„Nimm deinen Finger. So. Warte.“
Sie steht auf und setzt sich mit dem Rücken zu mir. Ich rieche an ihrem Haar und an ihren Sachen. Nadine riecht nach süßem Duschgel. Ich taste sie ab wie ein junger Arzt seine erste Patientin. Alles an ihr ist kleiner, fester, schöner als an anderen Frauen. Nadine ist jung. Ihr Körper ist der einer unverdorbenen, freundlichen, klugen Frau. Wahrscheinlich ist sie vom Leben noch hellauf begeistert. Nichts an ihr schwabbelt oder fault.
Mit meinem Finger streichle ich ihren Unterleib. Sie hilft mir, indem sie ihre Hand auf meine legt, und mir zeigt, wie sie sich sonst selbst befriedigt. Mit schnellen Kreisbewegungen bearbeiten wir zusammen ihr angeschwollenes, kaum behaartes Geschlecht. Ich höre, wie sie schnell atmet. Nach sechs oder sieben Minuten lehnt sie sich entspannt zurück und schluckt. Dann dreht sie sich zu mir und küsst mich noch einmal wie eine Wahnsinnige. Ich umarme sie wieder, stehe dann mit ihr auf. Ich setze Nadines Körper auf den Boden und ziehe an ihrer Hose, bis diese auf dem Boden über ihren Sportschuhen liegt. Ich bücke mich und lecke einmal über ihren Hintern. Ich sehe ernst zu ihr auf und sie lächelt mich an.
„Ich will noch mal.“
Auf dem Weg zu den Fahrradständern sind wir merkwürdig still. Wir laufen eng nebeneinander her, aber ohne direkten Körperkontakt. Sie kämmt sich mit der Hand die Haare aus dem Gesicht, zieht an ihrer Jacke und lächelt mich an. Dann kramt sie in ihrem Rucksack nach ihren Schlüsseln und geht zu ihrem blauen Fahrrad. Ich bin nervös, weil ich mich deplatziert und goldrichtig zugleich fühle.
Routiniert wickelt sie die Fahrradkette um den Sitz, nimmt den Rucksack auf den Rücken und zieht das Rad vom Zaun weg.
„Was ist los?“
„Nichts.“
„Sondern?“
„Nichts. Wirklich.“
„Willst du mich?“
„Ja.“
Ich sehe ihr tief in die Augen.
„Mehr als du denkst.“
„Dann ist ja alles okay. Du bist aber so traurig. Willst du mit mir mit?“
„Nein. Ich glaube, das ist keine gute Idee.“
„Stimmt. Also, was ist?“
„Nichts. Vergiss es. Ich muss jetzt zurück zur Arbeit.“
„Ist das schlimm?“
„Sehr sogar. Du ahnst ja nicht, wie...“
„...wie scheiße es dort ist? Das kann ich mir vorstellen.“
Und dann plötzlich sagt sie etwas, was mich völlig konsterniert.
„Lass dich nicht unterkriegen. Sonst schlag zurück.“
Ich sehe ihr verblüfft in die Augen.
„Was ist?“
„Nichts. Es ist... Ich mag dich.“
Nadine kommt mit dem Fahrrad ganz nah an mich heran und blickt mir in die Augen.
„Wir werden uns wiedersehen. Ich will mit dir schlafen und ficken. Ja?“
„Ja.“
„Also. Ich will einen Typen, der so ist wie du. Ernst. Gut aussehend. Stark. Und er darf sich nicht unterkriegen lassen. Verstehst du?“
„Ja.“
„Meinst du, du kannst mich lieben? Ganz normal, so wie eine Frau?“
„Ja, sicher.“
„Schwörst du?“
„Ich schwöre.“
„Dann denk daran, dass wir jetzt zusammen sind.“
Verdammt nochmal. Ich fahre mir mit den Fingern nervös übers Gesicht. Etwas Schöneres hätte sie gar nicht sagen können. Mir kommen die Tränen.
„Nur wir zwei sind wichtig. Nichts anderes. Okay? Weißt du, wie lange ich auf einen wie dich gewartet habe?“
Was soll ich darauf sagen? Ich, ein 32jähriger Bürotrottel, der nur deshalb so ausgeruht und attraktiv wirkt, weil er alle Aufstiegschancen samt Familiengründung verpasst hat, erhalte eine Liebeserklärung von einem zwei Jahrzehnte jüngeren Mädchen. Nachdem mir Nadine ihre Telefonnummer plus Herzchen mit einem Kugelschreiber in die linke Handinnenfläche geritzt hat, radelt sie davon. Ich sehe ihr hinterher und blicke danach minutenlang auf meine linke Hand. Ich bin im siebten Himmel.
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