Daraus wird klar, dass die Sonne eine wirklich sehr zentrale Bedeutung hat. In unserem Sonnensystem und im Leben. Denn Selbstverwirklichung ist eine zentrale Aufgabe und bedeutet nicht nur – was natürlich auch unterstellt werden kann – dass dies ein automatisch ablaufender Vorgang ist. Man kann letzten Endes tun und lassen, was man will. Man verwirklicht sich - ob man darum weiß oder nicht - in jedem Falle. Aber wenn man ein gewisses Bewusstsein um diejenigen Anteile hat, die es zu verwirklichen gilt, dann hat man gegenüber anderen Menschen, die dieses Bewusstsein nicht haben, einige Vorteile. Man kann sehr gezielt bestimmte Aufgaben im Leben angehen und wird sicherlich daraufhin auch entsprechend weniger Probleme im Leben haben.
An dieser Stelle zusammengefasst – und ich erinnere bitte noch einmal daran, dass wir am Anfang des Tierkreises mit relativ wenigen Fakten auskommen können: Die Sonne ist dasjenige Prinzip, was den Krebs, beziehungsweise den Mond, zum Leben erweckt. Die Sonne ist daher das Prinzip der Emotion, damit der Verausgabung all der Anteile, die innen liegen. Diese Verausgabung, dieser emotionale, lebendige Vorgang wird zusammengefasst Verwirklichung genannt. Da jede Verwirklichung immer auch mit einem bestimmten Verhalten einhergeht, ist der Begriff Verwirklichung von dem Begriff Verhalten nicht zu trennen. Der Begriff Verhalten ist auch im psychologischen Bereich ein ganz, ganz zentraler. Das heißt, es gibt verschiedene Verhaltensmöglichkeiten, Verhaltensmodalitäten, mit denen Menschen auftauchen können. Wir können astrologisch sagen, es gibt mindestens 12 verschiedene Verhaltensweisen, Arten und Weisen, sich zu verhalten. Die Sonne im Zeichen Zwillinge verhält sich beispielsweise anders als eine Sonne im Steinbock. Wie genau sie sich jeweils verhält ist dann Sache der Deutungsmethoden
Bestimmt haben Sie schon gehört, dass das Tierkreiszeichen Löwe, beziehungsweise Menschen, die eine Löwe-Betonung haben, den Ruf genießen - um es mal positiv auszudrücken - relativ selbstzentriert, wenn nicht sogar überheblich und eingenommen von sich selbst zu sein. Nun, das ist nicht gänzlich falsch, obwohl es auch eine Reihe von Löwen gibt, die nur eine sehr dünne Mähne haben und nur ein sehr armseliges Gebrüll zustande bekommen. Aber das hat dann damit zu tun, dass andere Faktoren im Horoskop das Löwe-Potenzial überlagern und schmälern. Na ja, dann haben wir halt einen ziemlich armselig dreinschauenden Löwen. Aber so etwas gibt es.
Unabhängig davon, was es alles für vielfältige Spielarten des Löwe-Prinzips gibt, kann aber gesagt werden, dass der Löwe an sich durchaus der Meinung ist, dass - um es mal etwas scherzhaft zu formulieren - der Tierkreis bei ihm zu Ende sei. Wir wissen, dass das offensichtlich falsch ist, denn der Tierkreis ist bei den Fischen zu Ende. Aber der Löwe weiß das nicht. Nun – woher soll er das auch wissen? Denn bei ihm angekommen im Tierkreis, ist das bisher das am weitesten entwickelte Niveau. Wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass wenn der Löwe im Tierkreis erreicht ist, wir alle vier Elemente haben – der Widder ist Feuer, der Stier ist Erde, der Zwilling ist Luft und der Krebs ist Wasser – dann kann man sagen, dass in einem gewissen Sinne ein kleiner Tierkreis abgeschlossen ist. Der beginnt dann wieder neu beim Löwen, mit Feuer. Und danach folgt die Jungfrau, die Waage und der Skorpion, danach folgt also wieder Erde, Luft und Wasser. Dann geht es wieder weiter mit dem Schützen, der wiederum Feuer ist, bis zum Wasser, den Fischen. Das heißt nach dem Löwen wird der Tierkreis noch zweifach wiederholt, im Sinne der Wiederholung der Elemente. Aber natürlich immer auf einem jeweils höheren Niveau.
Man stelle sich den Tierkreis also bitte als eine nach oben gerichtete Spirale vor. Aber alles das weiß der Löwe noch nicht. Wobei man vermuten könnte, dass selbst wenn er es wüsste, er es auch nicht anders denken würde, dass er mit Sicherheit das Zentrum sei. Fakt ist, dass das Feuerelement Energie darstellt, dass das Erdelement, gleich Stier, das Körperliche darstellt, dass das Luftelement, gleich Zwilling, das geistige Prinzip darstellt und dass das Krebs-Zeichen mit dem Wasserelement das Seelische darstellt. Das heißt wir haben Energie und wir haben Körper, Geist und Seele. Das alles liegt hinter dem Löwen. Und der Löwe macht ein Mordsgebrüll und sagt: Hurra! Fertig! Das stimmt aber nicht. Auf kleinem Niveau gesehen ist es aber durchaus richtig. Und genau diese Tatsache, die jetzt so formell formuliert gewesen ist, führt im psychologischen Sinne dazu, dass der Löwe auch im Sinne von Selbstbewusstsein und von überzogenem Selbstbewusstsein der Ansicht ist, dass er das absolute Zentrum der Welt ist.
Im Sinne einer subjektiven Betrachtung der Welt hat er Recht. Aber es gibt nicht nur diese subjektive, sondern auch eine objektive Betrachtung, die den Blick etwas weitet. Und in diesem Sinne hat er natürlich Unrecht. Aber da wir im Moment sowieso noch nicht von Recht oder Unrecht oder einer rechtmäßigen Einschätzung oder unrechtmäßigen Einschätzung sprechen wollen, müssen wir einfach nur versuchen, zu verstehen, woher die doch zum Teil ausgeprägte Überheblichkeit und Selbstzentriertheit beim Löwen kommt. Psychologisch würde man von einem hybriden oder aufgeblähten Ich sprechen. Sie ist begründbar in der Tatsache, dass ein großer Teil des Tierkreises im Prinzip abgeschlossen ist. Sich allerdings von dem Entwicklungsniveau her im unteren Drittel befindet. Aus der Sicht des Löwen macht es, wie gesagt, nichts aus. Diese Selbstzentriertheit verleiht dem Löwe-Prinzip bzw. den Menschen, die eine starke Löwe-Betonung haben, eine Sicherheit im Auftreten, d.h. in ihrem Verhalten.
Ich rede jetzt von dem Prinzip, ich rede nicht von einem Menschen aus Fleisch und Blut, der eine Vielzahl von entsprechenden Planeten im Horoskop hat, die sich gegenseitig auch aushebeln können - das führt dazu, dass eine Selbstzentriertheit und eine Selbstsicherheit ins Spiel gebracht werden, von der andere Tierkreiszeichen nur träumen. Das heißt nicht, dass sie da unbedingt große Bewunderung für hegen. Teilweise, wenn man das jetzt prinzipiell betrachtet, wird anstelle von Bewunderung möglicherweise nur ein mitleidiges Lächeln übrigbleiben. Ich denke beispielsweise an den Wassermann oder den Fisch oder auch an den Steinbock. Die können über so ein Gebrüll des Löwen mit diesem enormen Auftritt, der dann einem „Provinzfürsten aus Kasachstan“ ähnelt, nur lächeln. Das hat nichts Staatsmännisches, das hat sehr viel von einem dick aufgetragenen Stolz, den man sehr wohl – man denke beispielsweise an den Steinbock – gegenüber dem, was man unter Würde versteht, unterscheiden muss.
Stolz und Würde – oder ich könnte astrologisch auch Löwe und Steinbock sagen – sind zwei grundverschiedene Verhaltensformen bzw. Möglichkeiten des Daseins. Insofern soll damit schon angedeutet sein, dass das, was wir unter Würde verstehen, sicherlich eine größere Wertschätzung genießt, als das, was wir unter Stolz verstehen. Stolz ist in der Regel etwas, was man sich selber verleihen kann, was auch einer subjektiven Bewertung unterliegt, in dem Sinne, als man einen Stolz zu Recht oder auch zu Unrecht tragen kann. Unter Würde versteht man aber etwas, was man sich nicht selber verleihen kann, was einem verliehen wird. Und über diese Verleihung bzw. über diese Ehrung, die mit einer Würdigung einhergehen, da gibt es keine relativen Standpunkte.
Die Selbstverständlichkeit des selbstbewussten Auftreten des löwe-betonten Menschen kann also einerseits einen enormen Eindruck auf andere machen, und das auch durchaus zu Recht. Denn es gibt ab und zu bestimmte Dinge, die im Leben zu tun sind, bei denen beispielsweise ein gewisser Mut erforderlich ist. Ich meine jetzt wirklich Mut, ich meine nicht Tollkühnheit - das ist noch etwas anderes. Dieser Begriff würde auch eher zum Widder-Prinzip passen. Aber an Mut mangelt es dem Löwen nicht, denn warum soll er den nicht haben, wenn er eh der Meinung ist, dass er als einziges Wesen in der Welt die Dinge anpacken und schaffen kann. Also hat er allen Grund, mutig zu sein.
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