„Da war eine Fliege!“
Grabitzky klingelt nach der Sekretärin. Sie soll Kehrblech und Besen hereinbringen.
Das Bedürfnis der Jugend ist: sich selbst ernst nehmen zu können. Das Bedürfnis des Alters ist: sich selber opfern zu können, weil über ihm etwas steht, was e s ernst nimmt. (Hermann Hesse, Kultursendung)
Das Meeting ist aus. Mit irgendwelchen bedruckten Papieren schlurfe ich zurück an meinen Schreibtisch. Im Nebenzimmer berät Herr Mittermeier eine junge Frau.
„Und Frau Mayer, damit Sie es gleich wissen: Von Fortpflanzung halten wir ja hier gar nichts. Zumindest nicht jetzt. Und nicht von Ihnen. Wenn Sie mit Ihrem Gespusi, oder was das da sein soll, ein Kind in die Welt setzen wollen, dann denken Sie bitte daran: so eine Beziehung hält auch nicht ewig. Stellen Sie sich vor, der ist plötzlich weg. Dann sitzen Sie da allein. Nur Sie mit dem bisschen Geld. Und da können Sie dann froh sein, dass Sie im Büro so nette Kollegen haben. Und die können Sie auch jetzt schon haben, die netten Kollegen. Ohne Kind.“
Die Mittagspause verbringe ich auf der Straße. Nachdem ich mir ein Käsebrötchen und einen O-Saft geholt habe, schlage ich den Weg zur benachbarten Realschule ein, wo ich garantiert keinem der Kollegen begegnen werde. Ich gehe durch das blau gestrichene Tor auf den Schulhof. Die zweite Pause hat gerade begonnen und überall spielen und kreischen Jugendliche. Ich setze mich in die Nähe der Tischtennisplatten und genieße die Aussicht.
Viele süße Mädchen, die mit sich selbst oder den Jungs beschäftigt sind. Geschäfte und Büros sind meilenweit entfernt. Niemand hier ahnt, welch grausame Opfer die Hölle des Erwerbslebens fordern wird. Wüssten die Kinder es, würden sie auf der Stelle losziehen und sich selbst zerfleischen. Die Lehrer sitzen derweil im Lehrerzimmer, wo sie einen auf seriös und geschäftig machen müssen. Wobei jeder froh ist, wenn endlich die Pausenglocke läutet und er wieder zurück zur Jugend darf. Im Klassenzimmer werden dann faustdicke Lügen aufgetischt. „Ihr müsst später sehr hart arbeiten, Kinder. Sehr, sehr hart.“ Mumpitz. Die Lehrer sollten besser darauf vorbereiten, dass es nichts zu tun geben wird. Gar nichts. Zeit totschlagen, das ja. Aber arbeiten? Nein. Kann man nicht sagen. Wobei sich keiner wundern darf, wenn man statt der Zeit, diesem ominösen Etwas, lieber Körper totschlägt. Wie gut, dass man als Teenie andere Sorgen hat. Man prügelt sich, zerrt am Tornister, macht die letzten Schulaufgaben oder quatscht über Popmusik.
„Haben Sie die Frau Müller gesehen?“
„Was bitte?“
Einige halten mich offensichtlich für die Pausenaufsicht.
„Nein. Die Müller ist krank.“
„Wirklich?“
„Ja, wirklich. Die Stunde fällt aus.“
„Echt?“
„Ja, so echt wie echt. Die liebe Frau Müller ist diese und die nächste Woche nicht da. Todesfall im Nachbarhaus.“
Der Junge läuft weg. Eine Minute später jagen dreiundzwanzig Jungen und Mädchen laut kreischend durch das blaue Tor auf die Straße.
Ich stopfe den letzten Rest meines Brötchens in mich hinein. Als ich fertig bin, sehe ich, wie ein junges Mädchen auf mich zukommt. Die dralle, brünette Schülerin setzt sich an meine Seite.
„Hey.“
„Hey.“
„Was machst du hier?“
„Nichts. Pause.“
„Pause?“
„Ja. Ist doch ganz okay hier.“
Das Mädchen schaut mich mit großen Augen an. Um die Nase hat sie ein paar Sommersprossen. Unwillkürlich senke ich den Blick, mustere erst das T-Shirt über ihren Brüsten, dann ihre Jeans.
„Ich bin Nadine.“
„Schön. Ich heiße Peter.“
„Gut. Willst du was machen?“
„Was denn?“
„Willst du ins Bett?“
Ich sehe sie erschrocken an. Sie trägt noch eine Zahnspange.
„Soll ich darauf ehrlich antworten?“
„Klar!“
„Ja. Warum nicht?“
„Du willst mit mir ins Bett?“
„Ja.“
„Ich bin 14.“
Ich sehe sie ernst an.
„Hast du Lust zu küssen?“
„Jetzt?“
„Wann du willst.“
„Aber du hast doch gleich Unterricht.“
„Ja.“
„Wen hast du in der nächsten Stunde?“
„Hermann.“
„Gut.“
„Kennst du sie?“
„Nein.“
„Willst du mich nach der Schule abholen?“
„Wann hast du aus?“
„13 30.“
„Okay. Ich bin da.“
Sie steht auf und läuft wieder zu den anderen Mädchen. Ich sehe, wie sie offensichtlich über mich tuscheln. Ich kann kaum aufstehen, so geil bin ich.
Im Büro verschaffe ich mir die nötige Freizeit, indem ich meinen PC vier Mal hintereinander ein- und ausschalte. Kaputt. Spreche Matziewski auf den Anrufbeantworter und mache mich aus dem Staub.
„So kann ich nicht arbeiten. Diese Scheißmaschinen sind ein Alptraum. Morgen beantrage ich wieder eine stinknormale Triumph Adler mit Farbband. Am besten bringen sie mir gleich zwei davon. Falls die erste kaputt geht. Kümmern Sie sich drum. Piep.“
Schmidt schaut kurz auf und grunzt etwas.
„Wo ist nur dieser blöde Matziewski? Wo bleibt er bloß?“
Nach fünf Minuten stehe ich auf. Statt in den Keller zu gehen, verlasse ich die Irrenanstalt
durch den Hinterausgang. Ich bin merkwürdig aufgeregt und zittere am ganzen Körper. Punkt 13 Uhr 30 stehe ich vor der Schule. Nadine wartet schon.
„Und jetzt? Wollen wir zu dir?“
„Ich wohne weiter weg.“
„Gehen wir auf die Schultoilette?“
Ich zucke die Schulter.
„Von mir aus.“
Sie nimmt mich an der Hand und spaziert mit mir zu den Toiletten.
„Jetzt läuft gleich die siebte Stunde. Da ist ohnehin nichts los.“
Ich gehe Händchen in Händchen mit einer schlanken, süßen, viel zu jungen Schülerin über ihren Schulhof, um über sie herzufallen. Ist das pervers? Werde ich jetzt zum Kinderficker? Was soll ich machen? Ich bin verrückt nach Nadine. Alles an ihr gefällt mir. Ihre engen Jeans, ihre Zahnspange, ihre langen glatten Haare, ihr wunderschön gewölbter Hintern, ihre dunkelbraunen Augen. Ich habe den Kopf wie ein reuiger Sünder zum Boden gerichtet. Unwillkürlich muss ich an meine eigene Schulzeit denken. Mit großen Metallklammern und schwarzen Plastikeimern rannten wir über die Pflastersteine, um leere Sunkist-Päckchen und Butterbrotpapiere einzusammeln. Einsam fühlte man sich nie. Es gab immer jemanden, der einen tröstete oder nach Hause begleitete.
Am Ende des Schulgebäudes befindet sich ein Seiteneingang, der auf eine der typischen Zimmerfluchten führt. Links davon sind zwei gelbe Türen. Einmal für Jungs, einmal für Mädchen.
Nadine geht mit mir zu den Mädchen. Nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass wir alleine sind, drückt sie mich in eine der Toilettenzellen. Kaum ist die Türe zu, drängt sie mich auf die Kloschüssel.
„Komm. Setz dich.“
Ich tue, wie mir befohlen wurde und schließe Nadine in meine Arme. Sie sitzt nun auf meinem Schoß und schaut mir tief in die Augen.
„Du bist süß.“
Ich bin so gerührt, dass ich weinen könnte. Meine Hände streichen über ihre Jeansjacke und ihre Hose. Sie rückt noch näher an mich heran. Sie fährt mir mit den Händen durch meine Haare und streichelt meinen Nacken. Dann öffnet sie ihren Mund. Die Zahnspange hat sie herausgenommen. Wir küssen uns wie zwei Wahnsinnige. Nadine kaut auf meinen Lippen herum, schiebt ihre Zunge in meinen Rachen und legt dabei den Kopf schief. Als sie merkt, dass ich einen Steifen habe, führt sie eine Hand zwischen meine Beine. Dann küsst sie mich noch heftiger.
„Willst du mir an die Wäsche fassen?“
Ich sage nichts und öffne ihr die Jeans. Nadine beißt sich auf die Lippen. Mit meiner rechten Hand fasse ich ihr in die geöffnete Hose, streife ihren hellroten Schlüpfer zur Seite und erreiche ihre Spalte.
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