Ulrike fragt nicht einmal mehr, wer am Telefon war. Stumm schaut sie auf den Fernseher. Ich glaube, wir wollen beide nichts mehr sehen und nichts mehr hören. Normalerweise kann ich in so einer Stimmung gut vor dem Fernseher abschalten. Heute funktioniert das nicht.
Als ich noch einmal durch die Programme zappe, kommt plötzlich wieder Berghaim zum Vorschein. Ulrike will mir die Fernbedienung wegnehmen, aber ich ziehe weg. Darin habe ich Übung, so wie wohl die meisten deutschen Ehemänner. Aber normalerweise ist das lustiger. Heute ist es sehr ernst.
Sie zeigen ein neues Statement von Berghaim. Augenscheinlich schon wieder eine eigens einberufene Pressekonferenz. Alles schön hergerichtet, mit den Emblemen aller Sponsoren im Hintergrund. Auch Mooiqu ist dabei. Und wieder grinst Berghaim blöde. Und wieder diese dämliche Mütze. Aber heute gibt er sich richtig entrüstet.
„Wenn mir eine solch negative Haltung entgegenschlägt, kann ich nicht anders. Ich ziehe meine Spende ganz bewusst zurück …“
Klar machst du das ganz bewusst.
„… ich kann mit soviel Neid und Missgunst hier in Deutschland nicht umgehen. Ich kann solch eine Meinung nicht noch unterstützen ...“
Man nimmt ihm diesen Schwachsinn glatt ab, so dämlich, wie der grinst. Als ob er mich mit meiner Meinung unterstützen würde, wenn er das Geld trotzdem spendet. Die Erklärung von Susanne Häusler klang da irgendwie plausibler.
„… ich weiß schon, warum ich lieber in der Schweiz lebe ….“
Ich auch.
„ … ich habe ein Leben lang hart gearbeitet. Alles was ich besitze, habe ich selbst verdient. Ich habe nie jemanden irgendwas weggenommen! Und das brauche ich mir auch nicht vorwerfen zu lassen!“
Wenn Frau Häusler wirklich Recht hat und der eigentlich nur auf mehr Publicity aus ist und dabei noch fünf Millionen sparen will, dann inszeniert er seine Empörung wirklich gut.
„… und wenn das so weiter geht. Wenn weiterhin in der Form über mich berichtet wird, wenn weiterhin vergrämte Neider im deutschen Fernsehen über mich herziehen dürfen, werde ich über kurz oder lang Deutschland komplett den Rücken zuwenden …“
Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?
„… fürs Erste jedenfalls weigere ich mich in Deutschland noch irgendetwas Gutes zu tun!“
Fassungslos meldet sich Ulrike:
„Der will dich doch fertig machen! Jetzt hat er es auf dich abgesehen“
„Nein. Der will was ganz anderes.“
Vergiss es. Wer sagt denn, dass die Häusler Recht hat und nicht Ulrike? Was weiß denn ich. Aber das können wir auch nachher besprechen. Jetzt erscheint schon das nächste Gesicht auf dem Bildschirm.
„Wir haben vollstes Verständnis für die Reaktion von Herrn Berghaim, auch wenn wir seine Rücknahme der Spende zutiefst bedauern…“
Friedrich Sauerbaum, Vorstandssprecher von ‚Kinder - Unsere Zukunft’, wird unter seinem Gesicht eingeblendet. Der sitzt in der gleichen Pressekonferenz? Vor all den Emblemen der Sponsoren im Hintergrund? Berghaim tritt den so vors Schienbein und deren Vorstandssprecher setzt sich da in die Pressekonferenz und stimmt Berghaim noch zu? Fällt das niemanden auf? Was für eine miese Inszenierung. Susanne Häusler hat doch Recht!
„… leider nimmt man uns mit dieser Spende unsere letzte Chance. Die Organisation ‚Kinder - Unsere Zukunft’ wird nunmehr - wenn nicht noch ein Wunder geschieht - nichts anderes übrig bleiben, als Insolvenz anzumelden ...“
Man nimmt ihm und seiner Mimik die tiefe Betroffenheit glatt ab. Aber derjenige, der ihm die Spende nimmt, sitzt doch nur zwei Plätze neben ihm, der hat ihn zu dieser Konferenz doch eingeladen.
„Soviel Neid und Missgunst, wie hier zu Tage getreten ist, ist uns fremd und beschämt uns. Wir können uns davon nur weit, weit distanzieren…“
Ich bin also Schuld? Prima. Und dann auch noch mit so viel Polemik.
Berghaim nimmt den alles wieder weg und die lassen sich dann auch noch dermaßen von ihm ausnutzen. Lassen sich voll vor Berghaims Karren spannen?
„ … ich persönlich meine, dieser Mann sollte aus dem Land geworfen werden...“
Ich spüre, wie Ulrike zusammenzuckt. Sie hat die Augen weit aufgerissen.
„… zumindest hätte diese Meinung hierzulande niemals gesendet werden dürfen!“
Plop.
Ich halte das nicht mehr aus.
Einen Moment starrt mich Ulrike noch an, dann brechen die Tränen aus ihr heraus. Ich nehme sie in den Arm und versuche sie zu trösten.
Nach und nach erkläre ich ihr, was ich selbst gerade erst verstehe. Langsam gelingt es mir die Theorie von Frau Häusler meiner Frau nahe zu bringen. Berghaims Pressekonferenz und der Auftritt des Vorstandssprechers von ‚Kinder - Unsere Zukunft’ hilft mir ungemein. Das war zu schlecht inszeniert.
Wir reden bis wir völlig erledigt ins Bett gehen. Zuvor suche ich noch die Karte von Susanne Häusler und lege sie neben das Telefon.
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