Hören Sie hin und nicht darüber hinweg. Sie werden sehen, wie sie sich nach einigen Tagen oder Wochen fühlen. Lesen Sie aufmerksam und nehmen Sie wahr, was andere Menschen erzählen, was gut tut. Vielleicht ist das etwas, was auch Ihnen gut tun könnte. Aber übernehmen Sie nicht einfach, was andere tun oder meinen! Bleiben Sie bei ihren eigenen Erkenntnissem Intuitionen, Gefühlen. Nehme Sie sich Ihre Auszeiten, wann Sie sie sich diese ermöglichen können. Machen Sie Ihre Übungen, Entspannungen oder was immer Ihnen gut tut und Ihnen das Gefühl gibt, ich komme so wieder in meine Ruhe und Mitte.
Lernen Sie, Ihren Gedanken und Gefühlen zu vertrauen und zu folgen. Gehen Sie Ihren Weg, den noch niemand zuvor gegangen ist. Vielleicht ist es plötzlich das Gefühl: „Nein, so wie immer, mache ich das diesmal nicht!“
Stellen Sie sich nach und nach ihre persönliche App zusammen.
Sammeln Sie, was Ihnen gut tut. Und bitte, tun Sie es!
LIFE-WORK-BALANCE - oder WORK-LIFE-BALANCE?
Das Konstrukt LIFE-WORK-BALANCE möchte ich, bevor unser aller Bedeutungsgebung den Blick für mögliche Erkenntnis und tieferes Verständnis, von dem, was eigentlich in uns vor sich geht, einen Moment analytisch, aber immerhin noch oberflächig genug um leichtfüßig zu bleiben, auseinander pflücken.
Zuvor sei gesagt, dass dieses Dreigestirn gern als WORK-LIFE-BALANCE verkauft wird. Diese Abfolge der drei Komponenten im Sinne des Menschen halte ich logisch und analytisch vom Menschen her für falsch.
LIFE
WORK
BALANCE
LIFEWissenschaftlich analytisch und simpel formal an die Sache herangehend, stellt man fest: Es existiert eine geordnete, breite Basis, symbolisiert in dem Wort BALANCE. Es hat die meisten Buchstaben. Dann folgt ein kürzerer Mittelbau, nämlich WORK und eine kleinere Krone auf dem Ganzen: LIFE. Beide Wörter werden aus vier Buchstaben gebildet, aber dennoch vom Schriftbild her erscheint LIFE schmal, kurz und bündig und WORK breiter, raumfüllender, obwohl beide Wörter gleich viele Buchstaben haben. Nebenbei: In deutscher Sprache ähnlich symmetrisch, zeigen Leben und Arbeit fünf Buchstaben und Gleichgewicht dreizehn! Will man daraus eine Hypothese ableiten, könnte sie heißen, Balance erscheint als wichtiger Faktor und hat die meisten Buchstaben: In der Balance scheint der Lebensfunke zu stecken, der die verschiedenen Faktoren des ,Lebens‘ als Bälle in der Luft hält.
Und nun geht es reziprok weiter: Denn das den kleinsten Raum einnehmende Wortgebilde ist inhaltlich das Größte, was alle anderen erst hervorbringt. Aber bisweilen schluckt die Arbeit unser Leben und wir haben das Gefühl, es bleibt nicht so viel für uns übrig: Sei es Zeit, Geld, Kraft. Wir sind oft müde. Glauben, nicht weiter zu können. Wir gehen dennoch an Grenzen, besser werden dazu gebracht, weil immer mehr gefordert wird.
Und egal wie, auf unseren Schultern tragen wir beide, LIFE und WORK in unserem Kopf und in unserem Bewusstsein. Und wer das nicht vermag, der wird getragen von anderen Menschen.
Sie übernehmen mit ihrem Bewusstsein und Denkvermögen die leeren Stellen der anderen. BALANCIEREN aus, damit das Ganze funktioniert - zumindest im Groben. Menschen beuten bisweilen ihre Kräfte, ihre Geldreserven und ihr Arbeitsvermögen aus, um etwas bestimmtes zu erreichen. Wenn die drei Faktoren über längere Zeit nicht ausgewogen sind und zu lasten einer Säule rücksichtslos gehandelt wird, dann bricht oftmals das Ganze zusammen. Da sind dann verschiedene Abfolgen denkbar: Gesundheit weg, Arbeit weg, Geld weg, Beziehung weg, Chancen weg. Basta. Oder: Arbeit weg, Geld weg, Gesundheit weg, Beziehung weg. Basta. Geld weg, Beziehung weg, Arbeit weg, Wohnung weg, Kinder rutschen irgendwohin ab. Basta. ,Basta‘ bedeutet: Dann ist ein neuer Status quo erreicht, der erst einmal gefühlt verstanden und wenn möglich, wieder geändert werden muss. Gesund werden, Arbeit finden, Wohnung finden etc..
Wählt man jedoch die kapitalistische Perspektive, die darauf zielt, alles und jeden zu vermarkten und mit jeder Faser den ganzen Menschen besitzen zu wollen, heißt, das Leben von Milliarden Menschen inhaltlich penibel planbar und ausbeutbar festzulegen und Menschen für Arbeiten einzustellen, die verboten gehören, weil sie so gefährlich, gesundheitsschädigend und absolut indiskutabel schlecht entlohnt werden, dann ist die Reihenfolge ökonomisch logisch und sinnvoll: WORK-LIFE-BALANCE.
Wäre man mutig und würde eine Überschrift wagen zu schreiben, wie „WORK-LIFE-BALANCE IN BANGLADESCH!“, wüsste jeder sofort, was gemeint ist. Oder denken Sie dann nicht an extreme Ausbeutung von Menschen, die noch auf die letzte Arbeit und ein paar Cent angewiesen sind?
Welche Bilder tauchen dann innerlich auf? Würde man bei der Überschrift nicht denken, da ist ein Satiriker sarkastisch unterwegs, oder ein extremer Komiker, der die Menschen dort verhöhnt? So ein Titel könnte nur Häme bedeuten? Oder, was denken Sie? Selbst in deutschen Großstädten bei den Verarmungsziffern und Arbeitslosenzahlen ist es etwas kitzelig davon zu schreiben, was man denn als Ausgleich wählt.
Klar ist: In Bangladesh gibt es in dem Sinne kein ,Leben‘. Dort herrscht blanke Existenzsicherung.
Man kann statt zu wenig auch viel Arbeit haben und dann geraten andere Säulen des Lebens in Gefahr: Zu wenig Zeit zur Entspannung und Erholung, zu wenig Zeit für den Partner, die Kinder oder Hobbys. Oder es gibt zu wenig Geld für zu viel Arbeit. Hier stimmt das Verhältnis nicht. Und dann stimmt auch etwas in Menschen nicht. Da entstehen Spannungen und Unstimmigkeiten, die auch zu Streit, Streiks und Kündigungen führen. Stimmt das Verhältnis aller Faktoren untereinander nicht, droht Vernichtung von Mensch und Natur.
Ausgleich ist auch das Stichwort dieser Tage, das zu Renten, steigenden Krankenzahlen im Bereich der Psyche, zum Fussball und gezahlten Schmiergeldern führen und vielen anderen größeren und kleineren Sauereien, die gehörig nerven. Ja, die den täglich hart erkämpften Gleichmut und Frieden stetig anknabbern und einfach nicht locker lassen! Statistisch wird berichtet (Oktober 2015), dass deutsche Rentner drastisch verarmen und die Zahl derjenigen, die unter die Mindesteinkommensgrenze in hohem Tempo rutschen, extrem zunimmt. Siebzigjährige nehmen einen Putzjob an, suchen leere Flaschen im Müll. Da ist der Besuch bei der Tafel schon selbstverständlich. RENTE ALS ARMUTSFALLE!12.000 Ältere in Dortmund erhalten Grundsicherung zum Leben: Zahl steigend. Jedes Jahr kommen 6 % dazu.
Die Durchschnittsrenten fallen: 946,47 € waren es 2013. Vorher: 1.066,14 €. Frauen bekommen monatlich 479,97 €und Männer 946,47. (Bohm-Heffels, Ulrike, 24. Oktober 2015)
Wie es aussieht, ist Bangladesh nicht nur in Bangladesh. So wenig, wie Industrie und Politik in Bangladesh eingreifen und die globale Wirtschaft anfängt zu überlegen, ob derartige Arbeitsbedingungen öko-moralisch noch zu vertreten sind, so wenig können sich diese Menschen noch wehren. Wie oft und wie viele Menschen dagegen angeschrieben und Verhältnisse angeprangert, Dokumentationen im TV gezeugt haben, ist legendär. Zuletzt in 3sat und im WDR, wenn ich mich recht erinnere. Aber da ist man politisch und ökonomisch einfach nur eins: stoisch und stur. Lässt sich bitten, informieren, beraten und es bleibt beim Alten: Man spendet unter der Bedingung, die Spende abschreiben zu können. Erst einmal wird der eigene Vorteil gecheckt, dann tut man ein bisschen etwas, um dann letztlich zusagen: Sind diese Leute doch alle selbst schuld.
Wie man lesen kann, ist die Balance innerhalb der Gesellschaft arg aus dem Lot: Konzerne und Fussballvereine sprechen über Millionen und Milliarden, und zwar so, als wären diese Summen angemessen und normal, und normale Arbeiter und Angestellte von einer Rente im oben zitierten Bereich von ein paar Hundert Euros und im Bereich von Cents. Armut interessiert nicht. Die Wirtschaft interessiert auch nicht, wie schlecht Akademiker, die ihnen zu Diensten mit Medienwissen, Kommunikationswissen, Fachwissen anderer Art, das aus meinem Fachbereich kommt und in Coaching, Supervision und Beratungen privat angeboten wird, und sicherlich auch aus anderen Berufsspaten, die in Beratungen ihr Fachwissen hilfreich zur Seite stellen: Aber das darf dann nicht viel kosten. Man muss ja rechnen, nee? Am besten wie an neuen Standorten weit weg von Deutschland, wo es schön billig ist. Das Denken über die Gesellschaft und Einkommen klafft extrem auseinander und man fragt sich, welche Brücken denn da noch gebaut werden könnten? Wie lange glaubt man hat man Zeit, bis einfache Leute anfangen sehr genau zu benennen, was nicht im Gleichgewicht ist?
Читать дальше