„Zwingen wir sie zudem in eine sexuelle Abhängigkeit werden wir sie beherrschen.“
„Sexuelle Abhängigkeit…, mein liebet Labinsky, wie meint Ihr das?“ Ein Flüstern und verlegenes Kichern ging durch den Raum.
„Verehrter Doktor Augart Ihr sollte öfter mal die Medien konsultieren.“ Zeboz war ärgerlich. „Wir haben die Macht und wir haben die Mittel diese dort gezeigten, nennen wir es mal „Spielereien“ zu perfektionieren.
Mit Hilfe der Medien, dem Fernsehen und vielen der sozialen Netzwerken, kontrollieren wir bereits das Kauf- und Sozialverhalten, doch wie sie sehen meine Herren, lohnt das den Aufwand nicht. Zu viele freie Meinungen stören einen reibungslosen Ablauf. Rechtschafende Politiker werden verunglimpft, Männer der Wirtschaft der Korruption bezichtigt…! Und wie ihnen wohl zu Ohren gekommen sein mag, wurde nicht alleine Graf Xedek della Barraira als Tyrann bezichtigt.“
Abwartend blickte Zeboz Labinsky ins Publikum. Ein Raunen ging durch die Menge. Da ein bejahendes Kopfnicken, dort eine zustimmende Geste, vereinzelt skeptische Blicke oder gleichgültiges Schulterzucken. Jeder schien sich mit jedem zu beraten. Dann, man war sich einig, der Vorsitzende sprach ihnen, jeden einzelnen von ihnen, aus der Seele.
„Wir werden, was die Konditionierung der Massen betrifft die Endlösung anstreben“, fuhr Zeboz fort, als sich die Stimmen gelegt hatten
„Und wie soll das gehen…?“ meldeten sich nun interessierte doch auch skeptische Stimmen zu Wort.
„Massenkonditionierung per Knopfdruck ist das Zauberwort. Und dabei wird auch hier der neu entwickelte Chip zum Einsatz kommen. Per Knopfdruck können wir sowohl Massenhysterie so wie auch das Gegenteil, den friedfertigen Bürger hervorrufen.“
„Ist das nicht Utopie…?“
„Ruhe…! Lass den Vorsitzenden aussprechen…“ der ärgerliche Zwischenrufe eines Interessierten.
„Wir werden zur Impfung aufrufen. Eine kleine Pandemie meine Herren wird sich doch wohl auch dieses Jahr finden lassen.“
„Mein lieber Labinsky, haben Sie nicht eben noch von einem Chip gesprochen…? Was hat das alles mit einer Impfung zu tun?“
„Der Chip ist die Impfung. Ein Nano-Chip… injiziert…“
Zeboz Labinsky war Pragmatiker. Warum, wie der Imperator, stets neue Klone entwickeln - Zeit- und Materialverschwendung - wenn man die alten Modelle, sprich den Menschen, aufrüsten kann.
„Die Funkstationen die selbst die entlegensten Winkel unserer Konföderation erreichen, werden den Chip aktivieren. Wir müssen lediglich die jeweils benötigte Software entwickeln, doch das meine Herren dürfte für sie doch kein Problem darstellen.“ Mit diesen Worten beendete der respektable Vorsitzende die Sitzung.
Die Atmosphäre des kollektiven Wahnsinns und diese Worte mit denen Tarik konfrontiert wurde, wirkten nicht nur bedrohlich. Wollte er anfangs nur seine Verbesserungspläne für mehr soziale Gerechtigkeit, zugängliche schulische Institutionen auch für sozial benachteiligte, dem hohen Komitee für Menschenrechte vorlegen, besann er sich nun eines Besseren
Diese Art von Geisteskrankheit kann man nicht so einfach zum Stillstand bringen, das wusste Tarik, sie springt wie ein Lauffeuer von einem zum anderen über. Er war sich der Gefahr in der er schwebte wohl bewusst.
Dass dieses Komitee hauptsächlich aus psychologischen Beratern und Strategen großer globaler Konzerne bestand, hatte er bei seiner Anreise nicht wissen können. Deren einziges Ziel war es die bestmöglichen Vorteile, vor allem für sich selbst und ihre Arbeitgeber, herauszuschlagen und deren Statistiken und Umsätze zu steigern,
Die glauben doch tatsächlich, dass sie mit ihren Machenschaften alle Barrieren überwinden können…! Tarik kam ins Grübeln. Und ich befürchte sie können es, wenn ihnen die ahnungslose Bevölkerung auf den Leim geht. Dass sie trotz dieser menschenverachtenden Einstellung bereits so viele ködern konnten ist wohl der lebendige Beweis dafür…
Das schwer bewaffnete Wachpersonal, das er bei seinem Eintreffen als eine etwas übertriebene Vorsichtsmaßnahme belächelt hatte, tat das übrige um sich der Gefahr vollständig bewusst zu werden.
Wenn seine Entdeckung, die zum Wohle der Menschheit entwickelt worden war in die Hände dieser Verbrecher fallen würde, würde das zu ihrer sicheren Versklavung führen.
Wie funktioniert der menschliche Verstand, die menschliche Seele. Diese Daten, diese bahnbrechende wissenschaftliche Errungenschaft lag fein säuberlich verpackt auf seinen Knien. Eine tickende Zeitbombe… Dieses Wissen würde Menschen wie Zeboz und Konsorten direkt in die Hände spielen.
Schon bei den ersten Worten des „respektablen“ Vorsitzenden, denen er mit ungläubigem Erstaunen folgte, war er sich darüber im Klaren.
Die Entschuldigung Tariks, dass seine Arbeit noch einer gründlichen Überholung bedurfte, wurde mit wohlwollender Herablassung gut geheißen. Seine schnelle Abreise ebenfalls, da man so mit einer baldigen Fertigstellung seiner Arbeit rechnete.
Seit diesem Tag war er nur noch damit beschäftigt all das Publik zu machen. Er fand Resonanz nicht nur bei der Bevölkerung, auch der Graf kochte vor Wut.
„Am besten du reist unter falschen Namen“, meinte nachdenklich der Professor. Tarik der sich ein Weilchen seinen Erinnerungen hingegeben hatte konnte nur zustimmen.
„Hier auf Sovo wird man sicherlich schon nach dir fanden. Mit Ars, vor allem wenn du unter einem anderen Namen reist, wird dich niemand in Verbindung bringen. Und Tomo, auch wenn unsere Vermutungen zutreffen, wird sich hüten dich zu verraten. Ein Kondolenzbesuch, keine offene Konfrontation, so erfährst du am meisten.“ Ihm war klar dass sein junger Freund sein Temperament zügeln musste, seine scharfe Zunge konnte er sich für später, für den Grafen und seinesgleichen aufbewahren.
12 Masheba und Tariks Rückkehr
„Dein Mann hat dich also zurückgeschickt…!“ Der tadelnde, unwillige Blick Tomos entspannte sich als er in ihr müdes, immer noch kindliches Gesicht blickte. Langsam erhob er sich von seinem zerwühlten Lager. Entsetzt blickte Masheba in das um Jahre gealterte Antlitz ihres Vaters. Alles hatte sie erwartet, Schelte, Belehrungen, doch keinen todkranken Mann.
„Was ist geschehen Vater, was fehlt dir?“ Er wich einer direkten Antwort aus, stattdessen fuhr er fort:
„Ich will mich nicht entschuldigen, doch irgendwie habe ich das Gefühl dass du ein Recht darauf hast die Wahrheit zu erfahren.“ Vom seinen Leiden gezeichnet, dem Tode näher als dem Leben, fiel ihm das sprechen sichtlich schwer. Trotzdem, seine anschließende Beichte schien eher dazu gedacht die eventuell doch existierenden Götter gnädig zu stimmen, als dem ratlos dreinblickenden Mädchen Hilfestellung zu leisten, denn immer noch brachte er es nicht fertig ihr offen in die Augen zu schauen.
Über seinen Zustand, über die Krankheit die ihn seit Monaten schon an sein Lager fesselte mochte er nicht sprechen. Doch die Erinnerung an seine Vergangenheit schien wieder etwas Leben in den abgemagerten Körper zu bringen.
„Eigentlich begann alles damals, vor langer Zeit, du warst noch ein Kind und konntest gerade die ersten Schritte tun…“
Er musste lange überlegen bevor er zögernd fortfuhr. Was nun folgte war auch Teil seiner eigenen bewegten Lebensgeschichte, von der bisher keiner etwas ahnte.
„Fast ungesehen landeten wir, ich und ein paar meiner Männer mit einem ziemlich ramponierten Raumschiff auf diesen Planeten. Erst durch den Anführer eines kleinen Nomadenstammes wurden wir weit draußen in der offenen Wüste entdeckt und als Gefangene zu Haraikos dem großen Bakkai gebracht.
Die wenigen anderen die in den Jahren vor uns auf diesen von der Außenwelt fast völlig ignorierten Planeten notgelandet waren, wurden, wie es die Tradition verlangte gastfreundlich aufgenommen. So wenigstens erklärte es uns später Haraikos, der uns an diesem Tag bereits auf halben Weg entgegenkam. Und so war es nicht verwunderlich, dass auch wir, die Gestrandeten, nachdem wir von unserem Missgeschick erzählt hatten, mit offenen Armen empfangen wurden. Eine lange Geschichte mein Kind, eine lange Geschichte, doch bin ich zu erschöpft um dir heute mehr zu erzählen.“
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