Autor: Paul Köhler
Titel: Dialog
Untertitel: Lyrik in medias res
© Copyright 2016 Paul Köhler
www.paulkoehlerbooks.wordpress.com
Druck: epubli GmbH, Berlin,
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In der Brandung bricht er der Fluten Kraft,
Im Gebirg' trägt er der Gletscher Massen,
Im Land der Weiden weite Flur und
Der Metropolen eisernes Werk.
Erstand vor Jahrmillionen, geschaffen ward
Ein Mineral: formenreich von Farbgestalt
Granit fest und weich der Sand,
Heroisch in seiner Urgestalt; bruchfester
Ewig gebundener Halt der Erden Grund
Und als persistente Kraft.
Leblos und doch des Lebens Bund,
Als Grund, als der zum Existieren wahrt,
Als Macht dem zu entfliehen.
Als Macht festzustehen.
Es zeigt in seiner Diversität
In Farben, Formen seine Entität –
Nimmer zu besten droht es
Der Natur entgegen und doch
Verletzbar und porös.
Der Stein als Welten festes Element.
In der hallenden Bucht gestoßen steht
Ein Sinn nach Vernunft geschrieben
Und sehnt nach Ufern ferner Gestade
Ist hier nicht mehr umher getrieben,
Wähnt sich schwach bald gebrochen
In dem Geiste säuselnder Balladen
Gleich dem wo – denn habe Mut nur
Die Tücke dieser Seel' und dieses Geists
Sich nach Vernunft zu regen, stur
In den tiefen Himmel scheint getrieben
Die Aufklärung ihr Ziel zu arrivieren.
Habe Mut, dein Geist wird es Dir lohnen,
Sich dem vernünftigen zu wähnen
Und den Welten gar zu trotzen, die sich
Tosenden Fluten gleich hinab in das Tal
Stoßen, in dem wohl undefiniert die
Tücke des unverständlichen liegt.
Dort gehen böse Teufel um und fegen
All den Willen heraus, tröpfeln nach und
Nach nur ihre Idiotie … Vernunft
Zu zeigen ist nicht allein gerecht,
Der Unmündigkeit ungeachtet zu lassen
Zeigt sich besser dem.
Nie, oh nie so dargeboten will sich
Der Meister mit dem Volke zeigen,
Selbst verschuldet ist diese Misere,
Aus der zu befreien man starken, reinen
Willens bedarf, um Seel' und Kopf –
Ganz trunken noch zur See gefahren –
Aus dem Feuer zu entheben.
Der Geist lebt mit seinem Möglichen,
Der tristen Einheit zu entkommen
Und den Weg sich wohl zu sinnieren,
Da, wohin auch immer der Gedanke
Schweift soll er auch bleiben dürfen.
Kraft, die Kraft, die Du
Bedenkst zu besitzen
Zeigst in aller Bewunderung
Die in Dir steckt
Und von Dir in Urgewalt
Zu entsteigen sucht.
Derer Du Dich mit deinem
Geist und deinem Feingefühl
Verschreiben und versagen
Wirst, die Du beherrschen
Kannst.
Machst dich mündig nur
Zu betreiben deine Macht
Und zeigst dich fähig noch dazu,
Dich deiner Wortgewalt auch
Hinzugeben, ohne zetern
Einer niederen Sprache zu
Frohlocken.
Verrätst Du Dich
Oder willst Du wohl bemerken,
Was Du kannst? Du bist, wenn
Dir zu gedenken nicht bekommt
Auch Unmündig, deines eigenen
Lebens Faden zu sein.
Sprich nur wie Du sprichst
Und red' nur frei heraus, was
Du zu können glaubst. Es
Wird nur gut, wenn es die
Wahrheit ist und Du nicht
Quälend Wörter aus Dir buhlen
Musst – lasse frei der
Wortgewalten Macht über
Dich und deine Kunst zu reden,
Wenn mündig Du nur bist.
Wie Rade in Rade
In dero gleichen ohne Gnade
Stoßend, hebend mit Barte
Greifet; Nimmer stehend
Im Laufe der Zeiten rastend
Sich drehend ohne Unterlass;
So denn, sich belehrend, sind
Dinge schon gekommen, befind'
Ein neues Leben schon des Alten.
Ergötzend am und labend,
Am steten Erwägen
Zwischen dessen und Normen
Weiten Gesetzen: nobel öffnet
Durste leidend Menschen.
Wenn man zum Manne
Eisen pfleischnellend schicket
Eines Truges Bilde, bange
Der Zeiten in Nah' und weiter
Ferne; hetzt lange
Das Feuer umgarnend die Dunkelheit
Und Gruft der eis' gen Zeiten an.
Wehe mir und deines Zeichens
Berstend mir Verstand und Krafte
Im Trumpfe schon der Sieg
Der Übermacht! Vernichtend
Ruhen stet' ge Rechte
Des Lebens Licht erlöschend.
Zu Stein geworden ist die Burg,
Zu Stein geworden dieses Schloss;
So hatte es der Ritter doch
Ganz abgesehen seiner Gier
Verraten an den Feinde bald
In dieser tosenden Übermacht.
Ist verübt die Gräueltat
Und schon gesungen dies' Lied,
Steht er, läuft, weiß keinen Rat –
Ist verkauft. Ist verraten.
Ist seines Glückes Schmied
Und hat sich' s doch versagt.
Weiß zu führen seines Schwertes
Eiserne Klinge, die er im Kampfe
Um Haus und Hof verlor.
In seinen Landen, man lehrte es,
Kommst bald davon,
Verruchter Zeiten, den Grotesken.
Der Blick getrübt, lässt keinen Weg
Ihn noch zu gehen.
Wird aufstehen – er sich erneut erheben,
Um zu fallen in der Schlacht.
Zieht sich hoch an seinem Stricke kühn,
Steht bald vor dir. Gib acht.
In Lohn und Brot
Steht dir der Tod,
Hat Unsereins schon fast umgarnt
Und vor Zeiten schon gewarnt.
Senkt mit seiner kalten Hand
Breite Schleier über Flur und Land.
Er reist mit seiner Urgewalt
Das zeit' ge Ende in Gestalt.
Schweigend hüllt sich sein Gewand
Ganz und gänzlich um den Fluch:
Die Seuche über Stock und Stein
Gemeißelt und vollbracht. Sein Buch
Der Seelen – hohl und rein.
Getränkt in Schande immerfort
An des Teufels verruchten Ort
Hat er dich verbracht. Zähle nicht
Die Tage, die du bleiben sollst,
Während dein Gewissen vor Gericht
Dein Leben dir berichtet stolz.
Lehre und nehme an die Wahl
Über deine neue Qual.
Lebst fortan bei Höllenfeuer
In der Gruft – der Preis ward teuer.
Ist schon gesetzt und wohl bedacht,
Ist schon geschehen nun:
Die Figur nach deiner Hände Macht
Gerückt auf Feld und Platze schon.
Des Gegners Lust bei Zuge,
Bereitet seine Lüge – der Zeit
Wohl reif, will schlagen, nehmen
Die Figur in seiner wilden Gier.
Spürst schon drückend wie vakant
Die Stelle auf dem Brette dort
Und des Feindes Siegesdurst.
Nichts kann ihn durchbrechen.
Rückest vor, nimmst jeden dir,
Der zur Hilfe steht in Lohn und Brote –
Schleichst an und merkest voller Leid,
Wie deine Reihen nah dem Tode stehen.
Es kann dir nicht gelingen,
Noch einen Zuge hier zu spielen –
Vernichtend ergötzt der Feinde sich
Und labt schon gar an deinen Männern.
Geschlagen. Vernichtet. Dem Tode
Nun ausgesetzt dein Spiel.
Er fällt. Er hebt sich nimmerfort.
Du – verachtest diesen Mord.
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