Mittlerweile hatte ich mich an Kleider und auch an Strumpfhosen gewöhnt. Da wir als Kinder oft dazu gezwungen worden waren, kratzige Wollstrumpfhosen zu tragen, hatte ich Strumpfhosen immer gehasst! Halterlose-Strümpfe gehörten nun schon seit längerem zu meinem Repertoire. Sie waren in gewisser Weise Teil des Spiels. Wenn ich sie trug, fühlte ich mich automatisch anders - attraktiver. Vielleicht weil ich wusste, dass sie meinem Partner gefielen und ihn in Erregung brachten.
»Ich möchte, dass du für mich und neben mir immer gut aussiehst«, betont er. »Ich will, dass andere Männer sehen wie heiß du bist. Mir gefällt es dich vorzuführen.«
Über das Thema Kleidung und Vorführen landeten wir wieder beim Thema Sex. Ich fragte ihn, was er von Pornografie hielt. Ihm schienen Pornos zu gefallen und er guckte sie wohl auch recht häufig. Prinzipiell konnten Pornos sicherlich als Medium dienen, um sexuelle Fantasien anzuregen oder die Lust im Allgemeinen zu steigern. Trotzdem, ich habe noch keinen Porno gesehen, welcher ein Paar zeigt, das auf erotische und natürlich verspielte Art und Weise Nähe, reale Zuneigung und Leidenschaft darstellt. Meistens drehen sich Pornos nur um hartes emotionsloses Ficken. Welche Frau würde auf so etwas in der Realität stehen - ohne Leidenschaft, Berührung, Vorspiel, Küssen, Streicheln, Lecken, Massieren, erregende Worte, Necken und so weiter? Welches Bild vermitteln Pornos von gesundem ›gutem‹ Sex? Ich habe nichts gegen die Idee von Pornos, aber bin fest davon überzeugt, dass sie, wenn natürlicher dargestellt, mehr Menschen ansprechen würden. Sie könnten zudem gerade Jugendlichen helfen ihre Sexualität zu entdecken und auch das andere Geschlecht besser zu verstehen. Pornos stellen für mich kalten Sex und Gewalt dar, sonst nichts. Bei diesem Thema fanden wir keine Meinungsübereinstimmung. Für ihn schien es gerade die Gewalt zu sein, die ihn erregte. Typisch Mann, dachte ich.
»Wie steht es denn bei dir mit der Eifersucht? Wirst du schnell eifersüchtig?«, wechselte ich das Thema.
»Nein, gar nicht.« Seine Antwort folgte überraschend schnell. Laut seiner Auffassung sei Eifersucht nur mangelndes Selbstbewusstsein. Eigentlich stimmte ich dem zu, war aber gleichzeitig der Meinung, dass in einer Beziehung ein bisschen Eifersucht eigentlich ganz gesund ist.
»Früher war ich sehr eifersüchtig. Es hat mich verrückt gemacht«, offenbarte er mir.
»Das Gefühl kenne ich. Bei meinem allerersten Freund war ich immer furchtbar eifersüchtig gewesen. Er war auch so ein Mädchenschwarm, den fast jede haben wollte«, erzählte ich ihm, wobei ich in Gedanken das Bild meines Ex-Freundes vor mir hatte. Trotzdem war ich der Meinung, dass ein bisschen Eifersucht in Maßen gut ist, da sie gelegentlich die Lust und das Verlangen zwischen einem Paar steigern kann. Wenn ein Partner gar keine Eifersucht verspürt, im gesunden Rahmen natürlich, heißt das dann nicht, dass es ihm letztendlich völlig egal ist, ob der andere flirtet, potentiell fremdgeht und vielleicht sogar jemand anderen als geeigneter für eine Beziehung erachtet? Wenn man vom Partner als selbstverständlich genommen wird, ist das in meinen Augen kein gutes Zeichen. Geringes Interesse oder noch schlimmer - Gleichgültigkeit - führt meist schnell zur Trennung.
»Ich liebe es meine Partnerin vorzuführen und mag es, wenn sie von anderen verehrt und begehrt wird. Es macht mich an, meine Partnerin von anderen ficken zu lassen«, gab er mir direkt zu verstehen.
»Dabei würdest du keine Eifersucht verspüren?«, fragte ich zweifelnd.
»Nein. Es geht mir hier um das Machtgefühl und um die Kontrolle. Wenn wir von Liebe sprechen, ist das wieder was anderes«, erhellte er mich.
»Und ficken lässt du nur unter deiner Kontrolle und deinem Beisein?«, erkundigte ich mich neugierig.
»Nein, ich lasse auch ficken, wenn ich nicht dabei bin. Es geht mir nur um das Gefühl der Macht und darum, Einfluss und Kontrolle ausüben zu können - das kickt mich, macht mich geil. Ich würde dir genaue Anweisungen geben, was du für mich tun sollst oder was du darfst und was nicht. Ich würde den Kerlen vorschreiben, wie sie dich ficken dürfen.«
Diese Vorstellungen machten mich etwas nervös. Also, bevor alles potenziell außer Kontrolle gerät, lässt er alles willentlich zu. Diese Kontrollausübung ist doch nur ein Vorwand, um das Gefühl zu gewährleisten, die Oberhand zu haben!, revidierte ich.
Was er sich vorstellte, hatte ich zwar noch nie erlebt, aber mein Kopfkino dabei erregte mich ein wenig.
»Macht haben zu wollen ist in sich auch Unsicherheit und ein Mangel an Selbstbewusstsein«, bemerkte ich. Seine Antwort verstand ich nicht. Er sprach von Projektionsebenen und brachte als Gegenbeispiel, dass Sex, außerhalb der Fortpflanzung, ja auch nur mangelndes Selbstbewusstsein wäre. Dem konnte ich nun wirklich überhaupt nicht zustimmen. Alle Menschen haben Sex, ob nun mit sich selbst oder mit anderen. Das ist doch eine völlig normale und gesunde Sache und zudem ein Trieb in uns, der nicht einfach abgeschaltet werden kann. Diesen Trieb kann man höchstens unterdrücken.
Was hat das mit mangelndem Selbstbewusstsein zu tun?, grübelte ich.
»Das würde ja bedeuten, dass wir alle einen Mangel haben«, folgerte ich, »aber Sex gehört zu unserer Natur - was natürlich ist, kann kein Mangel sein!«, folgerte ich endgültig.
Er erklärte weiter, dass er sehr viel darüber gelesen hätte und dass Sex benutzt wird, um Nähe zu bekommen und Macht und Kontrolle.
Sehr negativ und aggressiv hört sich das an. Wie sollte man denn auch Sex mit einem Partner ohne Nähe haben? Genaugenommen sind es doch auch erst die Nähe, die Berührungen und die entstehenden Erregung dadurch, die das Verlangen erwecken und gewisse Reize zustande kommen lassen. Was wäre denn Sex ohne Nähe? Bloßes Ficken! Und noch viel wichtiger, Nähe gehört zur Liebe, überlegte ich. Ganz offensichtlich gingen auch hier unsere Meinungen und unser Verständnis stark auseinander. Wie so oft entschlossen wir uns dieses Thema nochmal bei einem persönlichen Treffen aufzugreifen.
Seine nächste Frage kam. Er wollte wissen, ob ich Bestrafung bräuchte, wenn ich seinen Anforderungen und Erwartungen nicht gerecht würde. Diese Frage konnte ich nicht direkt beantworten. Ich musste sofort an meinen Ex-Freund denken, der dämliche Regeln aufgestellt hatte, wohlwissend, dass ich diese nicht erfüllen konnte. Er hatte sich daran aufgegeilt, mich mit Schlägen oder anderen Demütigungen zu bestrafen. Anfangs war dies eine Art Spiel für mich gewesen. Ein Spiel, welches er für seine Befriedigung missbraucht hatte. Zu der Erkenntnis war ich allerdings erst später gekommen. Auch hatte er Bestrafungen angedroht, wie anketten oder mich in einen Käfig sperren. Zum Glück war es nicht dazu gekommen, da ich die Beziehung rechtzeitig beendet hatte. Manche scheinen solche Bestrafungen erregend zu finden. So etwas konnte ich nicht nachvollziehen.
»Ob ich Bestrafung brauche oder nicht ist relativ. Ich würde nie etwas von dir verlangen oder fordern. Wenn du mich bestrafen willst, dann würde ich tun was du verlangst. Wenn es dich anmacht, dann macht es mich auch an!«, erklärte ich.
»Das ist genau das, was ich in meinem Leben gesucht habe. Du hältst meinen Schwanz in dauergeiler Erregtheit.«
Ich fasste seine Worte als großes Kompliment auf. »Von jemand anderem gefickt zu werden als dir - um nochmal darauf zurückzukommen«, fuhr ich fort, »würde ich als Bestrafung empfinden. Aber, ich würde es dir zuliebe tun, wenn ich wüsste, dass es dir Befriedigung bringt.«
»Würdest du es auch tun, wenn es keine Bestrafung ist, sondern ich es einfach nur von dir verlange?«
»Ja, ficken lassen, aber vielleicht dann trotzdem durch dich kommen oder gar nicht kommen, aber zu wissen, dass du abgespritzt hast.« Bei meinen Worten gingen mir erotische Bilder und Fantasien durch den Kopf.
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