Paul Tobias Dahlmann - Der fahle Ritter

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"Sejarl denkt zuviel nach", sagte Leihani. «Seine große Suche nach dem Sinn des Seins wird ihn nirgendwo hinführen. Ich glaube nicht, dass jemand eine Antwort für ihn hat. Allenfalls findet er Leute und Länder, die fremd und seltsam sind.»
Dann wandte sich die junge Trollfrau ihrem Geliebten zu, und gab ihm einen langen Kuss. Der Kuss war innig und schmeckte nach Zauber. Beide genossen ihn, und fanden in ihm Erfüllung.

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Paul Tobias Dahlmann

Der fahle Ritter

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Inhaltsverzeichnis

Titel Paul Tobias Dahlmann Der fahle Ritter Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog Prolog Jenseits des nördlichen Meeres sind die Dinge oft anders. Hinter den Reichen, welche sich an der Küste erstrecken, liegt etwa ein großes Land von Tälern, Schluchten und tiefen Wäldern. Dies ist das Gebiet des Ritterordens Fradewis. Es wird das Land von Holz und Eisen genannt. Dort baut man nicht mit Stein, sondern die Hütten seines Volkes sind meist aus Holz. Die Burgen der Ritter andererseits sind ganz aus Eisen und Stahl. Bewohnt wird dieses Land von einem Menschenvolk, welches sich mit seinen wenigen Dörfern und kleinen Städten dicht an die Festungen des Ordens anschmiegt, welcher sie beschützt. Auch kann man dort von kaum einer erhöhten Stelle etwas anderes erkennen, als endlose Bäume und Hänge. Das Volk hat Angst vor dem, was sich in diesen Wäldern verbergen könnte. Solches Verhalten nennt man gewöhnlich menschlich. Die Ritter des Ordens sind es, die wirklich anders sind. Waren sie auch einst als Kinder reine Menschen, so haben ihre Rituale sie als Erwachsene zu mehr werden lassen. Askese und Stolz, Meditation und großer Kampfesmut bestimmen ihre Tage. Besonders hoch achten sie die Fähigkeit zur Kenntnis des persönlichen Zieles, und des wahren Willens, es zu erreichen. Auch die Befähigung, selbst gesteckte Aufgaben zu erfüllen, besitzen sie. Auf ihrem Wege zur Ritterschaft haben sie sich verändert, innerlich wie äußerlich. Ein jeder von ihnen hat ein solches, eigenes Ziel. Es ist eine Aufgabe, welche den jeweiligen Lebensweg bestimmt. Ihr Amt ist ihnen dazu nichts als eine Hilfe.

Ordensritter

Der rechte Weg

In lichten Auen

Das Königreich der Zwerge

Ein Ball der farbigen Schatten

Kampf

Der Wald der Katzen

Eine Nacht zwischen Ruinen

Geschichten am Herdfeuer

Die Spur des Staubes

Spuren im Staub

Die ewig leuchtende Stadt

Gefangene

Befreiung

Sjovane, die Sturmfrau

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Jenseits des nördlichen Meeres sind die Dinge oft anders. Hinter den Reichen, welche sich an der Küste erstrecken, liegt etwa ein großes Land von Tälern, Schluchten und tiefen Wäldern. Dies ist das Gebiet des Ritterordens Fradewis. Es wird das Land von Holz und Eisen genannt. Dort baut man nicht mit Stein, sondern die Hütten seines Volkes sind meist aus Holz. Die Burgen der Ritter andererseits sind ganz aus Eisen und Stahl.

Bewohnt wird dieses Land von einem Menschenvolk, welches sich mit seinen wenigen Dörfern und kleinen Städten dicht an die Festungen des Ordens anschmiegt, welcher sie beschützt. Auch kann man dort von kaum einer erhöhten Stelle etwas anderes erkennen, als endlose Bäume und Hänge. Das Volk hat Angst vor dem, was sich in diesen Wäldern verbergen könnte. Solches Verhalten nennt man gewöhnlich menschlich.

Die Ritter des Ordens sind es, die wirklich anders sind. Waren sie auch einst als Kinder reine Menschen, so haben ihre Rituale sie als Erwachsene zu mehr werden lassen. Askese und Stolz, Meditation und großer Kampfesmut bestimmen ihre Tage. Besonders hoch achten sie die Fähigkeit zur Kenntnis des persönlichen Zieles, und des wahren Willens, es zu erreichen.

Auch die Befähigung, selbst gesteckte Aufgaben zu erfüllen, besitzen sie. Auf ihrem Wege zur Ritterschaft haben sie sich verändert, innerlich wie äußerlich. Ein jeder von ihnen hat ein solches, eigenes Ziel. Es ist eine Aufgabe, welche den jeweiligen Lebensweg bestimmt. Ihr Amt ist ihnen dazu nichts als eine Hilfe.

Ordensritter

„Es ist soweit. Die Zeit des Aufbruches ist für mich gekommen“, entschied Sejarl Hudruger und öffnete dabei seine Augen. Er saß im Schneidersitz in der kleinen Halle mit ihren fein ziselierten, eisernen Wänden. Bis eben hatte er meditiert. Deshalb trug er gerade kein Rüstzeug, sondern nur ein loses, kaum spürbares Leibgewand in der blauen Farbe, die für seine freien Gedanken stand. Es hing lose von seinen Schultern. Langsam richtete er sich auf.

Er war recht groß, doch das waren alle fradewiser Ritter im Vergleich mit den Angehörigen anderer Völker. Totenbleiche Haut spannte sich über seine Muskeln, ohne, dass es die geringste Fettschicht dazwischen gegeben hätte. Auch das waren Zeichen seines Ordens. Durch ihre langen Rituale lernten die Ritter über Jahre hinweg. Sie konnten ihre körperlichen Kräfte in geistige umzusetzen. Dabei gaben sie die Möglichkeit eines Rücktausches jedoch nicht auf. Ihr Geist beherrschte ihren ausgemergelt wirkenden Körper. Er gab ihnen Kraft und er gab ihnen Ausdauer. So Mancher beneidete sie um diese innere Stärke, welche sie jederzeit zu einer äußeren werden lassen konnten.

Sejarl hatte dunkelblonde Haare, die oben und vorne kurz geschnitten waren, während sie ihm im Nacken bis über die Schultern hingen. Er hatte eisblaue Augen und besaß einen leicht wippenden Gang. Wenn er sich bewegte, so tat er dies fließend.

Mit einer einzigen, elegant höfischen Schwungbewegung erhob er sich. Er ging zur Tür und öffnete sie. Dahinter erstreckte sich eine Galerie über einem Innenhof. Die Böden waren hier nicht, wie in den Kammern und Sälen, mit dicken Teppichen belegt, sondern lediglich mit geflochtenen Strohmatten. Diese sollten ein Ausrutschen auf den Bodenblechen verhindern.

Sejarl bog nach rechts ab. Er folgte einer Treppe hinunter bis in einen Hof. Er durchquerte diesen und erreichte einen weiteren, benachbarten Platz durch ein offenes Portal aus zweckmäßigen, gedrungenen Stahlstreben.

Er fand den Übungsplatz gut genutzt vor, obwohl der Himmel heute genauso grau war wie der Stahl der umgebenden Wände. Überall sah man Ritter, welche sich in voller Rüstung jeweils paarweise im Übungskampf befanden. Manche standen auch nur dabei, um andere zu beobachteten.

Sejarl trat zu einem Kämpferpaar am Rande, welches heftig und mit großer Geschwindigkeit focht. Der Kampf dauerte nicht lange. Bald hatte der links stehende Krieger den rechten zum Stolpern gebracht, und sogleich stellten beide das Hauen ein. Sie hoben ihre Helme, um sich an einer frischen Brise abzukühlen. Der Sieger schüttelte seine braune Mähne und sah mit fröhlich verschwitztem Grinsen in die Runde. Dann entdeckte er Sejarl.

„Ach, sieh an. Was gibt es?“, fragte er.

„Ich bin soweit. Ich weiß jetzt, was ich will“, antwortete Sejarl.

Eine winzige Sekunde verstrich.

„Und, was ist es?“

„Es sind zwei Sachen“, fuhr Sejarl ruhig fort, „Das hatte mich bisher so verwirrt. Zum einen möchte ich auf Abenteuer ausziehen, zum anderen suche ich den Sinn des Seins. Kannst du das verstehen, Ihlsteg?“

„Natürlich kann ich das“, erwiderte der Angesprochene, „Ich für meinen Teil suche ja das Glück. Nur das Glück, würdest du wohl sagen. Aber mir würde es reichen. Wenn ich das Glück einmal habe, wozu brauche ich dann noch den Sinn?“

„Das ist eine Frage, die du Bruder Krans stellen solltest“, meinte Sejarl. Er dachte an einen älteren Ritter, der viel Zeit in der Bibliothek verbrachte. „Aber ernsthaft, hast du über den tieferen Sinn nachgedacht?“

„Natürlich habe ich das. Ich bin nur eben zu dem Ergebnis gekommen, dass das nichts bringt.“

Neben ihnen klirrten zwei Schwerter laut aufeinander. Die Luft schmeckte plötzlich nach Funken.

„Dann verurteilst du mein Ziel als falsch?“ Sejarl stellte diese Frage rein sachlich. Im Orden wurden alle Antworten als mögliche Hilfen verstanden.

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