Der krönende Abschluss dieses herrlichen Tages war wieder ein exquisites Dinner in einem nahen, direkt an der Bucht gelegenen eleganten Hotelrestaurant. Trotz der hier natürlich angebotenen frischesten Austern wählte ich lieber die Hummerkrabben in delikater Kräutersoße als Vorspeise, das Lachsfilet vom Grill mit leicht knackigem Gemüse und Safranreis ließ keine Wünsche offen, ebenso wenig wie die sehr pikante Käseauswahl zum Abschluss, zu allem mundete vorzüglich ein spritziger Chablis. Für die Romantik sorgte ein blutroter Sonnenuntergang über dem Meer, den wir von unserem Fensterplatz aus in seiner atemberaubenden Schönheit genießen konnten.
Am Mittwoch ging es weiter um die nächste große Bucht herum, Wetter wie gehabt, Stimmung entsprechend. Durch weite, künstlich angelegte Pinienwälder erreichten wir gegen Mittag La Baule, ein sehr exklusives Seebad mit Luxushotels, einem Spielkasino und kilometerlangem feinen Sandstrand, einem der schönsten Frankreichs. Auf der belebten Hafenmole, per Zufall wurde in der Nähe ein Parkplatz frei, ergatterten wir unter einem der einladenden rotweißen Sonnenschirme eines kleinen Restaurants zwei bequeme Stühle und beobachteten bei eisgekühlten Getränken das bunte Treiben um uns herum, um dann mit Genuss eine große Portion knackigen, appetitlich angerichteten Salat Nicoise zu verspeisen; Hauptzutaten in Scheiben geschnittene gekochte Kartoffeln, Tomatenachtel, Paprikastreifen, hauchdünne Zwiebelringe, in kleine Stücke zerteilter Thunfisch, geviertelte Eier und schwarze Oliven.
Frisch gestärkt brachen wir wieder auf, schon nach 17 Kilometern fuhren wir in die geschäftige Hafenstadt Saint-Nazaiream Nordufer der breiten Loiremündungein, im Zweiten Weltkrieg einer der wichtigsten deutschen U-Boot-Stützpunkte. Eine kühn geschwungene Rampe brachte uns auf dem hohen, an zwei mächtigen Pylonen aufgehängten Mittelteil der Brücke über den Fluss und an der anderen Seite auf sanft abfallender, aufgeständerter Fahrbahn wieder hinunter. Auf nach wie vor sehr schöner Küstenstrecke ging es weiter, bis wir in dem hübschen, aber sehr überlaufenen Badeort
etwas abseits vom Getriebe direkt an der Mole für Gästelieger im dortigen Yachthafen unser „Nachtlager aufschlugen“. Draußen in der langsam untergehenden Sonne die mehr oder minder geglückten Anlegemanöver der hereinkommenden Boote beobachtend, wurden wir sehr an unsere aufregende Zeit mit der schon erwähnten „Gimoga“ erinnert. Unsere restlichen Vorräte ergaben noch ein leckeres Abendessen an Bord. Obwohl sich kein anderes Wohnmobil an diesen schönen Ort verirrt hatte, schliefen wir selig und süß, das leise Plätschern der sich an der Mole brechenden Wellen im Ohr.
Am nächsten Morgen, sonnig wie immer, kam uns ein Hinweisschild auf einen Supermarkt gerade recht, um uns wieder mit Lebensmitteln und Getränken einzudecken. Leider führte es uns in engste Gassen, ich musste aussteigen und als Lotse dienen; teilweise waren nur noch wenige Zentimeter Platz bis zu den Hauswänden, Fußwege gab es nicht; zurück ging nicht mehr, also durch; einige leichte Schrammen ließen sich leider nicht vermeiden. Das reichhaltige Angebot des Supermarktes, unter anderem entdeckten wir auch Pakete mit deutschem Schwarzbrot, entschädigte uns ein wenig. Durch ein anderes Labyrinth kehrten wir Gott sei Dank ohne weitere Blessuren wieder an unsere etwas breitere Küstenstraße zurück, die uns über die lebhafte Hafenstadt La Rochellebis in das kleine Städtchen
am Nordausgang der Gironde, dem weiten Mündungstrichter der Garonne, führte.
Von dort wollten wir eigentlich mit der Fähre auf die andere Seite übersetzen, entdeckten aber links der Straße einen herrlichen See, der uns sofort stoppen ließ, um ihn wegen eventueller Bademöglichkeit zu erkunden, denn inzwischen war das Barometer auf fast 30°C gestiegen; der Atlantik zeigte sich wie fast immer wild bewegt und mit 17°C Wassertemperatur auch etwas kühl. Leider war das gesamte Gewässer in fester Hand eines Campingplatzes, da aber sehr schön, fuhren wir kurzerhand durch die offene Schranke, um uns für eine Nacht anzumelden. Obwohl eigentlich ausgebucht, gelang es uns nach einigem Verhandeln, zum Teil mit Händen und Füßen, der Französischunterricht lag schon so lange zurück, einen Traumplatz etwas abseits vom Getriebe zu ergattern, direkt am sandigen Ufer, beschattet von hohen Birken, mit Blick auf den sich auf der anderen Seite entlangziehenden dichten Wald. Innerhalb kürzester Zeit stürzten wir uns in die smaragdgrünen klaren Fluten, um uns hinterher unter unserem Sonnenschirm zu aalen, so ging es im Wechsel den ganzen Nachmittag. Auf dem See reges Treiben, Paddler und Ruderboote zogen ruhig ihre Kreise, dazwischen mehr oder minder geschickt Surfer auf ihren Brettern, die kunterbunten Segel leicht gebläht; auf einer nahen Sprungschanze versuchten Wasserskiläufer akrobatische Sprünge, die allerdings meistens mit einem gewaltigen Platsch endeten.
Abends fuhren wir mit dem Mobi zu einer kleinen Bar am Eingang des großen Platzes, um mit großem Appetit zunächst eine würzige Bouillabaisse und danach ein großes Stück Quiche Lorraine zu verspeisen, eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte kulinarische Spezialität der Lothringer Küche, eine gebackene Specktorte; der mit dünnen Räucherspeckscheiben und Käse belegte Boden aus ungesüßtem Mürbe- oder Blätterteig wird mit einer gewürzten Mischung aus Eiern, Sahne und Milch übergossen, gebacken und heiß serviert, köstlich. Ein spätes Bad im hellen Mondschein unter schimmerndem Sternenhimmel war der romantische Abschluss dieses Tages.
Noch vor dem Frühstück am nächsten Morgen, die Sonne war bereits wieder aufgegangen, schwammen wir weit hinaus auf den See, den wir für uns ganz allein hatten, abgesehen von den gefiederten Bewohnern des nahen Schilfgürtels, die bereits auf Futtersuche unterwegs waren. Erst um 11.00 Uhr trennten wir uns von dieser Idylle, um kurz darauf in Royanauf die wartende Fähre zu gehen, die uns in einer halben Stunde über die Girondebrachte, allerdings für einen saftigen Preis von 219 FF, etwa 70,00 DM. Jetzt begann die Côte d’Argent, die Silberküste, fast schnurgerade und dünenreich; das Meer spült ständig neuen Sand heran, der sich zu einem fast 5 Kilometer breiten Dünensaum aufgetürmt hat. Dahinter haben die Flüsse und Bäche aus dem Inland, die sich, an dem Sandgebirge entlangwandernd mit Mühe einen Ausgang zum Meer suchen mussten, mehrere untereinander liegende Seen gebildet, durch natürliche Wasserwege und Kanäle miteinander verbunden, zusammen bringen sie es auf eine größere Wasseroberfläche als der Bodensee. An diesen klaren Gewässern mit ihren zum Teil schilfigen oder auch sandigen Ufern und einem großen Fischreichtum spielt sich der Hauptfremdenverkehr ab, weit mehr als am nahen kühlen und rauen Atlantik.
Das merkten wir sehr schnell, als wir durch schier endlose lichte Pinienwälder, die man vor etwa 200 Jahren zum Schutz gegen den Flugsand angepflanzt hatte, von einem restlos überlaufenen Ort zum anderen fuhren, bis wir schließlich an der weiten Bucht von Arcachonankamen; auch hier keine Bleibe für Wohnmobile. Erst etwas weiter südlich im kleinen Örtchen
wurden wir nach einigem Suchen fündig; eine kleine Nebenstraße brachte uns unmittelbar an den rauschenden Atlantik, eingerahmt von windzerzausten Kiefern hatten wir einen freien Blick auf das weite Meer. In einem nahen kleinen „Salon de Thé“gab es Muscheln satt in einer delikaten Weinsoße, dazu einen offenen leichten Blanc de Blancs, einen beliebten französischen Weißwein.
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