen vor Anker liegt, heute ein Museumsschiff.
Nach kurzer Sightseeingtour durch das bereits 1861 gegründete Städtchen mit seinem gemütlichen Kleinstadtcharakter, sehr hübsch wieder die vielen bunten Holzhäuschen, landeten wir für die Nacht natürlich wie immer direkt am Wasser, in der Nähe des Ufers, durch eine schmale Brücke zu erreichen eine kleine Insel, bewohnt von Schwänen, Pfauen, Enten und anderem Kleingetier.
Unsere nach langem Tag wohlverdiente Nachtruhe wurde allerdings empfindlich gestört durch eine Anzahl Jugendlicher, die mit zwei vollbesetzten Autos den weitläufigen Parkplatz als Rennstrecke missbrauchten und mit aufheulenden Motoren um die Kurven rasten. Des „Spielens“ müde, wurde unser Mobi das Objekt ihrer Begierde. Nichts ahnend von dem geplanten Streich schreckten wir aus unseren Betten hoch, als jemand auf die hintere Leiter sprang und unser Gefährt gewaltig ins Schwanken brachte. In Windeseile war mein tapferer Held aus den Federn, die immer bereitliegende Gaspistole im Anschlag riss er die Tür auf und brüllte eine Drohung in die Nacht hinaus. Mit einem Sprung rettete sich der Erstürmer unseres Daches, dabei einen schweren Gegenstand auf das Pflaster fallen lassend, seine Kumpane stoben in allen Richtungen auseinander, mit quietschenden Reifen verschwanden die Autos in der Finsternis.
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