1 ...7 8 9 11 12 13 ...25 Noch zu Lebzeiten des alten Grafen verfiel sein Land in den Status den er sich bei anderen so sehr zu nutzen machte… in Bedrängnis.
Die Armut kam im Laufe der folgenden Generationen schrittweise. Der Imperator forderte, er bekam allmählich kalte Füße in seinem prächtigen „Eispalast“, doch Tarquam konnte nicht mehr pünktlich liefern. Die Minen versiegten, konnten mit den steigenden Bedarf nicht mehr Schritt halten.
In vergangenen Zeiten des Wohlstands war Tarquam, wie auch später sein Sohn Zaran de Torquaret della Barraira und dann sein Enkel Xedek
ein charmanter Frauenheld, großzügig zu seinen Freunden und an manchen Tagen auch zu seinen Feinden. Doch der Druck der auf ihnen lastete hatte sie zu dem gemacht für das sie bekannt wurden, gnadenlose Tyrannen. Umgeben nur von Ihresgleichen wurden ihre wahren Persönlichkeiten, ihr wahrer, einst großmütiger Charakter zuerst zweitrangig, dann vergessen. Auch er konnte, durfte und wollte nicht mehr an seine Vergangenheit erinnert werden, man legte sie als Schwäche aus.
Schwäche war der Tod in einer Gesellschaft an der er mitverantwortlich war - und so kamen ihn die neue Wunderdroge Hyxan und das Projekt Mind Control sehr gelegen.
Das Hyxan wurde zuerst nur an einigen wenigen Strafgefangenen getestet. Der Gefangenenplanet Marab im angrenzenden Alpha Priori System schien bestens dafür geeignet. Auf Anraten einiger Kommissare, die Widerstände humanitärer Organisationen befürchteten, wurde das ganze Projekt in geheimer Mission durchgeführt. Die Ergebnisse überstiegen jegliche Erwartung.
Die so gesteigerte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der Sträflinge entlockten selbst den zynischsten ein anerkennendes Lächeln.
Mit einer so gesteigerten Produktivität versprachen sich auch die hart arbeitenden Freiwilligen, aus denen ein Großteil der Männer auf dem „Planeten der Verdammten“ bestand, eine frühzeitige Erfüllung ihres Arbeitsvertrages. Es waren nur wenige die die damit verbundene Gefahr erkannten. Ihre warnenden Stimmen aber wurden im Begeisterungsrausch der geistig weniger privilegierten im Keime erstickt. Ihr Tun schien ihnen recht zu geben. Mit dem Gefühl des völligen Losgelöstseins, wurde selbst die schwerste und gefährlichste Arbeit mit spielerischer Leichtigkeit getätigt.
Die Heimat schien ihnen zum greifen nah, was die Abreise der ersten Kumpels noch zu bestätigen schien. In den Stunden in denen die Droge den Schlaf ersetzte, kamen sie ins Träumen und hatten längst vergessen, dass sie bereits die eigenen Kinder zum ausschlachten freigegeben hatten.
Die Freiheit die man durch die Wunderpille bald zu erreichen hoffte hatte natürlich seinen Preis. Das Opium auch, doch war dies ein kleiner Luxus den sich jeder leisten konnte. Auch war dieser sanfte Glücklichmacher, sowie Alkohol, eine beliebte Prämie den die Kompanie bei besonderen Anlässen an alle verteilte. Nicht selbstlos versteht sich. Die so benebelten Arbeiter hatten Schwierigkeiten in diesem Zustand, der auch am nächsten Tag noch anhielt, ihr Pensum zu erfüllen, und griffen so bereitwillig zu Mitteln, wie dem immer beliebter werdenden Hyxan, das ihnen nicht nur Antrieb versprach sonder auch gab.
So verstrickten sie sich immer mehr in Schulden, die sie nur zurückbezahlen konnten in dem sie ihre unmündigen Kinder an den Moloch, der die zivilisierte Welt wie eine riesige, nimmer satte Kracke zu verschlingen drohte, verkauften. Mit: „Nur ein weiterer drei Jahresvertrag, ein sicherer Arbeitsplatz für eure Kinder. Ein Arbeitsplatz der in der freien Marktwirtschaft, das wisst ihr doch aus eigener Erfahrung, oft nur schwer zu finden ist“, wurden ihnen ihre letzten Bedenken genommen.
Die Kalfaktoren der Psychiater, die Mediziner, rationierten einstweilen händereibend und dosisgerecht, das für ein glückloses Erwachen aus dem Opiumrausch benötigte Hyxan, das, um so mehr es verlangt wurde, im Preis stieg. Auf dem Schwarzmarkt versteht sich, den die Kompanie, so erzählte man den Männern, wüsste nichts davon.
Der Heimflug der Privilegierten in schnellen kleinen Gleitern, und nicht mit den behäbigen Frachtern die meist wochenlang unterwegs waren, steigerte das Hochgefühl. Man fühlte sich geachtet, die Kompanie tat etwas für ihre Kinder. Man war nicht mehr länger ein Paria, ein Außenseiter der Gesellschaft. Dies trug merklich zu einer Selbstsicherheit bei, die sie als Tagelöhner sonst nirgends in diesen Maßen empfunden hatten.
Die Gleiter waren für weite Strecken untauglich, doch das wurde in ihren vernebelten Hirnen nur hintergründig, wenn überhaupt, wahrgenommen.
Die wenigen warnenden Stimmen waren längst verstummt. Nur bei neuer menschlicher Lieferung züngelte zuweilen die Stimme der Vernunft, die jedoch ebenso schnell wieder versiegte.
Die neue Wunderdroge hatte natürlich ihre Nebeneffekte. Tödliche, nicht nur abhängig machende, doch davon wussten die Männer zu ihrem Unglück nichts.
„Und würden sie es wissen“, meinte angewidert Zeboz S. Labinsky, Kopf der psychiatrischen Elite, Kommissar der KomHyg, wie er sich jetzt nannte „würden die meisten dieser Desperados sie trotzdem nehmen. Subjekte dieser verkommenen Gesellschaft sind der Selbstzerstörung näher als der Selbsterhaltung.“
Mit dieser Ansicht konnten die Bosse Zuhause, hätten sie davon gewusst, bestens leben. Menschlichkeit wäre ihrem Unternehmen nur hinderlich gewesen.
Die Ärzte wussten natürlich um die verheerende Wirkung der Droge, doch ihre einzige Sorge bestand darin, dass der letztendlich tödliche Kollaps nicht im Lager, vor den Augen aller erfolgte. Anzeichen dafür waren leicht zu erkennen und so wurden die so gezeichneten beizeiten für die „Heimreise“ vorbereitet und dementsprechend „präpariert“.
Der Flug der Gleiter dauerte nicht lange. Ein paar Minuten nur, denn das zu erreichende Auffanglager für die „Heimkehrer“ lag nur fünfzehn Meilen vom Camp entfernt. Ein vor Jahren verlassener Stollen diente als letzte Ruhestätte für die Männer die für ihre „Heimreise“ noch einmal mit einer Spezialdosis Hyxan aufgepeppt wurden. Nur wenige Stunden später, als die Droge die letzten Reste ihrer Energie aufgezehrt hatte, fielen sie, der eine früher, der andere später, in ein Koma aus dem sie nicht mehr erwachten. Da wo sie noch vor kurzer Zeit saßen, selbstbewusst, die versprochene Prämie in den Händen - Aktien der Kompanie, wertlose Dokumente die speziell für diesen Anlass angefertigt wurden - wurden Klappen geöffnet. Die „Entsorgung “ erfolgte vollautomatisch.
Sie verschwanden vor den Augen ihrer Kameraden, die, wenn sie je aufgeblickt haben sollten, es geistig schon lange nicht mehr registrierten.
Diese Massengräber wurden aus hygienischen Gründen alle paar Tage ausgeräuchert, die Leichen verbrannt. Der Rauch der in der Regel immer nach dem Abflug „Privilegierter“ aufstieg war weithin zu sehen, doch gab es niemanden der daran Anstoß nahm. Außer kleinen Gruppen skeptischer, die, wo immer es gepeinigte Menschen, Unterdrückung gibt, entstehen
Kleine Gruppen, denn die meisten die vielleicht etwas ahnten hielten lieber den Mund. Duckmäuser. Aus Angst buckelten sie weiter und verrieten obendrein die, die ihnen vielleicht hätten helfen können.
Nicht die Verwegenen, die Todesmutigen, die ihre Püppchen, wie sie die Tabletten lachend nannten, waren eine Gefahr für die rebellischen Außenseiter, es waren die Streber. Ein paar Tage versprochener Freiheit war ihnen das Leben eines Kameraden wert.
Es waren oft nicht die Strafgefangenen, die Ganoven und Halunken, auf die in ihrer Heimat häufig ein Kopfgeld von beachtlicher Höhe ausgesetzt war, die diesen schäbigen Charakterzug, Verrat, aufwiesen. Es waren die sogenannten „unbescholtenen Bürger“, die hier ihren Dreijahresvertrag „in gehobener Position“ wie sie zu betonen wussten, abarbeiteten. „Anständige Männer“, die endlich auch mal das schnelle Geld machen wollten. Es waren ebenfalls diese, die sich nun zu Richtern, zu moralischer Instanz. und treuen Mitarbeitern der Kompanie aufspielten.
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