Dies ist wohl ein sehr persönliches Buch, weil es meine eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit widerspiegelt. Es zeigt meinen eigenen, persönlichen Blickwinkel auf verschiedene Bereiche des Seins. Solche Blickwinkel gibt es wohl genau so viele, wie es Menschen auf der Erde gibt. So lässt die Verschiedenheit der Meinungen oft das Gefühl zurück, sich nicht mehr richtig orientieren zu können. Im Hintergrund der vielfältigen Erkenntnisse, die in der Sterbeforschung, der Parapsychologie, der Bewusstseinsforschung und der Quantenphysik erarbeitet wurden, zeichnet sich aber langsam das Bild einer größeren Realität ab. Ich habe den Eindruck, dass diese Realität umfassender ist, als die uns geläufige, dabei aber um ein Vielfaches weniger kompliziert. Ihre Prinzipien sind von einer geradezu beeindruckenden Einfachheit.
Wesentliche Bereiche der Existenz führen sich hier auf die Tätigkeit von Bewusstsein zurück. Die Realität gleicht dabei mehr einer Art von Trägerwelle, auf die die Eigenschaften eines Bewusstseins aufmoduliert sind, um eine Analogie aus der Funktechnik zu verwenden. So entsteht individuelle Wirklichkeit und dies ist durch Forschungen bereits nachgewiesen. Es ist die innere Ausrichtung eines Bewusstseins, die spezifische Art seiner Wahrnehmung von Existenz, die dabei den Ausschlag gibt.
Inzwischen finden sich auch immer mehr Anzeichen dafür, dass selbst die objektive, von uns allen wahrgenommene Wirklichkeit von solchen Mechanismen beeinflusst ist, wenn man den Maßstab des Bewusstseins einer ganzen Planetenbevölkerung anlegt.
Dieser in allem gegenwärtige Hintergrund von Bewusstsein und das sich daraus ergebende, andere Verständnis von Realität, sollen durch die Sätze, die hier dargebracht sind, möglichst gut spürbar werden. Manche folgen einem inneren Aufbau, einer logischen Abfolge. Andere sind einfach in den Raum gestellt, ohne weitere Begründung, und wollen von allen Seiten betrachtet werden. Manchmal scheinen sie sich zu widersprechen, zeigen sich dann aber, mit einem „und“ versehen, in einem größeren Rahmen.
Viele der zentralen Themen unserer Existenz weisen mehrere, verschiedene Aspekte auf, wobei man eigentlich erwarten sollte, dass sie eindeutig und offensichtlich wären. Es ist aber immer der für eine Betrachtung eingenommene Blickwinkel, der die Wahrnehmung auf einen anderen Aspekt eines Themas lenkt. Jeder dieser Blickwinkel hat seine eigene, kaum anzweifelbare Gültigkeit, ist im Kern aber immer mit den gleichen, grundlegenden Prinzipien verbunden. Alle hier vorgestellten Gedanken behandeln auf die eine oder andere Weise die drei großen Säulen unserer Existenz: Den Stellenwert von Liebe in ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen, das Bewusstsein und das Sein eines Menschen. Liebe ist aus meiner Sicht die Kraft im Hintergrund der Schöpfung, durch die alles existiert. Ihre Ausdrucksformen sind die einzigen Paradigmen, die eine friedliche Koexistenz aller Menschen auf Dauer gewährleisten können. Bewusstsein ist die Grundlage unserer Individualität. Und als das Sein eines Menschen bezeichne ich die innere Prägung dieser Individualität, die sich in unserem Leben als psychische Veranlagung, aber auch als Lebensweg auszudrücken beginnt.
Tiefere Einsichten in Themen der Existenz können oft nur schwer durch andere Menschen vermittelt werden. Man muss den Weg zu ihrer Erkenntnis meist selbst gehen, weil sie nur dann ihren Nutzen entfalten können, wenn sie in den Bereich persönlicher Wahrheiten integriert werden können. Jedoch benötigt es dafür eine Richtung, in die sich die Aufmerksamkeit bewegen kann, damit es einem gelingt, das Ziel zu bemerken und dann auch zu erreichen.
So umspannen die Beiträge in diesem Buch ganz einfache Feststellungen über die Herausstellung der wechselseitigen Aspekte, mit denen unsere Lebensthemen belegt sind, bis hin zur Darstellung komplexer, innerer Zusammenhänge. Dabei werden manche der hier vorgestellten Aussagen wegen ihrer Andersartigkeit und der daraus entstehenden Neubewertung bei einigen Lesern kontrovers bleiben. Das ist neben der rein informativen Absicht durchaus ein Nebeneffekt, der sich konstruktiv auswirken kann. Es fördert die Diskussion und unterstützt dadurch die Bewusstwerdung über den Facettenreichtum unserer vielfältigen Lebensbereiche, von denen die meisten in unserer Wahrnehmung scheinbar längst erfolgreich zugeordnet sind. In vielen Fällen kann die bereits bestehende Zuordnung aber nicht mehr den Anforderungen der heutigen Wirklichkeit genüge leisten.
Häufig ist es zunächst einmal erforderlich, seit langem gängige Denksysteme aufzubrechen, um so den geistigen Freiraum zu schaffen, der die unabdingbare Voraussetzung für eine Weiterentwicklung unserer Wahrnehmungen und damit auch für eine Weiterentwicklung unseres Bewusstseins ist. Denn unser Denken bewegt sich zumeist in festen Strukturen, die durch unsere Erziehung und durch das uns umgebende, soziale Milieu vorgegeben werden.
Solche Wegweiser für Ihre eigenen Betrachtungen finden Sie in diesem Buch. Viele von ihnen verfügen über mehrere Interpretationsebenen, die sich dem Leser erst erschließen, wenn er sich auf die dahinter liegende Idee einlässt und diese Idee dann auf sich einwirken lässt. Zugleich bieten sie aber auch genügend freien Raum, um von ihm selbst ergänzt und weitergedacht zu werden. Nehmen Sie die Aussagen in diesem Buch also nicht einfach nur als Wahrheit entgegen und lehnen Sie sie auch nicht ungeprüft ab. Lassen Sie diese Gedanken auf sich einwirken, um Ihre eigenen Aussagen zu finden – diejenigen, die für Sie selbst Gültigkeit haben. Dann ist der höchste Zweck dieses Buches erreicht.
Michael Gauss
WAHRHEIT
Wenn man mit etwas zu forschen beginnt, dann hat man es zuerst mit vielen Fakten zu tun.
Aber wenn man immer weiter eindringt, dann bleiben nur wenige Wahrheiten übrig.
Wirkliche Wahrheit ist einfach zu verstehen und findet sich immer in der Natur wieder. Man muss nur lernen sie zu sehen.
Wenn etwas kompliziert ist, dann ist es keine letzte Wahrheit oder sie wurde noch nicht ganz verstanden.
Hermann Hesse sagt in Siddhartha: „Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr.“ 1
Doch wenn das zuträfe, dann gälte es auch für diesen Satz. Deshalb führt er sich selbst ad absurdum.
Jenseits aller philosophischen Verwirrung ist da aber eine tiefe Ordnung am Fundament der Schöpfung, die zweifellos als Wahrheit gelten darf.
Hinter einer Wahrheit liegt manchmal die Sehnsucht des Betrachters verborgen.
Aber oft ist sie dann keine Wahrheit mehr, sondern nur noch ein frommer Wunsch.
Wahrheit ist nicht so objektiv, wie man glauben möchte, sondern eher sehr persönlich.
Es gibt aber auch die Wahrheiten des großen, zentralen Primärbewusstseins, aus dem heraus alles entstanden ist und die deshalb auch allen anderen übergeordnet sind.
Es scheint ein Widerspruch in sich zu sein, dass Wahrheit sich entwickeln dürfen muss. Wie kann sie da noch Wahrheit sein?
Sie kann es immer nur für jenen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit in einem begrenzten Zeitraum sein, den man zu überblicken meint.
Wenn es um meine eigene Wahrheit geht, die, die für mich selbst gültig ist, dann werde ich niemals zu letzter Sicherheit finden.
Ich kann immer nur wählen, prüfen und anpassen. Und mein Maßstab dabei ist, ob es einem offenen und ehrlichen Blick auf die Welt ein Mehr an Reife verleihen kann.
MACHT
Es gibt zwei Arten von Macht:
Die, die von innen über die Persönlichkeit wirkt und die, die eine Funktion im Außen braucht.
Wirklich bedeutsam ist nur die eine, die aus dem Inneren kommt, weil sie aus gemeisterten Lebensthemen erwächst.
Dominanz und Unterwerfung sind zwei entgegengesetzte Seiten des gleichen Prinzips. Dieses Prinzip nennt man Macht.
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