Baustein 4:
Das 4. Lebensprinzip ist die 1. Stufe der Entstehung des Innerseelischen im 2. Quadranten. Es stellt das Potential der Empfindungen in seiner Ganzheit dar, jedoch ohne die Möglichkeit, dieses auch im Außen zeigen zu können. Insofern "schlafen" die Empfindungen noch und warten auf ihre "Erweckung".
5. Lebensprinzip / LÖWE - SONNE - FELD 5
Unsere Aufgabe besteht jetzt darin, uns das 5. Lebensprinzip, was astrologisch Tierkreiszeichen Löwe, vom Planeten Sonne und vom Feld Nummer 5 genannt wird, zu erarbeiten. Dieses 5. Lebensprinzip hat genau wie das vorhergehende 4. Lebensprinzip (Krebs, Mond, 4. Feld) eine ganz entscheidende und ganz zentrale Bedeutung in der gesamten Astrologie. Was ich hierzu anzumerken habe, möchte ich der Einfachheit halber beziehen auf den Planeten Sonne. Es gilt selbstverständlich auch für den Löwen und analog das 5. Feld.
Mond und Sonne sind die beiden - etwas altertümlich formuliert - Hauptgestirne, mit denen in der Astrologie gearbeitet wird, und das schon zu allen Zeiten. Ein Hauptgestirn wie Sonne und Mond soll nur bezeichnen, dass diese beiden Planeten Lebensprinzipien darstellen, die ganz grundsätzlichen Charakter haben. Aber das heißt nicht, dass sie in einem individuell ausgerechneten Horoskop generell eine größere Bedeutung als die übrigen Planeten haben.
Die wesentliche Grundbedeutung der beiden Hauptgestirne Sonne und Mond liegt in der Tatsache begründet, dass sie, wenn man sie zum Beispiel auf die menschliche Psyche überträgt, die beiden Hälften der Jung’schen Psychologie darstellen, der Anima und des Animus. Das bedeutet, dass der Mond, die Anima - die weibliche Hälfte oder der weibliche Anteil - der Psyche ist. Und die Sonne den Animus, also den männlichen Anteil der Psyche, darstellt. Dieselbe Grundüberlegung finden wir nicht nur in der europäischen Psychologie bzw. Tiefenpsychologie, sondern auch in jeder Art von Philosophie oder Religion. Vor allen Dingen auch in den ostasiatischen Religionen. Da gibt es das Prinzip des Ying und Yang. Wobei das Ying das Weibliche und das Yang das Männliche darstellt. Das heißt alle Menschen sind zu allen Zeiten davon ausgegangen, dass die Welt dualen Charakter hat. Und das diese Dualität - man könnte auch sagen diese Polarität - in der Welt auch aus menschlicher Sicht ihren Niederschlag in den Planeten finden muss, beziehungsweise in den Merkmalen, mit denen die Astrologie arbeitet.
Insofern sind diese Merkmale, beziehungsweise die Planeten, immer dual aufgebaut. Das heißt es gibt zu einem bestimmten Planetenprinzip immer auch einen Gegensatz. Vielleicht besser formuliert: ein ergänzendes Prinzip. So können wir sagen, dass die Sonne der Gegensatz bzw. die Ergänzung zum Mond darstellt. In dem Sinne, als der Tag die Ergänzung zur Nacht ist oder der Mann die Ergänzung zur Frau. Oder das Yang die Ergänzung zum Ying – und so weiter. Selbstverständlich kann das auch umgekehrt gesehen werden, dass das Ying die Ergänzung zum Yang ist oder die Frau die Ergänzung zum Mann. Das sind keine Bewertungen, wenn es hier um eine Reihenfolge geht. Tatsache ist, dass die Sonne das Gegenstück, den Gegenpart zum Mond spielt.
Wenn wir es psychologisch betrachten, was in der heutigen Astrologie durchaus sinnvoll ist, dann können wir durchaus sagen, dass die Sonne, und das ist jetzt das erste Wesentliche, was Sie sich in Zukunft astrologisch merken müssten, dass die Sonne das Bewusstsein des Menschen symbolisiert - im Unterschied zum Mond, der das Unbewusste darstellt. Die menschliche Psyche ist unter anderem unterteilt in das Unbewusste und das Bewusstsein. Insofern ist es wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, wie groß der Anteil des Unbewussten oder wie groß der Anteil des Bewusstseins an der Gesamtpsyche ist. Dabei sollte man davon ausgehen, dass der Anteil des Unbewussten, also astrologisch gesehen der Anteil des Mondes, um ein Vielfaches größer ist als der der Sonne, der des Bewusstseins.
Das ist relativ leicht und logisch nachzuvollziehen, denn wenn es andersrum wäre, wenn also unser Bewusstsein bei uns selber den Anteil des Unbewussten übersteigen würde, dann wären wir alle auf dem Weg der Erleuchtung, beziehungsweise kurz davor. Aber solange das nicht der Fall ist, und ich gehe davon aus, dass es in der Regel nicht der Fall ist, müssen wir sagen, dass das Unbewusste einen viel größeren Raum einnimmt als das Bewusstsein. Was dann bedeutet, dass es viel mehr Dinge gibt, die wir nicht von uns wissen, als die, die wir von uns wissen. Sicherlich hat jeder Mensch eine bestimmte Vorstellung davon, ein bestimmtes Empfinden und Gefühl zu sich selber. Und hat in diesem Sinne ein sogenanntes Ich-Bewusstsein. Aber das heißt noch lange nicht, dass nur, weil er dieses besitzt, alles das, was er in diesem Ich-Bewusstsein über sich zur Verfügung hat, dass dies alles das ausmacht, was ihn ausmacht.
Letzten Endes ist das Bewusstsein vergleichbar mit dem kleinen Lichtkegel einer Taschenlampe, mit der man in einem großen dunklen Raum versucht, diesen Raum zu erkunden. Immer an die Stelle, wo der Lichtkegel der Taschenlampe hinfällt, könnten wir sagen, fällt das Licht des Bewusstseins hin und man wird für diesen Moment - was diese Angelegenheit betrifft, mit der man sich gerade beschäftigt - bewusster. Aber der Raum, in dem man sich aufhält, ist sehr, sehr, sehr groß. Und er kann von einem kleinen Scheinwerferkegel immer nur zu einem gewissen partiellen Teil bewusst gemacht werden. Alles andere bleibt im Dunklen.
Im Laufe der Zeit, im Laufe der Jahre, im Laufe der Lebenserfahrung, die man macht – und wir unterstellen jetzt ein gewisses Entwicklungsniveau und eine gewisse Entwicklungsbereitschaft – dass man den Teil des Bewusstseins immer mehr erweitert. Das heißt wir bekommen im Laufe unseres Lebens aufgrund unserer Erfahrungen, die wir machen, immer mehr Möglichkeiten, über uns und die Welt, in der wir leben, bewusst zu werden. Aber noch einmal: Der Anteil der Sonne, der genau für diesen Vorgang steht, ist immer im Gegensatz zum Unbewussten eingeschränkt. Selbst bei sehr, sehr weit entwickelten Menschen sollten Sie bitte unbedingt davon ausgehen, dass der Mond ein viel größeres Feld, einen viel größeren Raum darstellt im Sinne des Unbewussten, als das Bewusstsein.
Das wiederum heißt aber auf keinen Fall, dass die Sonne generell weniger wichtig wäre als der Mond. Von solchen Bewertungen sollten Sie sich auf jeden Fall fernhalten. Denn sie nützen niemandem. Vor allen Dingen nützen sie auch Ihnen relativ wenig, wenn es um das Lernen der astrologischen oder Lebenszusammenhänge geht. Von Bewertungen sollte man sich immer fernhalten, denn sie verstellen einem den Blick. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass der Planet Sonne, stellvertretend für Löwe oder das 5. Feld, in der Folge nach dem Krebs und dem Mond kommend, eine ganz bestimmte Aufgabe hat. Es ist nicht zufällig, dass der Löwe und die Sonne nach dem Krebs und dem Mond kommen.
Das Zeichen Krebs ist, wie in der letzten Lektion dargestellt, als die eigentliche Substanz des Seelischen zu verstehen. Um es etwas andres zu formulieren: das Zeichen Krebs entspricht dem, was wir unsere Identität nennen. Das heißt das Empfinden, was sich in uns zu unserem eigenen Wesen hin aufgebaut hat. Das was wir Identität nennen, ist als solches in uns - das ist wichtig - in uns eingelagert. Das bedeutet allerdings auch, dass die Identität im Sinne des Mondes und des Krebses aus sich heraus keine Möglichkeit hat, sich zu zeigen. Beziehungsweise sich wieder nach außen zu bewegen. Genau das ist die Aufgabe der Sonne und des Löwen. Die Sonne bewegt den Mond hinaus in die Welt.
Man könnte sagen - das ist ein ganz, ganz wichtiger zentraler Oberbegriff für die Sonne und das 5. Feld - die Sonne verleiht dem Mond, verleiht unserer Identität Leben. Leben ist ein Oberbegriff, vielleicht sogar der beste und wesentlichste Oberbegriff für die Sonne. Und damit für den Löwen und das 5. Feld. Alle Abwandlungen des Wortes Leben - also beispielsweise auch das Wort „Erleben“ - gehören zum Löwen. Wenn die Sonne den Mond zum Leben erweckt, dann bedeutet das nichts anderes, als dass die Sonne der Träger der Identität wird. Über die Sonne wird unsere Identität nach außen ins Leben getragen. Das heißt, dass unsere Identität über die Sonne lebendig wird. Sie wird lebendig in dem Sinne, sie wird sich zeigen. Und zwar in dem, was wir psychologisch gesehen unser Verhalten nennen.
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