Black scheint gerade ein Meeting mit irgendwelchen alten Säcken zu haben. Doch das ist mir scheißegal, genau wie die ganze beschissene Firma mir scheißegal ist.
„Aiden", sagt Black verwirrt, als er mich sieht und steht auf. „Was suchst du hier? Ich habe gerade -"
„Es ist mir scheißegal, was Sie gerade haben, Black!" Ich komme ihm näher. Am liebsten würde ich ihm und jeden hier in diesem abgefuckten Raum meine Faust ins Gesicht schlagen.
Black sieht mich entsetzt an. „Mister Bender, ich -"
„Nein, Sie hören mir zu!", brülle ich ihn an. „Sie hören mir jetzt genau zu und wagen Sie es nicht mich zu unterbrechen!"
Es herrscht kurz Stille im Raum. Die anderen Säcke starren uns nur fassungslos an.
Black ist eingeschüchtert, ich sehe es, doch das sollte er auch sein. Ich bin so fertig mit dieser ganzen Scheiße, wenn ich hier raus bin. Schließlich setzt er sich wieder nickend hin und sieht mich erwartungsvoll an. Die Furcht vor meinen kommenden Worten, ist ihm anzusehen. Wahrscheinlich sind all diese Leute verdammt wichtige Leute für ihn. Umso besser für mich.
„Wissen Sie eigentlich, was ihre beschissene Firma mir angetan hat?", schreie ich Black an, komme ihm immer näher. „Ihre beschissene Drecksfirma hat mein Leben ruiniert! Humane Arbeitszeiten haben Sie mir versprochen! Arbeitszeiten, die mein Privatleben in keinster Weise einschränken! Humane Arbeitszeiten am Arsch!" Ich gehe aggressiv auf einen Stapel Papiere, die auf Blacks Schreibtisch liegen, zu und schmeiße sie durch den Raum. „Das ist was ich bekommen habe!", brülle ich, zeige auf die vielen Papiere, die um uns herum fliegen. „Verdammt beschissene Arbeit, von morgens bis abends, ohne Pause, ohne gar nichts! Und wissen Sie noch was?" Ich greife an einem alten Sack vorbei, nehme mir den Block und die Stifte die vor ihm liegen. „Damit haben Sie mir verdammt nochmal alles genommen, was ich hatte!" Ich schmeiße die Hand voller Stifte durch den Raum, den Block zerreiße ich in zwei Teile. „Ihr beschissenes Buch und das Geld können Sie sich in ihren geizigen Arsch schieben! Wegen Ihrer Firma und ihren falschen Versprechungen, stehe ich am verdammten Abgrund, Black, wissen Sie das? Und Sie!" Ich zeige auf all die alten Säcke, die um den Tisch herum sitzen und mich ängstlich anstarren. „Ich wünsche Ihnen allen, dass ihnen ihre beschissenen gekauften Frauen fremdgehen und sie bettelarm auf der Straße landen! Das ist was diese ganze Drecksfirma von Black Poe Enterprise verdient hat!"
„Aiden", sagt Black leise, versucht mich zu beruhigen.
„Halten Sie bloß Ihre verdammte Fresse!", brülle ich ihn an. Sofort ist er still und schreckt zurück. „Suchen Sie sich einen anderen Vollidiot, mit dem Sie so umspringen können, dem Sie sein verdammtes komplettes Leben wegnehmen können! Ich bin fertig mit dieser Firma, ich bin so fertig mit diesem ganzen Bullshit!" Mit einem Wisch schmeiße ich alles, was auf Blacks Schreibtisch steht herunter, scheiße darauf, dass da ein beschissener Computer steht. Mit lautem Knall landet alles auf dem Boden, zerspringt in tausend Teile. „Sie werden nie wieder so einen guten Schreiber finden wie mich, nie wieder! Krepieren Sie an ihrem fucking Geld, schieben Sie es sich ganz tief in ihren widerwertigen Rachen! Ihr alle!" Ich zeige wieder auf die alten Säcke. „Ihr alle könnt das tun! Ich bin fertig mit diesem Scheiß!"
Und ja, ich bin wirklich fertig mit diesem ganzen Bullshit. Aggressiv und geladen wie noch nie verlasse ich das Büro, schmeiße die Tür hinter mir laut ins Schloss.
Eine eingeschüchterte Angie starrt mich an, klemmt sich ein paar Papiere vor die Brust.
„Und du!", knurre ich sie an und zeige mit dem Finger auf. „Du lässt dich gefälligst nie wieder bei mir blicken! Lösch meine Nummer, lösch alles, was mit mir zu tun hat! Rede nie wieder auch nur ein Wort mit mir! Verbanne mich aus deinem kranken Hirn und dann verkriechst du dich in dein beschissenes Loch!"
Ihr Blick ist noch mehr eingeschüchtert, ihr Rücken an die Wand gedrückt. Eine Träne läuft ihr übers Gesicht.
Wahrscheinlich hätte ich Mitleid mit ihr, wenn sie nicht mein verdammtes Leben zerstört hätte. Doch das hat sie.
„Hör gefälligst auf zu heulen", funkle ich sie böse an. „Du hast mein Leben zerstört, nicht ich deins! Sei froh, dass ich dich nicht bei Black verpfiffen habe, du ..." Ich sehe weg, rümpfe aggressiv die Nase. „Fahr zur Hölle."
Und ich lasse sie einfach stehen. Verlasse Black Poe Enterprise und hoffe, dass ich es nie wieder betreten muss. Er kann mir alles in Rechnung stellen, was er möchte, er kann mich anzeigen, es ist mir scheißegal. Black Poe ist mir einfach scheißegal.
Raven
„Mein Mitbewohner ist noch bis übermorgen bei seinen Eltern, du kannst solange in seinem Zimmer schlafen, wenn du möchtest", bietet Alec mir an als wir seine Wohnung betreten.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich hier bin. Ich war hier schon viele Abende, in denen Aiden nicht Zuhause war.
Ich nicke, stelle meinen Koffer neben die Wohnungstür und lasse meine Tasche auf den Boden fallen. „Danke, dass du mich hier schlafen lässt", sage ich mit heiser Stimme, erschöpft von den letzten Stunden.
Alec zieht sich die Lederjacke aus, hängt sie über einen Stuhl. „Ist doch kein Problem, Süße ... Brauchst du irgendetwas? Ich könnte dir Alkohol anbieten. Wein, Sekt?"
Ich folge ihm in die Küche und lasse mich auf einen Hocker fallen, der an einem Tresen steht. „Ist mir egal. Ich brauche nur irgendetwas, das mich endlich durch diesen Tag bringt."
„Also Wein." Er bückt sich unter ein Regal und holt eine Flasche Rotwein hervor, dann nimmt er noch zwei Weingläser und winkt mich zur Couch. „Komm, wir setzen uns hier hin."
Ich setze mich zu ihm auf die Couch und beobachte, wie er den Korken zieht, den Wein in die Gläser füllt und mir eines reicht.
„So ..." Er sieht mich erwartungsvoll an.
Ich schwenke den Wein in dem Glas, beobachte, wie die Flüssigkeit am Rand hoch und runter schwappt, eine leicht durchsichtige Spur hinterlässt. „Du hattest Recht", fange ich leise an. Sofort kommt mir wieder dieses Bild von Aiden und Angie in den Kopf, wie sie auf ihm sitzt. Meine Kehle schnürt sich sofort wieder zu. „Er hat mich betrogen." Meine Stimme ist kaum noch ein Krächzen.
Wie kann ich nur so viel weinen?
Schluchzend lasse ich meinen Kopf auf Alecs Brust fallen und kralle mich in seinem schwarzen Pullover fest, achte dennoch darauf den Wein nicht zu verschütten.
„Shh", macht Alec leise und streichelt mir über den Kopf. „Alles wird gut."
„Nichts wird gut", weine ich jämmerlich. „Gar nichts wird gut! Ich habe ihn verlassen und jetzt ist alles am Ende ... Ich liebe ihn so sehr, Alec ... Ich liebe ihn so sehr."
„Ich weiß, Ly, ich weiß." Er legt seinen Kopf auf meinem Kopf ab. "Wie, ähm, wie hast du es herausgefunden?"
Ich wische mir mit dem Handrücken die Tränen von der Wange und richte mich etwas auf. „I-Ich habe sie erwischt. Bei ihm im Büro ... S-Sie war - und er war – u-und –"
„Du musst es nicht aussprechen", besänftigt Alec mich und wischt mir liebevoll eine weitere Träne von der Wange.
„Ich will bei ihm sein", schluchze ich. „Ich will zurück zu ihm."
„Ich weiß", sagt Alec leise und hebt den Arm an, damit ich mich wieder an seine Brust lehnen kann. Als ich mich an ihn lehne, streicht er mir durchs Haar und trinkt ein Schluck Wein. „Das ist so ... unvorstellbar. Er kam mir immer so – so rein vor. So perfekt und schlau genug, um so etwas niemals zu tun."
Ich trinke ebenfalls einen großen Schluck von dem süßen Wein und schlucke gleichzeitig den dicken Kloß in meinem Hals herunter. „Aber er hat es getan ... Er hat es einfach getan."
„Glaubst du, du kannst ihm je verzeihen?"
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