Impressum:
Im Rhythmus der Elemente
Katrin Maren Schulz
Copyright: © 2016 Katrin Maren Schulz
Umschlagfoto: Katrin Maren Schulz
Umschlaggestaltung: Stephan Geitz
Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7375-9019-8
Katrin Maren Schulz
Im Rhythmus der Elemente
Ein Nordsee-Elemente-Yoga-Lesebuch
2 8 T a g e
E l e m e n t e
N o r d s e e
Y o g a
I c h
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Katrin Maren Schulz, Jahrgang 1969, lebt in Berlin. Während regelmäßiger Auszeiten an der nordfriesischen Nordseeküste lässt sie sich zu ihren Texten inspirieren. Manchmal werden Bücher daraus; in ihnen geht es um Lebensfragen, das Dasein an der See und was es mit einem macht.
Im vorliegenden Buch kommt die Bewegung hinzu, der sich die Autorin seit vielen Jahren in Yoga und Tanz widmet.
Im Rhythmus der Elemente entstand 2015.
Weitere Veröffentlichungen:
Dünenvagabunden (Roman; epubli, 2012)
Rapsgezeiten (Roman; epubli, 2011)
andere Zeiten: echte (Gedicht- und Fotoband; epubli, 2011)
Kontakt: katrin.maren.schulz@googlemail.com
Inhalt
Tag 1 Wasser. Ankommen.
Tag 2 Holz. Ecken und Kanten.
Tag 3 Wind. Schultern.
Tag 4 Alle Elemente. All-eins.
Tag 5 Erde. Verwurzelung. Rabe.
Tag 6 Wellen. Rhythmus.
Tag 7 Holz. Wachstum. Polaritäten.
Tag 8 Feuer. Wasser. Die Zeit.
Tag 9 Feuer. Wind. Veränderung.
Tag 10 Holz. Das Nichts.
Tag 11 Sturm 1. Großes Ganzes.
Tag 12 Sturm 2. Haltung.
Tag 13 Sturm 3. Freiheit.
Tag 14 Metall. Stein. Langsamkeit.
Tag 15 Stein. Verdichtung.
Tag 16 Erde. Wurzeln.
Tag 17 Feuer. Herz im Himmel.
Tag 18 Stein. Gelassenheit.
Tag 19 Wasser. Chaos.
Tag 20 Elemente vereint. Lebensweg.
Tag 21 Wasser. Wind. Gedanken.
Tag 22 Wolken. Yin und Yang.
Tag 23 Wandlungen. Authentisches Sein.
Tag 24 Erdung. Gemäuer. Stimme des Körpers.
Tag 25 Windspiel. Wellentanz.
Tag 26 Sandbank. Verbundenheit. Vollkommenheit.
Tag 27 Wellenrauschen. Zentrierung.
Tag 28 Elemente. Rhythmus.
Tag 1 Wasser. Ankommen.
Ganz zart ist er, dieser erste Nordseekuss, und vielleicht auch ein wenig verschmitzt? Als würde die See sanft gurren wie eine Taube, lieblich-sanft, und mich begrüßen zu einem Aufenthalt, der seine Spuren für immer in meinem Leben hinterlassen werden wird.
Ich bin nicht zum ersten Mal hier, nein. Seit Jahren komme ich an diese Nordseeküste, immer wieder, ich allein. Und deshalb weiß ich, dass jeder Aufenthalt seine Spuren in mir hinterlässt, und somit in meinem Leben.
Für diese vier Wochen, die nun vor mir liegen, und in denen ich tun und lassen kann was ich will, habe ich mir dennoch einen Fokus gesetzt. Ich will die Elemente ganz deutlich wahrnehmen – nicht nur im Außen, sondern auch mit ihrer Bedeutung für das Innere. Ihre Symbolik, ihre Charakteristika – und wo ich diese in mir selbst wiederfinden kann. Und zugleich will ich einen Fokus auf die Bewegungen des Körpers setzen – in der alltäglichen Bewegung, aber auch in der Yoga-Praxis.
Ich bin gespannt, ob ich dieses Vorhaben umsetzen kann, oder ob das Dahinplätschern durch das Land und die Zeit mich davon abbringen wird. Aber für diesen Moment jetzt, erst einmal, ist alles gut. Es ist genau wie es sein soll: ich bin gut angekommen, habe mein Gepäck in mein Haus gebracht, ich war einkaufen. Nun endlich habe ich die Füße zum ersten Mal in diesem Jahr im Nordseewasser und den zarten Sand unter mir, den ich so liebe. Alles ist gut.
Später, zuhause, in diesem neuen alten bekannten Küsten-Zuhause, setzt ein beruhigender Landregen ein. Er ist gleichmäßig und beständig, wie ein Fluss, der ruhig vom Himmel fließt. Es riecht nach Sommerregen und die ohnehin schon so reine Luft bekommt eine kristallklare Frische hinzu. Der Duft des Regens auf der sommerwarmen Erde vermischt sich mit der salzigen Seeluft, die Regen und Wind Richtung Land tragen.
Ruhiges, zartes Wasser ist es, das mich empfängt an diesem Ankunftstag im Norden.
Ein ruhiger, zarter Fluss des Lebens ist es auch, wonach ich mich gerade am meisten sehne.
Und vielleicht auch bekommen werde? Denn ich empfinde diesen Ankunftstag als einen perfekten Start in genau solch eine Zeit des ruhigen Flusses des Lebens: während es anfangs noch trocken war, konnte ich die See und den Strand begrüßen. Jetzt, während des Regens, richte ich mich in meinem neuen Zuhause für die kommenden vier Wochen ein.
Ich bin da.
Körperübung: neutraler Stand
Stehe aufrecht mit hüftbreit geöffneten Beinen, die Füße zeigen nach vorne. Dein Körpergewicht ist gleichmäßig auf drei Punkte deiner Fußsohle verteilt: auf den Ballen beim großen Zeh, auf den Ballen beim kleinen Zeh, und auf die Ferse. Die Zehen sind entspannt.
Die Beine sind gestreckt, aber nicht überstreckt. Hebe dafür die Kniescheiben leicht an, indem du den vorderen Oberschenkel-Muskel anspannst. Das Steißbein zieht leicht Richtung Fersen, damit das Becken sich aufrichtet. Der Bauchnabel zieht sanft Richtung Wirbelsäule.
Die Schultern sind entspannt, der Kopf sitzt aufrecht auf dem oberen Ende der Wirbelsäule. Eine ganz leichte Rotation der Handflächen nach vorne unterstützt die aufrechte Haltung.
Nimm diesen neutralen Stand bewusst und aufmerksam wahr. Atme in dieser Haltung mindestens zehn tiefe Atemzüge lang. Spüre die Verwurzelung der Fußsohlen im Boden.
Tag 2 Holz. Ecken und Kanten.
Welch zauberhafte Stille, an einem frühen Montagmorgen! In der Stadt würde der Autoverkehr mir unmissverständlich klar machen, dass die neue Arbeitswoche begonnen hat. Hier ist davon nichts zu hören.
Die Nacht war voller Vogelgezwitscher, zumindest habe ich es gehört, bis ich eingeschlafen bin. Es ist lange hell in dieser Sommerzeit kurz nach der Sommersonnenwende. Dazu hat es zum Einschlafen immer wieder geregnet, ein beruhigendes Rauschen in den Schlaf. Nun ist die Luft feucht und frisch vom nächtlichen Regen.
Ein erstes kurzes Willkommens-Yoga nach dem Aufstehen. Dazu scheint die frühe Sonne durch das kleine Fenster an der Ostseite meines Häuschens. Der Körper ist noch verschlafen, die Dehnung will langsam wachgerufen werden. Mich dehnen, den Körper aufwecken für diesen ersten Tag, der vor uns liegt. Ihn und mich bereit machen für den ersten ausgiebigen Strandspaziergang.
Sich dehnen ist wie wachsen – jedes Mal aufs Neue. Und so wachse ich mit jeder Yoga-Praxis, die ich mir gönne, ein weiteres kleines oder großes Stück immer tiefer in mich selbst hinein.
Vielleicht ist es ja mit Strandspaziergängen genauso? Wie viele habe ich schon gemacht … an dieser Küste oder an anderen. Und es fühlt sich so an, als würde ich auch mit jedem Strandspaziergang noch ein kleines oder größeres Stück tiefer in mich selbst hineinwachsen.
Holz. Drei Äste, von der Nordsee gespült, geschliffen, geglättet. Sie haben am Strand auf mich gewartet, freigelegt vom Wasser, das sich während meines Spaziergangs langsam zurückzieht, um in die Ebbe einzutreten.
So fühle ich mich auch, so, wie ich diese Äste wahrnehme: von meinem Leben gespült, geschliffen … geglättet?
Ja, Ecken und Kanten werden geglättet im Laufe eines Lebens – und dennoch bleiben die, die ihre Festigkeit haben, die sich eben nicht ganz glattschleifen lassen. Das ist gut. Es sind genau diese Kanten, Krümmungen und Unebenheiten, die einen Menschen ausmachen. Und die auch diese Äste haben.
Sich nie ganz und gar glattspülen lassen, ja, das ist wichtig für ein Leben, das gelebt werden will in seinem Fluss, mit seinen Wachstumsrichtungen und Wachstumsphasen. Genauso wie es Ruhephasen braucht.
Meine Ruhephase ist jetzt da. Ab jetzt und hier und heute an diesem ruhigen Küstenort. Wenn ich es zulasse – und nicht in übermäßigen Aktionismus verfalle.
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