Ein anderer Theil dieser Leute entkommt solch' traurigem Ende. Aber die Herzthätigkeit ist bei ihnen durch den ungeregelten Blutlauf übermäßig angestrengt, und daher ergeht es ihnen wie einem Wanderer, der auf der Landstraße, auf einmal von seinen Kräften verlassen, erschöpft zusammenbricht. Das ermüdete Herz stellt seine Thätigkeit ein. Ist überhaupt die menschliche Natur einer Maschine ähnlich, so stelle ich die Frage: Wie geht es der Maschine, die nicht fleißig geschmiert wird, die im Betriebe täglich viel Staub und Schmutz aufnehmen muß und nie gründlich gereinigt wird? Wird sie nicht eines Tages, vielleicht im vollsten Betriebe auf einmal stille stehen oder zusammenbrechen und ihre Dienste versagen? So geht es Vielen, wenn die erforderliche körperliche Thätigkeit nicht eingehalten wird. In allen Körpertheilen lagern sich abgenützte Stoffe ab und verwüsten die inneren Organe. Wenn man einen solchen Körper im Inneren schauen könnte, so müßte man sagen: Hier ist allgemeine Zerstörung. Der Körper bricht in Folge dessen zusammen, und dann heißt es, es hat ihn oder sie ein Schlag getroffen. Wie diese angeführten Menschenmörder, so könnte eine große Anzahl Krankheiten angeführt werden, deren Hauptursache darin liegt, daß die Körperkraft nicht gehörig geübt wurde, wodurch alle möglichen Unordnungen entstanden, bis schließlich irgend ein Übel dem Leben ein Ende machte. Zu dieser Klasse gehören aber auch außer den Studierenden alle Übrigen, die hauptsächlich mit geistiger Arbeit beschäftigt sind, deren Körperkräfte in Folge dessen durch ihr Berufsleben nicht gestärkt werden und so nach und nach immer mehr erschlaffen. Wenn dann irgend ein Theil des Körpers nicht mehr lebensfähig ist, so beginnt bei ihm zunächst die Verwüstung des Organismus und greift immer weiter um sich, bis der ganze Körper nach und nach lebensunfähig wird.
Die Beamten sind vom Morgen bis zum Abend, besonders wenn ihnen ihr Beruf recht am Herzen liegt, geistig beschäftigt; einzelne Körpertheile werden besonders angestrengt, sei es durch Denken oder durch Reden. Meistens ist in ihren Kanzleien oder Amtsstuben kein sehr günstiges Licht, besonders wenn die Sonne nicht ins Zimmer scheinen kann. Es fehlt auch sehr häufig die reine, gesunde Luft. Man braucht deßhalb noch nicht in diesen Räumen zu rauchen, das Athmen mehrerer Menschen in einem Zimmer macht die Luft auch schon schlecht. Ebenso thun das die Wände, wenn sie feucht sind und Modergeruch von sich geben, und manche andere Dinge, die sich in einem solchen Bureau befinden. Sollte nun der Körper nicht durch Einathmen so mancher ungesunden Stoffe geschwächt werden? Dazu kommt noch, daß die Leibeskräfte nicht durch schwere Arbeit geübt werden, im Gegentheil Alles auf Schlaffheit hinwirkt. Soll nicht auch hier mit Grund zu erwarten sein, daß die Maschine des menschlichen Körpers zu frühe leistungsunfähig wird? Wie hart ist es dann für den Geist, der in seiner Berufsthätigkeit fortfahren und am liebsten recht lange wirken möchte, eine beständige Abnahme seiner Körperkräfte wahrnehmen zu müssen! Bald ist es die Hand, welche ihre Dienste zum Schreiben versagt, bald verhindert der morschwerdende Kehlkopf anhaltendes Sprechen, bald machen heftige Congestionen das Denken fast unmöglich, bald wollen die Beine den Körper nicht mehr tragen u. s. w. Solches Siechthum vor Augen zu haben und mit sich herumzutragen ist gewiß eine bittere Sache.
Gerade so geht es auch Denjenigen, welche mit dem Lehrfach sich beschäftigen. Ihr Geist bekommt nie Ruhe, einzelne Theile des Körpers, wie die Sprachorgane, sind ebenfalls fast beständig thätig, aber es findet keine entsprechende Übung der Körperkräfte statt.
Wie kann solchem Übel entgegengearbeitet werden? Wie kann man so vielen Krankheiten vorbeugen, die das ohnehin schwere Berufsleben gar so bitter machen? Wie kann man so manche vorzeitige Todesfälle verhüten? Man kann allerdings verschiedene Mittel empfehlen, aber unter allen ragen besonders zwei hervor: Erstens Übung der Körperkräfte und zweitens Anwendung des Wassers. Wie beide am besten vorgenommen werden können, soll im Folgenden angegeben werden.
Spazierengehen, körperliche Arbeit, Zimmergymnastik.
Viele glauben, wenn sie von Zeit zu Zeit oder auch ganz regelmäßig ihren Spaziergang machen, dann hätten sie für die Erhaltung und Vermehrung der Körperkräfte ihre Schuldigkeit gethan; aber ich behaupte: Es reicht dieses durchaus nicht hin. Beim Spazierengehen werden bloß die Beine und Füße im Tragen geübt. Die Unterleibsorgane bleiben beim Spazierengehen so ziemlich unthätig, d. h. sie bekommen keine erheblichere Thätigkeit als im ruhenden Zustande. Das Athmen ist etwas stärker, und deßhalb sind Herz und Lunge in einer etwas größeren Thätigkeit. Die übrigen Organe aber bleiben unthätig, und so wird wohl das Spazierengehen weniger Vortheil für den Körper bringen als für den Geist, der sich erquickt an dem Anblick der freien Natur. Der Körper bekommt freilich beim Spaziergang eine bessere Luft; aber weil dabei die übrigen Organe in Unthätigkeit bleiben und Alles behalten, was sich Verdorbenes angesammelt hat, so wird doch der Anhäufung von Krankheitsstoffen nicht entgegengearbeitet. Ein Beispiel möge Dieses veranschaulichen. Wenn ich im Mai, wo es viele Maikäfer gab, in den Garten kam und auf den jungen Bäumen eine Menge sah, dann habe ich diese jungen Bäume so stark geschüttelt, daß die Käfer sämmtlich auf den Boden gefallen sind; dadurch verhinderte ich die Verwüstung, welche dieselben angerichtet hätten. Hätte ich aber die jungen Bäume ausheben können und hätte sie spazierend im Garten umhergetragen, dann hätten die Maikäfer ihr Unwesen ruhig fortsetzen können. Gerade so ist es mit dem menschlichen Organismus, in dem sich alle möglichen Stoffe ansetzen. Diese vermag ein Spaziergang nicht zu beseitigen, dazu gehört eine größere Anstrengung, wie sie bei Ausführung von geregelten schweren Arbeiten stattfindet.
Was ich über das Spazierengehen gesagt habe, gilt aber nur von jener Art von Spaziergängen, wie sie gewöhnlich gemacht werden. Es gibt aber auch solche, die allerdings sehr dazu beitragen können, die Kraft des Körpers zu heben und die Gesundheit zu befestigen. Letzteres ist zum Beispiel der Fall, wenn man ziemlich rasch geht und dabei vielleicht noch einen Weg hat, der eine Anhöhe hinauf führt oder doch sonst mühsam ist. Es empfiehlt sich sehr, bei solchen Spaziergängen den Körper, der leider nur zu oft bei der Arbeit eine gebeugte Stellung einnimmt, recht gerade zu halten und die Brust herauszubiegen. Für die in derselben befindlichen Organe ist es besonders gut, wenn man die Hände etwa in der Mitte des Rückens zusammenlegt, oder noch besser, wenn man den Spazierstock quer über die Schulterblätter in der Höhe der Achseln hält und dann dessen Enden mit den Händen faßt. Bietet sich Gelegenheit, so kann man auch hie und da einen Sprung über einen Graben machen oder sonst irgend welche Anstrengung der Muskeln vornehmen. Man soll aber darauf achten, daß nicht bloß die Beine, sondern auch die übrigen Körpertheile in Thätigkeit kommen. Ich kannte zwei Herren, die täglich in einem Wald spazieren gingen und dort die verschiedensten Übungen machten, um alle Körpertheile in Bewegung zu setzen und zu stärken, was auf ihre Gesundheit den wohlthätigsten Einfluß hatte.
Wie kräftigend Spaziergänge der bezeichneten Art auf den Menschen wirken, sieht man unter Anderem an den Märschen der Soldaten, welche in einer die Muskeln anstrengenden Gangart, beladen mit Gepäck und Waffen, oft weite Strecken zurücklegen müssen. Wenn dabei keine Überanstrengung der Leute stattfindet, so ist das eine für die Gesundheit recht wohlthätige Übung.
Ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, daß es gerathen ist, beim Spazierengehen und besonders beim Bergsteigen den Mund geschlossen zu halten und nur durch die Nase Athem zu holen. Sollte es aber nothwendig werden, tief Athem zu schöpfen, so möge man stehen bleiben und mit geöffnetem Munde einige kräftige Athemzüge machen.
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